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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Sachsen.

1789 wurden die ersten Kochtöpfe in Sand gegossen und email-
liert. In diesem Jahre erbaute man den neuen 30 Fuss hohen
Hochofen.

1790 machte der Hüttenverwalter Versuche, Gestell und Rast
des Hochofens aus einer aus gepochten Kieselsteinen und Thon her-
gestellten Masse zu stampfen und 1791 wurde der ganze Hochofen
mit dem neu erfundenen Massengestell zugestellt.

1795 wurde ein Wasser-Cylindergebläse erbaut.

1795 liess Graf Einsiedel den ersten Puddelofen in Deutsch-
land erbauen und unter Mitwirkung von Professor Lampadius Ver-
suche, mit Holz und Kohlen zu puddeln, anstellen. Letztgenannter
hat dieselben beschrieben. Gegen Ende des Jahrhunderts machte man
auch Schlackenziegel aus Hochofenschlacke. 1801 wurden die ersten
Schrotmühlwalzen nach englischem Muster zum Verkauf fertig gemacht.
1802 wurde Oberbergrat Bückling eine Dampfmaschine in Auftrag
gegeben. Die Produktion war von 3382 Ctr. im Jahre 1778 auf
10729 Ctr. im Jahre 1804 gestiegen.

Lampadius hat in seinem Handbuch der allgemeinen Hütten-
kunde, Teil II, Band 4, S. 296 eine ausführliche Beschreibung des
Hüttenwerkes zu Lauchhammer mitgeteilt, auf welche wir verweisen.

Die Erze, welche verschmolzen wurden, waren ausschliesslich
Raseneisensteine von 34 bis 44 Proz. Roheisengehalt. Zu 60 Karren
Eisenstein setzte man 5 bis 7 Karren Kalkstein. Der gewöhnliche
Satz war 14 bis 15 Kästchen Beschickung zu 40 Pfund Eisenstein
auf 2 Kübel (= 41 Kubikfuss oder etwa 3 Ctr.) Kohlen. Bei
gutem Gang gingen 15 bis 18 Gichten in 24 Stunden nieder. In
dieser Zeit wurden 3 Hauptschöpfen gemacht und ausserdem bei dem
Schlackenabziehen kleine Portionen für kleine Gusswaren entnommen.
Das Frischroheisen liess man in Platten laufen. Die Erzeugung
betrug etwas über 200 Ctr. wöchentlich. Eine Hüttenreise dauerte
30 bis 50 Wochen. Das Frischen hatte Schwierigkeiten und wendete
man das Anlaufverfahren an. Der Frischherd war 2 Fuss 9 Zoll lang,
3 Fuss breit und 91/2 Zoll tief. Die Form lag 9 Zoll vom Hinter-
zacken und hatte 5 Grad Fall. Bei dem Frischen musste man
beachten a) einen langsamen Gebläsewechsel während des ersten Ein-
schmelzens; b) eine gleichförmig fortdauernde Abkühlung des Frisch-
bodens mittels darunter geleiteten Wassers; c) einen mässigen Zu-
schlag von Kalk während des Garmachens, aber nicht während des
Anlaufens; man rechnete 5 bis 8 Pfund Kalk auf den Centner Eisen;
d) ein sorgfältiges und oft zu wiederholendes Aufbrechen. -- Man

Sachsen.

1789 wurden die ersten Kochtöpfe in Sand gegossen und email-
liert. In diesem Jahre erbaute man den neuen 30 Fuſs hohen
Hochofen.

1790 machte der Hüttenverwalter Versuche, Gestell und Rast
des Hochofens aus einer aus gepochten Kieselsteinen und Thon her-
gestellten Masse zu stampfen und 1791 wurde der ganze Hochofen
mit dem neu erfundenen Massengestell zugestellt.

1795 wurde ein Wasser-Cylindergebläse erbaut.

1795 lieſs Graf Einsiedel den ersten Puddelofen in Deutsch-
land erbauen und unter Mitwirkung von Professor Lampadius Ver-
suche, mit Holz und Kohlen zu puddeln, anstellen. Letztgenannter
hat dieselben beschrieben. Gegen Ende des Jahrhunderts machte man
auch Schlackenziegel aus Hochofenschlacke. 1801 wurden die ersten
Schrotmühlwalzen nach englischem Muster zum Verkauf fertig gemacht.
1802 wurde Oberbergrat Bückling eine Dampfmaschine in Auftrag
gegeben. Die Produktion war von 3382 Ctr. im Jahre 1778 auf
10729 Ctr. im Jahre 1804 gestiegen.

Lampadius hat in seinem Handbuch der allgemeinen Hütten-
kunde, Teil II, Band 4, S. 296 eine ausführliche Beschreibung des
Hüttenwerkes zu Lauchhammer mitgeteilt, auf welche wir verweisen.

