durch Verbrennen desselben in nachfolgender verbesserter Weise aus: er füllte das mit einem Asbestpfropfen verschlossene Rohr zu zwei Drittel mit Sand, hierauf mit dem Gemenge von Eisenfeile und Bims- stein; dann folgte hinter einem Asbestpfropfen Kupferoxyd bis zur Mündung, die wieder durch einen Asbestpfropfen verschlossen wurde. Dann wurde das Rohr erhitzt, Sauerstoff durchgeleitet und die ent- weichenden Gase erst durch einen Chlorcalciumapparat, dann durch Schwefelsäure mit Bimsstein und hierauf durch zwei Röhren mit Natronkalk geleitet.
R. Richter hat das Verfahren von Berzelius 1865 dahin abgeändert, dass er zur Lösung des Eisens die Doppelsalze von Kupfer- chlorid mit Chlorkalium oder Chlornatrium statt des reinen Kupfer- chlorides verwendet, weil jene leichter neutral zu erhalten sind als letzteres.
Die von Wöhler vorgeschlagene Verbrennung des Eisens in einem Strome von Chlorgas ist im Laboratorium in Clausthal mit Erfolg angewendet worden.
Boussingault brachte das Eisen ohne Gasentwickelung zur Lösung, indem er es mit einem Überschuss von Quecksilberchlorid (15 bis 20 Teile : 1 Teil Eisen) zusammenrieb. Das Eisen löst sich als Chlorür, während unlösliches Quecksilberchlorür mit der Kohle zurückbleibt. Ersteres wird im Platinschiffchen im Wasserstoffgasstrom sublimiert und die Kohle dann im Luftstrom verbrannt.
Alle diese Bestimmungen waren aber für die Praxis, namentlich seitdem der Bessemerprozess eine rasche Bestimmung des chemisch gebundenen Kohlenstoffs notwendig gemacht hatte, zu zeitraubend. Deshalb schlug Professor Eggerts in Falun eine einfach kolori- metrische Probe vor, die, obgleich wenig wissenschaftlich, sich wegen ihrer leichten Ausführbarkeit rasch in der hüttenmännischen Praxis einbürgerte. Sie gründet sich darauf, dass die Lösung eines kohlenstoffhaltigen Eisens in Salpetersäure um so dunkler ist, je mehr gebundenen Kohlenstoff dasselbe enthält. Man bereitet sich eine Normallösung durch Auflösen einer abgewogenen Menge (0,1 gr) Stahl von bekanntem Kohlenstoffgehalt und verdünnt dieselbe so, dass die Masseinheit der Lösung 0,1 Prozent Kohlenstoff entspricht. Nun wiegt man die gleiche Menge Probematerial ein und verdünnt sie in einer vollkommen gleichen Messröhre so weit, dass sie mit der Normallösung den gleichen Farbenton zeigt. Aus der Menge der Lösung berechnet man den Gehalt an Eisen.
Diese Probe erfährt aber verschiedene Einschränkungen. Die
Chemie 1861 bis 1870.
durch Verbrennen desselben in nachfolgender verbesserter Weise aus: er füllte das mit einem Asbestpfropfen verschlossene Rohr zu zwei Drittel mit Sand, hierauf mit dem Gemenge von Eisenfeile und Bims- stein; dann folgte hinter einem Asbestpfropfen Kupferoxyd bis zur Mündung, die wieder durch einen Asbestpfropfen verschlossen wurde. Dann wurde das Rohr erhitzt, Sauerstoff durchgeleitet und die ent- weichenden Gase erst durch einen Chlorcalciumapparat, dann durch Schwefelsäure mit Bimsstein und hierauf durch zwei Röhren mit Natronkalk geleitet.
R. Richter hat das Verfahren von Berzelius 1865 dahin abgeändert, daſs er zur Lösung des Eisens die Doppelsalze von Kupfer- chlorid mit Chlorkalium oder Chlornatrium statt des reinen Kupfer- chlorides verwendet, weil jene leichter neutral zu erhalten sind als letzteres.
Die von Wöhler vorgeschlagene Verbrennung des Eisens in einem Strome von Chlorgas ist im Laboratorium in Clausthal mit Erfolg angewendet worden.
Boussingault brachte das Eisen ohne Gasentwickelung zur Lösung, indem er es mit einem Überschuſs von Quecksilberchlorid (15 bis 20 Teile : 1 Teil Eisen) zusammenrieb. Das Eisen löst sich als Chlorür, während unlösliches Quecksilberchlorür mit der Kohle zurückbleibt. Ersteres wird im Platinschiffchen im Wasserstoffgasstrom sublimiert und die Kohle dann im Luftstrom verbrannt.
