Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
durch welche flüssige Massen, hauptsächlich Schlacke, aus dem Hals der Birne geschleudert werden, während der Funkenregen von ver- brennendem Eisen nachlässt. Die Flamme nimmt dabei eine blaue Färbung an.
In der dritten Periode lässt das Leuchten der Flamme nach, sie wird durchsichtig, blauviolett, von grünen und blauen Streifen unter- brochen; der Eisenfunkenregen nimmt wieder zu.
Diese Flammenerscheinungen treten im allgemeinen beim Bessemer- prozess in gleicher Weise auf, im einzelnen ist die Färbung der Flamme nach der Natur und chemischen Zusammensetzung des Roheisens aller- dings oft recht abweichend. Die Beobachtung der Flamme ist aber trotz- dem das wichtigste Mittel zur Beurteilung des Verlaufs des Prozesses, insbesondere der Abscheidung des Kohlenstoffs. -- Schöpfproben kann man kaum benutzen, denn um sie zu nehmen, muss man die Birne umkippen und den Wind abstellen, also den Prozess unterbrechen, und wenn man sie hat, dauert es zu lange, um aus ihrer Unter- suchung einen Schluss auf den gegenwärtigen Prozess zu ziehen, da dieser viel zu rasch beendet ist. Hierzu sind Spiessproben, die Tunner 1863 vorschlug, schon besser geeignet, aber auch sie fanden wegen der Schwierigkeit des Probenehmens damals noch keine An- wendung. Dagegen fand man in der neuentdeckten Spektral- analyse ein wichtiges Mittel, die Verbrennung und das Verschwinden des Kohlenstoffs in der Bessemerflamme genauer beobachten zu können.
1860 hatten Kirchhoff und Bunsen die Übereinstimmung von Fraunhoferschen Linien im Sonnenspektrum mit den Linien im Spektrum einiger chemischer Elemente nachgewiesen. Dies führte sie zur Ermittelung der Spektren aller wichtigen Elemente im gasförmigen Zustand und daraus entsprang die Entdeckung der Spektralanalyse, eine der geistreichsten und wichtigsten Erfindungen dieses Jahr- hunderts.
1862 schlug William Bagge in Sheffield die Spektrolyse als Mittel zur Betrachtung der Vorgänge in der Bessemerflamme vor und Professor Roscoe, ein Schüler und Freund Bunsens, unternahm es noch in demselben Jahre, Versuche auf dem Atlaswerk von Brown anzustellen.
Im Jahre 1863 konnte er schon in der philosophischen Gesell- schaft in Manchester mitteilen, dass das Spektrum der Bessemerflamme hinreichend charakteristisch sei, um durch dasselbe den Prozess zu beobachten, und 1864 verkündete er in der Royal Institution in
Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
durch welche flüssige Massen, hauptsächlich Schlacke, aus dem Hals der Birne geschleudert werden, während der Funkenregen von ver- brennendem Eisen nachläſst. Die Flamme nimmt dabei eine blaue Färbung an.
In der dritten Periode läſst das Leuchten der Flamme nach, sie wird durchsichtig, blauviolett, von grünen und blauen Streifen unter- brochen; der Eisenfunkenregen nimmt wieder zu.
Diese Flammenerscheinungen treten im allgemeinen beim Bessemer- prozeſs in gleicher Weise auf, im einzelnen ist die Färbung der Flamme nach der Natur und chemischen Zusammensetzung des Roheisens aller- dings oft recht abweichend. Die Beobachtung der Flamme ist aber trotz- dem das wichtigste Mittel zur Beurteilung des Verlaufs des Prozesses, insbesondere der Abscheidung des Kohlenstoffs. — Schöpfproben kann man kaum benutzen, denn um sie zu nehmen, muſs man die Birne umkippen und den Wind abstellen, also den Prozeſs unterbrechen, und wenn man sie hat, dauert es zu lange, um aus ihrer Unter- suchung einen Schluſs auf den gegenwärtigen Prozeſs zu ziehen, da dieser viel zu rasch beendet ist. Hierzu sind Spieſsproben, die Tunner 1863 vorschlug, schon besser geeignet, aber auch sie fanden wegen der Schwierigkeit des Probenehmens damals noch keine An- wendung. Dagegen fand man in der neuentdeckten Spektral- analyse ein wichtiges Mittel, die Verbrennung und das Verschwinden des Kohlenstoffs in der Bessemerflamme genauer beobachten zu können.
