Die einzigen Erfolge, die Bessemer im Jahre 1858 erzielte, waren also die günstigen Ergebnisse der Versuche in Schweden. Die Kunde von denselben hatte sich rasch verbreitet. Die Augsburger Allgemeine Zeitung vom 5. Februar 1858 schrieb: "Sicher ist, dass durch das Experiment bei Edskens Hochofen das Bessemerproblem zufrieden- stellend gelöst wurde. Der so bereitete Stahl scheint allen An- forderungen zu genügen und das Eisenkontor hat zur weiteren An- wendung der Methode eine Anleihe von 55000 Thalern hergegeben und
[Abbildung]
Fig. 337.
zwei Personen aus- ersehen, welche die Proben überwachen und Bericht erstatten sollen." Dieses Ein- greifen des Jernkon- tors war von der grössten Wichtigkeit, denn Göranson war durch die un- günstige Geschäfts- lage des Jahres 1857 zurückgekommen und ausser Stande, aus eigenen Mitteln die Versuche fortzu- setzen. Hier bewährte sich wieder einmal das segensreiche Wir- ken der schwedischen Institution der Ge- nossenschaft der Eisenhüttenleute für rechtzeitige Hülfe in einem wichtigen Falle, wofür die ganze Welt Schweden zu Dank verpflichtet ist. Die Sachverständigen waren Troilus und Grill, von denen namentlich letzterer sich die grössten Verdienste um die Entwickelung des Bessemerprozesses erworben hat. Er leitete die Versuche und veröffentlichte regelmässige Berichte in Jern-Konto- rets-Annaler, welche, von P. Tunner ins Deutsche übersetzt, in der
Henry Bessemer und seine Erfindung.
Die einzigen Erfolge, die Bessemer im Jahre 1858 erzielte, waren also die günstigen Ergebnisse der Versuche in Schweden. Die Kunde von denselben hatte sich rasch verbreitet. Die Augsburger Allgemeine Zeitung vom 5. Februar 1858 schrieb: „Sicher ist, daſs durch das Experiment bei Edskens Hochofen das Bessemerproblem zufrieden- stellend gelöst wurde. Der so bereitete Stahl scheint allen An- forderungen zu genügen und das Eisenkontor hat zur weiteren An- wendung der Methode eine Anleihe von 55000 Thalern hergegeben und
[Abbildung]
Fig. 337.
zwei Personen aus- ersehen, welche die Proben überwachen und Bericht erstatten sollen.“ Dieses Ein- greifen des Jernkon- tors war von der gröſsten Wichtigkeit, denn Göranson war durch die un- günstige Geschäfts- lage des Jahres 1857 zurückgekommen und auſser Stande, aus eigenen Mitteln die Versuche fortzu- setzen. Hier bewährte sich wieder einmal das segensreiche Wir- ken der schwedischen Institution der Ge- nossenschaft der Eisenhüttenleute für rechtzeitige Hülfe in einem wichtigen Falle, wofür die ganze Welt Schweden zu Dank verpflichtet ist. Die Sachverständigen waren Troilus und Grill, von denen namentlich letzterer sich die gröſsten Verdienste um die Entwickelung des Bessemerprozesses erworben hat. Er leitete die Versuche und veröffentlichte regelmäſsige Berichte in Jern-Konto- rets-Annaler, welche, von P. Tunner ins Deutsche übersetzt, in der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0952"n="936"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Henry Bessemer</hi> und seine Erfindung.</fw><lb/><p>Die einzigen Erfolge, die <hirendition="#g">Bessemer</hi> im Jahre 1858 erzielte, waren<lb/>
also die günstigen Ergebnisse der Versuche in Schweden. Die Kunde<lb/>
von denselben hatte sich rasch verbreitet. Die Augsburger Allgemeine<lb/>
