Die Fortschritte der Physik förderten ebenfalls die Eisenindustrie. Auf dem Grenzgebiete von Chemie und Physik entstand (1860) die überraschende, hochwichtige Entdeckung von Bunsen und Kirchhoff, die Spektralanalyse. Sie wurde ein Mittel zur Beobachtung des Verlaufs des Bessemerprozesses, wie wir später noch näher kennen lernen werden.
Von den Wirkungen der Wärme bot die Dissociation der Gase bei hoher Temperatur, welche von Deville, Cailletet und Debray durch Versuche nachgewiesen wurde, ein hohes Interesse dar. Dass in grosser Hitze der Wasserdampf wieder in seine Elemente Sauerstoff und Wasserstoff zerfällt, war schon früher beobachtet worden. Cailletet wies 1869 nach, dass unter dieser Bedingung Wasserstoff und Sauerstoff neben Kohlenoxyd und Kohlensäure bestehen können 1).
In welchem Masse das Silicium im Roheisen bei den Frisch- prozessen die Rolle eines Wärmeerzeugers spielt, wurde erst in diesem Zeitraum genauer bekannt.
C. Schinz beschäftigte sich eingehend mit der Ökonomie der Wärme, wobei er namentlich den Wärmeverlust durch Strahlung fest- zustellen suchte. Gestützt auf Dulongs Gesetz: dass die Transmission dem Quadrat der Temperatur der transmittierenden Fläche proportional ist, fand er die Ausstrahlung einer Fläche von 1 qm und 540° C. in einer Stunde gleich 36046 Wärmeeinheiten. Auf die Untersuchungen von Bell und Tunner über den theoretischen Wärmeverbrauch im Hochofen kommen wir später zurück.
Von praktischer Bedeutung war die Konstruktion verschiedener neuer Pyrometer. Bussius erfand ein Thermometer für erhitzten Gebläsewind 2). Schinz konstruierte 1865 ein thermoelektrisches Pyrometer für Temperaturen bis 1000° C. C. Bock fertigte 1870 ein verbessertes Metallpyrometer, aber auch nur für Messungen bis 600° C. Siemens' Pyrometer war dagegen für hohe Temperaturen bestimmt. Es gründete sich auf die Eigenschaft reiner Metalle, mit zunehmender Wärme dem elektrischen Strom grösseren Widerstand zu bieten.
Die Optik erlangte durch das Mikroskop Bedeutung für die Eisenhüttenkunde, besonders seitdem es Sorby3) 1864 gelungen war, die mikroskopischen Bilder der Bruchflächen von Eisenarten durch die Photographie zu fixieren. Nach seinen Angaben stellte sich die
1) Siehe Compt. rend. LXII.
2) Siehe Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1862, S. 10.
3) Siehe Quaterly Journal of Science 1864.
Physik 1861 bis 1870.
Physik 1861 bis 1870.
Die Fortschritte der Physik förderten ebenfalls die Eisenindustrie. Auf dem Grenzgebiete von Chemie und Physik entstand (1860) die überraschende, hochwichtige Entdeckung von Bunsen und Kirchhoff, die Spektralanalyse. Sie wurde ein Mittel zur Beobachtung des Verlaufs des Bessemerprozesses, wie wir später noch näher kennen lernen werden.
Von den Wirkungen der Wärme bot die Dissociation der Gase bei hoher Temperatur, welche von Deville, Cailletet und Debray durch Versuche nachgewiesen wurde, ein hohes Interesse dar. Daſs in groſser Hitze der Wasserdampf wieder in seine Elemente Sauerstoff und Wasserstoff zerfällt, war schon früher beobachtet worden. Cailletet wies 1869 nach, daſs unter dieser Bedingung Wasserstoff und Sauerstoff neben Kohlenoxyd und Kohlensäure bestehen können 1).
In welchem Maſse das Silicium im Roheisen bei den Frisch- prozessen die Rolle eines Wärmeerzeugers spielt, wurde erst in diesem Zeitraum genauer bekannt.
C. Schinz beschäftigte sich eingehend mit der Ökonomie der Wärme, wobei er namentlich den Wärmeverlust durch Strahlung fest- zustellen suchte. Gestützt auf Dulongs Gesetz: daſs die Transmission dem Quadrat der Temperatur der transmittierenden Fläche proportional ist, fand er die Ausstrahlung einer Fläche von 1 qm und 540° C. in einer Stunde gleich 36046 Wärmeeinheiten. Auf die Untersuchungen von Bell und Tunner über den theoretischen Wärmeverbrauch im Hochofen kommen wir später zurück.
