stellen, wenn man einzelne Zwischenlagen nach Mustern ausschneidet und einschweisst oder wenn man die Zeichnungen mit dem Grabstichel eingräbt, die dann beim Schweissen teilweise ausgefüllt werden. Ein drittes Verfahren ist, sie nach Mosaikart zusammenzusetzen. Hierzu legt man die Stäbe, welche das Dessin bilden sollen, nebeneinander, schweisst dieselben zusammen, sägt sie dann rechtwinklig zur Achse durch und schweisst die so erhaltenen flachen Plättchen auf die Klinge auf. Dies Verfahren wendet man nur dann an, wenn eine gewisse Zahl gleicher Figuren in regelmässigem Abstande sich wiederholen sollen. In diesem Mosaikdamast hat Clouet besonders schöne Arbeiten hergestellt.
In ähnlicher Weise hat auch Hermann Versuche zur Nachahmung orientalischer Klingen mit gutem Erfolg angestellt 1).
Um diese Zeit, Anfang der 90 er Jahre, wurde der Wootzstahl der Indier zuerst in Europa bekannt. Durch seine grosse Härte und Festigkeit zog er die Aufmerksamkeit auf sich. George Pearson war es, der den indischen Wootzstahl zuerst untersuchte und das Ergebnis seiner Untersuchungen 1795 der Royal Society in London mitteilte 2). Seine Prüfung war sehr genau, aber mehr eine physi- kalische als eine chemische. Er fand, dass es ein sehr harter Gussstahl sei, der dem weissen Roheisen schon nahe komme. Er liess sich noch härten, aber nur wenig, und verhielt sich auch nach dem Glühen noch hart gegen die Feile, nahm ausgezeichnete Politur an und war schwerer schmelzbar als Roheisen. Salpetersäure hinterliess auf der polierten Oberfläche einen schwarzen Fleck; in verdünnter Schwefelsäure gelöst, hinterliess er soviel Kohlenstoff wie Stahl. Pearson, der über die Herstellung des Wootz keine Nachrichten hatte, stand nicht an, aus seinem Verhalten zu schliessen, dass er unmittelbar aus den Erzen geschmolzen worden sei und sich niemals im Zustande des Schmiede- eisens befunden habe, denn die Stahlkuchen stellten offenbar einen geschmolzenen Metallkönig dar und das Bruchansehen deutete eben- falls auf die erfolgte Schmelzung der Masse.
Feine Stahlwaren von vorzüglicher Politur lieferte England am besten. Die berühmteste Fabrik der Art war die zu Soho bei Birmingham von Boulton, Watt und Fothergill, welche besonders durch ihre vorzüglichen Maschineneinrichtungen hervor-
1) Siehe Nova Acta Acad. Imp. Petrop., Vol. XII, 1801, p. 352 und daraus in Crells Chem. Annalen 1802, S. 13. Versuche über den Damascener Stahl von H. R. Hermann; vergl. Chem. Annalen 1792, Bd. II, S. 99 und Hildts Handlungs- Zeitung 1793, S. 115.
2) Siehe Transactions of the Royal Soc. 1795, p. 322.
Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.
stellen, wenn man einzelne Zwischenlagen nach Mustern ausschneidet und einschweiſst oder wenn man die Zeichnungen mit dem Grabstichel eingräbt, die dann beim Schweiſsen teilweise ausgefüllt werden. Ein drittes Verfahren ist, sie nach Mosaikart zusammenzusetzen. Hierzu legt man die Stäbe, welche das Dessin bilden sollen, nebeneinander, schweiſst dieselben zusammen, sägt sie dann rechtwinklig zur Achse durch und schweiſst die so erhaltenen flachen Plättchen auf die Klinge auf. Dies Verfahren wendet man nur dann an, wenn eine gewisse Zahl gleicher Figuren in regelmäſsigem Abstande sich wiederholen sollen. In diesem Mosaikdamast hat Clouet besonders schöne Arbeiten hergestellt.
In ähnlicher Weise hat auch Hermann Versuche zur Nachahmung orientalischer Klingen mit gutem Erfolg angestellt 1).
