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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Westfalen und die Rheinlande.

Die Landesherrschaft hielt darauf, dass einheimische, sesshafte
Leute bei ihren Hütten beschäftigt wurden und nicht die herum-
ziehenden Sauerländer, wie dies bei den rheinischen Hütten meist
gebräuchlich war. Ein Protokoll der fürstl. Rentkammer, die Fisch-
bacher Hütte betreffend, sagt hierüber:

"Sonsten gar wohl bekannt ist, dass über Rhein bey einer an-
gehenden Campagne auff einem Werck die Sauerländer sich pflegen
ohne Weib und Kinder einzufinden und auch so wieder zu End einer
Campagne mit ihrem Gewinn nacher Hauss zu reisen, so aber bei
hiesigen Werkern nicht ist und seyn kann, sondern es sind be-
ständig sesshafte Leuthe von Arbeitern, so auch ihren Verdienst im
Lande wieder verzehren."

Bei Sulzbach hatte Graf Friedrich Ludwig bereits 1719 als
Ersatz einer "alten Schmelze" im Sulzbachthal, über deren Geschichte
aber nichts weiter bekannt ist, die "neue Eisenhütte an der Sulzbach"
anlegen lassen. Dieselbe war bis 1725 an den Erbbeständer Vigand
verpachtet, lag darauf 3 Jahre still und wurde 1728 von der Herr-
schaft wieder in Betrieb genommen, nicht lange danach aber wieder
kalt gestellt. Später wurden hier die berühmten Versuche, Roheisen
mit Steinkohlen zu erblasen, vorgenommen, worauf wir noch zurück-
kommen werden.

1734 kam das neuerbaute St. Ingberter Eisenwerk am Scheidter
Bach unterhalb St. Ingbert, in der von der Leyenschen Herr-
schaft Blieskastel gelegen, in Betrieb. Es wurde von der Herr-
schaft betrieben und lieferte Gusswaren und Schmiedeeisen. 1750
wurde es an einen Unternehmer Loth (Lott) aus Blieskastel ver-
pachtet, dessen Witwe, Katharina Lottin, 1758 und 1759 mehrfach
auch als Pächterin der benachbarten nassau-saarbrückenschen Eisen-
hütten auftritt.

Grossen Aufschwung nahm die Eisenindustrie im Saargebiete
unter dem Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken
(1740 bis 1768), der nicht nur die vorhandenen Eisenhütten um eine
Reihe neuer Werke vermehrte, sondern namentlich auch die Weiterver-
arbeitung des Roheisens nach allen Richtungen hin förderte. So wurde auf
dem Neunkirchener Werke 1744 ein zweiter Hammer und 1752 eine neue
zweite Schmelze errichtet, 1745 bei Jägersfreude ein Platinen- und
Blechhammer, 1753 der Stahlhammer Goffontaine, 1756 die Hal-
berger Hütte
erbaut mit einem Schmelzofen und mehreren Hämmern;
1759 das Hammerwerk bei Rentrisch, 1766 das Sensenwerk, 1768
der Drahtzug daselbst gegründet. Die neuen Werke sowohl, wie auch

Westfalen und die Rheinlande.

Die Landesherrschaft hielt darauf, daſs einheimische, seſshafte
Leute bei ihren Hütten beschäftigt wurden und nicht die herum-
ziehenden Sauerländer, wie dies bei den rheinischen Hütten meist
gebräuchlich war. Ein Protokoll der fürstl. Rentkammer, die Fisch-
bacher Hütte betreffend, sagt hierüber:

„Sonsten gar wohl bekannt ist, daſs über Rhein bey einer an-
gehenden Campagne auff einem Werck die Sauerländer sich pflegen
ohne Weib und Kinder einzufinden und auch so wieder zu End einer
Campagne mit ihrem Gewinn nacher Hauſs zu reisen, so aber bei
hiesigen Werkern nicht ist und seyn kann, sondern es sind be-
ständig seſshafte Leuthe von Arbeitern, so auch ihren Verdienst im
Lande wieder verzehren.“

Bei Sulzbach hatte Graf Friedrich Ludwig bereits 1719 als
Ersatz einer „alten Schmelze“ im Sulzbachthal, über deren Geschichte
aber nichts weiter bekannt ist, die „neue Eisenhütte an der Sulzbach“
anlegen lassen. Dieselbe war bis 1725 an den Erbbeständer Vigand
verpachtet, lag darauf 3 Jahre still und wurde 1728 von der Herr-
schaft wieder in Betrieb genommen, nicht lange danach aber wieder
kalt gestellt. Später wurden hier die berühmten Versuche, Roheisen
mit Steinkohlen zu erblasen, vorgenommen, worauf wir noch zurück-
kommen werden.