Von praktischer Bedeutung war die Konstruktion verschiedener neuer Pyrometer. Bussius erfand ein Thermometer für erhitzten Gebläsewind 2). Schinz konstruierte 1865 ein thermoelektrisches Pyrometer für Temperaturen bis 1000° C. C. Bock fertigte 1870 ein verbessertes Metallpyrometer, aber auch nur für Messungen bis 600° C. Siemens’ Pyrometer war dagegen für hohe Temperaturen bestimmt. Es gründete sich auf die Eigenschaft reiner Metalle, mit zunehmender Wärme dem elektrischen Strom gröſseren Widerstand zu bieten.
Die Optik erlangte durch das Mikroskop Bedeutung für die Eisenhüttenkunde, besonders seitdem es Sorby3) 1864 gelungen war, die mikroskopischen Bilder der Bruchflächen von Eisenarten durch die Photographie zu fixieren. Nach seinen Angaben stellte sich die
1) Siehe Compt. rend. LXII.
2) Siehe Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1862, S. 10.
3) Siehe Quaterly Journal of Science 1864.
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Die Fortschritte der Physik förderten ebenfalls die Eisenindustrie.
Auf dem Grenzgebiete von Chemie und Physik entstand (1860) die
überraschende, hochwichtige Entdeckung von Bunsen und Kirchhoff,
die Spektralanalyse. Sie wurde ein Mittel zur Beobachtung des Verlaufs
des Bessemerprozesses, wie wir später noch näher kennen lernen werden.
Von den Wirkungen der Wärme bot die Dissociation der Gase
bei hoher Temperatur, welche von Deville, Cailletet und Debray
durch Versuche nachgewiesen wurde, ein hohes Interesse dar. Daſs
in groſser Hitze der Wasserdampf wieder in seine Elemente Sauerstoff
und Wasserstoff zerfällt, war schon früher beobachtet worden.
Cailletet wies 1869 nach, daſs unter dieser Bedingung Wasserstoff
und Sauerstoff neben Kohlenoxyd und Kohlensäure bestehen können 1).
In welchem Maſse das Silicium im Roheisen bei den Frisch-
prozessen die Rolle eines Wärmeerzeugers spielt, wurde erst in
diesem Zeitraum genauer bekannt.
C. Schinz beschäftigte sich eingehend mit der Ökonomie der
Wärme, wobei er namentlich den Wärmeverlust durch Strahlung fest-
zustellen suchte. Gestützt auf Dulongs Gesetz: daſs die Transmission
dem Quadrat der Temperatur der transmittierenden Fläche proportional
ist, fand er die Ausstrahlung einer Fläche von 1 qm und 540° C. in
einer Stunde gleich 36046 Wärmeeinheiten. Auf die Untersuchungen
von Bell und Tunner über den theoretischen Wärmeverbrauch im
Hochofen kommen wir später zurück.
Von praktischer Bedeutung war die Konstruktion verschiedener
neuer Pyrometer. Bussius erfand ein Thermometer für erhitzten
Gebläsewind 2). Schinz konstruierte 1865 ein thermoelektrisches
Pyrometer für Temperaturen bis 1000° C. C. Bock fertigte 1870 ein
verbessertes Metallpyrometer, aber auch nur für Messungen bis 600° C.
Siemens’ Pyrometer war dagegen für hohe Temperaturen bestimmt.
Es gründete sich auf die Eigenschaft reiner Metalle, mit zunehmender
Wärme dem elektrischen Strom gröſseren Widerstand zu bieten.
Die Optik erlangte durch das Mikroskop Bedeutung für die
Eisenhüttenkunde, besonders seitdem es Sorby 3) 1864 gelungen war,
die mikroskopischen Bilder der Bruchflächen von Eisenarten durch
die Photographie zu fixieren. Nach seinen Angaben stellte sich die
1) Siehe Compt. rend. LXII.
2) Siehe Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1862, S. 10.
3) Siehe Quaterly Journal of Science 1864.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/39>, abgerufen am 25.11.2024.
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