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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Physik des Eisens 1831 bis 1850.

P. Barlow machte im Auftrage der London-Birmingham-Eisen-
bahngesellschaft wichtige Festigkeitsversuche zur Ermittelung der
besten Form der Eisenbahnschienen, deren Befestigung, Unter-
lagen u. s. w. Er veröffentlichte seinen Bericht 1835. Damals waren
die Schienen mit Doppelköpfen in @-Form sehr beliebt, weil man
sie umdrehen konnte, wenn die eine Seite abgelaufen war. Barlow
verwarf diese Form und dieses Princip gänzlich und meinte, man
solle sich lieber Mühe geben, den Schienenkopf so gut zu machen,
dass kein Umlegen nötig sei.

William Fairbairn führte seine Festigkeitsversuche im Auf-
trage von Robert Stephenson aus, als dieser sich mit der Kon-
struktion der Menai-Brücke beschäftigte. Danach widerstand graues
englisches Roheisen einem Drucke von 35 bis 40 Tonnen und einer
Zugkraft von 3 bis 7 Tonnen auf den Quadratzoll und Puddel-
Schmiedeeisen einem Drucke von 12 bis 13 Tonnen und einer Zug-
kraft von 16 bis 18 Tonnen auf den Quadratzoll. Für das Roh-
eisen hat Fairbairn, ebenso wie in Österreich von Mietis 1), den
Elasticitätsmodulus zwischen 1100000 und 1700000 schwankend ge-
funden.

Robert Stephenson stellte 1850 selbst eine Reihe von ver-
gleichenden Versuchen über die Festigkeit des mit heissem und mit
kaltem Winde erzeugten Roheisens an, zur Prüfung der geeignetsten
Roheisenarten für die High-Level-Brücke zu Edingburgh 2).

Aus diesen und anderen Versuchen ging hervor, dass der Elasti-
citätsmodulus des Roheisens etwa 1/2 bis 2/3 der Grösse des Elasti-
citätsmodulus des Stabeisens beträgt und die absolute Festigkeit der
stärkeren Roheisensorten zu der des Stabeisens etwa im Verhältnis
von 1 : 23/4 steht.

Von grosser Wichtigkeit für die Eisenhüttenkunde waren mehrere
bedeutende Arbeiten über die Wärme. Hohe Wärmegrade zu messen
ist eine schwierige Aufgabe, die bis heute noch nicht ganz gelöst
ist. Daniells 3) verbessertes Register-Pyrometer (s. S. 217) war das
beste Messinstrument für hohe Temperaturen. Er bestimmte damit
die Schmelzpunkte


1) von Mietis, Beiträge zur Kenntnis des Guss- und Stabeisens und des
Stahles. Wien 1829.
2) Siehe Berg- und Hüttenmännische Zeitung 1850, S. 677.
3) Siehe Philos. Transact. 1830, II, 257.
Physik des Eisens 1831 bis 1850.

P. Barlow machte im Auftrage der London-Birmingham-Eisen-
bahngesellschaft wichtige Festigkeitsversuche zur Ermittelung der
besten Form der Eisenbahnschienen, deren Befestigung, Unter-
lagen u. s. w. Er veröffentlichte seinen Bericht 1835. Damals waren
die Schienen mit Doppelköpfen in -Form sehr beliebt, weil man
sie umdrehen konnte, wenn die eine Seite abgelaufen war. Barlow
verwarf diese Form und dieses Princip gänzlich und meinte, man
solle sich lieber Mühe geben, den Schienenkopf so gut zu machen,
daſs kein Umlegen nötig sei.

William Fairbairn führte seine Festigkeitsversuche im Auf-
trage von Robert Stephenson aus, als dieser sich mit der Kon-
struktion der Menai-Brücke beschäftigte. Danach widerstand graues
englisches Roheisen einem Drucke von 35 bis 40 Tonnen und einer
Zugkraft von 3 bis 7 Tonnen auf den Quadratzoll und Puddel-
Schmiedeeisen einem Drucke von 12 bis 13 Tonnen und einer Zug-
kraft von 16 bis 18 Tonnen auf den Quadratzoll. Für das Roh-
eisen hat Fairbairn, ebenso wie in Österreich von Mietis 1), den
Elasticitätsmodulus zwischen 1100000 und 1700000 schwankend ge-
funden.