Um diese Zeit, Anfang der 90 er Jahre, wurde der Wootzstahl der Indier zuerst in Europa bekannt. Durch seine groſse Härte und Festigkeit zog er die Aufmerksamkeit auf sich. George Pearson war es, der den indischen Wootzstahl zuerst untersuchte und das Ergebnis seiner Untersuchungen 1795 der Royal Society in London mitteilte 2). Seine Prüfung war sehr genau, aber mehr eine physi- kalische als eine chemische. Er fand, daſs es ein sehr harter Guſsstahl sei, der dem weiſsen Roheisen schon nahe komme. Er lieſs sich noch härten, aber nur wenig, und verhielt sich auch nach dem Glühen noch hart gegen die Feile, nahm ausgezeichnete Politur an und war schwerer schmelzbar als Roheisen. Salpetersäure hinterlieſs auf der polierten Oberfläche einen schwarzen Fleck; in verdünnter Schwefelsäure gelöst, hinterlieſs er soviel Kohlenstoff wie Stahl. Pearson, der über die Herstellung des Wootz keine Nachrichten hatte, stand nicht an, aus seinem Verhalten zu schlieſsen, daſs er unmittelbar aus den Erzen geschmolzen worden sei und sich niemals im Zustande des Schmiede- eisens befunden habe, denn die Stahlkuchen stellten offenbar einen geschmolzenen Metallkönig dar und das Bruchansehen deutete eben- falls auf die erfolgte Schmelzung der Masse.
Feine Stahlwaren von vorzüglicher Politur lieferte England am besten. Die berühmteste Fabrik der Art war die zu Soho bei Birmingham von Boulton, Watt und Fothergill, welche besonders durch ihre vorzüglichen Maschineneinrichtungen hervor-
1) Siehe Nova Acta Acad. Imp. Petrop., Vol. XII, 1801, p. 352 und daraus in Crells Chem. Annalen 1802, S. 13. Versuche über den Damascener Stahl von H. R. Hermann; vergl. Chem. Annalen 1792, Bd. II, S. 99 und Hildts Handlungs- Zeitung 1793, S. 115.
2) Siehe Transactions of the Royal Soc. 1795, p. 322.
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eingräbt, die dann beim Schweiſsen teilweise ausgefüllt werden. Ein
drittes Verfahren ist, sie nach Mosaikart zusammenzusetzen. Hierzu
legt man die Stäbe, welche das Dessin bilden sollen, nebeneinander,
schweiſst dieselben zusammen, sägt sie dann rechtwinklig zur Achse durch
und schweiſst die so erhaltenen flachen Plättchen auf die Klinge auf.
Dies Verfahren wendet man nur dann an, wenn eine gewisse Zahl gleicher
Figuren in regelmäſsigem Abstande sich wiederholen sollen. In diesem
Mosaikdamast hat Clouet besonders schöne Arbeiten hergestellt.
In ähnlicher Weise hat auch Hermann Versuche zur Nachahmung
orientalischer Klingen mit gutem Erfolg angestellt 1).
Um diese Zeit, Anfang der 90 er Jahre, wurde der Wootzstahl
der Indier zuerst in Europa bekannt. Durch seine groſse Härte und
Festigkeit zog er die Aufmerksamkeit auf sich. George Pearson
war es, der den indischen Wootzstahl zuerst untersuchte und das
Ergebnis seiner Untersuchungen 1795 der Royal Society in London
mitteilte 2). Seine Prüfung war sehr genau, aber mehr eine physi-
kalische als eine chemische. Er fand, daſs es ein sehr harter Guſsstahl
sei, der dem weiſsen Roheisen schon nahe komme. Er lieſs sich noch
härten, aber nur wenig, und verhielt sich auch nach dem Glühen noch
hart gegen die Feile, nahm ausgezeichnete Politur an und war schwerer
schmelzbar als Roheisen. Salpetersäure hinterlieſs auf der polierten
Oberfläche einen schwarzen Fleck; in verdünnter Schwefelsäure gelöst,
hinterlieſs er soviel Kohlenstoff wie Stahl. Pearson, der über die
Herstellung des Wootz keine Nachrichten hatte, stand nicht an, aus
seinem Verhalten zu schlieſsen, daſs er unmittelbar aus den Erzen
geschmolzen worden sei und sich niemals im Zustande des Schmiede-
eisens befunden habe, denn die Stahlkuchen stellten offenbar einen
geschmolzenen Metallkönig dar und das Bruchansehen deutete eben-
falls auf die erfolgte Schmelzung der Masse.
Feine Stahlwaren von vorzüglicher Politur lieferte England
am besten. Die berühmteste Fabrik der Art war die zu Soho
bei Birmingham von Boulton, Watt und Fothergill, welche
besonders durch ihre vorzüglichen Maschineneinrichtungen hervor-
1) Siehe Nova Acta Acad. Imp. Petrop., Vol. XII, 1801, p. 352 und daraus
in Crells Chem. Annalen 1802, S. 13. Versuche über den Damascener Stahl von
H. R. Hermann; vergl. Chem. Annalen 1792, Bd. II, S. 99 und Hildts Handlungs-
Zeitung 1793, S. 115.
2) Siehe Transactions of the Royal Soc. 1795, p. 322.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/788>, abgerufen am 22.11.2024.
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