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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.
ragte, indem die Arbeiten mit Schmiede-, Press-, Stampf-, Dreh-,
Schleif- und Poliermaschinen, welche selbst wieder durch Dampf-
maschinen in Bewegung gesetzt wurden, ausgeführt wurden. Stahlknöpfe
und stählerne Uhrketten gehörten zu den wichtigsten Artikeln. Ausser
Birmingham lieferten Wolverhampton und Woodstock vortreffliche
Waren dieser Art. Indessen wurden die Knöpfe nicht aus Stahl,
sondern aus schwedischem Eisen hergestellt und erhielten erst, nach-
dem sie faconniert waren, eine Einfalzhärtung, worauf sie geschliffen
und poliert wurden.

Um zu erkennen, ob eine Ware aus Stahl oder aus Eisen gefertigt
sei, was besonders bei Waffenlieferungen von Wichtigkeit war, bediente
man sich gewisser Proben. Der Wohlfahrtsausschuss der franzö-
sischen Republik hatte folgende Stahlprobe öffentlich bekannt gemacht:
Wenn man einen Tropfen Salpetersäure auf eine Klinge von poliertem
Eisen fallen lässt und nach einigen Minuten Wasser darauf giesst, so
nimmt dieses die Säure und alles Aufgelöste weg und es bleibt nur
ein weisser, eisenfarbiger Fleck zurück. Wird aber dieser Versuch
auf einer Klinge von poliertem Stahl gemacht, so greift die Säure
zwar auch die Eisenteile an, sie wirkt aber nicht auf die Kohle
des Stahls und diese setzt sich während der Auflösung ab, so dass
ein schwarzer Fleck zurückbleibt, den das Wasser nicht wegnimmt
und der sehr dauerhaft ist, weil er fest mit dem Stahl zusammenhängt.

Hartley in London nahm am 9. Juni 1789 ein Patent, die
Stahlhärtung unter Anwendung eines Pyrometers und Quecksilber-
thermometers auszuführen. Er hatte die besten Temperaturen zur
Härtung zwischen 400 bis 600° Fahrenheit gefunden und stellte
folgende Skala der Anlauffarben für die Stahlhärtung auf:

Fahrenheit Celsius
430° = 221°. Sehr blassgelb, für Lancetten geeignet.
450° = 232°. Strohgelb, für chirurgische Instrumente und Rasier-
messer.
470° = 243°. Glänzend gelb, für Federmesser.
490° = 254°. Braun, für Meissel und Werkzeuge zum Eisen-
schneiden.
510° = 265°. Braun mit Purpurflecken, für Achsen und Hobel-
eisen.
530° = 277°. Purpur, für Tafelmesser und grosse Meissel.
550° = 288°. Hellblau, für Schwerter und Uhrfedern.
560° = 293°. Tiefblau, für feine Sägen, Dolchklingen u. s. w.
600° = 315°. Fast schwarzblau, für Handsägen.

Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.
ragte, indem die Arbeiten mit Schmiede-, Preſs-, Stampf-, Dreh-,
Schleif- und Poliermaschinen, welche selbst wieder durch Dampf-
maschinen in Bewegung gesetzt wurden, ausgeführt wurden. Stahlknöpfe
und stählerne Uhrketten gehörten zu den wichtigsten Artikeln. Auſser
Birmingham lieferten Wolverhampton und Woodstock vortreffliche
Waren dieser Art. Indessen wurden die Knöpfe nicht aus Stahl,
sondern aus schwedischem Eisen hergestellt und erhielten erst, nach-
dem sie façonniert waren, eine Einfalzhärtung, worauf sie geschliffen
und poliert wurden.

Um zu erkennen, ob eine Ware aus Stahl oder aus Eisen gefertigt
sei, was besonders bei Waffenlieferungen von Wichtigkeit war, bediente
man sich gewisser Proben. Der Wohlfahrtsausschuſs der franzö-
sischen Republik hatte folgende Stahlprobe öffentlich bekannt gemacht:
Wenn man einen Tropfen Salpetersäure auf eine Klinge von poliertem
Eisen fallen läſst und nach einigen Minuten Wasser darauf gieſst, so
nimmt dieses die Säure und alles Aufgelöste weg und es bleibt nur
ein weiſser, eisenfarbiger Fleck zurück. Wird aber dieser Versuch
auf einer Klinge von poliertem Stahl gemacht, so greift die Säure
zwar auch die Eisenteile an, sie wirkt aber nicht auf die Kohle
des Stahls und diese setzt sich während der Auflösung ab, so daſs
ein schwarzer Fleck zurückbleibt, den das Wasser nicht wegnimmt
und der sehr dauerhaft ist, weil er fest mit dem Stahl zusammenhängt.

