schmolz langsam ein und liess das Gebläse so lange auf das geschmolzene Eisen wirken, bis das Ausschmieden der Teile vom vorigen Frischen beendet war, was etwa eine Stunde dauerte. Dann wurde das Ge- bläse abgeschützt, die Kohlen weggeräumt und das flüssige Eisen dadurch zum Erstarren gebracht, die Schlacken abgehoben und einige Hammerbrocken und Garschlacken auf den Eisenklumpen geworfen. Hierauf wurde der Herd wieder mit frischen Kohlen gefüllt und das Gebläse stark angelassen. Das Eisen kam in Fluss, blieb aber mussiger als zuvor. Nach 3/4 Stunden konnte man das Eisen mit der Brechstange etwas drehen und wenden. Nach 21/2 Stunden erfolgte das erste Aufbrechen, dabei wurde der Eisenklumpen mög- lichst zerkleinert und die Stücke dem Gebläse gegenüber aufgehäuft. Nach 3/4 Stunden folgte das zweite Aufbrechen unter Zusatz von Kalk. Dann kam das Garaufbrechen bei stärkerem Winde und Kalk- zusatz. Hierbei legte der Frischer den Anlaufstab ein und schmiedete das Eisen in Kolben aus. Die zurückbleibende Luppe (Teil) wurde ausgebrochen und unter dem Hammer in zwei Hälften geschroten. Die ganze Arbeit dauerte 9 bis 10 Stunden. Das wöchentliche Aus- bringen betrug 75 bis 100 Wag (1500 bis 2000 kg).
Über die historisch wichtigen Puddelversuche zu Lauchhammer 1) haben wir bereits das Wichtigste mitgeteilt (s. S. 699). Zum Schluss erwähnen wir noch einer Hausindustrie, welche anfangs des Jahr- hunderts im sächsischen Erzgebirge aufkam. 1710 vereinigten sich zwei Arbeiter zu Bayersfeld zur Anfertigung von Löffeln aus Schwarzblech, die sie einfach aus Blech ausschnitten und mit dem Hammer aus- trieben, was so grossen Beifall fand, dass sich daraus der umfassende Gewerbszweig der Löffelschmiede in Sachsen entwickelte.
Preussen.
Die preussischen Könige suchten stets die Eisenindustrie in ihren Staaten zu fördern; sie unterstützten die Gründung neuer Eisenwerke, die sie durch Einfuhrverbote fremden Eisens zu schützen suchten. Seit Anfang des Jahrhunderts waren die Provinzen Pommern, Neumark und Kurmark mit schwedischem, Magdeburg und Halberstadt mit Harzer Eisen überschwemmt zum Nachteil der inländischen Werke.
1) Vgl. Lampadius a. a. O. II, 4, S. 99.
Preuſsen.
schmolz langsam ein und lieſs das Gebläse so lange auf das geschmolzene Eisen wirken, bis das Ausschmieden der Teile vom vorigen Frischen beendet war, was etwa eine Stunde dauerte. Dann wurde das Ge- bläse abgeschützt, die Kohlen weggeräumt und das flüssige Eisen dadurch zum Erstarren gebracht, die Schlacken abgehoben und einige Hammerbrocken und Garschlacken auf den Eisenklumpen geworfen. Hierauf wurde der Herd wieder mit frischen Kohlen gefüllt und das Gebläse stark angelassen. Das Eisen kam in Fluſs, blieb aber muſsiger als zuvor. Nach ¾ Stunden konnte man das Eisen mit der Brechstange etwas drehen und wenden. Nach 2½ Stunden erfolgte das erste Aufbrechen, dabei wurde der Eisenklumpen mög- lichst zerkleinert und die Stücke dem Gebläse gegenüber aufgehäuft. Nach ¾ Stunden folgte das zweite Aufbrechen unter Zusatz von Kalk. Dann kam das Garaufbrechen bei stärkerem Winde und Kalk- zusatz. Hierbei legte der Frischer den Anlaufstab ein und schmiedete das Eisen in Kolben aus. Die zurückbleibende Luppe (Teil) wurde ausgebrochen und unter dem Hammer in zwei Hälften geschroten. Die ganze Arbeit dauerte 9 bis 10 Stunden. Das wöchentliche Aus- bringen betrug 75 bis 100 Wag (1500 bis 2000 kg).
