Oder: 1 Centner gerösteten Eisenstein, 1 Centner Bleiglas, 2 Centner schwarzen Fluss von 2 Teilen Salpeter und einem Teil Weinstein und einen halben Centner kleingeriebene Kohlen.
Oder: Nimm alten stinkenden Urin zwei Mass, thue darin eine Hand voll pulverisierten Weinstein und auch soviel Glasgalle oder Pottasche, solches wohl eingesotten, bis es hart wird, dann klein ge- rieben und auf einen Centner gerösteten Eisenstein 6 Centner dieses Flusses genommen, mit Salz bedeckt und bei einer starken Viertel- stunde wohl angesotten, so bekommst Du seinen Gehalt.
Im Jahre 1739 gab Johann Andreas Cramer seine Docimasia zu Leyden in Holland heraus, welche 1743 verbessert als Elementa Artis Docimasticae, die auch in die englische und französische Sprache übersetzt wurden, erschien. Er verwirft die Probe mit dem Magneten und bemerkt zur Tiegelprobe, dass dieselbe nicht so zu- treffend sei wie bei den anderen Metallen. "Es gehört ein sehr hef- tiges und langandauerndes Feuer dazu, wenn das sämtliche redu- zierte Eisen in ein dichtes Korn gehen soll. Da man nun kein sicheres Kennzeichen hat, wann solches geschehen ist und vom Eisen gar bald ein Merkliches wieder in die Schlacken gehet, wenn mit dem Feuer länger als nötig fortgefahren wird, so bleibt diese Probe allemal ungewiss." Das Korn untersucht man mit einem Hammer auf einem kleinen Amboss und erkennt dann leicht, ob das Eisen gar oder grell ist.
Die trockene Probe gab nie den wirklichen Eisengehalt, sondern den Gehalt von Roheisen, der sich aus dem betreffenden Erz aus- schmelzen liess.
Physik.
Im Jahre 1704 schmolz Homberg kleine Stücke Schmied- eisen mit einem Brennspiegel. Es bildete sich eine pechartige Schlacke und ein weisses löcheriges "Gusseisen" 1). Das Eisen verhielt sich dabei verschieden von den übrigen Metallen, welche allmählich in ihrer ganzen Masse schmolzen, während sich bei dem Eisen zuerst eine schwarze pechartige Masse auf der Oberfläche bildete. Brachte man diese mit Kohle in Berührung, so fand Funkensprühen und Aufschäumen statt.
1) Hist. et Mem. de l'academie des sciences a Paris 1706, p. 199.
Physik.
Oder: 1 Centner gerösteten Eisenstein, 1 Centner Bleiglas, 2 Centner schwarzen Fluſs von 2 Teilen Salpeter und einem Teil Weinstein und einen halben Centner kleingeriebene Kohlen.
Oder: Nimm alten stinkenden Urin zwei Maſs, thue darin eine Hand voll pulverisierten Weinstein und auch soviel Glasgalle oder Pottasche, solches wohl eingesotten, bis es hart wird, dann klein ge- rieben und auf einen Centner gerösteten Eisenstein 6 Centner dieses Flusses genommen, mit Salz bedeckt und bei einer starken Viertel- stunde wohl angesotten, so bekommst Du seinen Gehalt.
Im Jahre 1739 gab Johann Andreas Cramer seine Docimasia zu Leyden in Holland heraus, welche 1743 verbessert als Elementa Artis Docimasticae, die auch in die englische und französische Sprache übersetzt wurden, erschien. Er verwirft die Probe mit dem Magneten und bemerkt zur Tiegelprobe, daſs dieselbe nicht so zu- treffend sei wie bei den anderen Metallen. „Es gehört ein sehr hef- tiges und langandauerndes Feuer dazu, wenn das sämtliche redu- zierte Eisen in ein dichtes Korn gehen soll. Da man nun kein sicheres Kennzeichen hat, wann solches geschehen ist und vom Eisen gar bald ein Merkliches wieder in die Schlacken gehet, wenn mit dem Feuer länger als nötig fortgefahren wird, so bleibt diese Probe allemal ungewiſs.“ Das Korn untersucht man mit einem Hammer auf einem kleinen Amboſs und erkennt dann leicht, ob das Eisen gar oder grell ist.
