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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Litteratur im 18. Jahrhundert.
deckungen dieser Männer, welche mir zu den Versuchen, die ich selbst
während meiner Dienstzeit anzustellen Gelegenheit gehabt, zu Weg-
weisern gedient haben, gründet sich das Wesentliche dieser Abhand-
lung."

In Schweden war damals die Kunst des Ofenbaues (Stegresare-
Konst) ganz getrennt von der Schmelzkunst (Masmästare-Konst);
dem entsprechend zerfällt auch Garnejs Werk in zwei Teile. Der erste
Teil, die Ofenbaukunst, zerfällt in folgende Kapitel: 1. Von den Arten
der Hochöfen, 2. von dem Fundament, 3. von dem doppelten Rauh-
mauerwerk, 4. vom Gestell, 5. vom Schacht, 6. von der Gicht, und
7. von der Instandhaltung des Hochofens. Der zweite Teil des Werkes,
der "von dem Betrieb der Hochöfen" handelt, zerfällt 1. in die Ein-
leitung, 2. die Unterscheidung der Eisensteine, 3. die Beschickung,
4. das Rösten, 5. das Pochen, 6. die Kohlen, 7. die Blasebälge, 8. vom
Gestell, 9. von der Wartung des Hochofens, 10. von der Unterscheidung
des Roheisens, 11. von den Betriebsstörungen.

Das Werk beruht zwar ganz auf der schwedischen Praxis, aber
durch seine Gründlichkeit und vortreffliche, fassliche Darstellung ist
es auch für die ausserschwedischen Länder, für die Hüttenkunde im
Allgemeinen und für die Art der Behandlung des Gegenstandes von
allergrösster Bedeutung geworden und gehört ebenfalls zu den grund-
legenden Werken der Eisenhüttenkunde. Am bezeichnendsten ist wohl,
was Meyer darüber schreibt 1): "Noch wichtiger aber wurde für die
praktische Richtung Garnejs Handbuch des schwedischen Hochofen-
betriebes. Dieses Buch, welches wirklich auf jedem Ofenkranze und bei
jeder Tümpelflamme gelesen wurde und noch jetzt des Hüttenmannes
Ratgeber bei allen schwierigen Vorfällen ist, hat die bis zu seinem Er-
scheinen (1791) immer noch bestehenden, durch die mehrfachen Ein-
wanderungen mitgebrachten Prinzipien des Hochofenbaues und die
vielen Vorurteile allmählich fast ganz verdrängt, und die beigegebenen
Kupferstiche mit allen ihren Buchstaben sind so ins Hüttenleben
übergegangen, dass man bei der neuen Umarbeitung 1814 durch
Lidbek es vorzog, die alten, obwohl schlechten Platten unverändert
wieder abzuziehen, als neue stechen zu lassen, um nicht den Hütten-
mann durch einen ihm weniger vertrauten Anblick zu stören oder zu
entfremden. Über dieses Werk ist im Inlande nur eine Stimme, und
das Ausland selbst, für das es nur einen mittelbaren Wert haben

1) Siehe Dr. Moritz Meyer, Beiträge zur genaueren Kenntnis des Eisen-
hüttenwesens in Schweden 1829.

Litteratur im 18. Jahrhundert.
deckungen dieser Männer, welche mir zu den Versuchen, die ich selbst
während meiner Dienstzeit anzustellen Gelegenheit gehabt, zu Weg-
weisern gedient haben, gründet sich das Wesentliche dieser Abhand-
lung.“

In Schweden war damals die Kunst des Ofenbaues (Stegresare-
Konst) ganz getrennt von der Schmelzkunst (Masmästare-Konst);
dem entsprechend zerfällt auch Garnejs Werk in zwei Teile. Der erste
Teil, die Ofenbaukunst, zerfällt in folgende Kapitel: 1. Von den Arten
der Hochöfen, 2. von dem Fundament, 3. von dem doppelten Rauh-
mauerwerk, 4. vom Gestell, 5. vom Schacht, 6. von der Gicht, und
7. von der Instandhaltung des Hochofens. Der zweite Teil des Werkes,
der „von dem Betrieb der Hochöfen“ handelt, zerfällt 1. in die Ein-
leitung, 2. die Unterscheidung der Eisensteine, 3. die Beschickung,
4. das Rösten, 5. das Pochen, 6. die Kohlen, 7. die Blasebälge, 8. vom
Gestell, 9. von der Wartung des Hochofens, 10. von der Unterscheidung
des Roheisens, 11. von den Betriebsstörungen.

