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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860.
Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860.

Die direkte Darstellung des Schmiedeeisens aus den Erzen
trat praktisch mehr und mehr in den Hintergrund. Dagegen suchten
zahlreiche Erfinder eine erfolgreiche Lösung dieser Frage.

Ausser in den Pyrenäen hatten die Luppenfeuer in den Ver-
einigten Staaten von Amerika immer noch einige Bedeutung.

James Renton suchte hier 1851 das alte einfache Verfahren
zu reformieren, indem er das grob gepulverte Erz mit Kohle gemengt
in flachen, aufrechtstehenden Röhren durch die Überhitze der Flamm-
öfen erhitzte und das reduzierte Erz dann im Flammofen direkt zu
Luppen verarbeitete. Nach diesem Plane legte er um 1855 zu Newark
(New Jersey) zwei Öfen an, die auch mit Erfolg arbeiteten. Ein
zweites Werk entstand zu Cincinnati in Ohio. Er mischte das
gepochte Erz mit 15 bis 20 Proz. Hazleton-Anthracit, der sich besser
bewährte als Holzkohlen. Das Gemenge wurde mit Elevatoren den
3 m hohen Röhren zugeführt. Diese wurden nach mehrstündigem
Glühen durch Öffnen einer Klappe entleert. Das reduzierte Erz
fiel direkt auf die Sohle des Flammofens, wo es Schweisshitze er-
hielt 1). In 24 Stunden wurden in einem Ofen etwa zwei Tonnen
Luppen gemacht, also ebensoviel wie in einem gewöhnlichen Puddel-
ofen. Die Erze mussten sehr reich, leicht reduzierbar und gutartig
sein. Diese Bedingung, die sich in der Praxis nur selten dauernd er-
füllen liess, stand der Ausbreitung dieses und aller ähnlicher Ver-
fahren im Wege. Doch versuchte man 1856 den Prozess in Frank-
reich einzuführen und wurden 1856 und 1857 Probeschmelzen damit
unter Pailettes Leitung zu Villette bei Paris ausgeführt.

Chenots Verfahren, welches wir schon S. 647 kurz erwähnt haben,
war nur unter denselben Voraussetzungen möglich. Da es für die Dar-
stellung von Schmiedeeisen viel zu kostspielig war, so wurde es nur
noch zur Stahlgewinnung verwendet, weshalb wir später darauf zurück-
kommen werden. Der von Yates 2) 1860 vorgeschlagene Prozess war
nur eine Abänderung von Chenots Verfahren, wobei die Reduktion
der Erze in Gasöfen statt mit Rostfeuerung vorgenommen werden sollte.

Das Frischverfahren trat selbst in den Ländern mit ausschliess-
lichem Holzbetriebe mehr und mehr zurück gegen den vorteilhafteren
Puddelbetrieb. Nur in Schweden, am Ural und in anderen Ländern,

1) Siehe Percy, Iron and steel, p. 334. Wedding, a. a. O., Bd. 1, S. 579.
2) Siehe Percy, a. a. O., S. 345.
Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860.
Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860.

Die direkte Darstellung des Schmiedeeisens aus den Erzen
trat praktisch mehr und mehr in den Hintergrund. Dagegen suchten
zahlreiche Erfinder eine erfolgreiche Lösung dieser Frage.

Auſser in den Pyrenäen hatten die Luppenfeuer in den Ver-
einigten Staaten von Amerika immer noch einige Bedeutung.

James Renton suchte hier 1851 das alte einfache Verfahren
zu reformieren, indem er das grob gepulverte Erz mit Kohle gemengt
in flachen, aufrechtstehenden Röhren durch die Überhitze der Flamm-
öfen erhitzte und das reduzierte Erz dann im Flammofen direkt zu
Luppen verarbeitete. Nach diesem Plane legte er um 1855 zu Newark
(New Jersey) zwei Öfen an, die auch mit Erfolg arbeiteten. Ein
zweites Werk entstand zu Cincinnati in Ohio. Er mischte das
gepochte Erz mit 15 bis 20 Proz. Hazleton-Anthracit, der sich besser
bewährte als Holzkohlen. Das Gemenge wurde mit Elevatoren den
3 m hohen Röhren zugeführt. Diese wurden nach mehrstündigem
Glühen durch Öffnen einer Klappe entleert. Das reduzierte Erz
fiel direkt auf die Sohle des Flammofens, wo es Schweiſshitze er-
hielt 1). In 24 Stunden wurden in einem Ofen etwa zwei Tonnen
Luppen gemacht, also ebensoviel wie in einem gewöhnlichen Puddel-
ofen. Die Erze muſsten sehr reich, leicht reduzierbar und gutartig
sein. Diese Bedingung, die sich in der Praxis nur selten dauernd er-
füllen lieſs, stand der Ausbreitung dieses und aller ähnlicher Ver-
fahren im Wege. Doch versuchte man 1856 den Prozeſs in Frank-
reich einzuführen und wurden 1856 und 1857 Probeschmelzen damit
unter Pailettes Leitung zu Villette bei Paris ausgeführt.

