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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Flammofenstahlschmelzen.

In diesem ersten Patent waren also drei Stahlbereitungsarten
angegeben, von denen zwei im Flammofen, eine im Kupolofen aus-
geführt werden sollte. Der Schwerpunkt lag aber in dem ersten Ver-
fahren. Von diesem ist denn auch in dem zweiten Patent, welches
die Brüder Emil und Peter Emil Martin am 18. August 1865

[Abbildung] Fig. 101.
nahmen, allein die Rede. Es erstreckt
sich auch auf die Darstellung von
Gussstahl, Gusseisen (d. h. gegossenes
Schmiedeeisen) und Halbstahl (metal
mixte). Die Fabrikation beruht auf
der Schmelzung von Eisen oder Roh-
stahl in einem Gusseisenbad, bei
andauernder Weisshitze in einem
Siemens-Flammofen. Diesem Patent
ist die nebenstehende Zeichnung des
Ofens (Fig. 101, 102) beigefügt. Ferner
werden darin die Mischungsverhält-
nisse angegeben. Um Gussstahl zu
erzeugen, sollen 2300 Pfund Puddelstahl und 400 Pfund Stahl von
früheren Schmelzungen allmählich in einem Bad von 700 Pfund reinem
[Abbildung] Fig. 102.
Gusseisen eingeschmolzen werden. Nachdem die schwarze Schlacke
durch reine Schlacke ersetzt und die Masse gehörig durchgerührt und
probiert ist, werden 40 bis 100 Pfund weissglühendes Gusseisen zu-
gesetzt, um das richtige Korn des Stahls zu fixieren.

Für weichen Stahl oder Flusseisen, welche keine Härtung
mehr annehmen, werden 2600 Pfund granuliertes Puddeleisen

Flammofenstahlschmelzen.

In diesem ersten Patent waren also drei Stahlbereitungsarten
angegeben, von denen zwei im Flammofen, eine im Kupolofen aus-
geführt werden sollte. Der Schwerpunkt lag aber in dem ersten Ver-
fahren. Von diesem ist denn auch in dem zweiten Patent, welches
die Brüder Emil und Peter Emil Martin am 18. August 1865

[Abbildung] Fig. 101.
nahmen, allein die Rede. Es erstreckt
sich auch auf die Darstellung von
Guſsstahl, Guſseisen (d. h. gegossenes
Schmiedeeisen) und Halbstahl (métal
mixte). Die Fabrikation beruht auf
der Schmelzung von Eisen oder Roh-
stahl in einem Guſseisenbad, bei
andauernder Weiſshitze in einem
Siemens-Flammofen. Diesem Patent
ist die nebenstehende Zeichnung des
Ofens (Fig. 101, 102) beigefügt. Ferner
werden darin die Mischungsverhält-
nisse angegeben. Um Guſsstahl zu
erzeugen, sollen 2300 Pfund Puddelstahl und 400 Pfund Stahl von
früheren Schmelzungen allmählich in einem Bad von 700 Pfund reinem
[Abbildung] Fig. 102.
Guſseisen eingeschmolzen werden. Nachdem die schwarze Schlacke
durch reine Schlacke ersetzt und die Masse gehörig durchgerührt und
probiert ist, werden 40 bis 100 Pfund weiſsglühendes Guſseisen zu-
gesetzt, um das richtige Korn des Stahls zu fixieren.

Für weichen Stahl oder Fluſseisen, welche keine Härtung
mehr annehmen, werden 2600 Pfund granuliertes Puddeleisen

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[175/0191] Flammofenstahlschmelzen. In diesem ersten Patent waren also drei Stahlbereitungsarten angegeben, von denen zwei im Flammofen, eine im Kupolofen aus- geführt werden sollte. Der Schwerpunkt lag aber in dem ersten Ver- fahren. Von diesem ist denn auch in dem zweiten Patent, welches die Brüder Emil und Peter Emil Martin am 18. August 1865 [Abbildung Fig. 101.] nahmen, allein die Rede. Es erstreckt sich auch auf die Darstellung von Guſsstahl, Guſseisen (d. h. gegossenes Schmiedeeisen) und Halbstahl (métal mixte). Die Fabrikation beruht auf der Schmelzung von Eisen oder Roh- stahl in einem Guſseisenbad, bei andauernder Weiſshitze in einem Siemens-Flammofen. Diesem Patent ist die nebenstehende Zeichnung des Ofens (Fig. 101, 102) beigefügt. Ferner werden darin die Mischungsverhält- nisse angegeben. Um Guſsstahl zu erzeugen, sollen 2300 Pfund Puddelstahl und 400 Pfund Stahl von früheren Schmelzungen allmählich in einem Bad von 700 Pfund reinem [Abbildung Fig. 102.] Guſseisen eingeschmolzen werden. Nachdem die schwarze Schlacke durch reine Schlacke ersetzt und die Masse gehörig durchgerührt und probiert ist, werden 40 bis 100 Pfund weiſsglühendes Guſseisen zu- gesetzt, um das richtige Korn des Stahls zu fixieren. Für weichen Stahl oder Fluſseisen, welche keine Härtung mehr annehmen, werden 2600 Pfund granuliertes Puddeleisen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/191>, abgerufen am 25.04.2024.