Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.Einleitung. -- Litteratur 1801 bis 1815. die ersten Gewehre für die Armee zu machen, und wenige Jahredanach lieferten Malapane und Gleiwitz die ganze Ausrüstung für das schlesische Heer. Am 17. Januar 1816 verlieh ihm der König das Eiserne Kreuz am weissen Bande "Zur Anerkenntnis Ihrer Verdienst- lichkeit", eine Auszeichnung, welche den sonst für Ehrenbezeugungen wenig empfänglichen Mann hoch erfreute. Bei dieser anstrengenden praktischen Thätigkeit hatte das litterarische Schaffen Karstens lange Zeit geruht. Aber bereits 1814 erschien seine vortreffliche Bearbeitung von Rinmans Geschichte des Eisens, welche er mit sachgemässen Anmerkungen versah, in deren einer er bereits klar seine geniale Begründung der Unterschiede der verschiedenen Eisenarten zum Aus- druck brachte. 1816 erschien dann sein berühmtes Handbuch der Eisenhüttenkunde. Bevor wir auf dieses Werk näher eingehen, wollen wir kurz die weiteren Lebensschicksale Karstens schildern. Im Jahre 1815 wurde Karsten zur Abfassung eines Gutachtens über die künftigen Landesgrenzen zwischen Preussen und Nassau, wobei der Bergwerksbesitz ganz besonders in Betracht kam, nach den westlichen Provinzen geschickt. Seine begeisterten Schilderungen über den Erz- reichtum Nassau-Oraniens waren ausschlaggebend für das Festhalten Preussens an der Erwerbung des Siegerlandes. Karsten beklagte es sehr, dass nicht auch das eisenreiche dillenburgische Land schon damals mit Preussen vereinigt wurde; er, der noch wenig ausser Schlesien und Brandenburg gesehen hatte, kam aus dem Entzücken über den Erzreichtum und die landschaftlichen Schönheiten des ora- nischen und saynischen Landes nicht heraus. "Von solchem Reich- tum habe ich keinen Begriff gehabt", schreibt Karsten, nachdem er den Stahlberg bei Müsen gesehen. Und als er die Gruben bei Dillen- burg befahren hatte, sagte er: "Von diesen Schätzen hat der an Armut gewöhnte Schlesier gar keinen Begriff. Was man hier als Zuschlag verwendet und nicht achtet, würden wir in Schlesien als die reichsten Erzschätze verehren. Ein Hüttenmann kann daher hier wenig lernen, sondern nur über die verschwenderische Natur staunen und sich mit der Überzeugung schmeicheln, dass er diese Schätze, wenn er sie zu verwalten hätte, besser benutzen würde." Nach Beendigung der Grenzregulierung ging er in glücklichster Stimmung erst nach Hamm, dann nach Neuwied und der Sayner Hütte. Hier traf ihn die Trauernachricht von Redens Tod. "Die Nachricht vom Tode des Grafen Reden", schreibt er, "hat meine Freude sehr getrübt. Du wirst es nicht unmännlich finden, wenn ich Dir sage, dass ich mich nicht der Thränen erwehren konnte und dass ich noch Einleitung. — Litteratur 1801 bis 1815. die ersten Gewehre für die Armee zu machen, und wenige Jahredanach lieferten Malapane und Gleiwitz die ganze Ausrüstung für das schlesische Heer. Am 17. Januar 1816 verlieh ihm der König das Eiserne Kreuz am weiſsen Bande „Zur Anerkenntnis Ihrer Verdienst- lichkeit“, eine Auszeichnung, welche den sonst für Ehrenbezeugungen wenig empfänglichen Mann hoch erfreute. Bei dieser anstrengenden praktischen Thätigkeit hatte das litterarische Schaffen Karstens lange Zeit geruht. Aber bereits 1814 erschien seine vortreffliche Bearbeitung von Rinmans Geschichte des Eisens, welche er mit sachgemäſsen Anmerkungen versah, in deren einer er bereits klar seine geniale Begründung der Unterschiede der verschiedenen Eisenarten zum Aus- druck brachte. 