7. Juni 1855). Dasselbe Princip wendete Shanks 1859 zu dem gleichen Zwecke 1), sowie auch zur Herstellung von Gussröhren an.
Erwähnung verdient der auf der Londoner Ausstellung von 1851 zuerst vorgeführte Faltenofen oder Gurney-stove, durch welchen das wichtige Princip der Heizrippen zuerst in die Praxis eingeführt wurde. Diese Öfen bewährten sich sehr und fanden grosse Verbreitung in England.
Im Hartguss zeichneten sich die Engländer aus und bezogen die Kontinentalstaaten diesen meistens noch aus England. In Deutsch- land lieferte Königsbronn in Württemberg die besten Hartwalzen und Eisenbahnräder mit abgeschreckten Laufflächen. Tunner hat deshalb eine Beschreibung des dort angewendeten Verfahrens in dem Leobener Jahrbuch von 1854 (S. 284) veröffentlicht. Ende der 50 er Jahre trat Gruson in Magdeburg, der sich grosse Verdienste um die Fabrikation und die Verwendung des Hartgusses erworben hat, mit seinen Hart- gussherzstücken für Eisenbahnweichen, die allgemeine Anerkennung fanden, auf.
In Frankreich machte Guettier Mitteilungen über Hartguss 2). Bentall in Heybridge und J. Howard in Bedford suchten die Coquillen für den Hartguss dadurch zu verbessern, dass sie sie hohl machten oder schmiedeeiserne Röhren eingossen und Luft oder Wasser durchleiteten.
Holy und Kinnburgh zu Renfrew schlugen gebrannte Thon- formen zu wiederholter Verwendung vor.
Über die Erzeugung von gutem Hartgussroheisen im Hochofen zu Malapane hat G. Rieschke 1860 bemerkenswerte Mitteilungen gemacht 3).
Ein epochemachendes Ereignis war die Erfindung des Stahl- formgusses von dem Direktor des Bochumer Vereins für Bergbau und Gussstahlfabrikation, Jakob Meyer, im Jahre 1855. Obgleich dieser neue Industriezweig hinsichtlich der Herstellung der Formen und des Giessens als ein Zweig der Eisengiesserei zu betrachten ist, so ist er doch in so unmittelbarer Verbindung mit der Gussstahl- fabrikation geblieben, dass das, was darüber zu erwähnen ist, natur- gemässer in dem Abschnitte über Stahl mitgeteilt wird.
1) Siehe Polyt. Journ. 1859, Bd. 3, S. 462.
2) Siehe Polyt. Journ., Bd. 127, S. 47.
3) Siehe Berggeist 1860, Nr. 99, 100 u. 101.
Beck, Geschichte des Eisens. 54
Eisengieſserei 1851 bis 1860.
7. Juni 1855). Dasselbe Princip wendete Shanks 1859 zu dem gleichen Zwecke 1), sowie auch zur Herstellung von Guſsröhren an.
Erwähnung verdient der auf der Londoner Ausstellung von 1851 zuerst vorgeführte Faltenofen oder Gurney-stove, durch welchen das wichtige Princip der Heizrippen zuerst in die Praxis eingeführt wurde. Diese Öfen bewährten sich sehr und fanden groſse Verbreitung in England.
Im Hartguſs zeichneten sich die Engländer aus und bezogen die Kontinentalstaaten diesen meistens noch aus England. In Deutsch- land lieferte Königsbronn in Württemberg die besten Hartwalzen und Eisenbahnräder mit abgeschreckten Laufflächen. Tunner hat deshalb eine Beschreibung des dort angewendeten Verfahrens in dem Leobener Jahrbuch von 1854 (S. 284) veröffentlicht. Ende der 50 er Jahre trat Gruson in Magdeburg, der sich groſse Verdienste um die Fabrikation und die Verwendung des Hartgusses erworben hat, mit seinen Hart- guſsherzstücken für Eisenbahnweichen, die allgemeine Anerkennung fanden, auf.