Über die historisch wichtigen Puddelversuche zu Lauchhammer 1) haben wir bereits das Wichtigste mitgeteilt (s. S. 699). Zum Schluſs erwähnen wir noch einer Hausindustrie, welche anfangs des Jahr- hunderts im sächsischen Erzgebirge aufkam. 1710 vereinigten sich zwei Arbeiter zu Bayersfeld zur Anfertigung von Löffeln aus Schwarzblech, die sie einfach aus Blech ausschnitten und mit dem Hammer aus- trieben, was so groſsen Beifall fand, daſs sich daraus der umfassende Gewerbszweig der Löffelschmiede in Sachsen entwickelte.
Preuſsen.
Die preuſsischen Könige suchten stets die Eisenindustrie in ihren Staaten zu fördern; sie unterstützten die Gründung neuer Eisenwerke, die sie durch Einfuhrverbote fremden Eisens zu schützen suchten. Seit Anfang des Jahrhunderts waren die Provinzen Pommern, Neumark und Kurmark mit schwedischem, Magdeburg und Halberstadt mit Harzer Eisen überschwemmt zum Nachteil der inländischen Werke.
1) Vgl. Lampadius a. a. O. II, 4, S. 99.
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Preuſsen.
schmolz langsam ein und lieſs das Gebläse so lange auf das geschmolzene
Eisen wirken, bis das Ausschmieden der Teile vom vorigen Frischen
beendet war, was etwa eine Stunde dauerte. Dann wurde das Ge-
bläse abgeschützt, die Kohlen weggeräumt und das flüssige Eisen
dadurch zum Erstarren gebracht, die Schlacken abgehoben und einige
Hammerbrocken und Garschlacken auf den Eisenklumpen geworfen.
Hierauf wurde der Herd wieder mit frischen Kohlen gefüllt und
das Gebläse stark angelassen. Das Eisen kam in Fluſs, blieb aber
muſsiger als zuvor. Nach ¾ Stunden konnte man das Eisen mit
der Brechstange etwas drehen und wenden. Nach 2½ Stunden
erfolgte das erste Aufbrechen, dabei wurde der Eisenklumpen mög-
lichst zerkleinert und die Stücke dem Gebläse gegenüber aufgehäuft.
Nach ¾ Stunden folgte das zweite Aufbrechen unter Zusatz von
Kalk. Dann kam das Garaufbrechen bei stärkerem Winde und Kalk-
zusatz. Hierbei legte der Frischer den Anlaufstab ein und schmiedete
das Eisen in Kolben aus. Die zurückbleibende Luppe (Teil) wurde
ausgebrochen und unter dem Hammer in zwei Hälften geschroten.
Die ganze Arbeit dauerte 9 bis 10 Stunden. Das wöchentliche Aus-
bringen betrug 75 bis 100 Wag (1500 bis 2000 kg).
Über die historisch wichtigen Puddelversuche zu Lauchhammer 1)
haben wir bereits das Wichtigste mitgeteilt (s. S. 699). Zum Schluſs
erwähnen wir noch einer Hausindustrie, welche anfangs des Jahr-
hunderts im sächsischen Erzgebirge aufkam. 1710 vereinigten sich zwei
Arbeiter zu Bayersfeld zur Anfertigung von Löffeln aus Schwarzblech,
die sie einfach aus Blech ausschnitten und mit dem Hammer aus-
trieben, was so groſsen Beifall fand, daſs sich daraus der umfassende
Gewerbszweig der Löffelschmiede in Sachsen entwickelte.
Preuſsen.
Die preuſsischen Könige suchten stets die Eisenindustrie in
ihren Staaten zu fördern; sie unterstützten die Gründung neuer
Eisenwerke, die sie durch Einfuhrverbote fremden Eisens zu schützen
suchten. Seit Anfang des Jahrhunderts waren die Provinzen Pommern,
Neumark und Kurmark mit schwedischem, Magdeburg und Halberstadt
mit Harzer Eisen überschwemmt zum Nachteil der inländischen Werke.
1) Vgl. Lampadius a. a. O. II, 4, S. 99.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 905. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/919>, abgerufen am 22.11.2024.
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