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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Formgebung 1831 bis 1850.
mechanisches Talent, welches durch des Vaters vortreffliche An-
leitung im Zeichnen sehr gefördert wurde. Er fertigte vorzügliche
Modelle, die weit über das Mass des Gewöhnlichen hinausgingen. Im
Alter von 19 Jahren trat er in die berühmte Maschinenfabrik von
Henry Maudslay in London ein, dessen bester Schüler und Freund
er bald wurde. In Gemeinschaft mit Maudslay erfand er zahlreiche
Verbesserungen an Werkzeugen und Werkzeugmaschinen. Nachdem
Maudslay am 14. Februar 1831 gestorben war, machte er sich selbst-
ständig, gründete die Bridgewater-Giesserei bei Patricroft und asso-
ciierte sich mit Holbrook Gaskell. Er suchte unablässig seine
Werkzeuge zu verbessern; so erfand er 1838 seine Sicherheitsgiess-
pfanne (Safety Foundry Ladle), deren bekannte Konstruktion und Be-
dienung aus seiner eigenen Skizze (Fig. 180, S. 538) ersichtlich ist.
Wie man aus derselben erkennt, war der Krammer zum Zurückhalten
der Schlacke beim Ausgiessen gleich mit der Pfanne verbunden.

Von noch viel grösserer Bedeutung war die Erfindung des Dampf-
hammers, obgleich er mit derselben anfänglich wenig Glück hatte.
Die oben mitgeteilte Skizze enthält bereits den vollständigen Entwurf
des Dampfhammers, den Amboss mit starker selbständiger Funda-
mentierung, den Hammer, verbunden mit dem schweren Hammerbär,
der sich in Gleitbacken senkrecht bewegt, die zwei starken Ständer,
welche den Dampfcylinder tragen, mit dessen Kolben der Hammer
durch die Kolbenstange direkt verbunden ist. Der Dampf hebt den
schweren Hammer dadurch, dass er unter den Kolben tritt, der
Schlag erfolgt durch den freien Fall des schweren Hammers. Die
Bewegung wird durch den Dampfzutritt mittels eines Hebelwerks, das
mit dem Dampfschieber verbunden ist und von einem Arbeiter ge-
steuert wird, reguliert. Alle diese Einzelheiten sind bereits in der
Skizze deutlich gezeichnet, und wunderbar ist auch das richtige
Grössenverhältnis der einzelnen Teile. Ganz in dieser Weise haben
sich die Dampfhämmer entwickelt und noch heute trifft die Skizze
zu. Nasmyth teilte damals sofort sein Projekt mit Zeichnung und
Beschreibung Humphries mit, der es Brunel und dem Direktor
Guppy unterbreitete. Alle begrüssten die Erfindung mit Freuden.
Nasmyth überliess der Gesellschaft seinen Entwurf, um denselben
nach Belieben von einer Fabrik ausführen zu lassen. Dies geschah
aber nicht, weil die Gesellschaft sich entschloss, eine gegossene
Schraube statt der Schaufelräder anzuwenden.

Nasmyth bot seinen Hammer nach Zeichnung und Beschreibung,
worin er die hohe Bedeutung desselben hervorhob, an, aber er erhielt

Beck, Geschichte des Eisens. 38

Die Formgebung 1831 bis 1850.
mechanisches Talent, welches durch des Vaters vortreffliche An-
leitung im Zeichnen sehr gefördert wurde. Er fertigte vorzügliche
Modelle, die weit über das Maſs des Gewöhnlichen hinausgingen. Im
Alter von 19 Jahren trat er in die berühmte Maschinenfabrik von
Henry Maudslay in London ein, dessen bester Schüler und Freund
er bald wurde. In Gemeinschaft mit Maudslay erfand er zahlreiche
Verbesserungen an Werkzeugen und Werkzeugmaschinen. Nachdem
Maudslay am 14. Februar 1831 gestorben war, machte er sich selbst-
ständig, gründete die Bridgewater-Gieſserei bei Patricroft und asso-
ciierte sich mit Holbrook Gaskell. Er suchte unablässig seine
Werkzeuge zu verbessern; so erfand er 1838 seine Sicherheitsgieſs-
pfanne (Safety Foundry Ladle), deren bekannte Konstruktion und Be-
dienung aus seiner eigenen Skizze (Fig. 180, S. 538) ersichtlich ist.
Wie man aus derselben erkennt, war der Krammer zum Zurückhalten
der Schlacke beim Ausgieſsen gleich mit der Pfanne verbunden.

