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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Einleitung. -- Litteratur 1801 bis 1815.
jetzt, indem ich schreibe, mit Gewalt Empfindungen unterdrücken
muss, welche mir die Augen füllen wollen. Ich schreibe Dir kein
Wort weiter, Du weisst, dass ich alle Ursache hatte, diesen wahrhaft
verehrungswürdigen Mann aufs höchste zu verehren. Noch heute reise
ich zum Minister vom Stein und werde dort Anlass genug haben,
eine Saite zu berühren, die mich mit inniger Wehmut erfüllt."

Diese schönen Worte gewähren uns Einblick in das edle Herz
Karstens.

Nachdem er von seiner Reise, die er durch die Eifel, Rheinland
und Westfalen bis nach Lüttich ausgedehnt hatte, nach Breslau zurück-
gekehrt war, wurde er bald darauf zu wichtigen Konferenzen nach
Berlin berufen und 1819 wurde er als Geheimer Bergrat dauernd
dorthin versetzt, 1821 wurde er zum Geheimen Ober-Bergrat und vor-
tragendem Rat im Ministerium ernannt. Es wurde ihm das ganze
Hütten- und Salinenwesen im preussischen Staate übertragen. In
diesem erweiterten Berufskreise wirkte er segensreich und mit Aus-
zeichnung bis zum Jahre 1850. In diesem traurigen Jahre der herein-
brechenden Reaktion begann der liberal gesinnte, aufgeklärte Mann,
der so treu seinem Lande gedient hatte, sich unbehaglich in seiner
Stellung zu fühlen und erbat seinen Abschied, der ihm ohne ein
Wort der Anerkennung seines Königs bewilligt wurde. Er blieb
litterarisch thätig bis zu seinem Tode, der ihn am 22. August 1853
abrief.

Es würde zu weit führen, Karstens Thätigkeit im einzelnen zu
schildern. Er hat in Theorie und Praxis der Hüttenkunde eine
wirklich wissenschaftliche Grundlage gegeben. In der Einführung der
Wissenschaft in die Praxis besteht sein ganz besonderes Verdienst. Er
ist ein bedeutender Erzieher gewesen nicht nur durch seine Schriften,
sondern auch durch seine mündliche Belehrung und sein Beispiel.
Dadurch hat er besonders in seiner schlesischen Zeit eine Schule vor-
trefflicher Hüttenmänner herangebildet, die namentlich für die Ent-
wickelung der schlesischen Privat-Eisenwerke Grosses geleistet haben.
Unsterblich aber ist er durch seine klassischen hüttenmännischen
Schriften geworden, durch die er noch heute fortwirkt und die seinen
Namen auch im Auslande berühmt gemacht haben.

Bei Karsten war Gelehrsamkeit und technisches Geschick,
Theorie und Praxis in der schönsten und glücklichsten Weise ver-
einigt. Dabei war er der erste hervorragende Schriftsteller der
modernen Eisenindustrie. Er hatte alle Schlacken der alten Phlogiston-
lehre, die den übrigen metallurgischen Schriftstellern zu Anfang des

Einleitung. — Litteratur 1801 bis 1815.
jetzt, indem ich schreibe, mit Gewalt Empfindungen unterdrücken
muſs, welche mir die Augen füllen wollen. Ich schreibe Dir kein
Wort weiter, Du weiſst, daſs ich alle Ursache hatte, diesen wahrhaft
verehrungswürdigen Mann aufs höchste zu verehren. Noch heute reise
ich zum Minister vom Stein und werde dort Anlaſs genug haben,
eine Saite zu berühren, die mich mit inniger Wehmut erfüllt.“

Diese schönen Worte gewähren uns Einblick in das edle Herz
Karstens.

Nachdem er von seiner Reise, die er durch die Eifel, Rheinland
und Westfalen bis nach Lüttich ausgedehnt hatte, nach Breslau zurück-
gekehrt war, wurde er bald darauf zu wichtigen Konferenzen nach
Berlin berufen und 1819 wurde er als Geheimer Bergrat dauernd
dorthin versetzt, 1821 wurde er zum Geheimen Ober-Bergrat und vor-
tragendem Rat im Ministerium ernannt. Es wurde ihm das ganze
Hütten- und Salinenwesen im preuſsischen Staate übertragen. In
diesem erweiterten Berufskreise wirkte er segensreich und mit Aus-
zeichnung bis zum Jahre 1850. In diesem traurigen Jahre der herein-
brechenden Reaktion begann der liberal gesinnte, aufgeklärte Mann,
der so treu seinem Lande gedient hatte, sich unbehaglich in seiner
Stellung zu fühlen und erbat seinen Abschied, der ihm ohne ein
Wort der Anerkennung seines Königs bewilligt wurde. Er blieb
litterarisch thätig bis zu seinem Tode, der ihn am 22. August 1853
abrief.

