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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
Verstärkung der Panzerung und Erhöhung der artilleristischen Leistung
hervorbrachte und der bis zum heutigen Tage fortdauert.

Die neue Art des Seekampfes hatte eine vollständige Umwälzung
des Schiffsbaues zur Folge. Es entstanden die Kasemattschiffe, welche
über dem Maschinenraum eine gepanzerte Kasematte hatten. Solche
Schiffe waren zuerst der Ocean in Frankreich, Devastation und
Thunderer in England. Eine weitere Folge war, dass man den
Holzbau endgültig aufgab und die Kriegsschiffe ganz aus Eisen
baute. Bereits das zweite englische Panzerschiff, der Black Prince,
war in dieser Weise ausgeführt worden. Die ungeahnten Erfolge
Krupps im Geschützwesen zwangen zur Anwendung immer stärkerer
Panzer. Noch waren diese ausschliesslich von Eisen. Die Fortschritte
der Eisenindustrie gaben aber die Mittel an die Hand, die Eisen-
panzer durch Stahlpanzer zu ersetzen, und dieser Übergang vollzog
sich zum Teil noch in den sechziger Jahren.

Die Panzerplatten wurden anfangs geschmiedet, später ging man
dazu über, sie zu walzen. Wie schon erwähnt, wurden sie zunächst
nur aus Eisen hergestellt. John Arrowsmith nahm am 8. Dezember
1859 ein Patent für Herstellung von Panzerplatten durch Walzen
und zwar walzte er erst Eisenplatten mit korrespondierenden Er-
höhungen und Vertiefungen, bildete dann aus drei dieser Platten ein
Paket, das er ausheizte und durch drei Kaliber zu schweren Platinen
auswalzte. Mehrere dieser Platinen wurden zusammengefügt und in
einem schweren Plattenwalzwerk mit horizontalen und vertikalen
Walzen zu Panzerplatten ausgewalzt.

Am 25. Juli 1860 nahmen Ch. W. Lancaster, James Brown
und J. Hughes ein Patent, Panzerplatten aus verschiedenen Lagen
von weichem, sehnigem Eisen und von hartem Homogeneisen oder
Stahl zu machen, die durch Hämmern und Walzen geschweisst und
gestreckt wurden. Ganz dasselbe bezweckten die Patente von George
Price
vom 9. Oktober 1860. E. B. Wilson schlug bereits die
Anwendung von Flusseisen oder Fluss- oder Gussstahl vor. Er
wollte würfelförmige Blöcke giessen, die in Gesenken sehr starkem
Druck ausgesetzt wurden. H. Bessemers Patent vom 1. Februar
1861 bezieht sich auf die Fabrikation von Panzerplatten aus
Bessemerstahl. Er schlägt vor, dasselbe in flachen Formen, die
der Gestalt der Panzerplatten entsprechen, zu giessen. Man könne
Lagen von hartem und weichem Metall übereinander, oder auch
Bessemerstahl auf eine Eisenplatte, welche in die Form eingelegt wird,
giessen. Auch in Österreich waren bereits 1859 auf dem Eisenwerk

Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
Verstärkung der Panzerung und Erhöhung der artilleristischen Leistung
hervorbrachte und der bis zum heutigen Tage fortdauert.

Die neue Art des Seekampfes hatte eine vollständige Umwälzung
des Schiffsbaues zur Folge. Es entstanden die Kasemattschiffe, welche
über dem Maschinenraum eine gepanzerte Kasematte hatten. Solche
Schiffe waren zuerst der Ocean in Frankreich, Devastation und
Thunderer in England. Eine weitere Folge war, daſs man den
Holzbau endgültig aufgab und die Kriegsschiffe ganz aus Eisen
baute. Bereits das zweite englische Panzerschiff, der Black Prince,
war in dieser Weise ausgeführt worden. Die ungeahnten Erfolge
Krupps im Geschützwesen zwangen zur Anwendung immer stärkerer
Panzer. Noch waren diese ausschlieſslich von Eisen. Die Fortschritte
der Eisenindustrie gaben aber die Mittel an die Hand, die Eisen-
panzer durch Stahlpanzer zu ersetzen, und dieser Übergang vollzog
sich zum Teil noch in den sechziger Jahren.

Die Panzerplatten wurden anfangs geschmiedet, später ging man
dazu über, sie zu walzen. Wie schon erwähnt, wurden sie zunächst
nur aus Eisen hergestellt. John Arrowsmith nahm am 8. Dezember
1859 ein Patent für Herstellung von Panzerplatten durch Walzen
und zwar walzte er erst Eisenplatten mit korrespondierenden Er-
höhungen und Vertiefungen, bildete dann aus drei dieser Platten ein
Paket, das er ausheizte und durch drei Kaliber zu schweren Platinen
auswalzte. Mehrere dieser Platinen wurden zusammengefügt und in
einem schweren Plattenwalzwerk mit horizontalen und vertikalen
Walzen zu Panzerplatten ausgewalzt.

