Über die Anwendung der Thermochemie auf metallurgische Reaktionen hielt A. Pourcel 1889 bei der Frühjahrsversammlung des Iron and Steel Institute einen Vortrag 1).
Dass die chemische Verwandtschaft der einfachen Stoffe von der Temperatur abhängig und bei verschiedenen Temperaturen verschieden ist, war eine längst bekannte Thatsache, und beruhen hierauf viele metallurgische Prozesse. Insbesondere verändert sich die Intensität der Verwandtschaft zum Sauerstoff mit der Temperatur. Wasserstoff hat eine grosse Verwandtschaft zu Sauerstoff und verbrennt innerhalb gewisser Temperaturgrenzen mit Energie zu Wasser. Hohe Tempe- ratur hebt diese Verwandtschaft auf und tritt nach den pyrometri- schen Untersuchungen von V. Meyer (1885) schon bei 1200° C. Dissociation oder Trennung von Wasserstoff und Sauerstoff ein. Kohlensäure zerfällt bei 1300° C. teilweise nach der Formel C O2 = C O + O, während umgekehrt Kohlenoxydgas bei 1700° C. in Kohlen- säure und Kohlenstoff zerfällt nach der Formel 2 C O = C O2 + C. Die Verwandtschaft des Eisens zum Sauerstoff ist bei verschiedenen Temperaturen verschieden, was sich bei der Reduktion der Eisenerze geltend macht, wie wir weiter unten beim Hochofenprozess sehen werden.
Auch die Verwandtschaft des Eisens zu den übrigen einfachen Stoffen wechselt mit der Temperatur und nimmt bei manchen mit steigender Wärme wenigstens innerhalb gewisser Grenzen zu, so z. B. beim Phosphor. Dass sie zu Kohlenstoff, Silicium, Schwefel und Eisen bei verschiedenen Temperaturen verschieden ist, wusste man längst. Lowthian Bell2) hat dies durch Analysen bestätigt. Er fand, dass bei den analogen Prozessen des Feinens und des Bessemerns die relative Abscheidung der genannten Elemente ganz verschieden ist.
Im Vergleich zu dem ursprünglichen Zustande wurden ab- geschieden:
1) Siehe Stahl und Eisen 1889, S. 712; vergl. auch Jahn, Grundsätze der Thermochemie.
2) Siehe Iron 1877, March, p. 390; Dinglers Polyt. Journ. 225, S. 264, 351.
Physik des Eisens seit 1871.
beim Schmelzen in Schachtöfen in Prozenten:
[Tabelle]
Über die Anwendung der Thermochemie auf metallurgische Reaktionen hielt A. Pourcel 1889 bei der Frühjahrsversammlung des Iron and Steel Institute einen Vortrag 1).
Daſs die chemische Verwandtschaft der einfachen Stoffe von der Temperatur abhängig und bei verschiedenen Temperaturen verschieden ist, war eine längst bekannte Thatsache, und beruhen hierauf viele metallurgische Prozesse. Insbesondere verändert sich die Intensität der Verwandtschaft zum Sauerstoff mit der Temperatur. Wasserstoff hat eine groſse Verwandtschaft zu Sauerstoff und verbrennt innerhalb gewisser Temperaturgrenzen mit Energie zu Wasser. Hohe Tempe- ratur hebt diese Verwandtschaft auf und tritt nach den pyrometri- schen Untersuchungen von V. Meyer (1885) schon bei 1200° C. Dissociation oder Trennung von Wasserstoff und Sauerstoff ein. Kohlensäure zerfällt bei 1300° C. teilweise nach der Formel C O2 = C O + O, während umgekehrt Kohlenoxydgas bei 1700° C. in Kohlen- säure und Kohlenstoff zerfällt nach der Formel 2 C O = C O2 + C. Die Verwandtschaft des Eisens zum Sauerstoff ist bei verschiedenen Temperaturen verschieden, was sich bei der Reduktion der Eisenerze geltend macht, wie wir weiter unten beim Hochofenprozeſs sehen werden.
Auch die Verwandtschaft des Eisens zu den übrigen einfachen Stoffen wechselt mit der Temperatur und nimmt bei manchen mit steigender Wärme wenigstens innerhalb gewisser Grenzen zu, so z. B. beim Phosphor. Daſs sie zu Kohlenstoff, Silicium, Schwefel und Eisen bei verschiedenen Temperaturen verschieden ist, wuſste man längst. Lowthian Bell2) hat dies durch Analysen bestätigt. Er fand, daſs bei den analogen Prozessen des Feinens und des Bessemerns die relative Abscheidung der genannten Elemente ganz verschieden ist.
Im Vergleich zu dem ursprünglichen Zustande wurden ab- geschieden:
1) Siehe Stahl und Eisen 1889, S. 712; vergl. auch Jahn, Grundsätze der Thermochemie.
2) Siehe Iron 1877, March, p. 390; Dinglers Polyt. Journ. 225, S. 264, 351.
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Physik des Eisens seit 1871.
beim Schmelzen in Schachtöfen in Prozenten:
Über die Anwendung der Thermochemie auf metallurgische
Reaktionen hielt A. Pourcel 1889 bei der Frühjahrsversammlung des
Iron and Steel Institute einen Vortrag 1).
Daſs die chemische Verwandtschaft der einfachen Stoffe von der
Temperatur abhängig und bei verschiedenen Temperaturen verschieden
ist, war eine längst bekannte Thatsache, und beruhen hierauf viele
metallurgische Prozesse. Insbesondere verändert sich die Intensität
der Verwandtschaft zum Sauerstoff mit der Temperatur. Wasserstoff
hat eine groſse Verwandtschaft zu Sauerstoff und verbrennt innerhalb
gewisser Temperaturgrenzen mit Energie zu Wasser. Hohe Tempe-
ratur hebt diese Verwandtschaft auf und tritt nach den pyrometri-
schen Untersuchungen von V. Meyer (1885) schon bei 1200° C.
Dissociation oder Trennung von Wasserstoff und Sauerstoff ein.
Kohlensäure zerfällt bei 1300° C. teilweise nach der Formel C O2 =
C O + O, während umgekehrt Kohlenoxydgas bei 1700° C. in Kohlen-
säure und Kohlenstoff zerfällt nach der Formel 2 C O = C O2 + C.
Die Verwandtschaft des Eisens zum Sauerstoff ist bei verschiedenen
Temperaturen verschieden, was sich bei der Reduktion der Eisenerze
geltend macht, wie wir weiter unten beim Hochofenprozeſs sehen
werden.
Auch die Verwandtschaft des Eisens zu den übrigen einfachen
Stoffen wechselt mit der Temperatur und nimmt bei manchen mit
steigender Wärme wenigstens innerhalb gewisser Grenzen zu, so z. B.
beim Phosphor. Daſs sie zu Kohlenstoff, Silicium, Schwefel und Eisen
bei verschiedenen Temperaturen verschieden ist, wuſste man längst.
Lowthian Bell 2) hat dies durch Analysen bestätigt. Er fand, daſs
bei den analogen Prozessen des Feinens und des Bessemerns die
relative Abscheidung der genannten Elemente ganz verschieden ist.
Im Vergleich zu dem ursprünglichen Zustande wurden ab-
geschieden:
1) Siehe Stahl und Eisen 1889, S. 712; vergl. auch Jahn, Grundsätze der
Thermochemie.
2) Siehe Iron 1877, March, p. 390; Dinglers Polyt. Journ. 225, S. 264, 351.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/390>, abgerufen am 24.11.2024.
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