1860 hatten Kirchhoff und Bunsen die Übereinstimmung von Fraunhoferschen Linien im Sonnenspektrum mit den Linien im Spektrum einiger chemischer Elemente nachgewiesen. Dies führte sie zur Ermittelung der Spektren aller wichtigen Elemente im gasförmigen Zustand und daraus entsprang die Entdeckung der Spektralanalyse, eine der geistreichsten und wichtigsten Erfindungen dieses Jahr- hunderts.
1862 schlug William Bagge in Sheffield die Spektrolyse als Mittel zur Betrachtung der Vorgänge in der Bessemerflamme vor und Professor Roscoe, ein Schüler und Freund Bunsens, unternahm es noch in demselben Jahre, Versuche auf dem Atlaswerk von Brown anzustellen.
Im Jahre 1863 konnte er schon in der philosophischen Gesell- schaft in Manchester mitteilen, daſs das Spektrum der Bessemerflamme hinreichend charakteristisch sei, um durch dasselbe den Prozeſs zu beobachten, und 1864 verkündete er in der Royal Institution in
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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
durch welche flüssige Massen, hauptsächlich Schlacke, aus dem Hals
der Birne geschleudert werden, während der Funkenregen von ver-
brennendem Eisen nachläſst. Die Flamme nimmt dabei eine blaue
Färbung an.
In der dritten Periode läſst das Leuchten der Flamme nach, sie
wird durchsichtig, blauviolett, von grünen und blauen Streifen unter-
brochen; der Eisenfunkenregen nimmt wieder zu.
Diese Flammenerscheinungen treten im allgemeinen beim Bessemer-
prozeſs in gleicher Weise auf, im einzelnen ist die Färbung der Flamme
nach der Natur und chemischen Zusammensetzung des Roheisens aller-
dings oft recht abweichend. Die Beobachtung der Flamme ist aber trotz-
dem das wichtigste Mittel zur Beurteilung des Verlaufs des Prozesses,
insbesondere der Abscheidung des Kohlenstoffs. — Schöpfproben kann
man kaum benutzen, denn um sie zu nehmen, muſs man die Birne
umkippen und den Wind abstellen, also den Prozeſs unterbrechen,
und wenn man sie hat, dauert es zu lange, um aus ihrer Unter-
suchung einen Schluſs auf den gegenwärtigen Prozeſs zu ziehen, da
dieser viel zu rasch beendet ist. Hierzu sind Spieſsproben, die
Tunner 1863 vorschlug, schon besser geeignet, aber auch sie fanden
wegen der Schwierigkeit des Probenehmens damals noch keine An-
wendung. Dagegen fand man in der neuentdeckten Spektral-
analyse ein wichtiges Mittel, die Verbrennung und das Verschwinden
des Kohlenstoffs in der Bessemerflamme genauer beobachten zu
können.
1860 hatten Kirchhoff und Bunsen die Übereinstimmung von
Fraunhoferschen Linien im Sonnenspektrum mit den Linien im
Spektrum einiger chemischer Elemente nachgewiesen. Dies führte sie
zur Ermittelung der Spektren aller wichtigen Elemente im gasförmigen
Zustand und daraus entsprang die Entdeckung der Spektralanalyse,
eine der geistreichsten und wichtigsten Erfindungen dieses Jahr-
hunderts.
1862 schlug William Bagge in Sheffield die Spektrolyse als
Mittel zur Betrachtung der Vorgänge in der Bessemerflamme vor und
Professor Roscoe, ein Schüler und Freund Bunsens, unternahm es
noch in demselben Jahre, Versuche auf dem Atlaswerk von Brown
anzustellen.
Im Jahre 1863 konnte er schon in der philosophischen Gesell-
schaft in Manchester mitteilen, daſs das Spektrum der Bessemerflamme
hinreichend charakteristisch sei, um durch dasselbe den Prozeſs zu
beobachten, und 1864 verkündete er in der Royal Institution in
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/156>, abgerufen am 23.11.2024.
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