worin Kohlensäure zu Kohlenoxyd reduziert wird, liegt bei den Kokshochöfen viel näher der Gicht; bei heissem Winde liegt sie tiefer.
4. Die Destillationsprodukte in den Gichtgasen bewirken keine chemische Umwandlung der Erze.
Gurlt stellte die Ansicht auf, dass ein Teil des Eisens mit Kohlenstoff gesättigt als Viertelkarburet in die Schmelzzone einträte. Ist daselbst die Hitze nicht wesentlich höher als in der Kohlungszone, so schmilzt das Eisen zu weissem Roheisen, unter Umständen zu Spiegeleisen; ist sie aber wesentlich höher, so zerfällt das mit Kohlen- stoff gesättigte Eisen in Achtelkarburet und Graphit, und es entsteht graues Roheisen.
Julliens Theorie des Hochofenprozesses 1) ist wesentlich beein- flusst durch Chenots Verfahren der Stahlbereitung. Er nimmt drei Perioden an; in der ersten finde die Verwandlung der Erze in Stahl- schwamm statt, in der zweiten die Verwandlung des Stahlschwammes in Gussstahl, in der dritten die Verwandlung des Gussstahles in flüssiges Roheisen. Der erste Vorgang finde im Schachte, der zweite in der Rast, der dritte im Gestelle statt. Im Anschluss hieran fügt Jullien Tabellen bei: 1. Über den relativen Kohlenstoffverbrauch in den verschiedenen Teilen des Hochofens bei verschiedenem Material- verbrauch; 2. über den gesamten Kohlenverbrauch in der Stunde und auf den Quadratmeter des Kohlensackquerschnittes bei verschie- denem Brennmaterialverbrauch (85, 180 und 280 kg Holzkohle, Koks und Steinkohle für 100 kg Roheisen); 3. über die Roheisenproduktion auf den Quadratmeter des Kohlensackes bei verschiedenem Kohlenstoff- verbrauch und verschiedenen Windmengen.
Peter Tunner2) stellte 1859 in Verbindung mit dem Chemiker Robert Richter an dem Wrbnaofen zu Eisenerz und dem Kaiser Franz-Ofen zu St. Stephan sehr wichtige Versuche an, um die Vor- gänge im Hochofen, namentlich auch die Wärmeverteilung unmittelbar festzustellen. Zunächst wurde die chemische Untersuchung der Gase bei dem 11,38 m hohen Wrbnaofen in fünf verschiedenen Höhen, von denen die tiefste nur 0,10 m über den Formen lag, vorgenommen. Auf Grund derselben bekämpfte Tunner die falsche Ansicht, als ob der ganze Sauerstoff der Gebläseluft vor den Formen zu Kohlensäure
1) Siehe Jullien, Handbuch der Eisenhüttenkunde, S. 133.
2) Siehe Beitrag zur näheren Kenntnis des Eisenhochofenprozesses durch direkte Bestimmungen, Jahrbuch von Leoben etc. 1860, S. 281.
Die Hochöfen 1851 bis 1860.
worin Kohlensäure zu Kohlenoxyd reduziert wird, liegt bei den Kokshochöfen viel näher der Gicht; bei heiſsem Winde liegt sie tiefer.
4. Die Destillationsprodukte in den Gichtgasen bewirken keine chemische Umwandlung der Erze.
Gurlt stellte die Ansicht auf, daſs ein Teil des Eisens mit Kohlenstoff gesättigt als Viertelkarburet in die Schmelzzone einträte. Ist daselbst die Hitze nicht wesentlich höher als in der Kohlungszone, so schmilzt das Eisen zu weiſsem Roheisen, unter Umständen zu Spiegeleisen; ist sie aber wesentlich höher, so zerfällt das mit Kohlen- stoff gesättigte Eisen in Achtelkarburet und Graphit, und es entsteht graues Roheisen.
Julliens Theorie des Hochofenprozesses 1) ist wesentlich beein- fluſst durch Chenots Verfahren der Stahlbereitung. Er nimmt drei Perioden an; in der ersten finde die Verwandlung der Erze in Stahl- schwamm statt, in der zweiten die Verwandlung des Stahlschwammes in Guſsstahl, in der dritten die Verwandlung des Guſsstahles in flüssiges Roheisen. Der erste Vorgang finde im Schachte, der zweite in der Rast, der dritte im Gestelle statt. Im Anschluſs hieran fügt Jullien Tabellen bei: 1. Über den relativen Kohlenstoffverbrauch in den verschiedenen Teilen des Hochofens bei verschiedenem Material- verbrauch; 2. über den gesamten Kohlenverbrauch in der Stunde und auf den Quadratmeter des Kohlensackquerschnittes bei verschie- denem Brennmaterialverbrauch (85, 180 und 280 kg Holzkohle, Koks und Steinkohle für 100 kg Roheisen); 3. über die Roheisenproduktion auf den Quadratmeter des Kohlensackes bei verschiedenem Kohlenstoff- verbrauch und verschiedenen Windmengen.
