Im Thale der Erft lagen oberhalb und unterhalb Eiserfey drei Hütten.
In den Schleidener Reid- oder Riedwerken lagen ein Hochofen und ein Hammerwerk unter einem Dach. Letzteres frischte alles, was jener lieferte. Dies geschah in 2 Feuern, dem Schmiedefeuer und dem Hammerfeuer (s. Bd. II, S. 242). Die Werke gehörten ent- weder einzelnen Reidemeistern oder Gewerken mit Hüttentagen. Die Hochöfen waren viereckig, 15 bis 20 Fuss hoch, mit länglich-schmaler Gichtöffnung, 10 Zoll x 3 Fuss, die Erze wurden auf der Schmalseite aufgegeben, über der Rast war der Schacht quadratisch. Die Erze wurden weder gewaschen noch geröstet. 24 Hüttentage hiessen eine Hütten- reise, die Gewerke "trieben sich nicht mit Stunden, sondern mit dem Stiche des Gusses aus". Über das "Destillieren" des Eisens haben wir früher berichtet (Bd. II, S. 204), ebenso über die Art des Schmiedens.
Die Reckhämmer wogen gewöhnlich 650 Pfd., waren gegossen und machten etwa 50 Schläge in der Minute. Jede Luppe von 50 bis 70 Pfd. gab einen Stab. Es wurden meist Schmiedestangen für die Spaltereien gemacht, welche zu Nageleisen zerschnitten wurden. Sie kosteten auf dem Hammer 47 Thlr. pro 1000 Pfd.
Zu Dalbänden im Kaller Thal, 2 Stunden oberhalb Gemünd, besass die Familie Cramer 2 Hütten und 2 Hämmer. Das beste Dalbänder Eisen wurde zu Platinen nach Lüttich für 55 Thlr. verkauft. 1731 hatten sich die Verhältnisse der Eifeler Eisenindustrie so gebessert, dass der Graf von der Mark die alten Pachtverhältnisse aufhob. Als die Grafschaft Schleiden 1774 an Aremberg kam, wurde der Pacht für jedes Hüttenwerk um 13 Thlr. weiter erhöht, wogegen aber die Reidemeister Beschwerde erhoben.
Im Moselgebiet lag das Eisenwerk Quint in der Nähe von Trier. Es war wegen seines sehr haltbaren Gusseisens, besonders zu Stuben- öfen, berühmt. Der Hochofen war nur 16 Fuss hoch und machte gegen Ende des Jahrhunderts 8000 bis 9000 kg, wovon 3/4 Guss- und 1/4 Masseleisen war. Die älteste Ofenplatte mit Jahreszahl von der Quint stammt aus dem Jahre 1702, doch geht die Herstellung von Gusswaren vermutlich in frühere Zeit zurück. Das Erz wurde in der Nähe gewonnen. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts brachte Franz Pidoll, ein französischer Offizier, die Quint durch Heirat an sich und wurde von Kaiser Karl VI. unter Beilegung des Namens von Quintenbach in den Adelstand erhoben 1).
1)Bärsch, Eiflia illustrata III, 2, p. 480.
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Westfalen und die Rheinlande.
Im Thale der Erft lagen oberhalb und unterhalb Eiserfey drei Hütten.
In den Schleidener Reid- oder Riedwerken lagen ein Hochofen und ein Hammerwerk unter einem Dach. Letzteres frischte alles, was jener lieferte. Dies geschah in 2 Feuern, dem Schmiedefeuer und dem Hammerfeuer (s. Bd. II, S. 242). Die Werke gehörten ent- weder einzelnen Reidemeistern oder Gewerken mit Hüttentagen. Die Hochöfen waren viereckig, 15 bis 20 Fuſs hoch, mit länglich-schmaler Gichtöffnung, 10 Zoll × 3 Fuſs, die Erze wurden auf der Schmalseite aufgegeben, über der Rast war der Schacht quadratisch. Die Erze wurden weder gewaschen noch geröstet. 24 Hüttentage hieſsen eine Hütten- reise, die Gewerke „trieben sich nicht mit Stunden, sondern mit dem Stiche des Gusses aus“. Über das „Destillieren“ des Eisens haben wir früher berichtet (Bd. II, S. 204), ebenso über die Art des Schmiedens.
Die Reckhämmer wogen gewöhnlich 650 Pfd., waren gegossen und machten etwa 50 Schläge in der Minute. Jede Luppe von 50 bis 70 Pfd. gab einen Stab. Es wurden meist Schmiedestangen für die Spaltereien gemacht, welche zu Nageleisen zerschnitten wurden. Sie kosteten auf dem Hammer 47 Thlr. pro 1000 Pfd.
