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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Blöcke auf sechsfache Schienenlänge gestreckt wurden. Das Walz-
werk verfügte über eine Dampfkraft von 5000 P. S. Das neu erbaute
Walzwerk der Buhl-Stahlgesellschaft in Sharon (Pa.) war dadurch
interessant, dass darin ein von Huber erfundenes automatisches
Walzwerk, das Blechplatinen und kleine Stangenknüppel selbstthätig
walzte, betrieben wurde.

Die riesige Zunahme der Roheisenerzeugung seit 1897 war nur
möglich durch die grossartigsten Vorrichtungen zum Abbau, zur
Verladung und zum Transport der Lake-Superior-Erze 1), aus denen
75 Prozent des Roheisens der Unionsstaaten erblasen wurden.
Während man in den älteren Erzgebieten von Marquette, Menominee,
Gogebic und Vermillion schon zum unterirdischen Bergbau über-
gegangen war, erfolgte der Abbau der reichen Mesabierze noch durch
Tagebau mit Hülfe riesiger Dampfbagger, von denen einer von
90 Tonnen Gewicht und 190 P. S. in 10 stündiger Schicht 200 Doppel-
wagen zu 25 Tonnen, also 5000 Tonnen, Erze abzuschöpfen und zu
verladen vermochte. Die Erze gehen dann während der Saison, d. h.
in der Zeit vom 1. Juni bis 1. Dezember, in Eisenbahnwagen, die
25 bis 50 Tonnen fassen, nach den sogenannten oberen Häfen: Duluth,
Two-Harbours, Ashland, Marquette und Escanaba, wo sie in die
Docks gestürzt werden. Es sind dies hohe, riesige Ladebühnen mit
Taschen von 65 bis 180 Tonnen Fassungsraum, aus denen das Erz
direkt in die Schiffe gelangt. Doch kommen auch Kräne mit selbst-
thätigen Greifkübeln, endlose Ketten mit Fördergefässen oder Förder-
bänder zum Verladen von Erzen und Steinkohlen zur Anwendung.
Eine Brücke oder Ladebühne bei Duluth ist 712 m lang und 16 m
breit und fasst in 384 Taschen 57000 Tonnen Erz. Schiffe führen
die Erze aus dem Oberen See an die Südküste des Eriesees, wo die
grössten Hüttenwerke lagen und wo die Erze von grossartigen Ent-
ladevorrichtungen aus den Schiffen in Eisenbahnwagen gehoben werden.

Im Jahre 1899 wurden am Oberen See an 18 Millionen Tonnen
Eisenerze aus folgenden Häfen verschifft:

Escanaba     3720218 Tonnen
Marquette     2733598 "
Ashland     2703447 "
Two Harbours     3973733 "
Gladstone     381457 "
Superior     878942 "
Duluth     3509965 "
Zusammen 17901360 Tonnen

1) Stahl und Eisen 1897, S. 948, 1900, S. 513.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Blöcke auf sechsfache Schienenlänge gestreckt wurden. Das Walz-
werk verfügte über eine Dampfkraft von 5000 P. S. Das neu erbaute
Walzwerk der Buhl-Stahlgesellschaft in Sharon (Pa.) war dadurch
interessant, daſs darin ein von Huber erfundenes automatisches
Walzwerk, das Blechplatinen und kleine Stangenknüppel selbstthätig
walzte, betrieben wurde.

Die riesige Zunahme der Roheisenerzeugung seit 1897 war nur
möglich durch die groſsartigsten Vorrichtungen zum Abbau, zur
Verladung und zum Transport der Lake-Superior-Erze 1), aus denen
75 Prozent des Roheisens der Unionsstaaten erblasen wurden.
Während man in den älteren Erzgebieten von Marquette, Menominee,
Gogebic und Vermillion schon zum unterirdischen Bergbau über-
gegangen war, erfolgte der Abbau der reichen Mesabierze noch durch
Tagebau mit Hülfe riesiger Dampfbagger, von denen einer von
90 Tonnen Gewicht und 190 P. S. in 10 stündiger Schicht 200 Doppel-
wagen zu 25 Tonnen, also 5000 Tonnen, Erze abzuschöpfen und zu
verladen vermochte. Die Erze gehen dann während der Saison, d. h.
in der Zeit vom 1. Juni bis 1. Dezember, in Eisenbahnwagen, die
25 bis 50 Tonnen fassen, nach den sogenannten oberen Häfen: Duluth,
Two-Harbours, Ashland, Marquette und Escanaba, wo sie in die
Docks gestürzt werden. Es sind dies hohe, riesige Ladebühnen mit
Taschen von 65 bis 180 Tonnen Fassungsraum, aus denen das Erz
direkt in die Schiffe gelangt. Doch kommen auch Kräne mit selbst-
thätigen Greifkübeln, endlose Ketten mit Fördergefäſsen oder Förder-
bänder zum Verladen von Erzen und Steinkohlen zur Anwendung.
Eine Brücke oder Ladebühne bei Duluth ist 712 m lang und 16 m
breit und faſst in 384 Taschen 57000 Tonnen Erz. Schiffe führen
die Erze aus dem Oberen See an die Südküste des Eriesees, wo die
gröſsten Hüttenwerke lagen und wo die Erze von groſsartigen Ent-
ladevorrichtungen aus den Schiffen in Eisenbahnwagen gehoben werden.