Peter Tunner2) stellte 1859 in Verbindung mit dem Chemiker Robert Richter an dem Wrbnaofen zu Eisenerz und dem Kaiser Franz-Ofen zu St. Stephan sehr wichtige Versuche an, um die Vor- gänge im Hochofen, namentlich auch die Wärmeverteilung unmittelbar festzustellen. Zunächst wurde die chemische Untersuchung der Gase bei dem 11,38 m hohen Wrbnaofen in fünf verschiedenen Höhen, von denen die tiefste nur 0,10 m über den Formen lag, vorgenommen. Auf Grund derselben bekämpfte Tunner die falsche Ansicht, als ob der ganze Sauerstoff der Gebläseluft vor den Formen zu Kohlensäure
1) Siehe Jullien, Handbuch der Eisenhüttenkunde, S. 133.
2) Siehe Beitrag zur näheren Kenntnis des Eisenhochofenprozesses durch direkte Bestimmungen, Jahrbuch von Leoben etc. 1860, S. 281.
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Die Hochöfen 1851 bis 1860.
worin Kohlensäure zu Kohlenoxyd reduziert wird, liegt bei
den Kokshochöfen viel näher der Gicht; bei heiſsem Winde
liegt sie tiefer.
4. Die Destillationsprodukte in den Gichtgasen bewirken keine
chemische Umwandlung der Erze.
Gurlt stellte die Ansicht auf, daſs ein Teil des Eisens mit
Kohlenstoff gesättigt als Viertelkarburet in die Schmelzzone einträte.
Ist daselbst die Hitze nicht wesentlich höher als in der Kohlungszone,
so schmilzt das Eisen zu weiſsem Roheisen, unter Umständen zu
Spiegeleisen; ist sie aber wesentlich höher, so zerfällt das mit Kohlen-
stoff gesättigte Eisen in Achtelkarburet und Graphit, und es entsteht
graues Roheisen.
Julliens Theorie des Hochofenprozesses 1) ist wesentlich beein-
fluſst durch Chenots Verfahren der Stahlbereitung. Er nimmt drei
Perioden an; in der ersten finde die Verwandlung der Erze in Stahl-
schwamm statt, in der zweiten die Verwandlung des Stahlschwammes
in Guſsstahl, in der dritten die Verwandlung des Guſsstahles in
flüssiges Roheisen. Der erste Vorgang finde im Schachte, der zweite
in der Rast, der dritte im Gestelle statt. Im Anschluſs hieran fügt
Jullien Tabellen bei: 1. Über den relativen Kohlenstoffverbrauch
in den verschiedenen Teilen des Hochofens bei verschiedenem Material-
verbrauch; 2. über den gesamten Kohlenverbrauch in der Stunde
und auf den Quadratmeter des Kohlensackquerschnittes bei verschie-
denem Brennmaterialverbrauch (85, 180 und 280 kg Holzkohle, Koks
und Steinkohle für 100 kg Roheisen); 3. über die Roheisenproduktion
auf den Quadratmeter des Kohlensackes bei verschiedenem Kohlenstoff-
verbrauch und verschiedenen Windmengen.
Peter Tunner 2) stellte 1859 in Verbindung mit dem Chemiker
Robert Richter an dem Wrbnaofen zu Eisenerz und dem Kaiser
Franz-Ofen zu St. Stephan sehr wichtige Versuche an, um die Vor-
gänge im Hochofen, namentlich auch die Wärmeverteilung unmittelbar
festzustellen. Zunächst wurde die chemische Untersuchung der
Gase bei dem 11,38 m hohen Wrbnaofen in fünf verschiedenen Höhen,
von denen die tiefste nur 0,10 m über den Formen lag, vorgenommen.
Auf Grund derselben bekämpfte Tunner die falsche Ansicht, als ob
der ganze Sauerstoff der Gebläseluft vor den Formen zu Kohlensäure
1) Siehe Jullien, Handbuch der Eisenhüttenkunde, S. 133.
2) Siehe Beitrag zur näheren Kenntnis des Eisenhochofenprozesses durch
direkte Bestimmungen, Jahrbuch von Leoben etc. 1860, S. 281.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/854>, abgerufen am 23.11.2024.
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