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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Österreich-Ungarn.
1000 Tonnen Jahreserzeugung, eine vierte die Martinstahlgusshütte
für 3000 bis 4000 Tonnen Stahlgusswaren. Mit dem Werke in Annina
zusammen betrug die Produktion 1895 61000 Tonnen Stahl. Reschitza
besass ferner eine Puddelhütte und grossartige Walzwerke. Das
Plattenwalzwerk hatte eine Reversiermaschine von 3000 P. S. Die Er-
zeugung der Walzhütte betrug 1895 44179 Tonnen Flussstahl- und
4073 Tonnen Schweisseisenfabrikate. Reschitza umfasste ferner eine
grosse Maschinenfabrik und Brückenbauanstalt. Annina hatte zwei
Hochöfen von 34000 Tonnen Jahreserzeugung, eine grosse Giesserei
mit Emaillierwerkstätte und ein Puddel- und Walzwerk.

Die Hernadthaler ungarische Eisenindustrie-Gesellschaft begann
1896 die Erbauung einer Hochofenhütte zu Krompach für 80000 Tonnen
Jahresleistung und einer Stahlhütte (Raffinierwerk) für 70000 Tonnen.

Im Gömörer Komitat stieg die Roheisenerzeugung, die 1870 nur
36200 Tonnen betragen hatte, im Jahre 1894 auf 178000 Tonnen,
was etwa der Hälfte der ganzen ungarischen Produktion gleichkam.

Das Hochofenwerk zu Liker lieferte 1895 mit Karwiner und
Ostrauer Koks 97083 Tonnen Roheisen. Das nach dieser Hütte
bedeutendste Schmelzwerk der Grafschaft, die königliche Hütte in
Ticzolz, erblies 1895 13616 Tonnen, davon 3924 Tonnen Holzkohlen-
roheisen. -- Die reichen Eisenerzlager im Szepes-Komitat werden zum
Teil von den Teschen-Trzynietzer Eisenwerken ausgebeutet. Die
80000 Tonnen im Jahre 1895 geförderten Erze wurden in 23 Schacht-
röstöfen an der Station Mariahutta-Zakanfalva an der Göllnitzthal-
bahn geröstet und das geröstete Erz dann mit der Kaschau-Oder-
berger Bahn nach Trzynietz befördert.

Eine andere grosse Bergbauanlage betrieb die Oberschlesische
Eisenbahnbedarfs-Aktiengesellschaft. Ferner hatte die Witkowitzer
Bergbau- und Eisenhüttengewerkschaft bedeutenden Bergbau im
Kotterpatsker Thale, ebenso im Komitat Borsod.

Auf der Hütte zu Vajda-Hunyad, die 1894 mit ihren drei Holz-
kohlenhochöfen 40000 Tonnen Roheisen erzeugte, wurde 1895 ein
Kokshochofen von 20 m Höhe angeblasen. Die Winderhitzung geschah
durch drei Whitwellapparate, der Hochofen hatte eine Tagesproduktion
von 100 Tonnen Bessemerroheisen.

Der Hochofen zu Kalan, der früher mit Koks und Steinkohlen
betrieben wurde, ging 1895 mit Koks und Holzkohlen und erzeugte
10000 Tonnen im Jahre.

Im ganzen förderte Ungarn 1895 rund 1,2 Millionen Tonnen
Eisenerze und schmolz 350000 Tonnen Roheisen und Hochofenguss.


Österreich-Ungarn.
1000 Tonnen Jahreserzeugung, eine vierte die Martinstahlguſshütte
für 3000 bis 4000 Tonnen Stahlguſswaren. Mit dem Werke in Annina
zusammen betrug die Produktion 1895 61000 Tonnen Stahl. Reschitza
besaſs ferner eine Puddelhütte und groſsartige Walzwerke. Das
Plattenwalzwerk hatte eine Reversiermaschine von 3000 P. S. Die Er-
zeugung der Walzhütte betrug 1895 44179 Tonnen Fluſsstahl- und
4073 Tonnen Schweiſseisenfabrikate. Reschitza umfaſste ferner eine
groſse Maschinenfabrik und Brückenbauanstalt. Annina hatte zwei
Hochöfen von 34000 Tonnen Jahreserzeugung, eine groſse Gieſserei
mit Emaillierwerkstätte und ein Puddel- und Walzwerk.

Die Hernádthaler ungarische Eisenindustrie-Gesellschaft begann
1896 die Erbauung einer Hochofenhütte zu Krompach für 80000 Tonnen
Jahresleistung und einer Stahlhütte (Raffinierwerk) für 70000 Tonnen.

Im Gömörer Komitat stieg die Roheisenerzeugung, die 1870 nur
36200 Tonnen betragen hatte, im Jahre 1894 auf 178000 Tonnen,
was etwa der Hälfte der ganzen ungarischen Produktion gleichkam.