Von noch viel gröſserer Bedeutung war die Erfindung des Dampf-
hammers, obgleich er mit derselben anfänglich wenig Glück hatte.
Die oben mitgeteilte Skizze enthält bereits den vollständigen Entwurf
des Dampfhammers, den Amboſs mit starker selbständiger Funda-
mentierung, den Hammer, verbunden mit dem schweren Hammerbär,
der sich in Gleitbacken senkrecht bewegt, die zwei starken Ständer,
welche den Dampfcylinder tragen, mit dessen Kolben der Hammer
durch die Kolbenstange direkt verbunden ist. Der Dampf hebt den
schweren Hammer dadurch, daſs er unter den Kolben tritt, der
Schlag erfolgt durch den freien Fall des schweren Hammers. Die
Bewegung wird durch den Dampfzutritt mittels eines Hebelwerks, das
mit dem Dampfschieber verbunden ist und von einem Arbeiter ge-
steuert wird, reguliert. Alle diese Einzelheiten sind bereits in der
Skizze deutlich gezeichnet, und wunderbar ist auch das richtige
Gröſsenverhältnis der einzelnen Teile. Ganz in dieser Weise haben
sich die Dampfhämmer entwickelt und noch heute trifft die Skizze
zu. Nasmyth teilte damals sofort sein Projekt mit Zeichnung und
Beschreibung Humphries mit, der es Brunel und dem Direktor
Guppy unterbreitete. Alle begrüſsten die Erfindung mit Freuden.
Nasmyth überlieſs der Gesellschaft seinen Entwurf, um denselben
nach Belieben von einer Fabrik ausführen zu lassen. Dies geschah
aber nicht, weil die Gesellschaft sich entschloſs, eine gegossene
Schraube statt der Schaufelräder anzuwenden.

Nasmyth bot seinen Hammer nach Zeichnung und Beschreibung,
worin er die hohe Bedeutung desselben hervorhob, an, aber er erhielt

Beck, Geschichte des Eisens. 38
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[593/0609] Die Formgebung 1831 bis 1850. mechanisches Talent, welches durch des Vaters vortreffliche An- leitung im Zeichnen sehr gefördert wurde. Er fertigte vorzügliche Modelle, die weit über das Maſs des Gewöhnlichen hinausgingen. Im Alter von 19 Jahren trat er in die berühmte Maschinenfabrik von Henry Maudslay in London ein, dessen bester Schüler und Freund er bald wurde. In Gemeinschaft mit Maudslay erfand er zahlreiche Verbesserungen an Werkzeugen und Werkzeugmaschinen. Nachdem Maudslay am 14. Februar 1831 gestorben war, machte er sich selbst- ständig, gründete die Bridgewater-Gieſserei bei Patricroft und asso- ciierte sich mit Holbrook Gaskell. Er suchte unablässig seine Werkzeuge zu verbessern; so erfand er 1838 seine Sicherheitsgieſs- pfanne (Safety Foundry Ladle), deren bekannte Konstruktion und Be- dienung aus seiner eigenen Skizze (Fig. 180, S. 538) ersichtlich ist. Wie man aus derselben erkennt, war der Krammer zum Zurückhalten der Schlacke beim Ausgieſsen gleich mit der Pfanne verbunden. Von noch viel gröſserer Bedeutung war die Erfindung des Dampf- hammers, obgleich er mit derselben anfänglich wenig Glück hatte. Die oben mitgeteilte Skizze enthält bereits den vollständigen Entwurf des Dampfhammers, den Amboſs mit starker selbständiger Funda- mentierung, den Hammer, verbunden mit dem schweren Hammerbär, der sich in Gleitbacken senkrecht bewegt, die zwei starken Ständer, welche den Dampfcylinder tragen, mit dessen Kolben der Hammer durch die Kolbenstange direkt verbunden ist. Der Dampf hebt den schweren Hammer dadurch, daſs er unter den Kolben tritt, der Schlag erfolgt durch den freien Fall des schweren Hammers. Die Bewegung wird durch den Dampfzutritt mittels eines Hebelwerks, das mit dem Dampfschieber verbunden ist und von einem Arbeiter ge- steuert wird, reguliert. Alle diese Einzelheiten sind bereits in der Skizze deutlich gezeichnet, und wunderbar ist auch das richtige Gröſsenverhältnis der einzelnen Teile. Ganz in dieser Weise haben sich die Dampfhämmer entwickelt und noch heute trifft die Skizze zu. Nasmyth teilte damals sofort sein Projekt mit Zeichnung und Beschreibung Humphries mit, der es Brunel und dem Direktor Guppy unterbreitete. Alle begrüſsten die Erfindung mit Freuden. Nasmyth überlieſs der Gesellschaft seinen Entwurf, um denselben nach Belieben von einer Fabrik ausführen zu lassen. Dies geschah aber nicht, weil die Gesellschaft sich entschloſs, eine gegossene Schraube statt der Schaufelräder anzuwenden. Nasmyth bot seinen Hammer nach Zeichnung und Beschreibung, worin er die hohe Bedeutung desselben hervorhob, an, aber er erhielt Beck, Geschichte des Eisens. 38

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/609>, abgerufen am 22.11.2024.