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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Chemie.
Ansichten über die Natur des Stahls der Wahrheit schon ziem-
lich nahe.

Brandt sagt 1751 über die Umwandlung von weichem Eisen
in Stahl: "wenn das eigentümliche brennbare Wesen des Eisens durch
den Zusatz solcher Materie vermehrt wird, die eine ziemlich feuer-
beständige Fettigkeit enthalten, als Hörner, Klauen und dergleichen,
welche in verschlossenen Gefässen ihre fette Kohlenschwärze bei
sich behalten und damit verschlossen geglüht wird, so wird Stahl
daraus".

Die phlogistische Schule nahm bereits an, dass sich das Eisen
in verschiedenen Verhältnissen mit dem Phlogiston vermischen könne,
da sie aber die Wage und damit die quantitative Bestimmung nicht
kannte, war das Alles, was sie über die verschiedenen Oxydations-
und Kohlungsstufen des Eisens zu sagen wusste.

Erwähnenswert ist noch die Entdeckung des Berliner Blaus durch
Dippel im Anfange des 18. Jahrhunderts. Nach Stahls Mitteilung
von 1731 soll dieselbe dem Zufalle zu verdanken gewesen sein. Erst
1725 wiesen der englische Chemiker John Brown und der Franzose
St. F. Geoffroy nach, dass das Eisen die färbende Substanz im
Berliner Blau sei. -- Grosses Aufsehen erregte der Nachweis des
Eisengehaltes im roten Blute, welchen der Italiener Menghini in den
Denkschriften der Akademie zu Bologna 1747 veröffentlicht hatte.
Nach seinen Ermittelungen berechnet sich der Eisengehalt eines
Menschen mit 25 Pfd. Blut auf 6 Loth = 100 g.

Die Probierkunst hatte in Bezug auf die Bestimmung des
Eisens besondere Verbesserungen nicht erfahren, man bediente sich
nach wie vor der trockenen Probe.

Christian Carl Schindler unterscheidet in seiner metallischen
Probierkunst (Dresden 1697) folgende Eisenerze:

Brauneisenstein, Roteisenstein, Glaskopf (Blutstein), "weisser Eisen-
stein, sieht weiss wie ein Spat und giebt gut Eisen und gelber
Eisenstein, sieht wie eine gelbe Erde aus".

Eisen- und Stahlstein zu probieren, giebt er folgende Vor-
schriften: Nimm den Eisen- oder Stahlstein, reibe ihn klein, wiege
dessen 2 Centner (Probiercentner) und röste ihn wohl und gut. So
er erkaltet, so teile ihn. Zu solchem einem Teil nimm 2 Centner
schwarzen Fluss, 1 Centner Salarmoniak, einen halben Centner Glas-
galle und einen halben Centner klein geriebene Kohlen, solches wohl
untereinander vermenget, mit Salz bedeckt und eine starke Viertel-
stunde wohl zugeblasen.


Chemie.
Ansichten über die Natur des Stahls der Wahrheit schon ziem-
lich nahe.

Brandt sagt 1751 über die Umwandlung von weichem Eisen
in Stahl: „wenn das eigentümliche brennbare Wesen des Eisens durch
den Zusatz solcher Materie vermehrt wird, die eine ziemlich feuer-
beständige Fettigkeit enthalten, als Hörner, Klauen und dergleichen,
welche in verschlossenen Gefäſsen ihre fette Kohlenschwärze bei
sich behalten und damit verschlossen geglüht wird, so wird Stahl
daraus“.

Die phlogistische Schule nahm bereits an, daſs sich das Eisen
in verschiedenen Verhältnissen mit dem Phlogiston vermischen könne,
da sie aber die Wage und damit die quantitative Bestimmung nicht
kannte, war das Alles, was sie über die verschiedenen Oxydations-
und Kohlungsstufen des Eisens zu sagen wuſste.

Erwähnenswert ist noch die Entdeckung des Berliner Blaus durch
Dippel im Anfange des 18. Jahrhunderts. Nach Stahls Mitteilung
von 1731 soll dieselbe dem Zufalle zu verdanken gewesen sein. Erst
1725 wiesen der englische Chemiker John Brown und der Franzose
St. F. Geoffroy nach, daſs das Eisen die färbende Substanz im
Berliner Blau sei. — Groſses Aufsehen erregte der Nachweis des
Eisengehaltes im roten Blute, welchen der Italiener Menghini in den
Denkschriften der Akademie zu Bologna 1747 veröffentlicht hatte.
Nach seinen Ermittelungen berechnet sich der Eisengehalt eines
Menschen mit 25 Pfd. Blut auf 6 Loth = 100 g.

