Umschmelzen des Roheisens in den Giessereiöfen entspricht; 2. einen länglichen Ofen mit drei Formen auf einer langen Seite (Fig. 170), welcher an die Öfen des Generals Rachette, welche anfangs der 60 er Jahre dieses Jahrhunderts Aufsehen erregten, erinnert. Es ist nichts davon bekannt, dass sich Wilkinsons niedrige Öfen für das Ausschmelzen der Erze bewährt hätten, dagegen fand man, dass man in diesen Öfen mit Leichtigkeit bei schwachem Winde Roheisen umschmelzen konnte, was für die Eisengiesserei von grösster Wichtigkeit wurde. Zu diesem Zwecke fanden Wilkinsons kleine, mehrförmige Öfen
[Abbildung]
Fig. 171.
unter der unrichtigen Benennung Kupolöfen rasche Verbreitung. Sie wurden zu Anfang dieses Jahr- hunderts auch auf dem Kontinent eingeführt und in Frankreich bis um die Mitte dieses Jahrhunderts als "Wilkinsonöfen" bezeichnet.
Diese von Wilkinson vor- geschlagenen Schmelzöfen hatten den grossen Vorteil, dass kost- spieliges Rauhmauerwerk durch eine starke Umkleidung von guss- eisernen Platten ersetzt und er- spart war.
Ähnliche Bestrebungen mach- ten sich bei dem Hochofenbau geltend, um durch Verwendung von Eisen an Mauerwerk zu sparen. Dies geschah durch starke Verankerung mit durch und um das Mauerwerk gelegten schmiedeeisernen Stangen. Bei dem um 1795 neu erbauten Hochofen zu Lauchhammer bei Mückenburg ersparte man das äussere Rauh- mauerwerk für den Schacht vollständig durch die in Fig. 171 gezeichnete Einbindung des Rauhschachtes durch ein Gitterwerk von Eisenstäben.
Die Mehrzahl der Hüttenleute erstrebte aber gegen Ende des Jahrhunderts eine Erhöhung der Hochöfen und die Ansicht der Eisen- hüttenmänner jener Zeit findet wohl ihren deutlichsten Ausdruck in folgender Äusserung Hermanns: "Je höher der Hochofen ist (doch würde ich ihn nie über 45 englische Fuss bauen, das Mittel ist zwischen
Werkzeugmaschinen. Öfen.
Umschmelzen des Roheisens in den Gieſsereiöfen entspricht; 2. einen länglichen Ofen mit drei Formen auf einer langen Seite (Fig. 170), welcher an die Öfen des Generals Rachette, welche anfangs der 60 er Jahre dieses Jahrhunderts Aufsehen erregten, erinnert. Es ist nichts davon bekannt, daſs sich Wilkinsons niedrige Öfen für das Ausschmelzen der Erze bewährt hätten, dagegen fand man, daſs man in diesen Öfen mit Leichtigkeit bei schwachem Winde Roheisen umschmelzen konnte, was für die Eisengieſserei von gröſster Wichtigkeit wurde. Zu diesem Zwecke fanden Wilkinsons kleine, mehrförmige Öfen
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Fig. 171.
unter der unrichtigen Benennung Kupolöfen rasche Verbreitung. Sie wurden zu Anfang dieses Jahr- hunderts auch auf dem Kontinent eingeführt und in Frankreich bis um die Mitte dieses Jahrhunderts als „Wilkinsonöfen“ bezeichnet.
Diese von Wilkinson vor- geschlagenen Schmelzöfen hatten den groſsen Vorteil, daſs kost- spieliges Rauhmauerwerk durch eine starke Umkleidung von guſs- eisernen Platten ersetzt und er- spart war.
Ähnliche Bestrebungen mach- ten sich bei dem Hochofenbau geltend, um durch Verwendung von Eisen an Mauerwerk zu sparen. Dies geschah durch starke Verankerung mit durch und um das Mauerwerk gelegten schmiedeeisernen Stangen. Bei dem um 1795 neu erbauten Hochofen zu Lauchhammer bei Mückenburg ersparte man das äuſsere Rauh- mauerwerk für den Schacht vollständig durch die in Fig. 171 gezeichnete Einbindung des Rauhschachtes durch ein Gitterwerk von Eisenstäben.
Die Mehrzahl der Hüttenleute erstrebte aber gegen Ende des Jahrhunderts eine Erhöhung der Hochöfen und die Ansicht der Eisen- hüttenmänner jener Zeit findet wohl ihren deutlichsten Ausdruck in folgender Äuſserung Hermanns: „Je höher der Hochofen ist (doch würde ich ihn nie über 45 englische Fuſs bauen, das Mittel ist zwischen
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Werkzeugmaschinen. Öfen.
Umschmelzen des Roheisens in den Gieſsereiöfen entspricht; 2. einen
länglichen Ofen mit drei Formen auf einer langen Seite (Fig. 170),
welcher an die Öfen des Generals Rachette, welche anfangs der 60 er
Jahre dieses Jahrhunderts Aufsehen erregten, erinnert. Es ist nichts davon
bekannt, daſs sich Wilkinsons niedrige Öfen für das Ausschmelzen
der Erze bewährt hätten, dagegen fand man, daſs man in diesen
Öfen mit Leichtigkeit bei schwachem Winde Roheisen umschmelzen
konnte, was für die Eisengieſserei von gröſster Wichtigkeit wurde.
Zu diesem Zwecke fanden Wilkinsons kleine, mehrförmige Öfen
[Abbildung Fig. 171.]
unter der unrichtigen Benennung
Kupolöfen rasche Verbreitung. Sie
wurden zu Anfang dieses Jahr-
hunderts auch auf dem Kontinent
eingeführt und in Frankreich bis
um die Mitte dieses Jahrhunderts
als „Wilkinsonöfen“ bezeichnet.
Diese von Wilkinson vor-
geschlagenen Schmelzöfen hatten
den groſsen Vorteil, daſs kost-
spieliges Rauhmauerwerk durch
eine starke Umkleidung von guſs-
eisernen Platten ersetzt und er-
spart war.
Ähnliche Bestrebungen mach-
ten sich bei dem Hochofenbau
geltend, um durch Verwendung
von Eisen an Mauerwerk zu
sparen. Dies geschah durch
starke Verankerung mit durch
und um das Mauerwerk gelegten
schmiedeeisernen Stangen. Bei dem um 1795 neu erbauten Hochofen
zu Lauchhammer bei Mückenburg ersparte man das äuſsere Rauh-
mauerwerk für den Schacht vollständig durch die in Fig. 171
gezeichnete Einbindung des Rauhschachtes durch ein Gitterwerk von
Eisenstäben.
Die Mehrzahl der Hüttenleute erstrebte aber gegen Ende des
Jahrhunderts eine Erhöhung der Hochöfen und die Ansicht der Eisen-
hüttenmänner jener Zeit findet wohl ihren deutlichsten Ausdruck in
folgender Äuſserung Hermanns: „Je höher der Hochofen ist (doch
würde ich ihn nie über 45 englische Fuſs bauen, das Mittel ist zwischen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/630>, abgerufen am 22.11.2024.
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