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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Westfalen und die Rheinlande.

Die Eichelhütte an der Lieser, 2 Stunden oberhalb Wittlich,
gehörte ebenfalls den Gebrüdern von Pidoll. Die 8 Frischfeuer der
Hütte waren an die Gebrüder de Wendel verpachtet, welche eine
eigenartige Massenschmiederei eingeführt hatten. An jedem Feuer
arbeiteten 5 bis 6 Mann Tag und Nacht ununterbrochen fort. Ihre
Luppen, zu welchen 130 bis 140 Pfd. Roheisen von der Sayner Hütte
eingeschmolzen wurden, teilte man nicht in Schirbel, sondern schmiedete
sie zu groben Stangen von 90 bis 100 Pfd. Gewicht aus. Auf diese
Art machte ein Feuer wöchentlich 9000 Pfd. Stabeisen. Alle Arbeiter
waren Franzosen. Die Schmiederei ging sehr gut.

In der Grafschaft Aremberg lagen die Ahrhütte und die Stahl-
hütte
, 3/4 Stunden von einander entfernt, an der Ahr.

Im Hunsrück nennen wir zuerst die Rheinböller Hütte mit
bedeutender Giesserei, welche der Familie Utsch gehörte. Von dieser
kam sie an die Familie Puricelli, die sie noch heute besitzt. Im
Volksmunde wird sie aber meist noch die Utscherhütte genannt. --
Ebenfalls am Seibersbach, der unterhalb Kreuznach in die Nahe fliesst,
lag die alte Stromberger Hütte, gegen Ende des Jahrhunderts der
Familie Sahler gehörig, daher auch öfter Sahlershütte genannt.
Heute ist sie im Besitz der Gebrüder Wandersleben. Auch hier
wurden hauptsächlich Gusswaren gemacht, doch besass das Werk auch
eine Stahlhütte, wo nach deutscher Art gefrischt wurde. Die beiden
Hütten machten um 1800 etwa 10000 kg Gusswaren wöchentlich,
welche ihren Absatz nach Mainz, Koblenz u. s. w. hatten. 1 Pfd. Guss
kostete 41/2 Kzr., 1 Pfd. Stabeisen 6 Kzr., also pro 100 kg 26 Mk.
und 34 Mk. -- Beide Werke lagen in dem ehemaligen Fürstentum
Pfalz-Simmern.

In der Grafschaft Sponheim lag die Asbacher Hütte. Sie
bestand aus 1 Hochofen, 3 Grobhämmern, 1 Reck- und 1 Schippen-
hammer, der wöchentlich 250 Stück Spaten und Schippen bereitete.
Man schmolz Thon- und Raseneisenstein. Im französischen Kriege
wurden hier Kanonen gegossen, welche in Mannheim gebohrt wurden.
Die Frischfeuer gingen nach rheinischer Art (Kaltbläser). Die As-
bacher Hütte gehörte, wie die Gräfenbacher und Weilersbacher Hütte,
zu Ende des Jahrhunderts den Gebrüdern Stumm.

Denselben gehörte auch die Abentheuer Hütte an der Thran.
einem Seitenflüsschen der Mosel. Sie hatte 1 Hochofen, 2 Stab-
hämmer mit 4 Feuern und 1 Schneidwerk (Spalterei). Man schmolz
aus Wiesenerz wöchentlich an 10000 kg Roheisen und Gusswaren.
Im Revolutionskriege lieferte die Hütte Munition. Die Kugeln wurden

Westfalen und die Rheinlande.

Die Eichelhütte an der Lieser, 2 Stunden oberhalb Wittlich,
gehörte ebenfalls den Gebrüdern von Pidoll. Die 8 Frischfeuer der
Hütte waren an die Gebrüder de Wendel verpachtet, welche eine
eigenartige Massenschmiederei eingeführt hatten. An jedem Feuer
arbeiteten 5 bis 6 Mann Tag und Nacht ununterbrochen fort. Ihre
Luppen, zu welchen 130 bis 140 Pfd. Roheisen von der Sayner Hütte
eingeschmolzen wurden, teilte man nicht in Schirbel, sondern schmiedete
sie zu groben Stangen von 90 bis 100 Pfd. Gewicht aus. Auf diese
Art machte ein Feuer wöchentlich 9000 Pfd. Stabeisen. Alle Arbeiter
waren Franzosen. Die Schmiederei ging sehr gut.

In der Grafschaft Aremberg lagen die Ahrhütte und die Stahl-
hütte
, ¾ Stunden von einander entfernt, an der Ahr.

Im Hunsrück nennen wir zuerst die Rheinböller Hütte mit
bedeutender Gieſserei, welche der Familie Utsch gehörte. Von dieser
kam sie an die Familie Puricelli, die sie noch heute besitzt. Im
Volksmunde wird sie aber meist noch die Utscherhütte genannt. —
Ebenfalls am Seibersbach, der unterhalb Kreuznach in die Nahe flieſst,
lag die alte Stromberger Hütte, gegen Ende des Jahrhunderts der
Familie Sahler gehörig, daher auch öfter Sahlershütte genannt.
Heute ist sie im Besitz der Gebrüder Wandersleben. Auch hier
wurden hauptsächlich Guſswaren gemacht, doch besaſs das Werk auch
eine Stahlhütte, wo nach deutscher Art gefrischt wurde. Die beiden
Hütten machten um 1800 etwa 10000 kg Guſswaren wöchentlich,
welche ihren Absatz nach Mainz, Koblenz u. s. w. hatten. 1 Pfd. Guſs
kostete 4½ Kzr., 1 Pfd. Stabeisen 6 Kzr., also pro 100 kg 26 Mk.
und 34 Mk. — Beide Werke lagen in dem ehemaligen Fürstentum
Pfalz-Simmern.