Hartley in London nahm am 9. Juni 1789 ein Patent, die
Stahlhärtung unter Anwendung eines Pyrometers und Quecksilber-
thermometers auszuführen. Er hatte die besten Temperaturen zur
Härtung zwischen 400 bis 600° Fahrenheit gefunden und stellte
folgende Skala der Anlauffarben für die Stahlhärtung auf:

Fahrenheit Celsius
430° = 221°. Sehr blaſsgelb, für Lancetten geeignet.
450° = 232°. Strohgelb, für chirurgische Instrumente und Rasier-
messer.
470° = 243°. Glänzend gelb, für Federmesser.
490° = 254°. Braun, für Meiſsel und Werkzeuge zum Eisen-
schneiden.
510° = 265°. Braun mit Purpurflecken, für Achsen und Hobel-
eisen.
530° = 277°. Purpur, für Tafelmesser und groſse Meiſsel.
550° = 288°. Hellblau, für Schwerter und Uhrfedern.
560° = 293°. Tiefblau, für feine Sägen, Dolchklingen u. s. w.
600° = 315°. Fast schwarzblau, für Handsägen.

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[775/0789] Stahl Ende des 18. Jahrhunderts. ragte, indem die Arbeiten mit Schmiede-, Preſs-, Stampf-, Dreh-, Schleif- und Poliermaschinen, welche selbst wieder durch Dampf- maschinen in Bewegung gesetzt wurden, ausgeführt wurden. Stahlknöpfe und stählerne Uhrketten gehörten zu den wichtigsten Artikeln. Auſser Birmingham lieferten Wolverhampton und Woodstock vortreffliche Waren dieser Art. Indessen wurden die Knöpfe nicht aus Stahl, sondern aus schwedischem Eisen hergestellt und erhielten erst, nach- dem sie façonniert waren, eine Einfalzhärtung, worauf sie geschliffen und poliert wurden. Um zu erkennen, ob eine Ware aus Stahl oder aus Eisen gefertigt sei, was besonders bei Waffenlieferungen von Wichtigkeit war, bediente man sich gewisser Proben. Der Wohlfahrtsausschuſs der franzö- sischen Republik hatte folgende Stahlprobe öffentlich bekannt gemacht: Wenn man einen Tropfen Salpetersäure auf eine Klinge von poliertem Eisen fallen läſst und nach einigen Minuten Wasser darauf gieſst, so nimmt dieses die Säure und alles Aufgelöste weg und es bleibt nur ein weiſser, eisenfarbiger Fleck zurück. Wird aber dieser Versuch auf einer Klinge von poliertem Stahl gemacht, so greift die Säure zwar auch die Eisenteile an, sie wirkt aber nicht auf die Kohle des Stahls und diese setzt sich während der Auflösung ab, so daſs ein schwarzer Fleck zurückbleibt, den das Wasser nicht wegnimmt und der sehr dauerhaft ist, weil er fest mit dem Stahl zusammenhängt. Hartley in London nahm am 9. Juni 1789 ein Patent, die Stahlhärtung unter Anwendung eines Pyrometers und Quecksilber- thermometers auszuführen. Er hatte die besten Temperaturen zur Härtung zwischen 400 bis 600° Fahrenheit gefunden und stellte folgende Skala der Anlauffarben für die Stahlhärtung auf: Fahrenheit Celsius 430° = 221°. Sehr blaſsgelb, für Lancetten geeignet. 450° = 232°. Strohgelb, für chirurgische Instrumente und Rasier- messer. 470° = 243°. Glänzend gelb, für Federmesser. 490° = 254°. Braun, für Meiſsel und Werkzeuge zum Eisen- schneiden. 510° = 265°. Braun mit Purpurflecken, für Achsen und Hobel- eisen. 530° = 277°. Purpur, für Tafelmesser und groſse Meiſsel. 550° = 288°. Hellblau, für Schwerter und Uhrfedern. 560° = 293°. Tiefblau, für feine Sägen, Dolchklingen u. s. w. 600° = 315°. Fast schwarzblau, für Handsägen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/789>, abgerufen am 22.11.2024.