Alle diese Bestimmungen waren aber für die Praxis, namentlich seitdem der Bessemerprozeſs eine rasche Bestimmung des chemisch gebundenen Kohlenstoffs notwendig gemacht hatte, zu zeitraubend. Deshalb schlug Professor Eggerts in Falun eine einfach kolori- metrische Probe vor, die, obgleich wenig wissenschaftlich, sich wegen ihrer leichten Ausführbarkeit rasch in der hüttenmännischen Praxis einbürgerte. Sie gründet sich darauf, daſs die Lösung eines kohlenstoffhaltigen Eisens in Salpetersäure um so dunkler ist, je mehr gebundenen Kohlenstoff dasselbe enthält. Man bereitet sich eine Normallösung durch Auflösen einer abgewogenen Menge (0,1 gr) Stahl von bekanntem Kohlenstoffgehalt und verdünnt dieselbe so, daſs die Maſseinheit der Lösung 0,1 Prozent Kohlenstoff entspricht. Nun wiegt man die gleiche Menge Probematerial ein und verdünnt sie in einer vollkommen gleichen Meſsröhre so weit, daſs sie mit der Normallösung den gleichen Farbenton zeigt. Aus der Menge der Lösung berechnet man den Gehalt an Eisen.
Diese Probe erfährt aber verschiedene Einschränkungen. Die
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Chemie 1861 bis 1870.
durch Verbrennen desselben in nachfolgender verbesserter Weise aus:
er füllte das mit einem Asbestpfropfen verschlossene Rohr zu zwei
Drittel mit Sand, hierauf mit dem Gemenge von Eisenfeile und Bims-
stein; dann folgte hinter einem Asbestpfropfen Kupferoxyd bis zur
Mündung, die wieder durch einen Asbestpfropfen verschlossen wurde.
Dann wurde das Rohr erhitzt, Sauerstoff durchgeleitet und die ent-
weichenden Gase erst durch einen Chlorcalciumapparat, dann durch
Schwefelsäure mit Bimsstein und hierauf durch zwei Röhren mit
Natronkalk geleitet.
R. Richter hat das Verfahren von Berzelius 1865 dahin
abgeändert, daſs er zur Lösung des Eisens die Doppelsalze von Kupfer-
chlorid mit Chlorkalium oder Chlornatrium statt des reinen Kupfer-
chlorides verwendet, weil jene leichter neutral zu erhalten sind als
letzteres.
Die von Wöhler vorgeschlagene Verbrennung des Eisens in einem
Strome von Chlorgas ist im Laboratorium in Clausthal mit Erfolg
angewendet worden.
Boussingault brachte das Eisen ohne Gasentwickelung zur
Lösung, indem er es mit einem Überschuſs von Quecksilberchlorid
(15 bis 20 Teile : 1 Teil Eisen) zusammenrieb. Das Eisen löst sich
als Chlorür, während unlösliches Quecksilberchlorür mit der Kohle
zurückbleibt. Ersteres wird im Platinschiffchen im Wasserstoffgasstrom
sublimiert und die Kohle dann im Luftstrom verbrannt.
Alle diese Bestimmungen waren aber für die Praxis, namentlich
seitdem der Bessemerprozeſs eine rasche Bestimmung des chemisch
gebundenen Kohlenstoffs notwendig gemacht hatte, zu zeitraubend.
Deshalb schlug Professor Eggerts in Falun eine einfach kolori-
metrische Probe vor, die, obgleich wenig wissenschaftlich, sich
wegen ihrer leichten Ausführbarkeit rasch in der hüttenmännischen
Praxis einbürgerte. Sie gründet sich darauf, daſs die Lösung eines
kohlenstoffhaltigen Eisens in Salpetersäure um so dunkler ist, je mehr
gebundenen Kohlenstoff dasselbe enthält. Man bereitet sich eine
Normallösung durch Auflösen einer abgewogenen Menge (0,1 gr) Stahl
von bekanntem Kohlenstoffgehalt und verdünnt dieselbe so, daſs die
Maſseinheit der Lösung 0,1 Prozent Kohlenstoff entspricht. Nun wiegt
man die gleiche Menge Probematerial ein und verdünnt sie in einer
vollkommen gleichen Meſsröhre so weit, daſs sie mit der Normallösung
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man den Gehalt an Eisen.
Diese Probe erfährt aber verschiedene Einschränkungen. Die
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/37>, abgerufen am 25.11.2024.
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