sie gut durchbrennen liess, zusammenschlug und dann das Eisen darauflegte. Die Kohlen kamen von Eschweiler, wo die Jülicher Fabriken ein Vorzugsrecht für Kohlenbezug und Preis hatten. Das Eisen blieb 4 Stunden im Wärmofen. An jeder Schneidemühle waren 5 Arbeiter beschäftigt. Die Walzen des Werkes waren auf der Eifel gegossen und im Lager abgedreht. In Düren war starke Nagelschmiederei.
Das Reidwerk zu Lendersdorf hatte sehr gute Erze im Bley- busch. Dieselben wurden gewaschen, aber nicht gebrannt. Der Ofen war 21 Fuss hoch, viereckig, mit ledernem Gebläse. Der Lenders- dorfer Stabhammer hatte 2 Feuer, die auf Zweimalschmelzerei ar- beiteten. Jedes Feuer war mit 3 Leuten besetzt, die Tag und Nacht durcharbeiteten, so dass jeder umschichtig während einer Luppe 4 Stunden ruhte. Die Feuer waren sehr weit und tief. Die Luppen wogen 150 bis 200 Pfd. Man reckte in dem nämlichen Feuer aus. Der 700 Pfd. schwere Hammer war auf der Hütte gegossen. Der Hammer machte wöchentlich an 5000 kg schönes Stabeisen.
5/4 Stunden unterhalb lag ein Eisendrahtzug Deutchen, später Schöller gehörig. Man verwendete nur ausgesuchtes, einmal ge- schmolzenes Eifeler Eisen. Das geschnittene Eisen wurde, so wie es von der Schneidemühle kam, in den Zug genommen. Die äussere Fläche des Drahtes war deshalb recht unscheinbar. Das Glühen geschah in einem grossen, gegossenen eisernen Kessel von 3 Fuss Höhe und oben 21/2, unten 2 Fuss Weite. In denselben wurden 700 kg Draht eingelegt und ein Deckel darübergestülpt, worauf der ganze Ofen mit einem Deckel von Eisenblech verschlossen wurde, der in der Mitte, dem Durchmesser des Kessels entsprechend, ausgeschnitten war. -- Das geschnittene Eisen kostete 58 Rthlr. pro 1000 Pfd.
Zu Weilerbach legte der Abt von Echternach, Emanuel Limper, 1777 bis 1779 eine Eisenhütte an. Das Werk wurde 1797 von der französischen Republik als Staatsdomäne an einen M. Legier verkauft. Der Netterhammer, vormals dem Kloster St. Thomas gehörig, kam in ähnlicher Weise an Remy in Neuwied.
In der Eifel lagen am Schleider Wasser oberhalb Schleiden die Reidwerke Hellerthal, Kirschseiffen, Blumenthal, Müllers- hütte und Oberhausen, unterhalb Schleiden das Jauckforther- werk, die Ölhütte und 2 Bandhämmer.
Das Kallerthal, durch die Urfft gebildet, enthielt das Steinfelder- und das Dahlbänder Werk, letzteres mit einem Hammer, die Hütten bei Sötnich und Kalle, die Reidwerke Eisenau und Gemünder- hütte, letzteres mit Eisenspalterei.
Westfalen und die Rheinlande.
sie gut durchbrennen lieſs, zusammenschlug und dann das Eisen darauflegte. Die Kohlen kamen von Eschweiler, wo die Jülicher Fabriken ein Vorzugsrecht für Kohlenbezug und Preis hatten. Das Eisen blieb 4 Stunden im Wärmofen. An jeder Schneidemühle waren 5 Arbeiter beschäftigt. Die Walzen des Werkes waren auf der Eifel gegossen und im Lager abgedreht. In Düren war starke Nagelschmiederei.
Das Reidwerk zu Lendersdorf hatte sehr gute Erze im Bley- busch. Dieselben wurden gewaschen, aber nicht gebrannt. Der Ofen war 21 Fuſs hoch, viereckig, mit ledernem Gebläse. Der Lenders- dorfer Stabhammer hatte 2 Feuer, die auf Zweimalschmelzerei ar- beiteten. Jedes Feuer war mit 3 Leuten besetzt, die Tag und Nacht durcharbeiteten, so daſs jeder umschichtig während einer Luppe 4 Stunden ruhte. Die Feuer waren sehr weit und tief. Die Luppen wogen 150 bis 200 Pfd. Man reckte in dem nämlichen Feuer aus. Der 700 Pfd. schwere Hammer war auf der Hütte gegossen. Der Hammer machte wöchentlich an 5000 kg schönes Stabeisen.
