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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Chemie.
entstehen noch fortwährend durch die Einwirkung vegetabilischer
Säure auf gemeine Erde oder Schlamm!

Das Ausschmelzen der Erze zu Eisen ist nach seiner Annahme
Austreibung der Säure und Aufnahme von brennlichem Wesen, welches
sich mit der Eisenerde verbindet und dadurch zu Metall wird. Nach
seiner Ansicht ist es "eine sehr lächerliche Einbildung, wenn man
glaubt, dass Zuschläge den Fluss der Eisenerze in der That befördern
können". "Der eigentliche Endzweck und Nutzen der sogenannten
Flusssteine ist, dass sie das überflüssige Saure der Eisenerze in sich
schlucken. Sie bewirken also, dass die metallische Eisenerde desto
leichter von dem Sauren befreit wird, sich mit dem brennlichen Wesen
vereinigt und in einen metallischen König gehen kann; dahingegen,
wenn man diesen Zusatz nicht brauchet, viele Eisenerde, die noch mit
dem Sauren verbunden ist, in den Schlacken bleibt. Sie sind also
mehr ein Niederschlagungsmittel, als eine Sache, welche den Fluss
und das leichtere Schmelzen befördert."

Der Grund, warum so viele Erze ein sprödes, weisses Eisen, welches
er für verunreinigt hält, geben, ist der, dass "die Eisenerze von Natur
Dinge in ihrer Grundmischung haben, welche, wenn sie nicht davon
geschieden werden, allemal ein sprödes Eisen verursachen. -- Diese
natürlichen Fehler der Eisenerze sind hauptsächlich dreierlei. Sie
führen entweder eine Säure und zuweilen einen wirklichen Schwefel
bei sich, oder sie sind arsenikalisch, oder sie sind mit anderen Halb-
metallen verunreinigt".

Nun wird in der weiteren Ausführung dem Arsenik eine Ver-
breitung und eine Rolle zugeschrieben, die nur in der Phantasie
des Verfassers existiert. Es war die bequeme Argumentation jener
Zeit, wenn etwas nichts taugte, wenn es nicht nach Wunsch
geriet, so war das abscheuliche Arsenik daran Schuld, welches ähn-
lich wie der Schwefel überall dabei sein musste. Natürlich fiel es
keinem dieser grossen Chimisten ein, jemals die Anwesenheit des
Arseniks in Substanz nachzuweisen, oder nur danach zu suchen.
Seine Anwesenheit war genügend dadurch erwiesen, dass die Sache
nichts taugte. Dass solche verschrobene Theorieen die Praxis nicht
fördern konnten, bedarf keiner Versicherung. Theoretiker wie Justi
haben mehr geschadet als genützt.

Auf sichererer Grundlage arbeiteten dagegen die schwedischen
Chemiker, welche namentlich die Mineralchemie förderten. Brandt,
der verdienstvolle Untersuchungen über die Verbindung des Eisens
mit anderen metallischen Substanzen angestellt hat, kam mit seinen

Chemie.
entstehen noch fortwährend durch die Einwirkung vegetabilischer
Säure auf gemeine Erde oder Schlamm!

Das Ausschmelzen der Erze zu Eisen ist nach seiner Annahme
Austreibung der Säure und Aufnahme von brennlichem Wesen, welches
sich mit der Eisenerde verbindet und dadurch zu Metall wird. Nach
seiner Ansicht ist es „eine sehr lächerliche Einbildung, wenn man
glaubt, daſs Zuschläge den Fluſs der Eisenerze in der That befördern
können“. „Der eigentliche Endzweck und Nutzen der sogenannten
Fluſssteine ist, daſs sie das überflüssige Saure der Eisenerze in sich
schlucken. Sie bewirken also, daſs die metallische Eisenerde desto
leichter von dem Sauren befreit wird, sich mit dem brennlichen Wesen
vereinigt und in einen metallischen König gehen kann; dahingegen,
wenn man diesen Zusatz nicht brauchet, viele Eisenerde, die noch mit
dem Sauren verbunden ist, in den Schlacken bleibt. Sie sind also
mehr ein Niederschlagungsmittel, als eine Sache, welche den Fluſs
und das leichtere Schmelzen befördert.“

Der Grund, warum so viele Erze ein sprödes, weiſses Eisen, welches
er für verunreinigt hält, geben, ist der, daſs „die Eisenerze von Natur
Dinge in ihrer Grundmischung haben, welche, wenn sie nicht davon
geschieden werden, allemal ein sprödes Eisen verursachen. — Diese
natürlichen Fehler der Eisenerze sind hauptsächlich dreierlei. Sie
führen entweder eine Säure und zuweilen einen wirklichen Schwefel
bei sich, oder sie sind arsenikalisch, oder sie sind mit anderen Halb-
metallen verunreinigt“.