Am 25. Juli 1860 nahmen Ch. W. Lancaster, James Brown
und J. Hughes ein Patent, Panzerplatten aus verschiedenen Lagen
von weichem, sehnigem Eisen und von hartem Homogeneisen oder
Stahl zu machen, die durch Hämmern und Walzen geschweiſst und
gestreckt wurden. Ganz dasselbe bezweckten die Patente von George
Price
vom 9. Oktober 1860. E. B. Wilson schlug bereits die
Anwendung von Fluſseisen oder Fluſs- oder Guſsstahl vor. Er
wollte würfelförmige Blöcke gieſsen, die in Gesenken sehr starkem
Druck ausgesetzt wurden. H. Bessemers Patent vom 1. Februar
1861 bezieht sich auf die Fabrikation von Panzerplatten aus
Bessemerstahl. Er schlägt vor, dasselbe in flachen Formen, die
der Gestalt der Panzerplatten entsprechen, zu gieſsen. Man könne
Lagen von hartem und weichem Metall übereinander, oder auch
Bessemerstahl auf eine Eisenplatte, welche in die Form eingelegt wird,
gieſsen. Auch in Österreich waren bereits 1859 auf dem Eisenwerk

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[201/0217] Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870. Verstärkung der Panzerung und Erhöhung der artilleristischen Leistung hervorbrachte und der bis zum heutigen Tage fortdauert. Die neue Art des Seekampfes hatte eine vollständige Umwälzung des Schiffsbaues zur Folge. Es entstanden die Kasemattschiffe, welche über dem Maschinenraum eine gepanzerte Kasematte hatten. Solche Schiffe waren zuerst der Ocean in Frankreich, Devastation und Thunderer in England. Eine weitere Folge war, daſs man den Holzbau endgültig aufgab und die Kriegsschiffe ganz aus Eisen baute. Bereits das zweite englische Panzerschiff, der Black Prince, war in dieser Weise ausgeführt worden. Die ungeahnten Erfolge Krupps im Geschützwesen zwangen zur Anwendung immer stärkerer Panzer. Noch waren diese ausschlieſslich von Eisen. Die Fortschritte der Eisenindustrie gaben aber die Mittel an die Hand, die Eisen- panzer durch Stahlpanzer zu ersetzen, und dieser Übergang vollzog sich zum Teil noch in den sechziger Jahren. Die Panzerplatten wurden anfangs geschmiedet, später ging man dazu über, sie zu walzen. Wie schon erwähnt, wurden sie zunächst nur aus Eisen hergestellt. John Arrowsmith nahm am 8. Dezember 1859 ein Patent für Herstellung von Panzerplatten durch Walzen und zwar walzte er erst Eisenplatten mit korrespondierenden Er- höhungen und Vertiefungen, bildete dann aus drei dieser Platten ein Paket, das er ausheizte und durch drei Kaliber zu schweren Platinen auswalzte. Mehrere dieser Platinen wurden zusammengefügt und in einem schweren Plattenwalzwerk mit horizontalen und vertikalen Walzen zu Panzerplatten ausgewalzt. Am 25. Juli 1860 nahmen Ch. W. Lancaster, James Brown und J. Hughes ein Patent, Panzerplatten aus verschiedenen Lagen von weichem, sehnigem Eisen und von hartem Homogeneisen oder Stahl zu machen, die durch Hämmern und Walzen geschweiſst und gestreckt wurden. Ganz dasselbe bezweckten die Patente von George Price vom 9. Oktober 1860. E. B. Wilson schlug bereits die Anwendung von Fluſseisen oder Fluſs- oder Guſsstahl vor. Er wollte würfelförmige Blöcke gieſsen, die in Gesenken sehr starkem Druck ausgesetzt wurden. H. Bessemers Patent vom 1. Februar 1861 bezieht sich auf die Fabrikation von Panzerplatten aus Bessemerstahl. Er schlägt vor, dasselbe in flachen Formen, die der Gestalt der Panzerplatten entsprechen, zu gieſsen. Man könne Lagen von hartem und weichem Metall übereinander, oder auch Bessemerstahl auf eine Eisenplatte, welche in die Form eingelegt wird, gieſsen. Auch in Österreich waren bereits 1859 auf dem Eisenwerk

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/217>, abgerufen am 26.04.2024.