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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Physik des Eisens 1831 bis 1850.
gemessen wurden 1). Das Paar bestand aus einem Flintenlauf, in
dessen Schwanzschraubengänge das Ende eines langen und festen
Platindrahtes gelegt war, über welchem die Schraubenmutter dann
zugenietet wurde, so dass der Draht vollständig bedeckt war. Das
freie Ende des Drahtes ragte aus der Mündung der Seele des Laufes
hervor. An dem anderen Ende des Laufes, dem Schwanzschrauben-
ende, wurde ein Platindraht fest angelötet. Sollte das Instrument
angewendet werden, so setzte man die freien Enden beider Drähte
durch Quecksilber in leitende Verbindung mit einem elektro-magne-
tischen Multiplikator, und der Grad der Abweichung der Nadel
zeigte den Temperaturgrad des erhitzten unteren Endes des Laufes
an, nach den Vergleichungen, welche man für die Grade der Ab-
weichung der Nadel mit gemessenen bekannten Temperaturgraden
gemacht hatte. Pouillet ermittelte auf diese Weise folgende Tem-
peraturen:

Anfangendes Rotglühen     525° C.
Dunkelrotglühen     700° "
Anfangendes Kirschrot     800° "
Stärkeres Kirschrot     900° "
Völliges Kirschrot     1000° "
Dunkel Orangerot     1100° "
Lichtes Glühen     1200° "
Weissglühen     1300° "
Starkes Weissglühen     1400° "
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Silber schmilzt bei     1000° "
Gold " "     1200° "
Leicht schmelzbares weisses Roheisen     1050° "
Schwer schmelzbares weisses Roheisen     1100° "
Leicht schmelzbares graues Roheisen     1100° "
Schwer schmelzbares graues Roheisen     1200° "
Leicht schmelzbarer Stahl     1300° "
Schwer schmelzbarer Stahl     1400° "
Stabeisen     1500 bis 1600° "

Diese Zahlen waren niedriger als alle entsprechenden früher er-
mittelten. Karsten war der Ansicht, dass sie die Schmelztempera-
turen ohne allen Zweifel viel zu niedrig angeben. Indessen haben
spätere Untersuchungen die grössere Richtigkeit und Zuverlässigkeit

1) Siehe Karsten, a. a. O., §. 102.

Physik des Eisens 1831 bis 1850.
gemessen wurden 1). Das Paar bestand aus einem Flintenlauf, in
dessen Schwanzschraubengänge das Ende eines langen und festen
Platindrahtes gelegt war, über welchem die Schraubenmutter dann
zugenietet wurde, so daſs der Draht vollständig bedeckt war. Das
freie Ende des Drahtes ragte aus der Mündung der Seele des Laufes
hervor. An dem anderen Ende des Laufes, dem Schwanzschrauben-
ende, wurde ein Platindraht fest angelötet. Sollte das Instrument
angewendet werden, so setzte man die freien Enden beider Drähte
durch Quecksilber in leitende Verbindung mit einem elektro-magne-
tischen Multiplikator, und der Grad der Abweichung der Nadel
zeigte den Temperaturgrad des erhitzten unteren Endes des Laufes
an, nach den Vergleichungen, welche man für die Grade der Ab-
weichung der Nadel mit gemessenen bekannten Temperaturgraden
gemacht hatte. Pouillet ermittelte auf diese Weise folgende Tem-
peraturen:

Anfangendes Rotglühen     525° C.
Dunkelrotglühen     700° „
Anfangendes Kirschrot     800° „
Stärkeres Kirschrot     900° „
Völliges Kirschrot     1000° „
Dunkel Orangerot     1100° „
Lichtes Glühen     1200° „
Weiſsglühen     1300° „
Starkes Weiſsglühen     1400° „
Blendendes Weiſsglühen     1500 bis 1600° „
Silber schmilzt bei     1000° „
Gold „ „     1200° „
Leicht schmelzbares weiſses Roheisen     1050° „
Schwer schmelzbares weiſses Roheisen     1100° „
Leicht schmelzbares graues Roheisen     1100° „
Schwer schmelzbares graues Roheisen     1200° „
Leicht schmelzbarer Stahl     1300° „
Schwer schmelzbarer Stahl     1400° „
Stabeisen     1500 bis 1600° „

Diese Zahlen waren niedriger als alle entsprechenden früher er-
mittelten. Karsten war der Ansicht, daſs sie die Schmelztempera-
turen ohne allen Zweifel viel zu niedrig angeben. Indessen haben
spätere Untersuchungen die gröſsere Richtigkeit und Zuverlässigkeit

1) Siehe Karsten, a. a. O., §. 102.
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[397/0413] Physik des Eisens 1831 bis 1850. gemessen wurden 1). Das Paar bestand aus einem Flintenlauf, in dessen Schwanzschraubengänge das Ende eines langen und festen Platindrahtes gelegt war, über welchem die Schraubenmutter dann zugenietet wurde, so daſs der Draht vollständig bedeckt war. Das freie Ende des Drahtes ragte aus der Mündung der Seele des Laufes hervor. An dem anderen Ende des Laufes, dem Schwanzschrauben- ende, wurde ein Platindraht fest angelötet. Sollte das Instrument angewendet werden, so setzte man die freien Enden beider Drähte durch Quecksilber in leitende Verbindung mit einem elektro-magne- tischen Multiplikator, und der Grad der Abweichung der Nadel zeigte den Temperaturgrad des erhitzten unteren Endes des Laufes an, nach den Vergleichungen, welche man für die Grade der Ab- weichung der Nadel mit gemessenen bekannten Temperaturgraden gemacht hatte. Pouillet ermittelte auf diese Weise folgende Tem- peraturen: Anfangendes Rotglühen 525° C. Dunkelrotglühen 700° „ Anfangendes Kirschrot 800° „ Stärkeres Kirschrot 900° „ Völliges Kirschrot 1000° „ Dunkel Orangerot 1100° „ Lichtes Glühen 1200° „ Weiſsglühen 1300° „ Starkes Weiſsglühen 1400° „ Blendendes Weiſsglühen 1500 bis 1600° „ Silber schmilzt bei 1000° „ Gold „ „ 1200° „ Leicht schmelzbares weiſses Roheisen 1050° „ Schwer schmelzbares weiſses Roheisen 1100° „ Leicht schmelzbares graues Roheisen 1100° „ Schwer schmelzbares graues Roheisen 1200° „ Leicht schmelzbarer Stahl 1300° „ Schwer schmelzbarer Stahl 1400° „ Stabeisen 1500 bis 1600° „ Diese Zahlen waren niedriger als alle entsprechenden früher er- mittelten. Karsten war der Ansicht, daſs sie die Schmelztempera- turen ohne allen Zweifel viel zu niedrig angeben. Indessen haben spätere Untersuchungen die gröſsere Richtigkeit und Zuverlässigkeit 1) Siehe Karsten, a. a. O., §. 102.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/413>, abgerufen am 22.11.2024.