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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Chemie.
Schwefel bei geringem oder bei hohem Kalkzuschlag, beziehungsweise
bei einer Bisilikat- oder einer Singulosilikatschlacke aus denselben Erzen
in das Eisen übergeführt wird 1). Desgleichen hat Ledebur gezeigt, um
wieviel schwächer die Wirkung der Magnesia auf Schwefel ist. Der in
das Eisen übergegangene Schwefel ist nur schwer zu entfernen. Durch
Oxydation geschieht dies nur in geringerem Masse und hierin weicht
das Verhalten des Schwefels von dem des Siliciums und Phosphors
ab. Als bestes Mittel zur Entschweflung des Eisens hat sich Mangan
bewährt. Wallrand 2) wies 1881 zuerst nach, dass sich durch blosses
Mischen von flüssigem, schwefelreichem Eisen mit manganreichem Eisen
der Schwefelgehalt beträchtlich vermindern liesse. K. Hilgenstock 3)
bestätigte dies durch Versuche. Ledebur schreibt diese Erscheinung
der Aussaigerung einer leichtflüssigeren Schwefel-Mangan-Eisen-
legierung zu, wie dies bei den sogenannten "Wanzen" 4) bei dem Roh-
und Gusseisen öfter beobachtet wird. Während Schwefeleisen sich in
jedem Verhältnis in flüssigem Eisen löst, besitzt Schwefelmangan eine
geringe Lösungsfähigkeit in demselben.

Diese Beobachtung bildet die Grundlage eines neuen wichtigen
Verfahrens der Entschweflung des Flusseisens durch den Hörder
Mischprozess, den wir später genauer beschreiben werden.

Ein Mangangehalt vermindert auch die Wirkung des Schwefels
auf Rotbruch, so dass bei gleichem Schwefelgehalt manganhaltiges
Schmiedeeisen weniger rotbrüchig ist als manganfreies. Bei mangan-
freiem Schweisseisen bewirkt schon ein Gehalt von 0,02 Prozent
Rotbruch, während bei Schweisseisen von 0,7 Prozent Mangangehalt
dieser bei 0,15 Prozent Schwefel noch kaum bemerkbar ist. Janoyers
Angabe, man könne den Schwefel im Eisen durch Phosphor vertreiben
oder seine schädliche Wirkung vermindern, hat sich dagegen nicht
bestätigt. Ebenso suchte Turner 5) durch Versuche nachzuweisen, dass
Silicium den Schwefel austreibe. Ledebur giebt dies aber nur
insoweit zu, als schwefelreiches Siliciumeisen geneigt sei, auszusaigern.
Turner hat durch eine Reihe von Roheisenanalysen gezeigt, dass der
Schwefelgehalt mit abnehmendem Siliciumgehalt steigt, ein Austreiben
des ersteren ist aber dadurch nicht erwiesen.

Die fünfte der am häufigsten vorkommenden und wichtigsten
Beimengungen des Eisens ist das Mangan. Dieses war schon seit

1) Siehe A. Ledebur, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1894, S. 291.
2) Siehe Revue universelle 1881, X, p. 407.
3) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 329.
4) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. CCXIV, S. 48.
5) Siehe Stahl und Eisen 1888, S. 580.

Chemie.
Schwefel bei geringem oder bei hohem Kalkzuschlag, beziehungsweise
bei einer Bisilikat- oder einer Singulosilikatschlacke aus denselben Erzen
in das Eisen übergeführt wird 1). Desgleichen hat Ledebur gezeigt, um
wieviel schwächer die Wirkung der Magnesia auf Schwefel ist. Der in
das Eisen übergegangene Schwefel ist nur schwer zu entfernen. Durch
Oxydation geschieht dies nur in geringerem Maſse und hierin weicht
das Verhalten des Schwefels von dem des Siliciums und Phosphors
ab. Als bestes Mittel zur Entschweflung des Eisens hat sich Mangan
bewährt. Wallrand 2) wies 1881 zuerst nach, daſs sich durch bloſses
Mischen von flüssigem, schwefelreichem Eisen mit manganreichem Eisen
der Schwefelgehalt beträchtlich vermindern lieſse. K. Hilgenstock 3)
bestätigte dies durch Versuche. Ledebur schreibt diese Erscheinung
der Aussaigerung einer leichtflüssigeren Schwefel-Mangan-Eisen-
legierung zu, wie dies bei den sogenannten „Wanzen“ 4) bei dem Roh-
und Guſseisen öfter beobachtet wird. Während Schwefeleisen sich in
jedem Verhältnis in flüssigem Eisen löst, besitzt Schwefelmangan eine
geringe Lösungsfähigkeit in demselben.

Diese Beobachtung bildet die Grundlage eines neuen wichtigen
Verfahrens der Entschweflung des Fluſseisens durch den Hörder
Mischprozeſs, den wir später genauer beschreiben werden.

