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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Schweisseisenbereitung 1861 bis 1870.
Torfgasen betriebener Regenerativpuddelofen zu Buchscheiden und zwei
von v. Panz 1869 errichtete Stahlpuddelöfen zu Sava.

Auf der Weltausstellung in Paris 1867 war sehr guter Werkzeug-
stahl von J. A. Gregorini von Lovere (Lombardei) ausgestellt, der
im Puddelofen mit Siemens' Regenerator dargestellt war. Aus diesem
Stahl wurden die Bohrer für den Mont-Cenis-Tunnel gemacht.

Übrigens fielen die Resultate durchaus nicht überall so günstig
aus, wie sie Siemens in seinem Vortrage geschildert hatte. Wie
alle neuen Erfindungen, musste auch diese erst ihre Probe- und Lehr-
zeit durchmachen.

In Deutschland führten die Gebr. Servais zu Weilersbach bei
Trier die ersten Siemens-Generatorpuddelöfen 1869 ein. In Frankreich
waren es die Herren de Wendel, die namentlich auf ihren Eisen-
werken zu Stiring in Lothringen die Siemens-Puddelöfen mit dem
mechanischen Puddler von Dumeny und Lemut verbanden.

Ehe wir auf die letzterwähnte Verbesserung näher eingehen,
müssen wir noch einiges über Brennmaterialien und Feuerung
zusammenstellen.

Auf der Maximilianshütte bei Bergen in Bayern betrieb man 1862
Puddel- und Schweissöfen mit direkter Torffeuerung.

W. Parson verwendete 1861 Anthrazit als Brennmaterial, indem
er über dem Rost Dampf von 7 Pfd. Überdruck und Gebläseluft von
2 Pfd. Überdruck pro Quadratzoll einleitete.

Frederic Levick zu Coalbrookdale verwendete um dieselbe Zeit
ausser dem gewöhnlichen Brennmaterial Wasserstoff und Kohlenoxyd-
gas, aus Wasserdampf, der über glühende Kohlen strich, erzeugt. Zu
diesem Zweck befand sich neben dem Puddelofen ein Gasgenerator.
Das Gasgemenge liess er in der Nähe der Feuerbrücke einströmen.

Zu Mandelholz auf dem Oberharz wurde 1864 mit Torfgas
gepuddelt 1).

Ende der sechziger Jahre tauchte die Halbgasfeuerung von
Boetius auf. Sie sollte die kostspieligen Generatoren durch eine
einfachere Anlage ersetzen, welche sich an jedem Puddelofen ohne
grosse Kosten anbringen liess. Der geneigte Rost lag sehr tief, so dass
über demselben ein schachtförmiger Raum sich befand, der als Gas-
generator diente. Die Verbrennungsluft wurde in einem System von
Kanälen, welche den Feuerschacht umgaben, erhitzt und trafen in
Strahlen die Gase über der Feuerbrücke. Diese billige Gasfeuerung,

1) Siehe Lorenz, in Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1865, S. 312.

Die Schweiſseisenbereitung 1861 bis 1870.
Torfgasen betriebener Regenerativpuddelofen zu Buchscheiden und zwei
von v. Panz 1869 errichtete Stahlpuddelöfen zu Sava.

Auf der Weltausstellung in Paris 1867 war sehr guter Werkzeug-
stahl von J. A. Gregorini von Lovere (Lombardei) ausgestellt, der
im Puddelofen mit Siemens’ Regenerator dargestellt war. Aus diesem
Stahl wurden die Bohrer für den Mont-Cenis-Tunnel gemacht.

Übrigens fielen die Resultate durchaus nicht überall so günstig
aus, wie sie Siemens in seinem Vortrage geschildert hatte. Wie
alle neuen Erfindungen, muſste auch diese erst ihre Probe- und Lehr-
zeit durchmachen.

In Deutschland führten die Gebr. Servais zu Weilersbach bei
Trier die ersten Siemens-Generatorpuddelöfen 1869 ein. In Frankreich
waren es die Herren de Wendel, die namentlich auf ihren Eisen-
werken zu Stiring in Lothringen die Siemens-Puddelöfen mit dem
mechanischen Puddler von Dumény und Lemut verbanden.

Ehe wir auf die letzterwähnte Verbesserung näher eingehen,
müssen wir noch einiges über Brennmaterialien und Feuerung
zusammenstellen.

Auf der Maximilianshütte bei Bergen in Bayern betrieb man 1862
Puddel- und Schweiſsöfen mit direkter Torffeuerung.

