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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Entstehung und die Fort-
schritte der Verwendung der Panzerplatten.

Schwimmende Panzerbatterieen waren zuerst im Krimkriege gebaut
worden und zwar hatte Napoleon III. dazu die Anregung gegeben.
Er beauftragte 1854 den Ingenieur Guiesse mit dem Entwurf einer
solchen und nach diesem waren fünf Stück mit einem 110 mm dicken
Eisenpanzer und 20 cm starken Eisenrippen erbaut worden. Diese
Panzerbatterieen erzielten bei der Beschiessung von Kinburn am
17. Oktober 1854 einen glänzenden Erfolg. Die Panzerung von See-
schiffen wagte man damals noch nicht. Ende 1857 legte aber Dupuy
de Lome
der kaiserlichen Regierung die Pläne für die Panzerfregatte
La Gloire vor, deren Bau im März 1858 zu Toulon begonnen wurde;
am 24. November 1859 lief sie vom Stapel. Damit begann die Ver-
wendung von Panzerschiffen und die Panzerplattenfabrikation. Die
Gloire war selbstverständlich ein Schraubenschiff; ihr Panzer, der
1 bis 2 m unter Wasser reichte, war 120 mm dick und gewährte
Schutz gegen die glatten 68 Pfünder-Schiffskanonen. Im Mai 1859
wurde der Warrior, das älteste Panzerschiff der englischen Marine,
auf Stapel gelegt; sein 114 mm starker Panzer bedeckte nur mittschiffs
die Batterie und ging nicht ringsum, wie bei der Gloire. Erst einige
Jahre später führte man die Panzerung um das ganze Schiff herum.
Kaum hatten sich die Panzerschiffe gezeigt, so begann auch schon das
Bestreben nach ihrer Vernichtung durch verbesserte Geschütze.

1859 baute man die französischen Panzerschiffe Magenta und
Solferino mit eisernem Sporn. 1860 schlug der englische Kapitän
Coles kegel- oder kuppelförmige gepanzerte Drehtürme, die über das
Oberdeck herausragten, mit 2 starken Kanonen an Stelle der grossen
Zahl unwirksamer Geschütze vor. Mit dem für das englische Kriegsschiff
Trusty von John Brown in Sheffield nach Coles Entwurf erbautem
Panzerturm wurden 1861 zu Sheerness günstige Schiessversuche an-
gestellt. Der berühmte schwedische Ingenieur Ericson baute bei Aus-
bruch des amerikanischen Bürgerkrieges den berühmten Monitor, der
bis zum Verdeck in das Wasser versenkt werden konnte und einen
cylindrischen Drehturm besass. Obgleich nur eine schwerfällige,
schwimmende Strandbatterie, vernichtete sie doch die Panzerfregatte
Merrimac, den Stolz der Südstaaten.

Inzwischen hatte die Artillerie nicht gefeiert, sondern sich eifrig und
mit Erfolg bemüht, die Durchschlagkraft der Geschütze und Geschosse
zu erhöhen. Damit begann der Wettkampf zwischen Geschütz und
Panzerung, der die grossartigsten Leistungen auf beiden Seiten durch

Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Entstehung und die Fort-
schritte der Verwendung der Panzerplatten.

Schwimmende Panzerbatterieen waren zuerst im Krimkriege gebaut
worden und zwar hatte Napoleon III. dazu die Anregung gegeben.
Er beauftragte 1854 den Ingenieur Guiesse mit dem Entwurf einer
solchen und nach diesem waren fünf Stück mit einem 110 mm dicken
Eisenpanzer und 20 cm starken Eisenrippen erbaut worden. Diese
Panzerbatterieen erzielten bei der Beschieſsung von Kinburn am
17. Oktober 1854 einen glänzenden Erfolg. Die Panzerung von See-
schiffen wagte man damals noch nicht. Ende 1857 legte aber Dupuy
de Lôme
der kaiserlichen Regierung die Pläne für die Panzerfregatte
La Gloire vor, deren Bau im März 1858 zu Toulon begonnen wurde;
am 24. November 1859 lief sie vom Stapel. Damit begann die Ver-
wendung von Panzerschiffen und die Panzerplattenfabrikation. Die
Gloire war selbstverständlich ein Schraubenschiff; ihr Panzer, der
1 bis 2 m unter Wasser reichte, war 120 mm dick und gewährte
Schutz gegen die glatten 68 Pfünder-Schiffskanonen. Im Mai 1859
wurde der Warrior, das älteste Panzerschiff der englischen Marine,
auf Stapel gelegt; sein 114 mm starker Panzer bedeckte nur mittschiffs
die Batterie und ging nicht ringsum, wie bei der Gloire. Erst einige
Jahre später führte man die Panzerung um das ganze Schiff herum.
Kaum hatten sich die Panzerschiffe gezeigt, so begann auch schon das
Bestreben nach ihrer Vernichtung durch verbesserte Geschütze.

