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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Physik des Eisens seit 1871.
Kohlenstoff Le Chatelier zu 1220° C., die von Stahl mit 0,7 Prozent
Kohlenstoff Osmond zu 1420° C., die von Flusseisen mit 0,9 Prozent
Kohlenstoff Le Chatelier zu 1410° C., die von Eisen mit 0,3 Prozent
Kohlenstoff Le Chatelier 1) zu 1455° C., die von Flusseisen mit
0,1 Prozent Kohlenstoff Le Chatelier zu 1475° C.

Für chemisch reines Eisen, das nach Pouillet bei 1550°, nach
Daniell bei 1587° C. schmelzen soll, ermittelte Carnelley 1804° C.
Im allgemeinen nimmt man aber den Schmelzpunkt von reinem
Eisen niedriger als den von Platin, auf rund 1600° C., an (nach
Violle auf 1775° C.).

Hadfield teilte neuerdings folgende, mit dem Le Chatelier-
Pyrometer bestimmte Temperaturen mit:

Weissglut (nicht Schweisshitze)     1240° C.
Helle Gelbglut     1130
Gelbglut     1081
Schwache Gelbglut     971
Helle Rotglut     923
Mittlere Rotglut     795
Blutrotglut     667

Temperatur von Bessemerstahl aus einer 6-Tonnen-Birne:

In der Giesspfanne     1640° C.
in der Gussform     1580
im Wärmofen     1200
unter dem Dampfhammer     1080
im Martinofen nach dem Einschmelzen     1420
in der Frischperiode     1500
im Hochofen, nahe den Formen beim Betriebe
auf Bessemerroheisen     1930

Bei sehr hoher Temperatur verflüchtigt sich Eisen, wie die ihm
nahestehenden Metalle Nickel, Kobalt und Mangan; letzteres am
leichtesten. Nach Fleitmann soll bei nickelplattiertem Eisen schon
in der Schweisshitze Verdampfung wahrnehmbar sein.

Eine wichtige Entdeckung war der Nachweis, dass die specifische
Wärme
sich verändert und mit der Temperatur zunimmt. Le
Chatelier
2) wies dies zuerst durch zahlreiche Versuche an Kohlen-
säure und Wasserdampf nach.


1) Comptes rendus, Vol. 140, p. 471.
2) Annales des Mines 1883, IV.
24*

Physik des Eisens seit 1871.
Kohlenstoff Le Chatelier zu 1220° C., die von Stahl mit 0,7 Prozent
Kohlenstoff Osmond zu 1420° C., die von Fluſseisen mit 0,9 Prozent
Kohlenstoff Le Chatelier zu 1410° C., die von Eisen mit 0,3 Prozent
Kohlenstoff Le Chatelier 1) zu 1455° C., die von Fluſseisen mit
0,1 Prozent Kohlenstoff Le Chatelier zu 1475° C.

Für chemisch reines Eisen, das nach Pouillet bei 1550°, nach
Daniell bei 1587° C. schmelzen soll, ermittelte Carnelley 1804° C.
Im allgemeinen nimmt man aber den Schmelzpunkt von reinem
Eisen niedriger als den von Platin, auf rund 1600° C., an (nach
Violle auf 1775° C.).

Hadfield teilte neuerdings folgende, mit dem Le Chatelier-
Pyrometer bestimmte Temperaturen mit:

Weiſsglut (nicht Schweiſshitze)     1240° C.
Helle Gelbglut     1130
Gelbglut     1081
Schwache Gelbglut     971
Helle Rotglut     923
Mittlere Rotglut     795
Blutrotglut     667

Temperatur von Bessemerstahl aus einer 6-Tonnen-Birne:

In der Gieſspfanne     1640° C.
in der Guſsform     1580
im Wärmofen     1200
unter dem Dampfhammer     1080
im Martinofen nach dem Einschmelzen     1420
in der Frischperiode     1500
im Hochofen, nahe den Formen beim Betriebe
auf Bessemerroheisen     1930

Bei sehr hoher Temperatur verflüchtigt sich Eisen, wie die ihm
nahestehenden Metalle Nickel, Kobalt und Mangan; letzteres am
leichtesten. Nach Fleitmann soll bei nickelplattiertem Eisen schon
in der Schweiſshitze Verdampfung wahrnehmbar sein.

Eine wichtige Entdeckung war der Nachweis, daſs die specifische
Wärme
sich verändert und mit der Temperatur zunimmt. Le
Chatelier
2) wies dies zuerst durch zahlreiche Versuche an Kohlen-
säure und Wasserdampf nach.


1) Comptes rendus, Vol. 140, p. 471.
2) Annales des Mines 1883, IV.
24*
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[371/0387] Physik des Eisens seit 1871. Kohlenstoff Le Chatelier zu 1220° C., die von Stahl mit 0,7 Prozent Kohlenstoff Osmond zu 1420° C., die von Fluſseisen mit 0,9 Prozent Kohlenstoff Le Chatelier zu 1410° C., die von Eisen mit 0,3 Prozent Kohlenstoff Le Chatelier 1) zu 1455° C., die von Fluſseisen mit 0,1 Prozent Kohlenstoff Le Chatelier zu 1475° C. Für chemisch reines Eisen, das nach Pouillet bei 1550°, nach Daniell bei 1587° C. schmelzen soll, ermittelte Carnelley 1804° C. Im allgemeinen nimmt man aber den Schmelzpunkt von reinem Eisen niedriger als den von Platin, auf rund 1600° C., an (nach Violle auf 1775° C.). Hadfield teilte neuerdings folgende, mit dem Le Chatelier- Pyrometer bestimmte Temperaturen mit: Weiſsglut (nicht Schweiſshitze) 1240° C. Helle Gelbglut 1130 Gelbglut 1081 Schwache Gelbglut 971 Helle Rotglut 923 Mittlere Rotglut 795 Blutrotglut 667 Temperatur von Bessemerstahl aus einer 6-Tonnen-Birne: In der Gieſspfanne 1640° C. in der Guſsform 1580 im Wärmofen 1200 unter dem Dampfhammer 1080 im Martinofen nach dem Einschmelzen 1420 in der Frischperiode 1500 im Hochofen, nahe den Formen beim Betriebe auf Bessemerroheisen 1930 Bei sehr hoher Temperatur verflüchtigt sich Eisen, wie die ihm nahestehenden Metalle Nickel, Kobalt und Mangan; letzteres am leichtesten. Nach Fleitmann soll bei nickelplattiertem Eisen schon in der Schweiſshitze Verdampfung wahrnehmbar sein. Eine wichtige Entdeckung war der Nachweis, daſs die specifische Wärme sich verändert und mit der Temperatur zunimmt. Le Chatelier 2) wies dies zuerst durch zahlreiche Versuche an Kohlen- säure und Wasserdampf nach. 1) Comptes rendus, Vol. 140, p. 471. 2) Annales des Mines 1883, IV. 24*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/387>, abgerufen am 28.11.2024.