W. Parson verwendete 1861 Anthrazit als Brennmaterial, indem
er über dem Rost Dampf von 7 Pfd. Überdruck und Gebläseluft von
2 Pfd. Überdruck pro Quadratzoll einleitete.

Frederic Levick zu Coalbrookdale verwendete um dieselbe Zeit
auſser dem gewöhnlichen Brennmaterial Wasserstoff und Kohlenoxyd-
gas, aus Wasserdampf, der über glühende Kohlen strich, erzeugt. Zu
diesem Zweck befand sich neben dem Puddelofen ein Gasgenerator.
Das Gasgemenge lieſs er in der Nähe der Feuerbrücke einströmen.

Zu Mandelholz auf dem Oberharz wurde 1864 mit Torfgas
gepuddelt 1).

Ende der sechziger Jahre tauchte die Halbgasfeuerung von
Boetius auf. Sie sollte die kostspieligen Generatoren durch eine
einfachere Anlage ersetzen, welche sich an jedem Puddelofen ohne
groſse Kosten anbringen lieſs. Der geneigte Rost lag sehr tief, so daſs
über demselben ein schachtförmiger Raum sich befand, der als Gas-
generator diente. Die Verbrennungsluft wurde in einem System von
Kanälen, welche den Feuerschacht umgaben, erhitzt und trafen in
Strahlen die Gase über der Feuerbrücke. Diese billige Gasfeuerung,

1) Siehe Lorenz, in Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1865, S. 312.
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[111/0127] Die Schweiſseisenbereitung 1861 bis 1870. Torfgasen betriebener Regenerativpuddelofen zu Buchscheiden und zwei von v. Panz 1869 errichtete Stahlpuddelöfen zu Sava. Auf der Weltausstellung in Paris 1867 war sehr guter Werkzeug- stahl von J. A. Gregorini von Lovere (Lombardei) ausgestellt, der im Puddelofen mit Siemens’ Regenerator dargestellt war. Aus diesem Stahl wurden die Bohrer für den Mont-Cenis-Tunnel gemacht. Übrigens fielen die Resultate durchaus nicht überall so günstig aus, wie sie Siemens in seinem Vortrage geschildert hatte. Wie alle neuen Erfindungen, muſste auch diese erst ihre Probe- und Lehr- zeit durchmachen. In Deutschland führten die Gebr. Servais zu Weilersbach bei Trier die ersten Siemens-Generatorpuddelöfen 1869 ein. In Frankreich waren es die Herren de Wendel, die namentlich auf ihren Eisen- werken zu Stiring in Lothringen die Siemens-Puddelöfen mit dem mechanischen Puddler von Dumény und Lemut verbanden. Ehe wir auf die letzterwähnte Verbesserung näher eingehen, müssen wir noch einiges über Brennmaterialien und Feuerung zusammenstellen. Auf der Maximilianshütte bei Bergen in Bayern betrieb man 1862 Puddel- und Schweiſsöfen mit direkter Torffeuerung. W. Parson verwendete 1861 Anthrazit als Brennmaterial, indem er über dem Rost Dampf von 7 Pfd. Überdruck und Gebläseluft von 2 Pfd. Überdruck pro Quadratzoll einleitete. Frederic Levick zu Coalbrookdale verwendete um dieselbe Zeit auſser dem gewöhnlichen Brennmaterial Wasserstoff und Kohlenoxyd- gas, aus Wasserdampf, der über glühende Kohlen strich, erzeugt. Zu diesem Zweck befand sich neben dem Puddelofen ein Gasgenerator. Das Gasgemenge lieſs er in der Nähe der Feuerbrücke einströmen. Zu Mandelholz auf dem Oberharz wurde 1864 mit Torfgas gepuddelt 1). Ende der sechziger Jahre tauchte die Halbgasfeuerung von Boetius auf. Sie sollte die kostspieligen Generatoren durch eine einfachere Anlage ersetzen, welche sich an jedem Puddelofen ohne groſse Kosten anbringen lieſs. Der geneigte Rost lag sehr tief, so daſs über demselben ein schachtförmiger Raum sich befand, der als Gas- generator diente. Die Verbrennungsluft wurde in einem System von Kanälen, welche den Feuerschacht umgaben, erhitzt und trafen in Strahlen die Gase über der Feuerbrücke. Diese billige Gasfeuerung, 1) Siehe Lorenz, in Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1865, S. 312.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/127>, abgerufen am 24.11.2024.