Nun wird in der weiteren Ausführung dem Arsenik eine Ver-
breitung und eine Rolle zugeschrieben, die nur in der Phantasie
des Verfassers existiert. Es war die bequeme Argumentation jener
Zeit, wenn etwas nichts taugte, wenn es nicht nach Wunsch
geriet, so war das abscheuliche Arsenik daran Schuld, welches ähn-
lich wie der Schwefel überall dabei sein muſste. Natürlich fiel es
keinem dieser groſsen Chimisten ein, jemals die Anwesenheit des
Arseniks in Substanz nachzuweisen, oder nur danach zu suchen.
Seine Anwesenheit war genügend dadurch erwiesen, daſs die Sache
nichts taugte. Dass solche verschrobene Theorieen die Praxis nicht
fördern konnten, bedarf keiner Versicherung. Theoretiker wie Justi
haben mehr geschadet als genützt.

Auf sichererer Grundlage arbeiteten dagegen die schwedischen
Chemiker, welche namentlich die Mineralchemie förderten. Brandt,
der verdienstvolle Untersuchungen über die Verbindung des Eisens
mit anderen metallischen Substanzen angestellt hat, kam mit seinen

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[72/0086] Chemie. entstehen noch fortwährend durch die Einwirkung vegetabilischer Säure auf gemeine Erde oder Schlamm! Das Ausschmelzen der Erze zu Eisen ist nach seiner Annahme Austreibung der Säure und Aufnahme von brennlichem Wesen, welches sich mit der Eisenerde verbindet und dadurch zu Metall wird. Nach seiner Ansicht ist es „eine sehr lächerliche Einbildung, wenn man glaubt, daſs Zuschläge den Fluſs der Eisenerze in der That befördern können“. „Der eigentliche Endzweck und Nutzen der sogenannten Fluſssteine ist, daſs sie das überflüssige Saure der Eisenerze in sich schlucken. Sie bewirken also, daſs die metallische Eisenerde desto leichter von dem Sauren befreit wird, sich mit dem brennlichen Wesen vereinigt und in einen metallischen König gehen kann; dahingegen, wenn man diesen Zusatz nicht brauchet, viele Eisenerde, die noch mit dem Sauren verbunden ist, in den Schlacken bleibt. Sie sind also mehr ein Niederschlagungsmittel, als eine Sache, welche den Fluſs und das leichtere Schmelzen befördert.“ Der Grund, warum so viele Erze ein sprödes, weiſses Eisen, welches er für verunreinigt hält, geben, ist der, daſs „die Eisenerze von Natur Dinge in ihrer Grundmischung haben, welche, wenn sie nicht davon geschieden werden, allemal ein sprödes Eisen verursachen. — Diese natürlichen Fehler der Eisenerze sind hauptsächlich dreierlei. Sie führen entweder eine Säure und zuweilen einen wirklichen Schwefel bei sich, oder sie sind arsenikalisch, oder sie sind mit anderen Halb- metallen verunreinigt“. Nun wird in der weiteren Ausführung dem Arsenik eine Ver- breitung und eine Rolle zugeschrieben, die nur in der Phantasie des Verfassers existiert. Es war die bequeme Argumentation jener Zeit, wenn etwas nichts taugte, wenn es nicht nach Wunsch geriet, so war das abscheuliche Arsenik daran Schuld, welches ähn- lich wie der Schwefel überall dabei sein muſste. Natürlich fiel es keinem dieser groſsen Chimisten ein, jemals die Anwesenheit des Arseniks in Substanz nachzuweisen, oder nur danach zu suchen. Seine Anwesenheit war genügend dadurch erwiesen, daſs die Sache nichts taugte. Dass solche verschrobene Theorieen die Praxis nicht fördern konnten, bedarf keiner Versicherung. Theoretiker wie Justi haben mehr geschadet als genützt. Auf sichererer Grundlage arbeiteten dagegen die schwedischen Chemiker, welche namentlich die Mineralchemie förderten. Brandt, der verdienstvolle Untersuchungen über die Verbindung des Eisens mit anderen metallischen Substanzen angestellt hat, kam mit seinen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/86>, abgerufen am 27.11.2024.