Ein Mangangehalt vermindert auch die Wirkung des Schwefels
auf Rotbruch, so daſs bei gleichem Schwefelgehalt manganhaltiges
Schmiedeeisen weniger rotbrüchig ist als manganfreies. Bei mangan-
freiem Schweiſseisen bewirkt schon ein Gehalt von 0,02 Prozent
Rotbruch, während bei Schweiſseisen von 0,7 Prozent Mangangehalt
dieser bei 0,15 Prozent Schwefel noch kaum bemerkbar ist. Janoyers
Angabe, man könne den Schwefel im Eisen durch Phosphor vertreiben
oder seine schädliche Wirkung vermindern, hat sich dagegen nicht
bestätigt. Ebenso suchte Turner 5) durch Versuche nachzuweisen, daſs
Silicium den Schwefel austreibe. Ledebur giebt dies aber nur
insoweit zu, als schwefelreiches Siliciumeisen geneigt sei, auszusaigern.
Turner hat durch eine Reihe von Roheisenanalysen gezeigt, daſs der
Schwefelgehalt mit abnehmendem Siliciumgehalt steigt, ein Austreiben
des ersteren ist aber dadurch nicht erwiesen.

Die fünfte der am häufigsten vorkommenden und wichtigsten
Beimengungen des Eisens ist das Mangan. Dieses war schon seit

1) Siehe A. Ledebur, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1894, S. 291.
2) Siehe Revue universelle 1881, X, p. 407.
3) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 329.
4) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. CCXIV, S. 48.
5) Siehe Stahl und Eisen 1888, S. 580.
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[346/0362] Chemie. Schwefel bei geringem oder bei hohem Kalkzuschlag, beziehungsweise bei einer Bisilikat- oder einer Singulosilikatschlacke aus denselben Erzen in das Eisen übergeführt wird 1). Desgleichen hat Ledebur gezeigt, um wieviel schwächer die Wirkung der Magnesia auf Schwefel ist. Der in das Eisen übergegangene Schwefel ist nur schwer zu entfernen. Durch Oxydation geschieht dies nur in geringerem Maſse und hierin weicht das Verhalten des Schwefels von dem des Siliciums und Phosphors ab. Als bestes Mittel zur Entschweflung des Eisens hat sich Mangan bewährt. Wallrand 2) wies 1881 zuerst nach, daſs sich durch bloſses Mischen von flüssigem, schwefelreichem Eisen mit manganreichem Eisen der Schwefelgehalt beträchtlich vermindern lieſse. K. Hilgenstock 3) bestätigte dies durch Versuche. Ledebur schreibt diese Erscheinung der Aussaigerung einer leichtflüssigeren Schwefel-Mangan-Eisen- legierung zu, wie dies bei den sogenannten „Wanzen“ 4) bei dem Roh- und Guſseisen öfter beobachtet wird. Während Schwefeleisen sich in jedem Verhältnis in flüssigem Eisen löst, besitzt Schwefelmangan eine geringe Lösungsfähigkeit in demselben. Diese Beobachtung bildet die Grundlage eines neuen wichtigen Verfahrens der Entschweflung des Fluſseisens durch den Hörder Mischprozeſs, den wir später genauer beschreiben werden. Ein Mangangehalt vermindert auch die Wirkung des Schwefels auf Rotbruch, so daſs bei gleichem Schwefelgehalt manganhaltiges Schmiedeeisen weniger rotbrüchig ist als manganfreies. Bei mangan- freiem Schweiſseisen bewirkt schon ein Gehalt von 0,02 Prozent Rotbruch, während bei Schweiſseisen von 0,7 Prozent Mangangehalt dieser bei 0,15 Prozent Schwefel noch kaum bemerkbar ist. Janoyers Angabe, man könne den Schwefel im Eisen durch Phosphor vertreiben oder seine schädliche Wirkung vermindern, hat sich dagegen nicht bestätigt. Ebenso suchte Turner 5) durch Versuche nachzuweisen, daſs Silicium den Schwefel austreibe. Ledebur giebt dies aber nur insoweit zu, als schwefelreiches Siliciumeisen geneigt sei, auszusaigern. Turner hat durch eine Reihe von Roheisenanalysen gezeigt, daſs der Schwefelgehalt mit abnehmendem Siliciumgehalt steigt, ein Austreiben des ersteren ist aber dadurch nicht erwiesen. Die fünfte der am häufigsten vorkommenden und wichtigsten Beimengungen des Eisens ist das Mangan. Dieses war schon seit 1) Siehe A. Ledebur, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1894, S. 291. 2) Siehe Revue universelle 1881, X, p. 407. 3) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 329. 4) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. CCXIV, S. 48. 5) Siehe Stahl und Eisen 1888, S. 580.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/362>, abgerufen am 28.11.2024.