1859 baute man die französischen Panzerschiffe Magenta und
Solferino mit eisernem Sporn. 1860 schlug der englische Kapitän
Coles kegel- oder kuppelförmige gepanzerte Drehtürme, die über das
Oberdeck herausragten, mit 2 starken Kanonen an Stelle der groſsen
Zahl unwirksamer Geschütze vor. Mit dem für das englische Kriegsschiff
Trusty von John Brown in Sheffield nach Coles Entwurf erbautem
Panzerturm wurden 1861 zu Sheerneſs günstige Schieſsversuche an-
gestellt. Der berühmte schwedische Ingenieur Ericson baute bei Aus-
bruch des amerikanischen Bürgerkrieges den berühmten Monitor, der
bis zum Verdeck in das Wasser versenkt werden konnte und einen
cylindrischen Drehturm besaſs. Obgleich nur eine schwerfällige,
schwimmende Strandbatterie, vernichtete sie doch die Panzerfregatte
Merrimac, den Stolz der Südstaaten.

Inzwischen hatte die Artillerie nicht gefeiert, sondern sich eifrig und
mit Erfolg bemüht, die Durchschlagkraft der Geschütze und Geschosse
zu erhöhen. Damit begann der Wettkampf zwischen Geschütz und
Panzerung, der die groſsartigsten Leistungen auf beiden Seiten durch

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[200/0216] Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Entstehung und die Fort- schritte der Verwendung der Panzerplatten. Schwimmende Panzerbatterieen waren zuerst im Krimkriege gebaut worden und zwar hatte Napoleon III. dazu die Anregung gegeben. Er beauftragte 1854 den Ingenieur Guiesse mit dem Entwurf einer solchen und nach diesem waren fünf Stück mit einem 110 mm dicken Eisenpanzer und 20 cm starken Eisenrippen erbaut worden. Diese Panzerbatterieen erzielten bei der Beschieſsung von Kinburn am 17. Oktober 1854 einen glänzenden Erfolg. Die Panzerung von See- schiffen wagte man damals noch nicht. Ende 1857 legte aber Dupuy de Lôme der kaiserlichen Regierung die Pläne für die Panzerfregatte La Gloire vor, deren Bau im März 1858 zu Toulon begonnen wurde; am 24. November 1859 lief sie vom Stapel. Damit begann die Ver- wendung von Panzerschiffen und die Panzerplattenfabrikation. Die Gloire war selbstverständlich ein Schraubenschiff; ihr Panzer, der 1 bis 2 m unter Wasser reichte, war 120 mm dick und gewährte Schutz gegen die glatten 68 Pfünder-Schiffskanonen. Im Mai 1859 wurde der Warrior, das älteste Panzerschiff der englischen Marine, auf Stapel gelegt; sein 114 mm starker Panzer bedeckte nur mittschiffs die Batterie und ging nicht ringsum, wie bei der Gloire. Erst einige Jahre später führte man die Panzerung um das ganze Schiff herum. Kaum hatten sich die Panzerschiffe gezeigt, so begann auch schon das Bestreben nach ihrer Vernichtung durch verbesserte Geschütze. 1859 baute man die französischen Panzerschiffe Magenta und Solferino mit eisernem Sporn. 1860 schlug der englische Kapitän Coles kegel- oder kuppelförmige gepanzerte Drehtürme, die über das Oberdeck herausragten, mit 2 starken Kanonen an Stelle der groſsen Zahl unwirksamer Geschütze vor. Mit dem für das englische Kriegsschiff Trusty von John Brown in Sheffield nach Coles Entwurf erbautem Panzerturm wurden 1861 zu Sheerneſs günstige Schieſsversuche an- gestellt. Der berühmte schwedische Ingenieur Ericson baute bei Aus- bruch des amerikanischen Bürgerkrieges den berühmten Monitor, der bis zum Verdeck in das Wasser versenkt werden konnte und einen cylindrischen Drehturm besaſs. Obgleich nur eine schwerfällige, schwimmende Strandbatterie, vernichtete sie doch die Panzerfregatte Merrimac, den Stolz der Südstaaten. Inzwischen hatte die Artillerie nicht gefeiert, sondern sich eifrig und mit Erfolg bemüht, die Durchschlagkraft der Geschütze und Geschosse zu erhöhen. Damit begann der Wettkampf zwischen Geschütz und Panzerung, der die groſsartigsten Leistungen auf beiden Seiten durch

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/216>, abgerufen am 24.04.2024.