Die trockene Probe gab nie den wirklichen Eisengehalt, sondern den Gehalt von Roheisen, der sich aus dem betreffenden Erz aus- schmelzen lieſs.
Physik.
Im Jahre 1704 schmolz Homberg kleine Stücke Schmied- eisen mit einem Brennspiegel. Es bildete sich eine pechartige Schlacke und ein weiſses löcheriges „Guſseisen“ 1). Das Eisen verhielt sich dabei verschieden von den übrigen Metallen, welche allmählich in ihrer ganzen Masse schmolzen, während sich bei dem Eisen zuerst eine schwarze pechartige Masse auf der Oberfläche bildete. Brachte man diese mit Kohle in Berührung, so fand Funkensprühen und Aufschäumen statt.
1) Hist. et Mém. de l’académie des sciences à Paris 1706, p. 199.
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Physik.
Oder: 1 Centner gerösteten Eisenstein, 1 Centner Bleiglas,
2 Centner schwarzen Fluſs von 2 Teilen Salpeter und einem Teil
Weinstein und einen halben Centner kleingeriebene Kohlen.
Oder: Nimm alten stinkenden Urin zwei Maſs, thue darin eine
Hand voll pulverisierten Weinstein und auch soviel Glasgalle oder
Pottasche, solches wohl eingesotten, bis es hart wird, dann klein ge-
rieben und auf einen Centner gerösteten Eisenstein 6 Centner dieses
Flusses genommen, mit Salz bedeckt und bei einer starken Viertel-
stunde wohl angesotten, so bekommst Du seinen Gehalt.
Im Jahre 1739 gab Johann Andreas Cramer seine Docimasia
zu Leyden in Holland heraus, welche 1743 verbessert als Elementa
Artis Docimasticae, die auch in die englische und französische
Sprache übersetzt wurden, erschien. Er verwirft die Probe mit dem
Magneten und bemerkt zur Tiegelprobe, daſs dieselbe nicht so zu-
treffend sei wie bei den anderen Metallen. „Es gehört ein sehr hef-
tiges und langandauerndes Feuer dazu, wenn das sämtliche redu-
zierte Eisen in ein dichtes Korn gehen soll. Da man nun kein
sicheres Kennzeichen hat, wann solches geschehen ist und vom Eisen
gar bald ein Merkliches wieder in die Schlacken gehet, wenn mit
dem Feuer länger als nötig fortgefahren wird, so bleibt diese Probe
allemal ungewiſs.“ Das Korn untersucht man mit einem Hammer
auf einem kleinen Amboſs und erkennt dann leicht, ob das Eisen gar
oder grell ist.
Die trockene Probe gab nie den wirklichen Eisengehalt, sondern
den Gehalt von Roheisen, der sich aus dem betreffenden Erz aus-
schmelzen lieſs.
Physik.
Im Jahre 1704 schmolz Homberg kleine Stücke Schmied-
eisen mit einem Brennspiegel. Es bildete sich eine pechartige
Schlacke und ein weiſses löcheriges „Guſseisen“ 1). Das Eisen verhielt
sich dabei verschieden von den übrigen Metallen, welche allmählich
in ihrer ganzen Masse schmolzen, während sich bei dem Eisen zuerst
eine schwarze pechartige Masse auf der Oberfläche bildete. Brachte
man diese mit Kohle in Berührung, so fand Funkensprühen und
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1) Hist. et Mém. de l’académie des sciences à Paris 1706, p. 199.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/88>, abgerufen am 27.11.2024.
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