Karsten hielt die Angabe bezüglich des grauen Roheisens für zu niedrig, doch hatte auch Dumas den Schmelzpunkt des Roheisens zu ca. 1500° C. angegeben.
Statt der direkten Messung wendete man zur Bestimmung hoher Temperaturen, namentlich des Schmelzpunktes der Metalle, vielfach ein indirektes Verfahren an. Man brachte das glühende oder ge- schmolzene Metall in ein Gefäss mit Wasser von bestimmtem Gewicht und bestimmter Temperatur. Die Menge des Wassers musste minde- stens die vier- bis fünffache des Metalles sein. Der heisse Körper gab seinen Überschuss an Wärme an das Wasser ab. Diese Wärme- abgabe wurde gemessen und aus den specifischen Wärmen des Wassers und des betreffenden Metalles die Temperatur des letzteren vor dem Eintauchen berechnet. Karsten entwickelt für diese Berechnung die Formel
[Formel 1]
wobei
t die Temperatur, welche gesucht wird,
T die Temperatur, welche das Wasser nach dem Eintauchen an- genommen hat,
t1 die Temperatur des Wassers vor dem Versuch,
P das Gewicht des Wassers,
Q das Gewicht des Metalls,
C die specifische Wärme des glühenden oder geschmolzenen Körpers, auf die specifische Wärme des Wassers = 1 bezogen, aus- drücken.
Nach dieser Formel berechnet sich die Schmelztemperatur des Roheisens zu 1400 bis 1450° R. = 1750 bis 1812° C., wenn die spe- cifische Wärme des Roheisens zu 0,1260 angenommen wird.
Der französische Physiker Pouillet1) machte sorgfältige pyro- metrische Messungen, wobei er sich eines magnetischen Pyrometers bediente, dessen Angaben er durch eine Messung der Wärmekapacität des Platins für verschiedene Temperaturen kontrollierte. Das magne- tische Pyrometer bestand aus einem thermo-elektrischen Paar, welches eine Magnetnadel in Bewegung setzte, deren Ablenkungen
1) Recherches sur les hautes temperatures et sur quelques phänomenes qui en dependent. Compt. rend. III, 1836.
Physik des Eisens 1831 bis 1850.
des Silbers zu 1873° F. = 1022 7/9° C. = 818° R.
des Kupfers „ 1996 „ = 1091 1/9 „ = 873 „
des Goldes „ 2076 „ = 1102 2/9 „ = 882 „
des grauen Roheisens „ 2786 „ = 1530 „ = 1224 „
Karsten hielt die Angabe bezüglich des grauen Roheisens für zu niedrig, doch hatte auch Dumas den Schmelzpunkt des Roheisens zu ca. 1500° C. angegeben.
Statt der direkten Messung wendete man zur Bestimmung hoher Temperaturen, namentlich des Schmelzpunktes der Metalle, vielfach ein indirektes Verfahren an. Man brachte das glühende oder ge- schmolzene Metall in ein Gefäſs mit Wasser von bestimmtem Gewicht und bestimmter Temperatur. Die Menge des Wassers muſste minde- stens die vier- bis fünffache des Metalles sein. Der heiſse Körper gab seinen Überschuſs an Wärme an das Wasser ab. Diese Wärme- abgabe wurde gemessen und aus den specifischen Wärmen des Wassers und des betreffenden Metalles die Temperatur des letzteren vor dem Eintauchen berechnet. Karsten entwickelt für diese Berechnung die Formel
[Formel 1]
wobei
t die Temperatur, welche gesucht wird,
T die Temperatur, welche das Wasser nach dem Eintauchen an- genommen hat,
t1 die Temperatur des Wassers vor dem Versuch,
P das Gewicht des Wassers,
Q das Gewicht des Metalls,
C die specifische Wärme des glühenden oder geschmolzenen Körpers, auf die specifische Wärme des Wassers = 1 bezogen, aus- drücken.
Nach dieser Formel berechnet sich die Schmelztemperatur des Roheisens zu 1400 bis 1450° R. = 1750 bis 1812° C., wenn die spe- cifische Wärme des Roheisens zu 0,1260 angenommen wird.
Der französische Physiker Pouillet1) machte sorgfältige pyro- metrische Messungen, wobei er sich eines magnetischen Pyrometers bediente, dessen Angaben er durch eine Messung der Wärmekapacität des Platins für verschiedene Temperaturen kontrollierte. Das magne- tische Pyrometer bestand aus einem thermo-elektrischen Paar, welches eine Magnetnadel in Bewegung setzte, deren Ablenkungen
1) Recherches sur les hautes temperatures et sur quelques phänomènes qui en dépendent. Compt. rend. III, 1836.
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[396/0412]
Physik des Eisens 1831 bis 1850.
des Silbers zu 1873° F. = 1022 7/9° C. = 818° R.
des Kupfers „ 1996 „ = 1091 1/9 „ = 873 „
des Goldes „ 2076 „ = 1102 2/9 „ = 882 „
des grauen Roheisens „ 2786 „ = 1530 „ = 1224 „
Karsten hielt die Angabe bezüglich des grauen Roheisens für
zu niedrig, doch hatte auch Dumas den Schmelzpunkt des Roheisens
zu ca. 1500° C. angegeben.
Statt der direkten Messung wendete man zur Bestimmung hoher
Temperaturen, namentlich des Schmelzpunktes der Metalle, vielfach
ein indirektes Verfahren an. Man brachte das glühende oder ge-
schmolzene Metall in ein Gefäſs mit Wasser von bestimmtem Gewicht
und bestimmter Temperatur. Die Menge des Wassers muſste minde-
stens die vier- bis fünffache des Metalles sein. Der heiſse Körper
gab seinen Überschuſs an Wärme an das Wasser ab. Diese Wärme-
abgabe wurde gemessen und aus den specifischen Wärmen des Wassers
und des betreffenden Metalles die Temperatur des letzteren vor dem
Eintauchen berechnet. Karsten entwickelt für diese Berechnung die
Formel [FORMEL] wobei
t die Temperatur, welche gesucht wird,
T die Temperatur, welche das Wasser nach dem Eintauchen an-
genommen hat,
t1 die Temperatur des Wassers vor dem Versuch,
P das Gewicht des Wassers,
Q das Gewicht des Metalls,
C die specifische Wärme des glühenden oder geschmolzenen Körpers,
auf die specifische Wärme des Wassers = 1 bezogen, aus-
drücken.
Nach dieser Formel berechnet sich die Schmelztemperatur des
Roheisens zu 1400 bis 1450° R. = 1750 bis 1812° C., wenn die spe-
cifische Wärme des Roheisens zu 0,1260 angenommen wird.
Der französische Physiker Pouillet 1) machte sorgfältige pyro-
metrische Messungen, wobei er sich eines magnetischen Pyrometers
bediente, dessen Angaben er durch eine Messung der Wärmekapacität
des Platins für verschiedene Temperaturen kontrollierte. Das magne-
tische Pyrometer bestand aus einem thermo-elektrischen Paar,
welches eine Magnetnadel in Bewegung setzte, deren Ablenkungen
1) Recherches sur les hautes temperatures et sur quelques phänomènes qui en
dépendent. Compt. rend. III, 1836.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/412>, abgerufen am 22.11.2024.
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