Farbentöne sind nur deutlich bei einem Kohlenstoffgehalt von 0,15 bis 1,5 Prozent, also nur für Stahl und hartes Schmiedeeisen. Für das Bessemermetall, für das sie hauptsächlich angewendet wurde, ist sie also geeignet. Die Probelösung behält aber nicht ihre Farbe, sondern wird blässer. Eggerts hat deshalb vorgeschlagen, eine Lösung von ge- branntem Zucker von demselben Farbenton der Normallösung zu bereiten, doch verändert auch diese mit der Zeit ihre Farbe. Britton hat eine aus Alkohol, Wasser und gebranntem Kaffee bereitete Flüssigkeit zu dem Zwecke empfohlen. Am meisten hat es sich aber bewährt, die Normallösungen immer mit der Probe frisch zu bereiten, wie dies namentlich im Laboratorium der Bergakademie zu Leoben geschah, und zwar ist es ratsam, gleich drei Normallösungen, mit 0,4, 0,8 und 1,25 Prozent Kohlenstoff, herzustellen, weil ungleich harter Stahl verschiedene Farbennuancen hervorbringt. In dieser Weise ausgeführt, erfüllte diese Probe ihren Zweck.
Eggerts, der bekanntlich schon früher eine kolorimetrische Probe zur Bestimmung des Schwefelgehaltes im Eisen angegeben hatte (Bd. IV, S. 792), hat auch möglichst einfache Verfahren zur Bestim- mung von Silicium 1), Phosphor 2) und Mangan 3) angegeben, die sich auf bekannte ältere Verfahren gründen. Phosphor bestimmt er z. B. aus der salpetersauren Lösung als Phosphorsäure durch Molyb- dänsäure, wiegt den bei 120° C. getrockneten Niederschlag und berechnet daraus den Phosphor unter der Annahme, dass der Nieder- schlag 1,63 Prozent davon enthält.
Die Bedeutung der analytischen Chemie für den Eisenhütten- betrieb war in dieser Zeit so sehr zur Anerkennung gelangt, dass in Deutschland fast jede Hütte ihr Hüttenlaboratorium und ihren Hüttenchemiker hatte. Da genaue Analysen von Eisensorten aber schwierig waren und geschickte Analytiker verlangten, da ferner für den Bessemerprozess und andere neue Verfahren eingehende Unter- suchungen notwendig wurden, die oft über die Kräfte des einzelnen Werkes hinausgingen, so regte Dr. List 1865 die Gründung einer chemischen Versuchsstation für die Eisenhüttenkunde entweder für ganz Deutsch- land oder zunächst für Rheinland und Westfalen an 4). Obgleich dieses Institut damals nicht zustande kam, so ist doch auch dieser Versuch von historischer Bedeutung.
1) Siehe Jern-Kontorets Annaler 1884 und Dingler, Polyt. Journ. 188, S. 119.
2) Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1860, S. 415.
3) Siehe Balling, Probierkunde 1879, S. 237.
4) Siehe Zeitschrift des Vereins deutsch. Ingenieure X, 315.
Chemie 1861 bis 1870.
Farbentöne sind nur deutlich bei einem Kohlenstoffgehalt von 0,15 bis 1,5 Prozent, also nur für Stahl und hartes Schmiedeeisen. Für das Bessemermetall, für das sie hauptsächlich angewendet wurde, ist sie also geeignet. Die Probelösung behält aber nicht ihre Farbe, sondern wird blässer. Eggerts hat deshalb vorgeschlagen, eine Lösung von ge- branntem Zucker von demselben Farbenton der Normallösung zu bereiten, doch verändert auch diese mit der Zeit ihre Farbe. Britton hat eine aus Alkohol, Wasser und gebranntem Kaffee bereitete Flüssigkeit zu dem Zwecke empfohlen. Am meisten hat es sich aber bewährt, die Normallösungen immer mit der Probe frisch zu bereiten, wie dies namentlich im Laboratorium der Bergakademie zu Leoben geschah, und zwar ist es ratsam, gleich drei Normallösungen, mit 0,4, 0,8 und 1,25 Prozent Kohlenstoff, herzustellen, weil ungleich harter Stahl verschiedene Farbennuancen hervorbringt. In dieser Weise ausgeführt, erfüllte diese Probe ihren Zweck.
Eggerts, der bekanntlich schon früher eine kolorimetrische Probe zur Bestimmung des Schwefelgehaltes im Eisen angegeben hatte (Bd. IV, S. 792), hat auch möglichst einfache Verfahren zur Bestim- mung von Silicium 1), Phosphor 2) und Mangan 3) angegeben, die sich auf bekannte ältere Verfahren gründen. Phosphor bestimmt er z. B. aus der salpetersauren Lösung als Phosphorsäure durch Molyb- dänsäure, wiegt den bei 120° C. getrockneten Niederschlag und berechnet daraus den Phosphor unter der Annahme, daſs der Nieder- schlag 1,63 Prozent davon enthält.