In der Grafschaft Sponheim lag die Asbacher Hütte. Sie
bestand aus 1 Hochofen, 3 Grobhämmern, 1 Reck- und 1 Schippen-
hammer, der wöchentlich 250 Stück Spaten und Schippen bereitete.
Man schmolz Thon- und Raseneisenstein. Im französischen Kriege
wurden hier Kanonen gegossen, welche in Mannheim gebohrt wurden.
Die Frischfeuer gingen nach rheinischer Art (Kaltbläser). Die As-
bacher Hütte gehörte, wie die Gräfenbacher und Weilersbacher Hütte,
zu Ende des Jahrhunderts den Gebrüdern Stumm.

Denselben gehörte auch die Abentheuer Hütte an der Thran.
einem Seitenflüſschen der Mosel. Sie hatte 1 Hochofen, 2 Stab-
hämmer mit 4 Feuern und 1 Schneidwerk (Spalterei). Man schmolz
aus Wiesenerz wöchentlich an 10000 kg Roheisen und Guſswaren.
Im Revolutionskriege lieferte die Hütte Munition. Die Kugeln wurden

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[980/0994] Westfalen und die Rheinlande. Die Eichelhütte an der Lieser, 2 Stunden oberhalb Wittlich, gehörte ebenfalls den Gebrüdern von Pidoll. Die 8 Frischfeuer der Hütte waren an die Gebrüder de Wendel verpachtet, welche eine eigenartige Massenschmiederei eingeführt hatten. An jedem Feuer arbeiteten 5 bis 6 Mann Tag und Nacht ununterbrochen fort. Ihre Luppen, zu welchen 130 bis 140 Pfd. Roheisen von der Sayner Hütte eingeschmolzen wurden, teilte man nicht in Schirbel, sondern schmiedete sie zu groben Stangen von 90 bis 100 Pfd. Gewicht aus. Auf diese Art machte ein Feuer wöchentlich 9000 Pfd. Stabeisen. Alle Arbeiter waren Franzosen. Die Schmiederei ging sehr gut. In der Grafschaft Aremberg lagen die Ahrhütte und die Stahl- hütte, ¾ Stunden von einander entfernt, an der Ahr. Im Hunsrück nennen wir zuerst die Rheinböller Hütte mit bedeutender Gieſserei, welche der Familie Utsch gehörte. Von dieser kam sie an die Familie Puricelli, die sie noch heute besitzt. Im Volksmunde wird sie aber meist noch die Utscherhütte genannt. — Ebenfalls am Seibersbach, der unterhalb Kreuznach in die Nahe flieſst, lag die alte Stromberger Hütte, gegen Ende des Jahrhunderts der Familie Sahler gehörig, daher auch öfter Sahlershütte genannt. Heute ist sie im Besitz der Gebrüder Wandersleben. Auch hier wurden hauptsächlich Guſswaren gemacht, doch besaſs das Werk auch eine Stahlhütte, wo nach deutscher Art gefrischt wurde. Die beiden Hütten machten um 1800 etwa 10000 kg Guſswaren wöchentlich, welche ihren Absatz nach Mainz, Koblenz u. s. w. hatten. 1 Pfd. Guſs kostete 4½ Kzr., 1 Pfd. Stabeisen 6 Kzr., also pro 100 kg 26 Mk. und 34 Mk. — Beide Werke lagen in dem ehemaligen Fürstentum Pfalz-Simmern. In der Grafschaft Sponheim lag die Asbacher Hütte. Sie bestand aus 1 Hochofen, 3 Grobhämmern, 1 Reck- und 1 Schippen- hammer, der wöchentlich 250 Stück Spaten und Schippen bereitete. Man schmolz Thon- und Raseneisenstein. Im französischen Kriege wurden hier Kanonen gegossen, welche in Mannheim gebohrt wurden. Die Frischfeuer gingen nach rheinischer Art (Kaltbläser). Die As- bacher Hütte gehörte, wie die Gräfenbacher und Weilersbacher Hütte, zu Ende des Jahrhunderts den Gebrüdern Stumm. Denselben gehörte auch die Abentheuer Hütte an der Thran. einem Seitenflüſschen der Mosel. Sie hatte 1 Hochofen, 2 Stab- hämmer mit 4 Feuern und 1 Schneidwerk (Spalterei). Man schmolz aus Wiesenerz wöchentlich an 10000 kg Roheisen und Guſswaren. Im Revolutionskriege lieferte die Hütte Munition. Die Kugeln wurden

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 980. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/994>, abgerufen am 29.06.2024.