Die Probierkunst hatte in Bezug auf die Bestimmung des
Eisens besondere Verbesserungen nicht erfahren, man bediente sich
nach wie vor der trockenen Probe.

Christian Carl Schindler unterscheidet in seiner metallischen
Probierkunst (Dresden 1697) folgende Eisenerze:

Brauneisenstein, Roteisenstein, Glaskopf (Blutstein), „weiſser Eisen-
stein, sieht weiſs wie ein Spat und giebt gut Eisen und gelber
Eisenstein, sieht wie eine gelbe Erde aus“.

Eisen- und Stahlstein zu probieren, giebt er folgende Vor-
schriften: Nimm den Eisen- oder Stahlstein, reibe ihn klein, wiege
dessen 2 Centner (Probiercentner) und röste ihn wohl und gut. So
er erkaltet, so teile ihn. Zu solchem einem Teil nimm 2 Centner
schwarzen Fluſs, 1 Centner Salarmoniak, einen halben Centner Glas-
galle und einen halben Centner klein geriebene Kohlen, solches wohl
untereinander vermenget, mit Salz bedeckt und eine starke Viertel-
stunde wohl zugeblasen.


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[73/0087] Chemie. Ansichten über die Natur des Stahls der Wahrheit schon ziem- lich nahe. Brandt sagt 1751 über die Umwandlung von weichem Eisen in Stahl: „wenn das eigentümliche brennbare Wesen des Eisens durch den Zusatz solcher Materie vermehrt wird, die eine ziemlich feuer- beständige Fettigkeit enthalten, als Hörner, Klauen und dergleichen, welche in verschlossenen Gefäſsen ihre fette Kohlenschwärze bei sich behalten und damit verschlossen geglüht wird, so wird Stahl daraus“. Die phlogistische Schule nahm bereits an, daſs sich das Eisen in verschiedenen Verhältnissen mit dem Phlogiston vermischen könne, da sie aber die Wage und damit die quantitative Bestimmung nicht kannte, war das Alles, was sie über die verschiedenen Oxydations- und Kohlungsstufen des Eisens zu sagen wuſste. Erwähnenswert ist noch die Entdeckung des Berliner Blaus durch Dippel im Anfange des 18. Jahrhunderts. Nach Stahls Mitteilung von 1731 soll dieselbe dem Zufalle zu verdanken gewesen sein. Erst 1725 wiesen der englische Chemiker John Brown und der Franzose St. F. Geoffroy nach, daſs das Eisen die färbende Substanz im Berliner Blau sei. — Groſses Aufsehen erregte der Nachweis des Eisengehaltes im roten Blute, welchen der Italiener Menghini in den Denkschriften der Akademie zu Bologna 1747 veröffentlicht hatte. Nach seinen Ermittelungen berechnet sich der Eisengehalt eines Menschen mit 25 Pfd. Blut auf 6 Loth = 100 g. Die Probierkunst hatte in Bezug auf die Bestimmung des Eisens besondere Verbesserungen nicht erfahren, man bediente sich nach wie vor der trockenen Probe. Christian Carl Schindler unterscheidet in seiner metallischen Probierkunst (Dresden 1697) folgende Eisenerze: Brauneisenstein, Roteisenstein, Glaskopf (Blutstein), „weiſser Eisen- stein, sieht weiſs wie ein Spat und giebt gut Eisen und gelber Eisenstein, sieht wie eine gelbe Erde aus“. Eisen- und Stahlstein zu probieren, giebt er folgende Vor- schriften: Nimm den Eisen- oder Stahlstein, reibe ihn klein, wiege dessen 2 Centner (Probiercentner) und röste ihn wohl und gut. So er erkaltet, so teile ihn. Zu solchem einem Teil nimm 2 Centner schwarzen Fluſs, 1 Centner Salarmoniak, einen halben Centner Glas- galle und einen halben Centner klein geriebene Kohlen, solches wohl untereinander vermenget, mit Salz bedeckt und eine starke Viertel- stunde wohl zugeblasen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/87>, abgerufen am 27.11.2024.