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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Hochöfen.

Der von J. W. Miller in London 1899 patentierte endlose
Giesstisch (D. R. P. Nr. 107703) ist der Uehlingschen Maschine
ähnlich. Auch K. Orth in Donawitz hat eine Roheisen-Giess-
vorrichtung erfunden 1).

Je grösser die Hochöfen wurden und je mehr ihre Tageserzeugung
stieg, um so wichtiger wurde der Materialientransport, wofür immer
grossartigere Anlagen erfunden wurden, besonders in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Doch folgten bald auch die grossen
Hüttenwerke Europas diesem Beispiel. Hierzu gehören z. B. die Draht-
seilbahnen zu Rümelingen in Luxemburg und zu Krompach in Ungarn 2),
von J. Pohlig erbaut, die Gichtseilbahn der Maximilianshütte zu
Unterwellenborn von Bleichert & Co., die fahrbaren Dampfkranen
auf Portalgerüsten der Dortmunder Union, die fahrbaren Ent- und
Beladebühnen vielfach mit elektrischem Betriebe, die den Lauf-
kranen nachgebildeten riesigen Entladevorrichtungen, worunter die
amerikanischen von Hunt den grössten Beifall gefunden haben. Solche
sind auf deutschen Hütten von J. Pohlig ausgeführt zu Kratzwieck
bei Stettin und auf der Vulcanhütte bei Duisburg. Bemerkenswert
sind die Vorrichtungen zum Entladen ganzer Eisenbahnwagen von
Akron & Co. in Buffalo 3).

In der Verwertung der Hochofenschlacken sind ebenfalls
in den letzten 25 Jahren grosse Fortschritte gemacht worden. Die
Schlackenwolle hat zwar den Hoffnungen nicht immer entsprochen und
wurde die Fabrikation derselben auf den meisten Hütten wieder ein-
gestellt, um so mehr bewährte sich die Granulation, die Fabrikation
von Schlackensand und die Verarbeitung derselben zu Schlacken-
steinen und zu Schlackencement 4).

Lowthian Bell wollte Anfang der achtziger Jahre noch nicht
zugeben, dass eine Erhöhung der Windtemperatur über etwa 530° C.
einen entsprechenden Nutzen bringe; Howden wies aber an einem
Beispiel nach, dass die Erhöhung der Windtemperatur von 532 auf
768° C. eine Produktionsvermehrung um 60 Tonnen pro Woche und
Koksersparnis von 100 kg pro Tonne ergab.

W. Howdens Schmelzversuche bei verschiedenen Windtempe-
raturen in demselben Hochofen ergaben nachstehendes Resultat:


1) Siehe a. a. O. 1900, S. 103.
2) Siehe Stahl und Eisen 1900, S. 132.
3) Daselbst S. 143.
4) Daselbst 1898, S. 205.
Hochöfen.

Der von J. W. Miller in London 1899 patentierte endlose
Gieſstisch (D. R. P. Nr. 107703) ist der Uehlingschen Maschine
ähnlich. Auch K. Orth in Donawitz hat eine Roheisen-Gieſs-
vorrichtung erfunden 1).

Je gröſser die Hochöfen wurden und je mehr ihre Tageserzeugung
stieg, um so wichtiger wurde der Materialientransport, wofür immer
groſsartigere Anlagen erfunden wurden, besonders in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Doch folgten bald auch die groſsen
Hüttenwerke Europas diesem Beispiel. Hierzu gehören z. B. die Draht-
seilbahnen zu Rümelingen in Luxemburg und zu Krompach in Ungarn 2),
von J. Pohlig erbaut, die Gichtseilbahn der Maximilianshütte zu
Unterwellenborn von Bleichert & Co., die fahrbaren Dampfkranen
auf Portalgerüsten der Dortmunder Union, die fahrbaren Ent- und
Beladebühnen vielfach mit elektrischem Betriebe, die den Lauf-
kranen nachgebildeten riesigen Entladevorrichtungen, worunter die
amerikanischen von Hunt den gröſsten Beifall gefunden haben. Solche
sind auf deutschen Hütten von J. Pohlig ausgeführt zu Kratzwieck
bei Stettin und auf der Vulcanhütte bei Duisburg. Bemerkenswert
sind die Vorrichtungen zum Entladen ganzer Eisenbahnwagen von
Akron & Co. in Buffalo 3).