Chenots Verfahren, welches wir schon S. 647 kurz erwähnt haben,
war nur unter denselben Voraussetzungen möglich. Da es für die Dar-
stellung von Schmiedeeisen viel zu kostspielig war, so wurde es nur
noch zur Stahlgewinnung verwendet, weshalb wir später darauf zurück-
kommen werden. Der von Yates 2) 1860 vorgeschlagene Prozeſs war
nur eine Abänderung von Chenots Verfahren, wobei die Reduktion
der Erze in Gasöfen statt mit Rostfeuerung vorgenommen werden sollte.

Das Frischverfahren trat selbst in den Ländern mit ausschlieſs-
lichem Holzbetriebe mehr und mehr zurück gegen den vorteilhafteren
Puddelbetrieb. Nur in Schweden, am Ural und in anderen Ländern,

1) Siehe Percy, Iron and steel, p. 334. Wedding, a. a. O., Bd. 1, S. 579.
2) Siehe Percy, a. a. O., S. 345.
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[850/0866] Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860. Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860. Die direkte Darstellung des Schmiedeeisens aus den Erzen trat praktisch mehr und mehr in den Hintergrund. Dagegen suchten zahlreiche Erfinder eine erfolgreiche Lösung dieser Frage. Auſser in den Pyrenäen hatten die Luppenfeuer in den Ver- einigten Staaten von Amerika immer noch einige Bedeutung. James Renton suchte hier 1851 das alte einfache Verfahren zu reformieren, indem er das grob gepulverte Erz mit Kohle gemengt in flachen, aufrechtstehenden Röhren durch die Überhitze der Flamm- öfen erhitzte und das reduzierte Erz dann im Flammofen direkt zu Luppen verarbeitete. Nach diesem Plane legte er um 1855 zu Newark (New Jersey) zwei Öfen an, die auch mit Erfolg arbeiteten. Ein zweites Werk entstand zu Cincinnati in Ohio. Er mischte das gepochte Erz mit 15 bis 20 Proz. Hazleton-Anthracit, der sich besser bewährte als Holzkohlen. Das Gemenge wurde mit Elevatoren den 3 m hohen Röhren zugeführt. Diese wurden nach mehrstündigem Glühen durch Öffnen einer Klappe entleert. Das reduzierte Erz fiel direkt auf die Sohle des Flammofens, wo es Schweiſshitze er- hielt 1). In 24 Stunden wurden in einem Ofen etwa zwei Tonnen Luppen gemacht, also ebensoviel wie in einem gewöhnlichen Puddel- ofen. Die Erze muſsten sehr reich, leicht reduzierbar und gutartig sein. Diese Bedingung, die sich in der Praxis nur selten dauernd er- füllen lieſs, stand der Ausbreitung dieses und aller ähnlicher Ver- fahren im Wege. Doch versuchte man 1856 den Prozeſs in Frank- reich einzuführen und wurden 1856 und 1857 Probeschmelzen damit unter Pailettes Leitung zu Villette bei Paris ausgeführt. Chenots Verfahren, welches wir schon S. 647 kurz erwähnt haben, war nur unter denselben Voraussetzungen möglich. Da es für die Dar- stellung von Schmiedeeisen viel zu kostspielig war, so wurde es nur noch zur Stahlgewinnung verwendet, weshalb wir später darauf zurück- kommen werden. Der von Yates 2) 1860 vorgeschlagene Prozeſs war nur eine Abänderung von Chenots Verfahren, wobei die Reduktion der Erze in Gasöfen statt mit Rostfeuerung vorgenommen werden sollte. Das Frischverfahren trat selbst in den Ländern mit ausschlieſs- lichem Holzbetriebe mehr und mehr zurück gegen den vorteilhafteren Puddelbetrieb. Nur in Schweden, am Ural und in anderen Ländern, 1) Siehe Percy, Iron and steel, p. 334. Wedding, a. a. O., Bd. 1, S. 579. 2) Siehe Percy, a. a. O., S. 345.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 850. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/866>, abgerufen am 23.11.2024.