Das Werk beruht zwar ganz auf der schwedischen Praxis, aber
durch seine Gründlichkeit und vortreffliche, faſsliche Darstellung ist
es auch für die auſserschwedischen Länder, für die Hüttenkunde im
Allgemeinen und für die Art der Behandlung des Gegenstandes von
allergröſster Bedeutung geworden und gehört ebenfalls zu den grund-
legenden Werken der Eisenhüttenkunde. Am bezeichnendsten ist wohl,
was Meyer darüber schreibt 1): „Noch wichtiger aber wurde für die
praktische Richtung Garnejs Handbuch des schwedischen Hochofen-
betriebes. Dieses Buch, welches wirklich auf jedem Ofenkranze und bei
jeder Tümpelflamme gelesen wurde und noch jetzt des Hüttenmannes
Ratgeber bei allen schwierigen Vorfällen ist, hat die bis zu seinem Er-
scheinen (1791) immer noch bestehenden, durch die mehrfachen Ein-
wanderungen mitgebrachten Prinzipien des Hochofenbaues und die
vielen Vorurteile allmählich fast ganz verdrängt, und die beigegebenen
Kupferstiche mit allen ihren Buchstaben sind so ins Hüttenleben
übergegangen, daſs man bei der neuen Umarbeitung 1814 durch
Lidbek es vorzog, die alten, obwohl schlechten Platten unverändert
wieder abzuziehen, als neue stechen zu lassen, um nicht den Hütten-
mann durch einen ihm weniger vertrauten Anblick zu stören oder zu
entfremden. Über dieses Werk ist im Inlande nur eine Stimme, und
das Ausland selbst, für das es nur einen mittelbaren Wert haben

1) Siehe Dr. Moritz Meyer, Beiträge zur genaueren Kenntnis des Eisen-
hüttenwesens in Schweden 1829.
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[48/0062] Litteratur im 18. Jahrhundert. deckungen dieser Männer, welche mir zu den Versuchen, die ich selbst während meiner Dienstzeit anzustellen Gelegenheit gehabt, zu Weg- weisern gedient haben, gründet sich das Wesentliche dieser Abhand- lung.“ In Schweden war damals die Kunst des Ofenbaues (Stegresare- Konst) ganz getrennt von der Schmelzkunst (Masmästare-Konst); dem entsprechend zerfällt auch Garnejs Werk in zwei Teile. Der erste Teil, die Ofenbaukunst, zerfällt in folgende Kapitel: 1. Von den Arten der Hochöfen, 2. von dem Fundament, 3. von dem doppelten Rauh- mauerwerk, 4. vom Gestell, 5. vom Schacht, 6. von der Gicht, und 7. von der Instandhaltung des Hochofens. Der zweite Teil des Werkes, der „von dem Betrieb der Hochöfen“ handelt, zerfällt 1. in die Ein- leitung, 2. die Unterscheidung der Eisensteine, 3. die Beschickung, 4. das Rösten, 5. das Pochen, 6. die Kohlen, 7. die Blasebälge, 8. vom Gestell, 9. von der Wartung des Hochofens, 10. von der Unterscheidung des Roheisens, 11. von den Betriebsstörungen. Das Werk beruht zwar ganz auf der schwedischen Praxis, aber durch seine Gründlichkeit und vortreffliche, faſsliche Darstellung ist es auch für die auſserschwedischen Länder, für die Hüttenkunde im Allgemeinen und für die Art der Behandlung des Gegenstandes von allergröſster Bedeutung geworden und gehört ebenfalls zu den grund- legenden Werken der Eisenhüttenkunde. Am bezeichnendsten ist wohl, was Meyer darüber schreibt 1): „Noch wichtiger aber wurde für die praktische Richtung Garnejs Handbuch des schwedischen Hochofen- betriebes. Dieses Buch, welches wirklich auf jedem Ofenkranze und bei jeder Tümpelflamme gelesen wurde und noch jetzt des Hüttenmannes Ratgeber bei allen schwierigen Vorfällen ist, hat die bis zu seinem Er- scheinen (1791) immer noch bestehenden, durch die mehrfachen Ein- wanderungen mitgebrachten Prinzipien des Hochofenbaues und die vielen Vorurteile allmählich fast ganz verdrängt, und die beigegebenen Kupferstiche mit allen ihren Buchstaben sind so ins Hüttenleben übergegangen, daſs man bei der neuen Umarbeitung 1814 durch Lidbek es vorzog, die alten, obwohl schlechten Platten unverändert wieder abzuziehen, als neue stechen zu lassen, um nicht den Hütten- mann durch einen ihm weniger vertrauten Anblick zu stören oder zu entfremden. Über dieses Werk ist im Inlande nur eine Stimme, und das Ausland selbst, für das es nur einen mittelbaren Wert haben 1) Siehe Dr. Moritz Meyer, Beiträge zur genaueren Kenntnis des Eisen- hüttenwesens in Schweden 1829.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/62>, abgerufen am 25.11.2024.