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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Westfalen und die Rheinlande.
ofen und 1 Hammerschmiede nebst Zubehör, beide von geringer
Leistungsfähigkeit, denn der Graf erhielt nur 450 fl. und 12 Ctr.
Eisen Jahrespacht, wofür noch dem Pächter sein ganzer Bedarf an
Kohlholz aus den herrschaftlichen Wäldern kostenlos angewiesen wurde.
Unter Kochs Leitung gedieh das Werk so, dass der Pachtvertrag
wiederholt unter Erhöhung des Hüttenzinses erneuert wurde. Nach
einem im Jahre 1728 an die Fürstin Charlotte Amalie von Nassau-
Usingen über die "Hütten- und Bergwerks-Sachen in den über-
rheinischen Landen" erstatteten Berichte war um diese Zeit das
Neunkirchener Eisenwerk das "considerabelste von allen Hüttenwerken
in den diesseits Rheinischen Landen". Der Zins war damals auf
1000 Gulden normiert, wogegen freilich die kostenfreie Holzabgabe
5000 Klafter und mehr betrug.

Seit der Wiedervereinigung der nassauischen Herrschaften Ott-
weiler, Saarbrücken und Usingen im Jahre 1728 nahm die Eisen-
industrie einen merklichen Aufschwung und entstanden mehrere neue
Eisenhütten. 1728 wurde die Fischbacher Schmelze auf herrschaft-
liche Kosten erbaut und bis 1742 betrieben; von da ab wurde sie
verpachtet. Das Werk bestand aus einem Hochofen, der Masseleisen
und Gusswaren lieferte. Die Produktion schwankte zwischen 7 bis
16 Ctr. den Tag und wurde 1738 zu durchschnittlich 14 Ctr. im
Werte von 2 Gld. der Centner angegeben. Die Masseln wurden zu-
meist auf dem 11/2 Stunden entfernten Scheidter Hammer ver-
arbeitet. Doch klagt der Hüttenschreiber Gottfried Röchling 1734
in einem Bericht, dass derselbe unter der Konkurrenz der neuen
Hütte zu St. Ingbert zu leiden habe.

Das im 30jährigen Kriege zerstörte alte Eisenwerk zu Geis-
lautern
wurde bald nach 1730 von der Herrschaft neu aufgebaut und
betrieben. 1736 wurde die Jahresproduktion des Werkes an Gusswaren
und geschmiedetem Eisen auf 6 Jahre an den Kaufmann Olry ver-
kauft und zwar die 1000 Pfd. Stangeneisen und "Krugssen" (Töpfe etc.
in Lehmguss) zu 114 Liv. = 44 Gld. 10 Albus, Stabeisen zu 108 Liv.
und Sandguss zu 54 Liv. Vom 1. Januar 1742 an übernahm genannter
J. Olry, Ratsherr von Metz und Beständer von Villerupt, die Eisen-
hütten von Geislautern, Fischbach nebst Scheidt zu einem Gesamt-
pacht von 8000 Liv., wovon 5000 auf Geislautern entfielen, auf 9 Jahre.
Das Werk bestand damals aus "1 doppelten Ofen" mit 2 Paar von Wasser-
rädern getriebenen Blasebälgen, ferner 1 grossen Hammer mit 3 Feuern,
1 Rennfeuer und 1 kleinen Hammer; dem Pächter wurde erlaubt, dazu
noch ein Eisenschneidwerk (fenderie) und eine Nagelschmiede anzulegen.


Westfalen und die Rheinlande.
ofen und 1 Hammerschmiede nebst Zubehör, beide von geringer
Leistungsfähigkeit, denn der Graf erhielt nur 450 fl. und 12 Ctr.
Eisen Jahrespacht, wofür noch dem Pächter sein ganzer Bedarf an
Kohlholz aus den herrschaftlichen Wäldern kostenlos angewiesen wurde.
Unter Kochs Leitung gedieh das Werk so, daſs der Pachtvertrag
wiederholt unter Erhöhung des Hüttenzinses erneuert wurde. Nach
einem im Jahre 1728 an die Fürstin Charlotte Amalie von Nassau-
Usingen über die „Hütten- und Bergwerks-Sachen in den über-
rheinischen Landen“ erstatteten Berichte war um diese Zeit das
Neunkirchener Eisenwerk das „considerabelste von allen Hüttenwerken
in den diesseits Rheinischen Landen“. Der Zins war damals auf
1000 Gulden normiert, wogegen freilich die kostenfreie Holzabgabe
5000 Klafter und mehr betrug.

Seit der Wiedervereinigung der nassauischen Herrschaften Ott-
weiler, Saarbrücken und Usingen im Jahre 1728 nahm die Eisen-
industrie einen merklichen Aufschwung und entstanden mehrere neue
Eisenhütten. 1728 wurde die Fischbacher Schmelze auf herrschaft-
liche Kosten erbaut und bis 1742 betrieben; von da ab wurde sie
verpachtet. Das Werk bestand aus einem Hochofen, der Masseleisen
und Guſswaren lieferte. Die Produktion schwankte zwischen 7 bis
16 Ctr. den Tag und wurde 1738 zu durchschnittlich 14 Ctr. im
Werte von 2 Gld. der Centner angegeben. Die Masseln wurden zu-
meist auf dem 1½ Stunden entfernten Scheidter Hammer ver-
arbeitet. Doch klagt der Hüttenschreiber Gottfried Röchling 1734
in einem Bericht, daſs derselbe unter der Konkurrenz der neuen
Hütte zu St. Ingbert zu leiden habe.

