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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Chemie.
nachgewiesen. von Jüptner unterscheidet schädlichen oder Härtungs-
phosphor, der hauptsächlich den Kaltbruch erzeugt, und Phosphid-
phosphor und erklärt daraus die verschiedenen Erscheinungen,
welche Eisensorten von gleichem Phosphorgehalt zeigen. Carnot
und Goutal 1) haben dagegen im gehärteten wie im ungehärteten
Stahl Phosphor und Phosphid (Fe3 P) gefunden. Neuerdings hat
J. E. Stead 2) wichtige Untersuchungen über Eisen und Phosphor
angestellt.

Phosphor hat eine grosse Verwandtschaft zu Eisen und die Phos-
phorsäure wird in der Hitze durch Eisen und Kohle leicht reduziert.
Finkener und Hilgenstock haben sogar nachgewiesen, dass Eisen
im Überschuss Phosphor aus Phosphorsäure zu reduzieren vermag. Die
Verwandtschaft wächst mit der Temperatur, weshalb es früher möglich
war, bei dem Rennfeuerprozess aus phosphorreichen Erzen phosphor-
armes Eisen zu erzeugen, während umgekehrt in den hohen Tempe-
raturen unserer heutigen Hochöfen fast aller Phosphor aus der Be-
schickung in das Roheisen übergeführt wird.

Dass der Phosphor das Eisen kaltbrüchig macht, ist eine all-
gemein bekannte Thatsache. Er beeinträchtigt die Festigkeit des
Eisens, besonders in gewöhnlicher Temperatur, und die Kaltbrüchig-
keit nimmt zu mit dem Gehalt an gebundenem Kohlenstoff. Howe
hat hierüber Untersuchungen veröffentlicht 3).

Desgleichen ist es längst bekannt, dass Phosphor den Schmelz-
punkt des Roheisens erniedrigt. Dadurch ist phosphorhaltiges
Giessereieisen leicht- und dünnflüssiger, was für Kunst- und Geschirr-
guss benutzt wird. Dagegen steigert Phosphor die Härte des Eisens,
jedoch nicht in dem Masse wie Kohlenstoff. Die Härtbarkeit lässt bei
gleichem Kohlenstoffgehalt mit steigendem Phosphorgehalt nach 4).
Phosphorhaltiges Eisen zeigt ein grobkrystallinisches Gefüge. -- Wie
das Silicium ist der Phosphor in allen Endprodukten ein nachteiliger
Bestandteil des Eisens.

Die grosse Verwandtschaft des Eisens zu Schwefel und die
schlimme Eigenschaft desselben, das Eisen rotbrüchig zu machen, sind
längst bekannt, ebenso aber auch, dass beim Schmelzen der Kalk ein
gutes Mittel abgiebt, den Schwefel zu binden. R. Akerman und
A. Ledebur haben durch Schmelzversuche festgestellt, wieviel

1) Siehe Stahl und Eisen 1900, S. 1064.
2) Daselbst 1901, S. 6.
3) Engineering and Mining Journ. 44, 1887, p. 135.
4) Siehe Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde, 2. Aufl., I, S. 257.

Chemie.
nachgewiesen. von Jüptner unterscheidet schädlichen oder Härtungs-
phosphor, der hauptsächlich den Kaltbruch erzeugt, und Phosphid-
phosphor und erklärt daraus die verschiedenen Erscheinungen,
welche Eisensorten von gleichem Phosphorgehalt zeigen. Carnot
und Goutal 1) haben dagegen im gehärteten wie im ungehärteten
Stahl Phosphor und Phosphid (Fe3 P) gefunden. Neuerdings hat
J. E. Stead 2) wichtige Untersuchungen über Eisen und Phosphor
angestellt.

Phosphor hat eine groſse Verwandtschaft zu Eisen und die Phos-
phorsäure wird in der Hitze durch Eisen und Kohle leicht reduziert.
Finkener und Hilgenstock haben sogar nachgewiesen, daſs Eisen
im Überschuſs Phosphor aus Phosphorsäure zu reduzieren vermag. Die
Verwandtschaft wächst mit der Temperatur, weshalb es früher möglich
war, bei dem Rennfeuerprozeſs aus phosphorreichen Erzen phosphor-
armes Eisen zu erzeugen, während umgekehrt in den hohen Tempe-
raturen unserer heutigen Hochöfen fast aller Phosphor aus der Be-
schickung in das Roheisen übergeführt wird.

Daſs der Phosphor das Eisen kaltbrüchig macht, ist eine all-
gemein bekannte Thatsache. Er beeinträchtigt die Festigkeit des
Eisens, besonders in gewöhnlicher Temperatur, und die Kaltbrüchig-
keit nimmt zu mit dem Gehalt an gebundenem Kohlenstoff. Howe
hat hierüber Untersuchungen veröffentlicht 3).

