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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
stoffen herzustellen. Es mag das ein schwieriges Problem sein, aber
es ist kein hoffnungsloses."

Der Weg, ein solches schwefel- und phosphorfreies Roheisen
schon im Hochofen zu erzeugen, wurde aber nur insofern mit Erfolg
betreten, als man reine Erze zu verschmelzen suchte und solche auf
dem Seeweg von Schweden, Spanien, Nordafrika, Nordamerika u. s. w.
bezog. Die meisten Anstrengungen blieben aber darauf gerichtet, den
Schwefel und Phosphor im Roheisen bei dem Frischprozess zu ent-
fernen. Bessemers mannigfache Bemühungen in dieser Richtung

[Abbildung] Fig. 92.
hatten zu keinem Erfolg geführt,
demungeachtet setzte er sie fort.

Robert Mushet glaubte seit
1859 in dem Titan ein Heilmittel für
alle Schäden, auch die des Bessemer-
eisens, gefunden zu haben, ohne
sich um dessen chemische Wirkung
weiter zu kümmern. Ein grosser
Teil der vielen Patente für die
Verwendung von Titan zur Stahl-
bereitung, die er in den folgenden Jahren nahm, beziehen sich auch
auf den Bessemerstahl 1).

Einen anderen Weg schlug George Parry zu Ebbw-Vale ein. Er
schmolz das aus phosphorhaltigen Erzen gepuddelte und von Phosphor

[Abbildung] Fig. 93.
ziemlich gereinigte Schmiedeeisen in einem Kupolofen mit horizontalen
und geneigten Düsen (Umwandlungsofen), Fig. 92, bei hoher Tempe-
ratur um und stach das so erzeugte Roheisen in einen mit Gasgenerator
verbundenen Konverter, Fig. 93, ab, wo es zu Stahl verblasen wurde.

1) Er bezeichnete diesen als the malleable iron, semi-steel, or cast steel, produced
by passing air through molten cast iron, so as to wholly or partially decarburize
it. Pat. Nr. 3070. 13. Dezember 1860.

Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
stoffen herzustellen. Es mag das ein schwieriges Problem sein, aber
es ist kein hoffnungsloses.“

Der Weg, ein solches schwefel- und phosphorfreies Roheisen
schon im Hochofen zu erzeugen, wurde aber nur insofern mit Erfolg
betreten, als man reine Erze zu verschmelzen suchte und solche auf
dem Seeweg von Schweden, Spanien, Nordafrika, Nordamerika u. s. w.
bezog. Die meisten Anstrengungen blieben aber darauf gerichtet, den
Schwefel und Phosphor im Roheisen bei dem Frischprozeſs zu ent-
fernen. Bessemers mannigfache Bemühungen in dieser Richtung

[Abbildung] Fig. 92.
hatten zu keinem Erfolg geführt,
demungeachtet setzte er sie fort.

Robert Mushet glaubte seit
1859 in dem Titan ein Heilmittel für
alle Schäden, auch die des Bessemer-
eisens, gefunden zu haben, ohne
sich um dessen chemische Wirkung
weiter zu kümmern. Ein groſser
Teil der vielen Patente für die
Verwendung von Titan zur Stahl-
bereitung, die er in den folgenden Jahren nahm, beziehen sich auch
auf den Bessemerstahl 1).

Einen anderen Weg schlug George Parry zu Ebbw-Vale ein. Er
schmolz das aus phosphorhaltigen Erzen gepuddelte und von Phosphor

[Abbildung] Fig. 93.
ziemlich gereinigte Schmiedeeisen in einem Kupolofen mit horizontalen
und geneigten Düsen (Umwandlungsofen), Fig. 92, bei hoher Tempe-
ratur um und stach das so erzeugte Roheisen in einen mit Gasgenerator
verbundenen Konverter, Fig. 93, ab, wo es zu Stahl verblasen wurde.

1) Er bezeichnete diesen als the malleable iron, semi-steel, or cast steel, produced
by passing air through molten cast iron, so as to wholly or partially decarburize
it. Pat. Nr. 3070. 13. Dezember 1860.
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[142/0158] Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870. stoffen herzustellen. Es mag das ein schwieriges Problem sein, aber es ist kein hoffnungsloses.“ Der Weg, ein solches schwefel- und phosphorfreies Roheisen schon im Hochofen zu erzeugen, wurde aber nur insofern mit Erfolg betreten, als man reine Erze zu verschmelzen suchte und solche auf dem Seeweg von Schweden, Spanien, Nordafrika, Nordamerika u. s. w. bezog. Die meisten Anstrengungen blieben aber darauf gerichtet, den Schwefel und Phosphor im Roheisen bei dem Frischprozeſs zu ent- fernen. Bessemers mannigfache Bemühungen in dieser Richtung [Abbildung Fig. 92.] hatten zu keinem Erfolg geführt, demungeachtet setzte er sie fort. Robert Mushet glaubte seit 1859 in dem Titan ein Heilmittel für alle Schäden, auch die des Bessemer- eisens, gefunden zu haben, ohne sich um dessen chemische Wirkung weiter zu kümmern. Ein groſser Teil der vielen Patente für die Verwendung von Titan zur Stahl- bereitung, die er in den folgenden Jahren nahm, beziehen sich auch auf den Bessemerstahl 1). Einen anderen Weg schlug George Parry zu Ebbw-Vale ein. Er schmolz das aus phosphorhaltigen Erzen gepuddelte und von Phosphor [Abbildung Fig. 93.] ziemlich gereinigte Schmiedeeisen in einem Kupolofen mit horizontalen und geneigten Düsen (Umwandlungsofen), Fig. 92, bei hoher Tempe- ratur um und stach das so erzeugte Roheisen in einen mit Gasgenerator verbundenen Konverter, Fig. 93, ab, wo es zu Stahl verblasen wurde. 1) Er bezeichnete diesen als the malleable iron, semi-steel, or cast steel, produced by passing air through molten cast iron, so as to wholly or partially decarburize it. Pat. Nr. 3070. 13. Dezember 1860.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/158>, abgerufen am 19.04.2024.