Die Bedeutung der analytischen Chemie für den Eisenhütten- betrieb war in dieser Zeit so sehr zur Anerkennung gelangt, daſs in Deutschland fast jede Hütte ihr Hüttenlaboratorium und ihren Hüttenchemiker hatte. Da genaue Analysen von Eisensorten aber schwierig waren und geschickte Analytiker verlangten, da ferner für den Bessemerprozeſs und andere neue Verfahren eingehende Unter- suchungen notwendig wurden, die oft über die Kräfte des einzelnen Werkes hinausgingen, so regte Dr. List 1865 die Gründung einer chemischen Versuchsstation für die Eisenhüttenkunde entweder für ganz Deutsch- land oder zunächst für Rheinland und Westfalen an 4). Obgleich dieses Institut damals nicht zustande kam, so ist doch auch dieser Versuch von historischer Bedeutung.
1) Siehe Jern-Kontorets Annaler 1884 und Dingler, Polyt. Journ. 188, S. 119.
2) Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1860, S. 415.
3) Siehe Balling, Probierkunde 1879, S. 237.
4) Siehe Zeitschrift des Vereins deutsch. Ingenieure X, 315.
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Chemie 1861 bis 1870.
Farbentöne sind nur deutlich bei einem Kohlenstoffgehalt von 0,15 bis
1,5 Prozent, also nur für Stahl und hartes Schmiedeeisen. Für das
Bessemermetall, für das sie hauptsächlich angewendet wurde, ist sie
also geeignet. Die Probelösung behält aber nicht ihre Farbe, sondern
wird blässer. Eggerts hat deshalb vorgeschlagen, eine Lösung von ge-
branntem Zucker von demselben Farbenton der Normallösung zu
bereiten, doch verändert auch diese mit der Zeit ihre Farbe. Britton
hat eine aus Alkohol, Wasser und gebranntem Kaffee bereitete Flüssigkeit
zu dem Zwecke empfohlen. Am meisten hat es sich aber bewährt,
die Normallösungen immer mit der Probe frisch zu bereiten, wie dies
namentlich im Laboratorium der Bergakademie zu Leoben geschah,
und zwar ist es ratsam, gleich drei Normallösungen, mit 0,4, 0,8
und 1,25 Prozent Kohlenstoff, herzustellen, weil ungleich harter Stahl
verschiedene Farbennuancen hervorbringt. In dieser Weise ausgeführt,
erfüllte diese Probe ihren Zweck.
Eggerts, der bekanntlich schon früher eine kolorimetrische Probe
zur Bestimmung des Schwefelgehaltes im Eisen angegeben hatte
(Bd. IV, S. 792), hat auch möglichst einfache Verfahren zur Bestim-
mung von Silicium 1), Phosphor 2) und Mangan 3) angegeben, die sich
auf bekannte ältere Verfahren gründen. Phosphor bestimmt er
z. B. aus der salpetersauren Lösung als Phosphorsäure durch Molyb-
dänsäure, wiegt den bei 120° C. getrockneten Niederschlag und
berechnet daraus den Phosphor unter der Annahme, daſs der Nieder-
schlag 1,63 Prozent davon enthält.
Die Bedeutung der analytischen Chemie für den Eisenhütten-
betrieb war in dieser Zeit so sehr zur Anerkennung gelangt, daſs in
Deutschland fast jede Hütte ihr Hüttenlaboratorium und ihren
Hüttenchemiker hatte. Da genaue Analysen von Eisensorten aber
schwierig waren und geschickte Analytiker verlangten, da ferner für
den Bessemerprozeſs und andere neue Verfahren eingehende Unter-
suchungen notwendig wurden, die oft über die Kräfte des einzelnen Werkes
hinausgingen, so regte Dr. List 1865 die Gründung einer chemischen
Versuchsstation für die Eisenhüttenkunde entweder für ganz Deutsch-
land oder zunächst für Rheinland und Westfalen an 4). Obgleich
dieses Institut damals nicht zustande kam, so ist doch auch dieser
Versuch von historischer Bedeutung.
1) Siehe Jern-Kontorets Annaler 1884 und Dingler, Polyt. Journ. 188, S. 119.
2) Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1860, S. 415.
3) Siehe Balling, Probierkunde 1879, S. 237.
4) Siehe Zeitschrift des Vereins deutsch. Ingenieure X, 315.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/38>, abgerufen am 25.11.2024.
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