Desgleichen ist es längst bekannt, daſs Phosphor den Schmelz-
punkt des Roheisens erniedrigt. Dadurch ist phosphorhaltiges
Gieſsereieisen leicht- und dünnflüssiger, was für Kunst- und Geschirr-
guſs benutzt wird. Dagegen steigert Phosphor die Härte des Eisens,
jedoch nicht in dem Maſse wie Kohlenstoff. Die Härtbarkeit läſst bei
gleichem Kohlenstoffgehalt mit steigendem Phosphorgehalt nach 4).
Phosphorhaltiges Eisen zeigt ein grobkrystallinisches Gefüge. — Wie
das Silicium ist der Phosphor in allen Endprodukten ein nachteiliger
Bestandteil des Eisens.

Die groſse Verwandtschaft des Eisens zu Schwefel und die
schlimme Eigenschaft desselben, das Eisen rotbrüchig zu machen, sind
längst bekannt, ebenso aber auch, daſs beim Schmelzen der Kalk ein
gutes Mittel abgiebt, den Schwefel zu binden. R. Åkerman und
A. Ledebur haben durch Schmelzversuche festgestellt, wieviel

1) Siehe Stahl und Eisen 1900, S. 1064.
2) Daselbst 1901, S. 6.
3) Engineering and Mining Journ. 44, 1887, p. 135.
4) Siehe Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde, 2. Aufl., I, S. 257.
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[345/0361] Chemie. nachgewiesen. von Jüptner unterscheidet schädlichen oder Härtungs- phosphor, der hauptsächlich den Kaltbruch erzeugt, und Phosphid- phosphor und erklärt daraus die verschiedenen Erscheinungen, welche Eisensorten von gleichem Phosphorgehalt zeigen. Carnot und Goutal 1) haben dagegen im gehärteten wie im ungehärteten Stahl Phosphor und Phosphid (Fe3 P) gefunden. Neuerdings hat J. E. Stead 2) wichtige Untersuchungen über Eisen und Phosphor angestellt. Phosphor hat eine groſse Verwandtschaft zu Eisen und die Phos- phorsäure wird in der Hitze durch Eisen und Kohle leicht reduziert. Finkener und Hilgenstock haben sogar nachgewiesen, daſs Eisen im Überschuſs Phosphor aus Phosphorsäure zu reduzieren vermag. Die Verwandtschaft wächst mit der Temperatur, weshalb es früher möglich war, bei dem Rennfeuerprozeſs aus phosphorreichen Erzen phosphor- armes Eisen zu erzeugen, während umgekehrt in den hohen Tempe- raturen unserer heutigen Hochöfen fast aller Phosphor aus der Be- schickung in das Roheisen übergeführt wird. Daſs der Phosphor das Eisen kaltbrüchig macht, ist eine all- gemein bekannte Thatsache. Er beeinträchtigt die Festigkeit des Eisens, besonders in gewöhnlicher Temperatur, und die Kaltbrüchig- keit nimmt zu mit dem Gehalt an gebundenem Kohlenstoff. Howe hat hierüber Untersuchungen veröffentlicht 3). Desgleichen ist es längst bekannt, daſs Phosphor den Schmelz- punkt des Roheisens erniedrigt. Dadurch ist phosphorhaltiges Gieſsereieisen leicht- und dünnflüssiger, was für Kunst- und Geschirr- guſs benutzt wird. Dagegen steigert Phosphor die Härte des Eisens, jedoch nicht in dem Maſse wie Kohlenstoff. Die Härtbarkeit läſst bei gleichem Kohlenstoffgehalt mit steigendem Phosphorgehalt nach 4). Phosphorhaltiges Eisen zeigt ein grobkrystallinisches Gefüge. — Wie das Silicium ist der Phosphor in allen Endprodukten ein nachteiliger Bestandteil des Eisens. Die groſse Verwandtschaft des Eisens zu Schwefel und die schlimme Eigenschaft desselben, das Eisen rotbrüchig zu machen, sind längst bekannt, ebenso aber auch, daſs beim Schmelzen der Kalk ein gutes Mittel abgiebt, den Schwefel zu binden. R. Åkerman und A. Ledebur haben durch Schmelzversuche festgestellt, wieviel 1) Siehe Stahl und Eisen 1900, S. 1064. 2) Daselbst 1901, S. 6. 3) Engineering and Mining Journ. 44, 1887, p. 135. 4) Siehe Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde, 2. Aufl., I, S. 257.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/361>, abgerufen am 24.11.2024.