Im Jahre 1899 wurden am Oberen See an 18 Millionen Tonnen
Eisenerze aus folgenden Häfen verschifft:

Escanaba     3720218 Tonnen
Marquette     2733598 „
Ashland     2703447 „
Two Harbours     3973733 „
Gladstone     381457 „
Superior     878942 „
Duluth     3509965 „
Zusammen 17901360 Tonnen

1) Stahl und Eisen 1897, S. 948, 1900, S. 513.
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[1312/1328] Vereinigte Staaten von Nordamerika. Blöcke auf sechsfache Schienenlänge gestreckt wurden. Das Walz- werk verfügte über eine Dampfkraft von 5000 P. S. Das neu erbaute Walzwerk der Buhl-Stahlgesellschaft in Sharon (Pa.) war dadurch interessant, daſs darin ein von Huber erfundenes automatisches Walzwerk, das Blechplatinen und kleine Stangenknüppel selbstthätig walzte, betrieben wurde. Die riesige Zunahme der Roheisenerzeugung seit 1897 war nur möglich durch die groſsartigsten Vorrichtungen zum Abbau, zur Verladung und zum Transport der Lake-Superior-Erze 1), aus denen 75 Prozent des Roheisens der Unionsstaaten erblasen wurden. Während man in den älteren Erzgebieten von Marquette, Menominee, Gogebic und Vermillion schon zum unterirdischen Bergbau über- gegangen war, erfolgte der Abbau der reichen Mesabierze noch durch Tagebau mit Hülfe riesiger Dampfbagger, von denen einer von 90 Tonnen Gewicht und 190 P. S. in 10 stündiger Schicht 200 Doppel- wagen zu 25 Tonnen, also 5000 Tonnen, Erze abzuschöpfen und zu verladen vermochte. Die Erze gehen dann während der Saison, d. h. in der Zeit vom 1. Juni bis 1. Dezember, in Eisenbahnwagen, die 25 bis 50 Tonnen fassen, nach den sogenannten oberen Häfen: Duluth, Two-Harbours, Ashland, Marquette und Escanaba, wo sie in die Docks gestürzt werden. Es sind dies hohe, riesige Ladebühnen mit Taschen von 65 bis 180 Tonnen Fassungsraum, aus denen das Erz direkt in die Schiffe gelangt. Doch kommen auch Kräne mit selbst- thätigen Greifkübeln, endlose Ketten mit Fördergefäſsen oder Förder- bänder zum Verladen von Erzen und Steinkohlen zur Anwendung. Eine Brücke oder Ladebühne bei Duluth ist 712 m lang und 16 m breit und faſst in 384 Taschen 57000 Tonnen Erz. Schiffe führen die Erze aus dem Oberen See an die Südküste des Eriesees, wo die gröſsten Hüttenwerke lagen und wo die Erze von groſsartigen Ent- ladevorrichtungen aus den Schiffen in Eisenbahnwagen gehoben werden. Im Jahre 1899 wurden am Oberen See an 18 Millionen Tonnen Eisenerze aus folgenden Häfen verschifft: Escanaba 3720218 Tonnen Marquette 2733598 „ Ashland 2703447 „ Two Harbours 3973733 „ Gladstone 381457 „ Superior 878942 „ Duluth 3509965 „ Zusammen 17901360 Tonnen 1) Stahl und Eisen 1897, S. 948, 1900, S. 513.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1328>, abgerufen am 05.05.2024.