5/4 Stunden unterhalb lag ein Eisendrahtzug Deutchen, später Schöller gehörig. Man verwendete nur ausgesuchtes, einmal ge- schmolzenes Eifeler Eisen. Das geschnittene Eisen wurde, so wie es von der Schneidemühle kam, in den Zug genommen. Die äuſsere Fläche des Drahtes war deshalb recht unscheinbar. Das Glühen geschah in einem groſsen, gegossenen eisernen Kessel von 3 Fuſs Höhe und oben 2½, unten 2 Fuſs Weite. In denselben wurden 700 kg Draht eingelegt und ein Deckel darübergestülpt, worauf der ganze Ofen mit einem Deckel von Eisenblech verschlossen wurde, der in der Mitte, dem Durchmesser des Kessels entsprechend, ausgeschnitten war. — Das geschnittene Eisen kostete 58 Rthlr. pro 1000 Pfd.
Zu Weilerbach legte der Abt von Echternach, Emanuel Limper, 1777 bis 1779 eine Eisenhütte an. Das Werk wurde 1797 von der französischen Republik als Staatsdomäne an einen M. Legier verkauft. Der Netterhammer, vormals dem Kloster St. Thomas gehörig, kam in ähnlicher Weise an Remy in Neuwied.
In der Eifel lagen am Schleider Wasser oberhalb Schleiden die Reidwerke Hellerthal, Kirschseiffen, Blumenthal, Müllers- hütte und Oberhausen, unterhalb Schleiden das Jauckforther- werk, die Ölhütte und 2 Bandhämmer.
Das Kallerthal, durch die Urfft gebildet, enthielt das Steinfelder- und das Dahlbänder Werk, letzteres mit einem Hammer, die Hütten bei Sötnich und Kalle, die Reidwerke Eisenau und Gemünder- hütte, letzteres mit Eisenspalterei.
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Westfalen und die Rheinlande.
sie gut durchbrennen lieſs, zusammenschlug und dann das Eisen
darauflegte. Die Kohlen kamen von Eschweiler, wo die Jülicher Fabriken
ein Vorzugsrecht für Kohlenbezug und Preis hatten. Das Eisen blieb
4 Stunden im Wärmofen. An jeder Schneidemühle waren 5 Arbeiter
beschäftigt. Die Walzen des Werkes waren auf der Eifel gegossen
und im Lager abgedreht. In Düren war starke Nagelschmiederei.
Das Reidwerk zu Lendersdorf hatte sehr gute Erze im Bley-
busch. Dieselben wurden gewaschen, aber nicht gebrannt. Der Ofen
war 21 Fuſs hoch, viereckig, mit ledernem Gebläse. Der Lenders-
dorfer Stabhammer hatte 2 Feuer, die auf Zweimalschmelzerei ar-
beiteten. Jedes Feuer war mit 3 Leuten besetzt, die Tag und Nacht
durcharbeiteten, so daſs jeder umschichtig während einer Luppe
4 Stunden ruhte. Die Feuer waren sehr weit und tief. Die Luppen
wogen 150 bis 200 Pfd. Man reckte in dem nämlichen Feuer aus.
Der 700 Pfd. schwere Hammer war auf der Hütte gegossen. Der
Hammer machte wöchentlich an 5000 kg schönes Stabeisen.
5/4 Stunden unterhalb lag ein Eisendrahtzug Deutchen, später
Schöller gehörig. Man verwendete nur ausgesuchtes, einmal ge-
schmolzenes Eifeler Eisen. Das geschnittene Eisen wurde, so wie
es von der Schneidemühle kam, in den Zug genommen. Die äuſsere
Fläche des Drahtes war deshalb recht unscheinbar. Das Glühen
geschah in einem groſsen, gegossenen eisernen Kessel von 3 Fuſs Höhe
und oben 2½, unten 2 Fuſs Weite. In denselben wurden 700 kg
Draht eingelegt und ein Deckel darübergestülpt, worauf der ganze
Ofen mit einem Deckel von Eisenblech verschlossen wurde, der in der
Mitte, dem Durchmesser des Kessels entsprechend, ausgeschnitten
war. — Das geschnittene Eisen kostete 58 Rthlr. pro 1000 Pfd.
Zu Weilerbach legte der Abt von Echternach, Emanuel Limper,
1777 bis 1779 eine Eisenhütte an. Das Werk wurde 1797 von der
französischen Republik als Staatsdomäne an einen M. Legier verkauft.
Der Netterhammer, vormals dem Kloster St. Thomas gehörig, kam
in ähnlicher Weise an Remy in Neuwied.
In der Eifel lagen am Schleider Wasser oberhalb Schleiden
die Reidwerke Hellerthal, Kirschseiffen, Blumenthal, Müllers-
hütte und Oberhausen, unterhalb Schleiden das Jauckforther-
werk, die Ölhütte und 2 Bandhämmer.
Das Kallerthal, durch die Urfft gebildet, enthielt das Steinfelder-
und das Dahlbänder Werk, letzteres mit einem Hammer, die Hütten
bei Sötnich und Kalle, die Reidwerke Eisenau und Gemünder-
hütte, letzteres mit Eisenspalterei.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 978. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/992>, abgerufen am 22.11.2024.
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