Es würde zu weit führen, Karstens Thätigkeit im einzelnen zu
schildern. Er hat in Theorie und Praxis der Hüttenkunde eine
wirklich wissenschaftliche Grundlage gegeben. In der Einführung der
Wissenschaft in die Praxis besteht sein ganz besonderes Verdienst. Er
ist ein bedeutender Erzieher gewesen nicht nur durch seine Schriften,
sondern auch durch seine mündliche Belehrung und sein Beispiel.
Dadurch hat er besonders in seiner schlesischen Zeit eine Schule vor-
trefflicher Hüttenmänner herangebildet, die namentlich für die Ent-
wickelung der schlesischen Privat-Eisenwerke Groſses geleistet haben.
Unsterblich aber ist er durch seine klassischen hüttenmännischen
Schriften geworden, durch die er noch heute fortwirkt und die seinen
Namen auch im Auslande berühmt gemacht haben.

Bei Karsten war Gelehrsamkeit und technisches Geschick,
Theorie und Praxis in der schönsten und glücklichsten Weise ver-
einigt. Dabei war er der erste hervorragende Schriftsteller der
modernen Eisenindustrie. Er hatte alle Schlacken der alten Phlogiston-
lehre, die den übrigen metallurgischen Schriftstellern zu Anfang des

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[16/0032] Einleitung. — Litteratur 1801 bis 1815. jetzt, indem ich schreibe, mit Gewalt Empfindungen unterdrücken muſs, welche mir die Augen füllen wollen. Ich schreibe Dir kein Wort weiter, Du weiſst, daſs ich alle Ursache hatte, diesen wahrhaft verehrungswürdigen Mann aufs höchste zu verehren. Noch heute reise ich zum Minister vom Stein und werde dort Anlaſs genug haben, eine Saite zu berühren, die mich mit inniger Wehmut erfüllt.“ Diese schönen Worte gewähren uns Einblick in das edle Herz Karstens. Nachdem er von seiner Reise, die er durch die Eifel, Rheinland und Westfalen bis nach Lüttich ausgedehnt hatte, nach Breslau zurück- gekehrt war, wurde er bald darauf zu wichtigen Konferenzen nach Berlin berufen und 1819 wurde er als Geheimer Bergrat dauernd dorthin versetzt, 1821 wurde er zum Geheimen Ober-Bergrat und vor- tragendem Rat im Ministerium ernannt. Es wurde ihm das ganze Hütten- und Salinenwesen im preuſsischen Staate übertragen. In diesem erweiterten Berufskreise wirkte er segensreich und mit Aus- zeichnung bis zum Jahre 1850. In diesem traurigen Jahre der herein- brechenden Reaktion begann der liberal gesinnte, aufgeklärte Mann, der so treu seinem Lande gedient hatte, sich unbehaglich in seiner Stellung zu fühlen und erbat seinen Abschied, der ihm ohne ein Wort der Anerkennung seines Königs bewilligt wurde. Er blieb litterarisch thätig bis zu seinem Tode, der ihn am 22. August 1853 abrief. Es würde zu weit führen, Karstens Thätigkeit im einzelnen zu schildern. Er hat in Theorie und Praxis der Hüttenkunde eine wirklich wissenschaftliche Grundlage gegeben. In der Einführung der Wissenschaft in die Praxis besteht sein ganz besonderes Verdienst. Er ist ein bedeutender Erzieher gewesen nicht nur durch seine Schriften, sondern auch durch seine mündliche Belehrung und sein Beispiel. Dadurch hat er besonders in seiner schlesischen Zeit eine Schule vor- trefflicher Hüttenmänner herangebildet, die namentlich für die Ent- wickelung der schlesischen Privat-Eisenwerke Groſses geleistet haben. Unsterblich aber ist er durch seine klassischen hüttenmännischen Schriften geworden, durch die er noch heute fortwirkt und die seinen Namen auch im Auslande berühmt gemacht haben. Bei Karsten war Gelehrsamkeit und technisches Geschick, Theorie und Praxis in der schönsten und glücklichsten Weise ver- einigt. Dabei war er der erste hervorragende Schriftsteller der modernen Eisenindustrie. Er hatte alle Schlacken der alten Phlogiston- lehre, die den übrigen metallurgischen Schriftstellern zu Anfang des

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/32>, abgerufen am 23.11.2024.