Hieraus ergiebt sich, dass die früheren Berechnungen der Flammen- temperaturen, wobei die specifische Wärme der Gase als konstant angenommen wurde, falsch waren und viel zu hohe Zahlen ergaben, was auch den Erfahrungen entsprach. Während die Flammentempe- ratur von Gas, welches mit kalter Luft verbrennt, früher zu 2650° C. berechnet wurde, stellt sich dieselbe nach Le Chateliers Formeln nur auf 1700° C. 1), was mit der Leistung viel besser übereinstimmt.
Nach Messungen mit dem optischen Pyrometer von Cornu- Le Chatelier beträgt die Hitze in einem Ziegelofen nur 1100° C., im Hochofen im Anfang der Schmelzzone 1400° C., in einem Bessemer- konverter während des Blasens 1330° C., gegen Ende des Blasens 1580° C., in einem Stahltiegelschmelzofen 1600° C.
Die specifische Wärme hat A. Weinhold (1875) genauer bestimmt. Danach nimmt das Eisen bei der Erwärmung von 0 bis 300° etwa 35 Wärmeeinheiten, bei der Erhitzung von 0 bis 1000° etwa 160 Wärmeeinheiten auf. Bei 1000° ist die specifische Wärme des Eisens ungefähr doppelt so gross als bei 0°. Die Zunahme der specifischen Wärme findet nicht gleichmässig statt, sondern zeigt Sprünge, die nach Pionchon2) besonders um 700° liegen.
Nach Versuchen von Lürmann und Bethge erwies sich das Weltersche Gesetz (s. Bd. IV, S. 231) für den gasförmigen Zustand verbrennender Körper als durchaus richtig, wenn man ihm folgende Fassung giebt: Bei der Verbrennung mit Sauerstoff entwickelt jeder einfache und zusammengesetzte Körper eine Wärmemenge von 33600 W.-E. 3) (= der Verbrennungswärme von Wasserstoff zu Wasser), dividiert durch das Atomgewicht des Körpers und multipliziert mit der Anzahl der Sauerstoffatome.
Die gewöhnlichsten Verbrennungserscheinungen sind demnach:
[Formel 1]
[Formel 2]
[Formel 3]
[Formel 4]
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 893.
2) Siehe Compt. rend. 1886, Vol. 102, p. 1454.
3) W.-E. = Wärmeeinheiten.
Physik des Eisens seit 1871.
Hieraus ergiebt sich, daſs die früheren Berechnungen der Flammen- temperaturen, wobei die specifische Wärme der Gase als konstant angenommen wurde, falsch waren und viel zu hohe Zahlen ergaben, was auch den Erfahrungen entsprach. Während die Flammentempe- ratur von Gas, welches mit kalter Luft verbrennt, früher zu 2650° C. berechnet wurde, stellt sich dieselbe nach Le Chateliers Formeln nur auf 1700° C. 1), was mit der Leistung viel besser übereinstimmt.
Nach Messungen mit dem optischen Pyrometer von Cornu- Le Chatelier beträgt die Hitze in einem Ziegelofen nur 1100° C., im Hochofen im Anfang der Schmelzzone 1400° C., in einem Bessemer- konverter während des Blasens 1330° C., gegen Ende des Blasens 1580° C., in einem Stahltiegelschmelzofen 1600° C.
Die specifische Wärme hat A. Weinhold (1875) genauer bestimmt. Danach nimmt das Eisen bei der Erwärmung von 0 bis 300° etwa 35 Wärmeeinheiten, bei der Erhitzung von 0 bis 1000° etwa 160 Wärmeeinheiten auf. Bei 1000° ist die specifische Wärme des Eisens ungefähr doppelt so groſs als bei 0°. Die Zunahme der specifischen Wärme findet nicht gleichmäſsig statt, sondern zeigt Sprünge, die nach Pionchon2) besonders um 700° liegen.
Nach Versuchen von Lürmann und Bethge erwies sich das Weltersche Gesetz (s. Bd. IV, S. 231) für den gasförmigen Zustand verbrennender Körper als durchaus richtig, wenn man ihm folgende Fassung giebt: Bei der Verbrennung mit Sauerstoff entwickelt jeder einfache und zusammengesetzte Körper eine Wärmemenge von 33600 W.-E. 3) (= der Verbrennungswärme von Wasserstoff zu Wasser), dividiert durch das Atomgewicht des Körpers und multipliziert mit der Anzahl der Sauerstoffatome.
Die gewöhnlichsten Verbrennungserscheinungen sind demnach:
[Formel 1]
[Formel 2]
[Formel 3]
[Formel 4]
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 893.
2) Siehe Compt. rend. 1886, Vol. 102, p. 1454.
3) W.-E. = Wärmeeinheiten.
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[372/0388]
Physik des Eisens seit 1871.
Hieraus ergiebt sich, daſs die früheren Berechnungen der Flammen-
temperaturen, wobei die specifische Wärme der Gase als konstant
angenommen wurde, falsch waren und viel zu hohe Zahlen ergaben,
was auch den Erfahrungen entsprach. Während die Flammentempe-
ratur von Gas, welches mit kalter Luft verbrennt, früher zu 2650° C.
berechnet wurde, stellt sich dieselbe nach Le Chateliers Formeln
nur auf 1700° C. 1), was mit der Leistung viel besser übereinstimmt.
Nach Messungen mit dem optischen Pyrometer von Cornu-
Le Chatelier beträgt die Hitze in einem Ziegelofen nur 1100° C.,
im Hochofen im Anfang der Schmelzzone 1400° C., in einem Bessemer-
konverter während des Blasens 1330° C., gegen Ende des Blasens
1580° C., in einem Stahltiegelschmelzofen 1600° C.
Die specifische Wärme hat A. Weinhold (1875) genauer bestimmt.
Danach nimmt das Eisen bei der Erwärmung von 0 bis 300° etwa
35 Wärmeeinheiten, bei der Erhitzung von 0 bis 1000° etwa 160
Wärmeeinheiten auf. Bei 1000° ist die specifische Wärme des Eisens
ungefähr doppelt so groſs als bei 0°. Die Zunahme der specifischen
Wärme findet nicht gleichmäſsig statt, sondern zeigt Sprünge, die nach
Pionchon 2) besonders um 700° liegen.
Nach Versuchen von Lürmann und Bethge erwies sich das
Weltersche Gesetz (s. Bd. IV, S. 231) für den gasförmigen Zustand
verbrennender Körper als durchaus richtig, wenn man ihm folgende
Fassung giebt: Bei der Verbrennung mit Sauerstoff entwickelt
jeder einfache und zusammengesetzte Körper eine Wärmemenge von
33600 W.-E. 3) (= der Verbrennungswärme von Wasserstoff zu Wasser),
dividiert durch das Atomgewicht des Körpers und multipliziert mit der
Anzahl der Sauerstoffatome.
Die gewöhnlichsten Verbrennungserscheinungen sind demnach:
[FORMEL] [FORMEL] [FORMEL] [FORMEL]
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 893.
2) Siehe Compt. rend. 1886, Vol. 102, p. 1454.
3) W.-E. = Wärmeeinheiten.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/388>, abgerufen am 27.11.2024.
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