In der Verwertung der Hochofenschlacken sind ebenfalls
in den letzten 25 Jahren groſse Fortschritte gemacht worden. Die
Schlackenwolle hat zwar den Hoffnungen nicht immer entsprochen und
wurde die Fabrikation derselben auf den meisten Hütten wieder ein-
gestellt, um so mehr bewährte sich die Granulation, die Fabrikation
von Schlackensand und die Verarbeitung derselben zu Schlacken-
steinen und zu Schlackencement 4).

Lowthian Bell wollte Anfang der achtziger Jahre noch nicht
zugeben, daſs eine Erhöhung der Windtemperatur über etwa 530° C.
einen entsprechenden Nutzen bringe; Howden wies aber an einem
Beispiel nach, daſs die Erhöhung der Windtemperatur von 532 auf
768° C. eine Produktionsvermehrung um 60 Tonnen pro Woche und
Koksersparnis von 100 kg pro Tonne ergab.

W. Howdens Schmelzversuche bei verschiedenen Windtempe-
raturen in demselben Hochofen ergaben nachstehendes Resultat:


1) Siehe a. a. O. 1900, S. 103.
2) Siehe Stahl und Eisen 1900, S. 132.
3) Daselbst S. 143.
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[493/0509] Hochöfen. Der von J. W. Miller in London 1899 patentierte endlose Gieſstisch (D. R. P. Nr. 107703) ist der Uehlingschen Maschine ähnlich. Auch K. Orth in Donawitz hat eine Roheisen-Gieſs- vorrichtung erfunden 1). Je gröſser die Hochöfen wurden und je mehr ihre Tageserzeugung stieg, um so wichtiger wurde der Materialientransport, wofür immer groſsartigere Anlagen erfunden wurden, besonders in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Doch folgten bald auch die groſsen Hüttenwerke Europas diesem Beispiel. Hierzu gehören z. B. die Draht- seilbahnen zu Rümelingen in Luxemburg und zu Krompach in Ungarn 2), von J. Pohlig erbaut, die Gichtseilbahn der Maximilianshütte zu Unterwellenborn von Bleichert & Co., die fahrbaren Dampfkranen auf Portalgerüsten der Dortmunder Union, die fahrbaren Ent- und Beladebühnen vielfach mit elektrischem Betriebe, die den Lauf- kranen nachgebildeten riesigen Entladevorrichtungen, worunter die amerikanischen von Hunt den gröſsten Beifall gefunden haben. Solche sind auf deutschen Hütten von J. Pohlig ausgeführt zu Kratzwieck bei Stettin und auf der Vulcanhütte bei Duisburg. Bemerkenswert sind die Vorrichtungen zum Entladen ganzer Eisenbahnwagen von Akron & Co. in Buffalo 3). In der Verwertung der Hochofenschlacken sind ebenfalls in den letzten 25 Jahren groſse Fortschritte gemacht worden. Die Schlackenwolle hat zwar den Hoffnungen nicht immer entsprochen und wurde die Fabrikation derselben auf den meisten Hütten wieder ein- gestellt, um so mehr bewährte sich die Granulation, die Fabrikation von Schlackensand und die Verarbeitung derselben zu Schlacken- steinen und zu Schlackencement 4). Lowthian Bell wollte Anfang der achtziger Jahre noch nicht zugeben, daſs eine Erhöhung der Windtemperatur über etwa 530° C. einen entsprechenden Nutzen bringe; Howden wies aber an einem Beispiel nach, daſs die Erhöhung der Windtemperatur von 532 auf 768° C. eine Produktionsvermehrung um 60 Tonnen pro Woche und Koksersparnis von 100 kg pro Tonne ergab. W. Howdens Schmelzversuche bei verschiedenen Windtempe- raturen in demselben Hochofen ergaben nachstehendes Resultat: 1) Siehe a. a. O. 1900, S. 103. 2) Siehe Stahl und Eisen 1900, S. 132. 3) Daselbst S. 143. 4) Daselbst 1898, S. 205.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/509>, abgerufen am 23.11.2024.