1734 kam das neuerbaute St. Ingberter Eisenwerk am Scheidter
Bach unterhalb St. Ingbert, in der von der Leyenschen Herr-
schaft Blieskastel gelegen, in Betrieb. Es wurde von der Herr-
schaft betrieben und lieferte Guſswaren und Schmiedeeisen. 1750
wurde es an einen Unternehmer Loth (Lott) aus Blieskastel ver-
pachtet, dessen Witwe, Katharina Lottin, 1758 und 1759 mehrfach
auch als Pächterin der benachbarten nassau-saarbrückenschen Eisen-
hütten auftritt.

Groſsen Aufschwung nahm die Eisenindustrie im Saargebiete
unter dem Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken
(1740 bis 1768), der nicht nur die vorhandenen Eisenhütten um eine
Reihe neuer Werke vermehrte, sondern namentlich auch die Weiterver-
arbeitung des Roheisens nach allen Richtungen hin förderte. So wurde auf
dem Neunkirchener Werke 1744 ein zweiter Hammer und 1752 eine neue
zweite Schmelze errichtet, 1745 bei Jägersfreude ein Platinen- und
Blechhammer, 1753 der Stahlhammer Goffontaine, 1756 die Hal-
berger Hütte
erbaut mit einem Schmelzofen und mehreren Hämmern;
1759 das Hammerwerk bei Rentrisch, 1766 das Sensenwerk, 1768
der Drahtzug daselbst gegründet. Die neuen Werke sowohl, wie auch

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[983/0997] Westfalen und die Rheinlande. Die Landesherrschaft hielt darauf, daſs einheimische, seſshafte Leute bei ihren Hütten beschäftigt wurden und nicht die herum- ziehenden Sauerländer, wie dies bei den rheinischen Hütten meist gebräuchlich war. Ein Protokoll der fürstl. Rentkammer, die Fisch- bacher Hütte betreffend, sagt hierüber: „Sonsten gar wohl bekannt ist, daſs über Rhein bey einer an- gehenden Campagne auff einem Werck die Sauerländer sich pflegen ohne Weib und Kinder einzufinden und auch so wieder zu End einer Campagne mit ihrem Gewinn nacher Hauſs zu reisen, so aber bei hiesigen Werkern nicht ist und seyn kann, sondern es sind be- ständig seſshafte Leuthe von Arbeitern, so auch ihren Verdienst im Lande wieder verzehren.“ Bei Sulzbach hatte Graf Friedrich Ludwig bereits 1719 als Ersatz einer „alten Schmelze“ im Sulzbachthal, über deren Geschichte aber nichts weiter bekannt ist, die „neue Eisenhütte an der Sulzbach“ anlegen lassen. Dieselbe war bis 1725 an den Erbbeständer Vigand verpachtet, lag darauf 3 Jahre still und wurde 1728 von der Herr- schaft wieder in Betrieb genommen, nicht lange danach aber wieder kalt gestellt. Später wurden hier die berühmten Versuche, Roheisen mit Steinkohlen zu erblasen, vorgenommen, worauf wir noch zurück- kommen werden. 1734 kam das neuerbaute St. Ingberter Eisenwerk am Scheidter Bach unterhalb St. Ingbert, in der von der Leyenschen Herr- schaft Blieskastel gelegen, in Betrieb. Es wurde von der Herr- schaft betrieben und lieferte Guſswaren und Schmiedeeisen. 1750 wurde es an einen Unternehmer Loth (Lott) aus Blieskastel ver- pachtet, dessen Witwe, Katharina Lottin, 1758 und 1759 mehrfach auch als Pächterin der benachbarten nassau-saarbrückenschen Eisen- hütten auftritt. Groſsen Aufschwung nahm die Eisenindustrie im Saargebiete unter dem Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken (1740 bis 1768), der nicht nur die vorhandenen Eisenhütten um eine Reihe neuer Werke vermehrte, sondern namentlich auch die Weiterver- arbeitung des Roheisens nach allen Richtungen hin förderte. So wurde auf dem Neunkirchener Werke 1744 ein zweiter Hammer und 1752 eine neue zweite Schmelze errichtet, 1745 bei Jägersfreude ein Platinen- und Blechhammer, 1753 der Stahlhammer Goffontaine, 1756 die Hal- berger Hütte erbaut mit einem Schmelzofen und mehreren Hämmern; 1759 das Hammerwerk bei Rentrisch, 1766 das Sensenwerk, 1768 der Drahtzug daselbst gegründet. Die neuen Werke sowohl, wie auch

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 983. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/997>, abgerufen am 22.11.2024.