In Frankreich machte Guettier Mitteilungen über Hartguſs 2). Bentall in Heybridge und J. Howard in Bedford suchten die Coquillen für den Hartguſs dadurch zu verbessern, daſs sie sie hohl machten oder schmiedeeiserne Röhren eingossen und Luft oder Wasser durchleiteten.
Holy und Kinnburgh zu Renfrew schlugen gebrannte Thon- formen zu wiederholter Verwendung vor.
Über die Erzeugung von gutem Hartguſsroheisen im Hochofen zu Malapane hat G. Rieschke 1860 bemerkenswerte Mitteilungen gemacht 3).
Ein epochemachendes Ereignis war die Erfindung des Stahl- formgusses von dem Direktor des Bochumer Vereins für Bergbau und Guſsstahlfabrikation, Jakob Meyer, im Jahre 1855. Obgleich dieser neue Industriezweig hinsichtlich der Herstellung der Formen und des Gieſsens als ein Zweig der Eisengieſserei zu betrachten ist, so ist er doch in so unmittelbarer Verbindung mit der Guſsstahl- fabrikation geblieben, daſs das, was darüber zu erwähnen ist, natur- gemäſser in dem Abschnitte über Stahl mitgeteilt wird.
1) Siehe Polyt. Journ. 1859, Bd. 3, S. 462.
2) Siehe Polyt. Journ., Bd. 127, S. 47.
3) Siehe Berggeist 1860, Nr. 99, 100 u. 101.
Beck, Geschichte des Eisens. 54
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0865"n="849"/><fwplace="top"type="header">Eisengieſserei 1851 bis 1860.</fw><lb/>
7. Juni 1855). Dasselbe Princip wendete <hirendition="#g">Shanks</hi> 1859 zu dem<lb/>
gleichen Zwecke <noteplace="foot"n="1)">Siehe Polyt. Journ. 1859, Bd. 3, S. 462.</note>, sowie auch zur Herstellung von Guſsröhren an.</p><lb/><p>Erwähnung verdient der auf der Londoner Ausstellung von 1851<lb/>
zuerst vorgeführte Faltenofen oder Gurney-stove, durch welchen das<lb/>
wichtige Princip der Heizrippen zuerst in die Praxis eingeführt wurde.<lb/>
Diese Öfen bewährten sich sehr und fanden groſse Verbreitung in<lb/>
England.</p><lb/><p>Im <hirendition="#g">Hartguſs</hi> zeichneten sich die Engländer aus und bezogen die<lb/>
Kontinentalstaaten diesen meistens noch aus England. In Deutsch-<lb/>
land lieferte Königsbronn in Württemberg die besten Hartwalzen und<lb/>
Eisenbahnräder mit abgeschreckten Laufflächen. <hirendition="#g">Tunner</hi> hat deshalb<lb/>
eine Beschreibung des dort angewendeten Verfahrens in dem Leobener<lb/>
Jahrbuch von 1854 (S. 284) veröffentlicht. Ende der 50 er Jahre trat<lb/><hirendition="#g">Gruson</hi> in Magdeburg, der sich groſse Verdienste um die Fabrikation<lb/>
und die Verwendung des Hartgusses erworben hat, mit seinen Hart-<lb/>
guſsherzstücken für Eisenbahnweichen, die allgemeine Anerkennung<lb/>
fanden, auf.</p><lb/><p>In Frankreich machte <hirendition="#g">Guettier</hi> Mitteilungen über Hartguſs <noteplace="foot"n="2)">Siehe Polyt. Journ., Bd. 127, S. 47.</note>.<lb/><hirendition="#g">Bentall</hi> in Heybridge und J. <hirendition="#g">Howard</hi> in Bedford suchten die<lb/>
Coquillen für den Hartguſs dadurch zu verbessern, daſs sie sie hohl<lb/>
machten oder schmiedeeiserne Röhren eingossen und Luft oder Wasser<lb/>
durchleiteten.</p><lb/><p><hirendition="#g">Holy</hi> und <hirendition="#g">Kinnburgh</hi> zu Renfrew schlugen gebrannte Thon-<lb/>
formen zu wiederholter Verwendung vor.</p><lb/><p>Über die Erzeugung von gutem Hartguſsroheisen im Hochofen<lb/>