Das im 30jährigen Kriege zerstörte alte Eisenwerk zu Geis-
lautern
wurde bald nach 1730 von der Herrschaft neu aufgebaut und
betrieben. 1736 wurde die Jahresproduktion des Werkes an Guſswaren
und geschmiedetem Eisen auf 6 Jahre an den Kaufmann Olry ver-
kauft und zwar die 1000 Pfd. Stangeneisen und „Krugssen“ (Töpfe etc.
in Lehmguſs) zu 114 Liv. = 44 Gld. 10 Albus, Stabeisen zu 108 Liv.
und Sandguſs zu 54 Liv. Vom 1. Januar 1742 an übernahm genannter
J. Olry, Ratsherr von Metz und Beständer von Villerupt, die Eisen-
hütten von Geislautern, Fischbach nebst Scheidt zu einem Gesamt-
pacht von 8000 Liv., wovon 5000 auf Geislautern entfielen, auf 9 Jahre.
Das Werk bestand damals aus „1 doppelten Ofen“ mit 2 Paar von Wasser-
rädern getriebenen Blasebälgen, ferner 1 groſsen Hammer mit 3 Feuern,
1 Rennfeuer und 1 kleinen Hammer; dem Pächter wurde erlaubt, dazu
noch ein Eisenschneidwerk (fenderie) und eine Nagelschmiede anzulegen.


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[982/0996] Westfalen und die Rheinlande. ofen und 1 Hammerschmiede nebst Zubehör, beide von geringer Leistungsfähigkeit, denn der Graf erhielt nur 450 fl. und 12 Ctr. Eisen Jahrespacht, wofür noch dem Pächter sein ganzer Bedarf an Kohlholz aus den herrschaftlichen Wäldern kostenlos angewiesen wurde. Unter Kochs Leitung gedieh das Werk so, daſs der Pachtvertrag wiederholt unter Erhöhung des Hüttenzinses erneuert wurde. Nach einem im Jahre 1728 an die Fürstin Charlotte Amalie von Nassau- Usingen über die „Hütten- und Bergwerks-Sachen in den über- rheinischen Landen“ erstatteten Berichte war um diese Zeit das Neunkirchener Eisenwerk das „considerabelste von allen Hüttenwerken in den diesseits Rheinischen Landen“. Der Zins war damals auf 1000 Gulden normiert, wogegen freilich die kostenfreie Holzabgabe 5000 Klafter und mehr betrug. Seit der Wiedervereinigung der nassauischen Herrschaften Ott- weiler, Saarbrücken und Usingen im Jahre 1728 nahm die Eisen- industrie einen merklichen Aufschwung und entstanden mehrere neue Eisenhütten. 1728 wurde die Fischbacher Schmelze auf herrschaft- liche Kosten erbaut und bis 1742 betrieben; von da ab wurde sie verpachtet. Das Werk bestand aus einem Hochofen, der Masseleisen und Guſswaren lieferte. Die Produktion schwankte zwischen 7 bis 16 Ctr. den Tag und wurde 1738 zu durchschnittlich 14 Ctr. im Werte von 2 Gld. der Centner angegeben. Die Masseln wurden zu- meist auf dem 1½ Stunden entfernten Scheidter Hammer ver- arbeitet. Doch klagt der Hüttenschreiber Gottfried Röchling 1734 in einem Bericht, daſs derselbe unter der Konkurrenz der neuen Hütte zu St. Ingbert zu leiden habe. Das im 30jährigen Kriege zerstörte alte Eisenwerk zu Geis- lautern wurde bald nach 1730 von der Herrschaft neu aufgebaut und betrieben. 1736 wurde die Jahresproduktion des Werkes an Guſswaren und geschmiedetem Eisen auf 6 Jahre an den Kaufmann Olry ver- kauft und zwar die 1000 Pfd. Stangeneisen und „Krugssen“ (Töpfe etc. in Lehmguſs) zu 114 Liv. = 44 Gld. 10 Albus, Stabeisen zu 108 Liv. und Sandguſs zu 54 Liv. Vom 1. Januar 1742 an übernahm genannter J. Olry, Ratsherr von Metz und Beständer von Villerupt, die Eisen- hütten von Geislautern, Fischbach nebst Scheidt zu einem Gesamt- pacht von 8000 Liv., wovon 5000 auf Geislautern entfielen, auf 9 Jahre. Das Werk bestand damals aus „1 doppelten Ofen“ mit 2 Paar von Wasser- rädern getriebenen Blasebälgen, ferner 1 groſsen Hammer mit 3 Feuern, 1 Rennfeuer und 1 kleinen Hammer; dem Pächter wurde erlaubt, dazu noch ein Eisenschneidwerk (fenderie) und eine Nagelschmiede anzulegen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 982. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/996>, abgerufen am 22.11.2024.