Das Hochofenwerk zu Likér lieferte 1895 mit Karwiner und
Ostrauer Koks 97083 Tonnen Roheisen. Das nach dieser Hütte
bedeutendste Schmelzwerk der Grafschaft, die königliche Hütte in
Ticzolz, erblies 1895 13616 Tonnen, davon 3924 Tonnen Holzkohlen-
roheisen. — Die reichen Eisenerzlager im Szepés-Komitat werden zum
Teil von den Teschen-Trzynietzer Eisenwerken ausgebeutet. Die
80000 Tonnen im Jahre 1895 geförderten Erze wurden in 23 Schacht-
röstöfen an der Station Mariahutta-Zakánfalva an der Göllnitzthal-
bahn geröstet und das geröstete Erz dann mit der Kaschau-Oder-
berger Bahn nach Trzynietz befördert.

Eine andere groſse Bergbauanlage betrieb die Oberschlesische
Eisenbahnbedarfs-Aktiengesellschaft. Ferner hatte die Witkowitzer
Bergbau- und Eisenhüttengewerkschaft bedeutenden Bergbau im
Kotterpatsker Thale, ebenso im Komitat Borsod.

Auf der Hütte zu Vajda-Hunyad, die 1894 mit ihren drei Holz-
kohlenhochöfen 40000 Tonnen Roheisen erzeugte, wurde 1895 ein
Kokshochofen von 20 m Höhe angeblasen. Die Winderhitzung geschah
durch drei Whitwellapparate, der Hochofen hatte eine Tagesproduktion
von 100 Tonnen Bessemerroheisen.

Der Hochofen zu Kalán, der früher mit Koks und Steinkohlen
betrieben wurde, ging 1895 mit Koks und Holzkohlen und erzeugte
10000 Tonnen im Jahre.

Im ganzen förderte Ungarn 1895 rund 1,2 Millionen Tonnen
Eisenerze und schmolz 350000 Tonnen Roheisen und Hochofenguſs.


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[1167/1183] Österreich-Ungarn. 1000 Tonnen Jahreserzeugung, eine vierte die Martinstahlguſshütte für 3000 bis 4000 Tonnen Stahlguſswaren. Mit dem Werke in Annina zusammen betrug die Produktion 1895 61000 Tonnen Stahl. Reschitza besaſs ferner eine Puddelhütte und groſsartige Walzwerke. Das Plattenwalzwerk hatte eine Reversiermaschine von 3000 P. S. Die Er- zeugung der Walzhütte betrug 1895 44179 Tonnen Fluſsstahl- und 4073 Tonnen Schweiſseisenfabrikate. Reschitza umfaſste ferner eine groſse Maschinenfabrik und Brückenbauanstalt. Annina hatte zwei Hochöfen von 34000 Tonnen Jahreserzeugung, eine groſse Gieſserei mit Emaillierwerkstätte und ein Puddel- und Walzwerk. Die Hernádthaler ungarische Eisenindustrie-Gesellschaft begann 1896 die Erbauung einer Hochofenhütte zu Krompach für 80000 Tonnen Jahresleistung und einer Stahlhütte (Raffinierwerk) für 70000 Tonnen. Im Gömörer Komitat stieg die Roheisenerzeugung, die 1870 nur 36200 Tonnen betragen hatte, im Jahre 1894 auf 178000 Tonnen, was etwa der Hälfte der ganzen ungarischen Produktion gleichkam. Das Hochofenwerk zu Likér lieferte 1895 mit Karwiner und Ostrauer Koks 97083 Tonnen Roheisen. Das nach dieser Hütte bedeutendste Schmelzwerk der Grafschaft, die königliche Hütte in Ticzolz, erblies 1895 13616 Tonnen, davon 3924 Tonnen Holzkohlen- roheisen. — Die reichen Eisenerzlager im Szepés-Komitat werden zum Teil von den Teschen-Trzynietzer Eisenwerken ausgebeutet. Die 80000 Tonnen im Jahre 1895 geförderten Erze wurden in 23 Schacht- röstöfen an der Station Mariahutta-Zakánfalva an der Göllnitzthal- bahn geröstet und das geröstete Erz dann mit der Kaschau-Oder- berger Bahn nach Trzynietz befördert. Eine andere groſse Bergbauanlage betrieb die Oberschlesische Eisenbahnbedarfs-Aktiengesellschaft. Ferner hatte die Witkowitzer Bergbau- und Eisenhüttengewerkschaft bedeutenden Bergbau im Kotterpatsker Thale, ebenso im Komitat Borsod. Auf der Hütte zu Vajda-Hunyad, die 1894 mit ihren drei Holz- kohlenhochöfen 40000 Tonnen Roheisen erzeugte, wurde 1895 ein Kokshochofen von 20 m Höhe angeblasen. Die Winderhitzung geschah durch drei Whitwellapparate, der Hochofen hatte eine Tagesproduktion von 100 Tonnen Bessemerroheisen. Der Hochofen zu Kalán, der früher mit Koks und Steinkohlen betrieben wurde, ging 1895 mit Koks und Holzkohlen und erzeugte 10000 Tonnen im Jahre. Im ganzen förderte Ungarn 1895 rund 1,2 Millionen Tonnen Eisenerze und schmolz 350000 Tonnen Roheisen und Hochofenguſs.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1183>, abgerufen am 23.11.2024.