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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Physik 1861 bis 1870.

Kirschweger machte 1867 Versuche über den Zusammenhang
zwischen Festigkeit und Kohlenstoffgehalt, deren Ergebnisse in nach-
stehender Tabelle zusammengestellt sind:

Kohlenstoff. Abs. Festigkeit.
Gussstahl     1,5 bis 1,75 Prozent 183 Pfd. pro qmm
Puddel-, Cement- und
Gärbstahl     0,66 " 1,49 " 128 bis 199 " " "
Bessemerstahl     0,66 " 1,49 " 111 " 150 " " "
Feinkorneisen     0,50 " 0,65 " 86 " " "
Schmiedeeisen     0,50 " 0,65 " 70 " 117 " " "
Kesselblech     0,50 " 0,65 " 66 " " "

Knut Styffe berücksichtigte bei seinen Festigkeitsversuchen des
Eisens 1867 auch die Temperatur 1). Es ergab sich, dass die absolute
Festigkeit in der Kälte ebenso gross ist wie bei 15° C., dass sie aber
bei 100 bis 200° C. grösser ist und zwar bis zu 20 Prozent. Die
Dehnbarkeit ist dagegen bei 130 bis 160° C. geringer als bei gewöhn-
licher Temperatur.

W. Fairbairn fand 1867 den Festigkeitsmodul gegen das Zer-
drücken des Stahls durchschnittlich 21/2mal so gross als gegen das
Zerreissen 2). 1868 veröffentlichte er die Ergebnisse zahlreicher Festig-
keitsversuche mit Bessemermetall und zwar von sämtlichen englischen
Bessemersorten 3).

Nach den auf der Hütte zu Terre-noire in Frankreich gemachten
Erfahrungen riss der gewöhnliche Bessemerstahl (Nr. 5 nach Tunner)
bei einer Belastung von 70 kg pro Quadratmillimeter, der weichste
Stahl bei 55 bis 60 kg, während das gewöhnliche Blech aus Holz-
kohlenroheisen schon bei 35 kg reisst.

1867 erfand Barlow eine sehr hübsche hydraulische Maschine
zum Probieren der Festigkeit des Stahls. Sie wurde von Greenwood
& Batley
in London erbaut und kostete zuerst 1700 £.

1870 konstruierten King & Son in Glasgow einen Festigkeits-
apparat mit Laufgewichten für Zug und Druck. Die Bewegung des
Laufgewichts war bis zum Moment des Bruches eine selbstthätige, im
Augenblick des Bruches stellte es sich fest.

In den in demselben Jahre von dem preussischen Obermaschinen-
meister A. Wöhler veröffentlichten, auf Veranlassung des Handels-
ministeriums ausgeführten vortrefflichen Festigkeitsversuchen mit Eisen

1) Knut Styffe, Die Festigkeitseigenschaften von Eisen und Stahl. Deutsch
von Weber, 1870.
2) Engineering, Septbr. 1867, p. 236.
3) The Quaterly Journ. of Science, Jan. 1868, p. 10.
Physik 1861 bis 1870.

Kirschweger machte 1867 Versuche über den Zusammenhang
zwischen Festigkeit und Kohlenstoffgehalt, deren Ergebnisse in nach-
stehender Tabelle zusammengestellt sind:

Kohlenstoff. Abs. Festigkeit.
Guſsstahl     1,5 bis 1,75 Prozent 183 Pfd. pro qmm
Puddel-, Cement- und
Gärbstahl     0,66 „ 1,49 „ 128 bis 199 „ „ „
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Knut Styffe berücksichtigte bei seinen Festigkeitsversuchen des
Eisens 1867 auch die Temperatur 1). Es ergab sich, daſs die absolute
Festigkeit in der Kälte ebenso groſs ist wie bei 15° C., daſs sie aber
bei 100 bis 200° C. gröſser ist und zwar bis zu 20 Prozent. Die
Dehnbarkeit ist dagegen bei 130 bis 160° C. geringer als bei gewöhn-
licher Temperatur.

W. Fairbairn fand 1867 den Festigkeitsmodul gegen das Zer-
drücken des Stahls durchschnittlich 2½mal so groſs als gegen das
Zerreiſsen 2). 1868 veröffentlichte er die Ergebnisse zahlreicher Festig-
keitsversuche mit Bessemermetall und zwar von sämtlichen englischen
Bessemersorten 3).