Zeitung vom 5. Februar 1858 schrieb: „Sicher ist, daſs durch das<lb/>
Experiment bei <hirendition="#g">Edskens</hi> Hochofen das Bessemerproblem zufrieden-<lb/>
stellend gelöst wurde. Der so bereitete Stahl scheint allen An-<lb/>
forderungen zu genügen und das Eisenkontor hat zur weiteren An-<lb/>
wendung der Methode eine Anleihe von 55000 Thalern hergegeben und<lb/><figure><head>Fig. 337.</head></figure><lb/>
zwei Personen aus-<lb/>
ersehen, welche die<lb/>
Proben überwachen<lb/>
und Bericht erstatten<lb/>
sollen.“ Dieses Ein-<lb/>
greifen des Jernkon-<lb/>
tors war von der<lb/>
gröſsten Wichtigkeit,<lb/>
denn <hirendition="#g">Göranson</hi><lb/>
war durch die un-<lb/>
günstige Geschäfts-<lb/>
lage des Jahres 1857<lb/>
zurückgekommen<lb/>
und auſser Stande,<lb/>
aus eigenen Mitteln<lb/>
die Versuche fortzu-<lb/>
setzen. Hier bewährte<lb/>
sich wieder einmal<lb/>
das segensreiche Wir-<lb/>
ken der schwedischen<lb/>
Institution der Ge-<lb/>
nossenschaft der<lb/>
Eisenhüttenleute für<lb/>
rechtzeitige Hülfe in<lb/>
einem wichtigen<lb/>
Falle, wofür die ganze<lb/>
Welt Schweden zu<lb/>
Dank verpflichtet ist. Die Sachverständigen waren <hirendition="#g">Troilus</hi> und<lb/><hirendition="#g">Grill</hi>, von denen namentlich letzterer sich die gröſsten Verdienste<lb/>
um die Entwickelung des Bessemerprozesses erworben hat. Er leitete<lb/>
die Versuche und veröffentlichte regelmäſsige Berichte in Jern-Konto-<lb/>
rets-Annaler, welche, von P. <hirendition="#g">Tunner</hi> ins Deutsche übersetzt, in der<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[936/0952]
Henry Bessemer und seine Erfindung.
Die einzigen Erfolge, die Bessemer im Jahre 1858 erzielte, waren
also die günstigen Ergebnisse der Versuche in Schweden. Die Kunde
von denselben hatte sich rasch verbreitet. Die Augsburger Allgemeine
Zeitung vom 5. Februar 1858 schrieb: „Sicher ist, daſs durch das
Experiment bei Edskens Hochofen das Bessemerproblem zufrieden-
stellend gelöst wurde. Der so bereitete Stahl scheint allen An-
forderungen zu genügen und das Eisenkontor hat zur weiteren An-
wendung der Methode eine Anleihe von 55000 Thalern hergegeben und
[Abbildung Fig. 337.]
zwei Personen aus-
ersehen, welche die
Proben überwachen
und Bericht erstatten
sollen.“ Dieses Ein-
greifen des Jernkon-
tors war von der
gröſsten Wichtigkeit,
denn Göranson
war durch die un-
günstige Geschäfts-
lage des Jahres 1857
zurückgekommen
und auſser Stande,
aus eigenen Mitteln
die Versuche fortzu-
setzen. Hier bewährte
sich wieder einmal
das segensreiche Wir-
ken der schwedischen
Institution der Ge-
nossenschaft der
Eisenhüttenleute für
rechtzeitige Hülfe in
einem wichtigen
Falle, wofür die ganze
Welt Schweden zu
Dank verpflichtet ist. Die Sachverständigen waren Troilus und
Grill, von denen namentlich letzterer sich die gröſsten Verdienste
um die Entwickelung des Bessemerprozesses erworben hat. Er leitete
die Versuche und veröffentlichte regelmäſsige Berichte in Jern-Konto-
rets-Annaler, welche, von P. Tunner ins Deutsche übersetzt, in der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 936. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/952>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.