Die Erze, welche verschmolzen wurden, waren ausschlieſslich
Raseneisensteine von 34 bis 44 Proz. Roheisengehalt. Zu 60 Karren
Eisenstein setzte man 5 bis 7 Karren Kalkstein. Der gewöhnliche
Satz war 14 bis 15 Kästchen Beschickung zu 40 Pfund Eisenstein
auf 2 Kübel (= 41 Kubikfuſs oder etwa 3 Ctr.) Kohlen. Bei
gutem Gang gingen 15 bis 18 Gichten in 24 Stunden nieder. In
dieser Zeit wurden 3 Hauptschöpfen gemacht und auſserdem bei dem
Schlackenabziehen kleine Portionen für kleine Guſswaren entnommen.
Das Frischroheisen lieſs man in Platten laufen. Die Erzeugung
betrug etwas über 200 Ctr. wöchentlich. Eine Hüttenreise dauerte
30 bis 50 Wochen. Das Frischen hatte Schwierigkeiten und wendete
man das Anlaufverfahren an. Der Frischherd war 2 Fuſs 9 Zoll lang,
3 Fuſs breit und 9½ Zoll tief. Die Form lag 9 Zoll vom Hinter-
zacken und hatte 5 Grad Fall. Bei dem Frischen muſste man
beachten a) einen langsamen Gebläsewechsel während des ersten Ein-
schmelzens; b) eine gleichförmig fortdauernde Abkühlung des Frisch-
bodens mittels darunter geleiteten Wassers; c) einen mäſsigen Zu-
schlag von Kalk während des Garmachens, aber nicht während des
Anlaufens; man rechnete 5 bis 8 Pfund Kalk auf den Centner Eisen;
d) ein sorgfältiges und oft zu wiederholendes Aufbrechen. — Man

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[904/0918] Sachsen. 1789 wurden die ersten Kochtöpfe in Sand gegossen und email- liert. In diesem Jahre erbaute man den neuen 30 Fuſs hohen Hochofen. 1790 machte der Hüttenverwalter Versuche, Gestell und Rast des Hochofens aus einer aus gepochten Kieselsteinen und Thon her- gestellten Masse zu stampfen und 1791 wurde der ganze Hochofen mit dem neu erfundenen Massengestell zugestellt. 1795 wurde ein Wasser-Cylindergebläse erbaut. 1795 lieſs Graf Einsiedel den ersten Puddelofen in Deutsch- land erbauen und unter Mitwirkung von Professor Lampadius Ver- suche, mit Holz und Kohlen zu puddeln, anstellen. Letztgenannter hat dieselben beschrieben. Gegen Ende des Jahrhunderts machte man auch Schlackenziegel aus Hochofenschlacke. 1801 wurden die ersten Schrotmühlwalzen nach englischem Muster zum Verkauf fertig gemacht. 1802 wurde Oberbergrat Bückling eine Dampfmaschine in Auftrag gegeben. Die Produktion war von 3382 Ctr. im Jahre 1778 auf 10729 Ctr. im Jahre 1804 gestiegen. Lampadius hat in seinem Handbuch der allgemeinen Hütten- kunde, Teil II, Band 4, S. 296 eine ausführliche Beschreibung des Hüttenwerkes zu Lauchhammer mitgeteilt, auf welche wir verweisen. Die Erze, welche verschmolzen wurden, waren ausschlieſslich Raseneisensteine von 34 bis 44 Proz. Roheisengehalt. Zu 60 Karren Eisenstein setzte man 5 bis 7 Karren Kalkstein. Der gewöhnliche Satz war 14 bis 15 Kästchen Beschickung zu 40 Pfund Eisenstein auf 2 Kübel (= 41 Kubikfuſs oder etwa 3 Ctr.) Kohlen. Bei gutem Gang gingen 15 bis 18 Gichten in 24 Stunden nieder. In dieser Zeit wurden 3 Hauptschöpfen gemacht und auſserdem bei dem Schlackenabziehen kleine Portionen für kleine Guſswaren entnommen. Das Frischroheisen lieſs man in Platten laufen. Die Erzeugung betrug etwas über 200 Ctr. wöchentlich. Eine Hüttenreise dauerte 30 bis 50 Wochen. Das Frischen hatte Schwierigkeiten und wendete man das Anlaufverfahren an. Der Frischherd war 2 Fuſs 9 Zoll lang, 3 Fuſs breit und 9½ Zoll tief. Die Form lag 9 Zoll vom Hinter- zacken und hatte 5 Grad Fall. Bei dem Frischen muſste man beachten a) einen langsamen Gebläsewechsel während des ersten Ein- schmelzens; b) eine gleichförmig fortdauernde Abkühlung des Frisch- bodens mittels darunter geleiteten Wassers; c) einen mäſsigen Zu- schlag von Kalk während des Garmachens, aber nicht während des Anlaufens; man rechnete 5 bis 8 Pfund Kalk auf den Centner Eisen; d) ein sorgfältiges und oft zu wiederholendes Aufbrechen. — Man

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 904. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/918>, abgerufen am 07.07.2024.