Robert Stephenson stellte 1850 selbst eine Reihe von ver-
gleichenden Versuchen über die Festigkeit des mit heiſsem und mit
kaltem Winde erzeugten Roheisens an, zur Prüfung der geeignetsten
Roheisenarten für die High-Level-Brücke zu Edingburgh 2).

Aus diesen und anderen Versuchen ging hervor, daſs der Elasti-
citätsmodulus des Roheisens etwa ½ bis ⅔ der Gröſse des Elasti-
citätsmodulus des Stabeisens beträgt und die absolute Festigkeit der
stärkeren Roheisensorten zu der des Stabeisens etwa im Verhältnis
von 1 : 2¾ steht.

Von groſser Wichtigkeit für die Eisenhüttenkunde waren mehrere
bedeutende Arbeiten über die Wärme. Hohe Wärmegrade zu messen
ist eine schwierige Aufgabe, die bis heute noch nicht ganz gelöst
ist. Daniells 3) verbessertes Register-Pyrometer (s. S. 217) war das
beste Meſsinstrument für hohe Temperaturen. Er bestimmte damit
die Schmelzpunkte


1) von Mietis, Beiträge zur Kenntnis des Guſs- und Stabeisens und des
Stahles. Wien 1829.
2) Siehe Berg- und Hüttenmännische Zeitung 1850, S. 677.
3) Siehe Philos. Transact. 1830, II, 257.
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[395/0411] Physik des Eisens 1831 bis 1850. P. Barlow machte im Auftrage der London-Birmingham-Eisen- bahngesellschaft wichtige Festigkeitsversuche zur Ermittelung der besten Form der Eisenbahnschienen, deren Befestigung, Unter- lagen u. s. w. Er veröffentlichte seinen Bericht 1835. Damals waren die Schienen mit Doppelköpfen in -Form sehr beliebt, weil man sie umdrehen konnte, wenn die eine Seite abgelaufen war. Barlow verwarf diese Form und dieses Princip gänzlich und meinte, man solle sich lieber Mühe geben, den Schienenkopf so gut zu machen, daſs kein Umlegen nötig sei. William Fairbairn führte seine Festigkeitsversuche im Auf- trage von Robert Stephenson aus, als dieser sich mit der Kon- struktion der Menai-Brücke beschäftigte. Danach widerstand graues englisches Roheisen einem Drucke von 35 bis 40 Tonnen und einer Zugkraft von 3 bis 7 Tonnen auf den Quadratzoll und Puddel- Schmiedeeisen einem Drucke von 12 bis 13 Tonnen und einer Zug- kraft von 16 bis 18 Tonnen auf den Quadratzoll. Für das Roh- eisen hat Fairbairn, ebenso wie in Österreich von Mietis 1), den Elasticitätsmodulus zwischen 1100000 und 1700000 schwankend ge- funden. Robert Stephenson stellte 1850 selbst eine Reihe von ver- gleichenden Versuchen über die Festigkeit des mit heiſsem und mit kaltem Winde erzeugten Roheisens an, zur Prüfung der geeignetsten Roheisenarten für die High-Level-Brücke zu Edingburgh 2). Aus diesen und anderen Versuchen ging hervor, daſs der Elasti- citätsmodulus des Roheisens etwa ½ bis ⅔ der Gröſse des Elasti- citätsmodulus des Stabeisens beträgt und die absolute Festigkeit der stärkeren Roheisensorten zu der des Stabeisens etwa im Verhältnis von 1 : 2¾ steht. Von groſser Wichtigkeit für die Eisenhüttenkunde waren mehrere bedeutende Arbeiten über die Wärme. Hohe Wärmegrade zu messen ist eine schwierige Aufgabe, die bis heute noch nicht ganz gelöst ist. Daniells 3) verbessertes Register-Pyrometer (s. S. 217) war das beste Meſsinstrument für hohe Temperaturen. Er bestimmte damit die Schmelzpunkte 1) von Mietis, Beiträge zur Kenntnis des Guſs- und Stabeisens und des Stahles. Wien 1829. 2) Siehe Berg- und Hüttenmännische Zeitung 1850, S. 677. 3) Siehe Philos. Transact. 1830, II, 257.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/411>, abgerufen am 22.11.2024.