1816 erschien dann sein berühmtes Handbuch der Eisenhüttenkunde. Bevor wir auf dieses Werk näher eingehen, wollen wir kurz die weiteren Lebensschicksale Karstens schildern. Im Jahre 1815 wurde Karsten zur Abfassung eines Gutachtens über die künftigen Landesgrenzen zwischen Preuſsen und Nassau, wobei der Bergwerksbesitz ganz besonders in Betracht kam, nach den westlichen Provinzen geschickt. Seine begeisterten Schilderungen über den Erz- reichtum Nassau-Oraniens waren ausschlaggebend für das Festhalten Preuſsens an der Erwerbung des Siegerlandes. Karsten beklagte es sehr, daſs nicht auch das eisenreiche dillenburgische Land schon damals mit Preuſsen vereinigt wurde; er, der noch wenig auſser Schlesien und Brandenburg gesehen hatte, kam aus dem Entzücken über den Erzreichtum und die landschaftlichen Schönheiten des ora- nischen und saynischen Landes nicht heraus. „Von solchem Reich- tum habe ich keinen Begriff gehabt“, schreibt Karsten, nachdem er den Stahlberg bei Müsen gesehen. Und als er die Gruben bei Dillen- burg befahren hatte, sagte er: „Von diesen Schätzen hat der an Armut gewöhnte Schlesier gar keinen Begriff. Was man hier als Zuschlag verwendet und nicht achtet, würden wir in Schlesien als die reichsten Erzschätze verehren. Ein Hüttenmann kann daher hier wenig lernen, sondern nur über die verschwenderische Natur staunen und sich mit der Überzeugung schmeicheln, daſs er diese Schätze, wenn er sie zu verwalten hätte, besser benutzen würde.“ Nach Beendigung der Grenzregulierung ging er in glücklichster Stimmung erst nach Hamm, dann nach Neuwied und der Sayner Hütte. Hier traf ihn die Trauernachricht von Redens Tod. „Die Nachricht vom Tode des Grafen Reden“, schreibt er, „hat meine Freude sehr getrübt. 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Einleitung. — Litteratur 1801 bis 1815.
die ersten Gewehre für die Armee zu machen, und wenige Jahre
danach lieferten Malapane und Gleiwitz die ganze Ausrüstung für
das schlesische Heer. Am 17. Januar 1816 verlieh ihm der König das
Eiserne Kreuz am weiſsen Bande „Zur Anerkenntnis Ihrer Verdienst-
lichkeit“, eine Auszeichnung, welche den sonst für Ehrenbezeugungen
wenig empfänglichen Mann hoch erfreute. Bei dieser anstrengenden
praktischen Thätigkeit hatte das litterarische Schaffen Karstens lange
Zeit geruht. Aber bereits 1814 erschien seine vortreffliche Bearbeitung
von Rinmans Geschichte des Eisens, welche er mit sachgemäſsen
Anmerkungen versah, in deren einer er bereits klar seine geniale
Begründung der Unterschiede der verschiedenen Eisenarten zum Aus-
druck brachte. 1816 erschien dann sein berühmtes Handbuch der
Eisenhüttenkunde. Bevor wir auf dieses Werk näher eingehen, wollen
wir kurz die weiteren Lebensschicksale Karstens schildern. Im
Jahre 1815 wurde Karsten zur Abfassung eines Gutachtens über die
künftigen Landesgrenzen zwischen Preuſsen und Nassau, wobei der
Bergwerksbesitz ganz besonders in Betracht kam, nach den westlichen
Provinzen geschickt. Seine begeisterten Schilderungen über den Erz-
reichtum Nassau-Oraniens waren ausschlaggebend für das Festhalten
Preuſsens an der Erwerbung des Siegerlandes. Karsten beklagte
es sehr, daſs nicht auch das eisenreiche dillenburgische Land schon
damals mit Preuſsen vereinigt wurde; er, der noch wenig auſser
Schlesien und Brandenburg gesehen hatte, kam aus dem Entzücken
über den Erzreichtum und die landschaftlichen Schönheiten des ora-
nischen und saynischen Landes nicht heraus. „Von solchem Reich-
tum habe ich keinen Begriff gehabt“, schreibt Karsten, nachdem er
den Stahlberg bei Müsen gesehen. Und als er die Gruben bei Dillen-
burg befahren hatte, sagte er: „Von diesen Schätzen hat der an
Armut gewöhnte Schlesier gar keinen Begriff. Was man hier als
Zuschlag verwendet und nicht achtet, würden wir in Schlesien als die
reichsten Erzschätze verehren. Ein Hüttenmann kann daher hier
wenig lernen, sondern nur über die verschwenderische Natur staunen
und sich mit der Überzeugung schmeicheln, daſs er diese Schätze,
wenn er sie zu verwalten hätte, besser benutzen würde.“ Nach
Beendigung der Grenzregulierung ging er in glücklichster Stimmung
erst nach Hamm, dann nach Neuwied und der Sayner Hütte. Hier
traf ihn die Trauernachricht von Redens Tod. „Die Nachricht vom
Tode des Grafen Reden“, schreibt er, „hat meine Freude sehr
getrübt. Du wirst es nicht unmännlich finden, wenn ich Dir sage,
daſs ich mich nicht der Thränen erwehren konnte und daſs ich noch
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