zu Malapane hat G. <hirendition="#g">Rieschke</hi> 1860 bemerkenswerte Mitteilungen<lb/>
gemacht <noteplace="foot"n="3)">Siehe Berggeist 1860, Nr. 99, 100 u. 101.</note>.</p><lb/><p>Ein epochemachendes Ereignis war die Erfindung des <hirendition="#g">Stahl-<lb/>
formgusses</hi> von dem Direktor des Bochumer Vereins für Bergbau<lb/>
und Guſsstahlfabrikation, <hirendition="#g">Jakob Meyer</hi>, im Jahre 1855. Obgleich<lb/>
dieser neue Industriezweig hinsichtlich der Herstellung der Formen<lb/>
und des Gieſsens als ein Zweig der Eisengieſserei zu betrachten ist,<lb/>
so ist er doch in so unmittelbarer Verbindung mit der Guſsstahl-<lb/>
fabrikation geblieben, daſs das, was darüber zu erwähnen ist, natur-<lb/>
gemäſser in dem Abschnitte über Stahl mitgeteilt wird.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 54</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[849/0865]
Eisengieſserei 1851 bis 1860.
7. Juni 1855). Dasselbe Princip wendete Shanks 1859 zu dem
gleichen Zwecke 1), sowie auch zur Herstellung von Guſsröhren an.
Erwähnung verdient der auf der Londoner Ausstellung von 1851
zuerst vorgeführte Faltenofen oder Gurney-stove, durch welchen das
wichtige Princip der Heizrippen zuerst in die Praxis eingeführt wurde.
Diese Öfen bewährten sich sehr und fanden groſse Verbreitung in
England.
Im Hartguſs zeichneten sich die Engländer aus und bezogen die
Kontinentalstaaten diesen meistens noch aus England. In Deutsch-
land lieferte Königsbronn in Württemberg die besten Hartwalzen und
Eisenbahnräder mit abgeschreckten Laufflächen. Tunner hat deshalb
eine Beschreibung des dort angewendeten Verfahrens in dem Leobener
Jahrbuch von 1854 (S. 284) veröffentlicht. Ende der 50 er Jahre trat
Gruson in Magdeburg, der sich groſse Verdienste um die Fabrikation
und die Verwendung des Hartgusses erworben hat, mit seinen Hart-
guſsherzstücken für Eisenbahnweichen, die allgemeine Anerkennung
fanden, auf.
In Frankreich machte Guettier Mitteilungen über Hartguſs 2).
Bentall in Heybridge und J. Howard in Bedford suchten die
Coquillen für den Hartguſs dadurch zu verbessern, daſs sie sie hohl
machten oder schmiedeeiserne Röhren eingossen und Luft oder Wasser
durchleiteten.
Holy und Kinnburgh zu Renfrew schlugen gebrannte Thon-
formen zu wiederholter Verwendung vor.
Über die Erzeugung von gutem Hartguſsroheisen im Hochofen
zu Malapane hat G. Rieschke 1860 bemerkenswerte Mitteilungen
gemacht 3).
Ein epochemachendes Ereignis war die Erfindung des Stahl-
formgusses von dem Direktor des Bochumer Vereins für Bergbau
und Guſsstahlfabrikation, Jakob Meyer, im Jahre 1855. Obgleich
dieser neue Industriezweig hinsichtlich der Herstellung der Formen
und des Gieſsens als ein Zweig der Eisengieſserei zu betrachten ist,
so ist er doch in so unmittelbarer Verbindung mit der Guſsstahl-
fabrikation geblieben, daſs das, was darüber zu erwähnen ist, natur-
gemäſser in dem Abschnitte über Stahl mitgeteilt wird.
1) Siehe Polyt. Journ. 1859, Bd. 3, S. 462.
2) Siehe Polyt. Journ., Bd. 127, S. 47.
3) Siehe Berggeist 1860, Nr. 99, 100 u. 101.
Beck, Geschichte des Eisens. 54
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 849. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/865>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.