Nach den auf der Hütte zu Terre-noire in Frankreich gemachten
Erfahrungen riſs der gewöhnliche Bessemerstahl (Nr. 5 nach Tunner)
bei einer Belastung von 70 kg pro Quadratmillimeter, der weichste
Stahl bei 55 bis 60 kg, während das gewöhnliche Blech aus Holz-
kohlenroheisen schon bei 35 kg reiſst.

1867 erfand Barlow eine sehr hübsche hydraulische Maschine
zum Probieren der Festigkeit des Stahls. Sie wurde von Greenwood
& Batley
in London erbaut und kostete zuerst 1700 £.

1870 konstruierten King & Son in Glasgow einen Festigkeits-
apparat mit Laufgewichten für Zug und Druck. Die Bewegung des
Laufgewichts war bis zum Moment des Bruches eine selbstthätige, im
Augenblick des Bruches stellte es sich fest.

In den in demselben Jahre von dem preuſsischen Obermaschinen-
meister A. Wöhler veröffentlichten, auf Veranlassung des Handels-
ministeriums ausgeführten vortrefflichen Festigkeitsversuchen mit Eisen

1) Knut Styffe, Die Festigkeitseigenschaften von Eisen und Stahl. Deutsch
von Weber, 1870.
2) Engineering, Septbr. 1867, p. 236.
3) The Quaterly Journ. of Science, Jan. 1868, p. 10.
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[29/0043] Physik 1861 bis 1870. Kirschweger machte 1867 Versuche über den Zusammenhang zwischen Festigkeit und Kohlenstoffgehalt, deren Ergebnisse in nach- stehender Tabelle zusammengestellt sind: Kohlenstoff. Abs. Festigkeit. Guſsstahl 1,5 bis 1,75 Prozent 183 Pfd. pro qmm Puddel-, Cement- und Gärbstahl 0,66 „ 1,49 „ 128 bis 199 „ „ „ Bessemerstahl 0,66 „ 1,49 „ 111 „ 150 „ „ „ Feinkorneisen 0,50 „ 0,65 „ 86 „ „ „ Schmiedeeisen 0,50 „ 0,65 „ 70 „ 117 „ „ „ Kesselblech 0,50 „ 0,65 „ 66 „ „ „ Knut Styffe berücksichtigte bei seinen Festigkeitsversuchen des Eisens 1867 auch die Temperatur 1). Es ergab sich, daſs die absolute Festigkeit in der Kälte ebenso groſs ist wie bei 15° C., daſs sie aber bei 100 bis 200° C. gröſser ist und zwar bis zu 20 Prozent. Die Dehnbarkeit ist dagegen bei 130 bis 160° C. geringer als bei gewöhn- licher Temperatur. W. Fairbairn fand 1867 den Festigkeitsmodul gegen das Zer- drücken des Stahls durchschnittlich 2½mal so groſs als gegen das Zerreiſsen 2). 1868 veröffentlichte er die Ergebnisse zahlreicher Festig- keitsversuche mit Bessemermetall und zwar von sämtlichen englischen Bessemersorten 3). Nach den auf der Hütte zu Terre-noire in Frankreich gemachten Erfahrungen riſs der gewöhnliche Bessemerstahl (Nr. 5 nach Tunner) bei einer Belastung von 70 kg pro Quadratmillimeter, der weichste Stahl bei 55 bis 60 kg, während das gewöhnliche Blech aus Holz- kohlenroheisen schon bei 35 kg reiſst. 1867 erfand Barlow eine sehr hübsche hydraulische Maschine zum Probieren der Festigkeit des Stahls. Sie wurde von Greenwood & Batley in London erbaut und kostete zuerst 1700 £. 1870 konstruierten King & Son in Glasgow einen Festigkeits- apparat mit Laufgewichten für Zug und Druck. Die Bewegung des Laufgewichts war bis zum Moment des Bruches eine selbstthätige, im Augenblick des Bruches stellte es sich fest. In den in demselben Jahre von dem preuſsischen Obermaschinen- meister A. Wöhler veröffentlichten, auf Veranlassung des Handels- ministeriums ausgeführten vortrefflichen Festigkeitsversuchen mit Eisen 1) Knut Styffe, Die Festigkeitseigenschaften von Eisen und Stahl. Deutsch von Weber, 1870. 2) Engineering, Septbr. 1867, p. 236. 3) The Quaterly Journ. of Science, Jan. 1868, p. 10.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/43>, abgerufen am 25.11.2024.