Zu Dalbänden im Kaller Thal, 2 Stunden oberhalb Gemünd, besaſs die Familie Cramer 2 Hütten und 2 Hämmer. Das beste Dalbänder Eisen wurde zu Platinen nach Lüttich für 55 Thlr. verkauft. 1731 hatten sich die Verhältnisse der Eifeler Eisenindustrie so gebessert, daſs der Graf von der Mark die alten Pachtverhältnisse aufhob. Als die Grafschaft Schleiden 1774 an Aremberg kam, wurde der Pacht für jedes Hüttenwerk um 13 Thlr. weiter erhöht, wogegen aber die Reidemeister Beschwerde erhoben.
Im Moselgebiet lag das Eisenwerk Quint in der Nähe von Trier. Es war wegen seines sehr haltbaren Guſseisens, besonders zu Stuben- öfen, berühmt. Der Hochofen war nur 16 Fuſs hoch und machte gegen Ende des Jahrhunderts 8000 bis 9000 kg, wovon ¾ Guſs- und ¼ Masseleisen war. Die älteste Ofenplatte mit Jahreszahl von der Quint stammt aus dem Jahre 1702, doch geht die Herstellung von Guſswaren vermutlich in frühere Zeit zurück. Das Erz wurde in der Nähe gewonnen. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts brachte Franz Pidoll, ein französischer Offizier, die Quint durch Heirat an sich und wurde von Kaiser Karl VI. unter Beilegung des Namens von Quintenbach in den Adelstand erhoben 1).
1)Bärsch, Eiflia illustrata III, 2, p. 480.
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Westfalen und die Rheinlande.
Im Thale der Erft lagen oberhalb und unterhalb Eiserfey drei
Hütten.
In den Schleidener Reid- oder Riedwerken lagen ein Hochofen
und ein Hammerwerk unter einem Dach. Letzteres frischte alles,
was jener lieferte. Dies geschah in 2 Feuern, dem Schmiedefeuer
und dem Hammerfeuer (s. Bd. II, S. 242). Die Werke gehörten ent-
weder einzelnen Reidemeistern oder Gewerken mit Hüttentagen. Die
Hochöfen waren viereckig, 15 bis 20 Fuſs hoch, mit länglich-schmaler
Gichtöffnung, 10 Zoll × 3 Fuſs, die Erze wurden auf der Schmalseite
aufgegeben, über der Rast war der Schacht quadratisch. Die Erze wurden
weder gewaschen noch geröstet. 24 Hüttentage hieſsen eine Hütten-
reise, die Gewerke „trieben sich nicht mit Stunden, sondern mit dem
Stiche des Gusses aus“. Über das „Destillieren“ des Eisens haben wir
früher berichtet (Bd. II, S. 204), ebenso über die Art des Schmiedens.
Die Reckhämmer wogen gewöhnlich 650 Pfd., waren gegossen
und machten etwa 50 Schläge in der Minute. Jede Luppe von 50
bis 70 Pfd. gab einen Stab. Es wurden meist Schmiedestangen für
die Spaltereien gemacht, welche zu Nageleisen zerschnitten wurden.
Sie kosteten auf dem Hammer 47 Thlr. pro 1000 Pfd.
Zu Dalbänden im Kaller Thal, 2 Stunden oberhalb Gemünd,
besaſs die Familie Cramer 2 Hütten und 2 Hämmer. Das beste
Dalbänder Eisen wurde zu Platinen nach Lüttich für 55 Thlr.
verkauft. 1731 hatten sich die Verhältnisse der Eifeler Eisenindustrie
so gebessert, daſs der Graf von der Mark die alten Pachtverhältnisse
aufhob. Als die Grafschaft Schleiden 1774 an Aremberg kam,
wurde der Pacht für jedes Hüttenwerk um 13 Thlr. weiter erhöht,
wogegen aber die Reidemeister Beschwerde erhoben.
Im Moselgebiet lag das Eisenwerk Quint in der Nähe von Trier.
Es war wegen seines sehr haltbaren Guſseisens, besonders zu Stuben-
öfen, berühmt. Der Hochofen war nur 16 Fuſs hoch und machte
gegen Ende des Jahrhunderts 8000 bis 9000 kg, wovon ¾ Guſs- und
¼ Masseleisen war. Die älteste Ofenplatte mit Jahreszahl von der
Quint stammt aus dem Jahre 1702, doch geht die Herstellung von
Guſswaren vermutlich in frühere Zeit zurück. Das Erz wurde in der
Nähe gewonnen. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts brachte Franz
Pidoll, ein französischer Offizier, die Quint durch Heirat an sich
und wurde von Kaiser Karl VI. unter Beilegung des Namens von
Quintenbach in den Adelstand erhoben 1).
1) Bärsch, Eiflia illustrata III, 2, p. 480.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 979. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/993>, abgerufen am 22.11.2024.
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