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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Werkzeugmaschinen. Öfen.
Getriebes. Diese Art zu bohren wendete man an, als man noch aus-
schliesslich die Geschütze über einen Kern goss, das Bohren also nur
ein Nachbohren der eingegossenen Seele war.

Im Anfang des 18. Jahrhunderts ging man aber dazu über, die
Kanonen massiv zu giessen und die Seele aus dem Vollen zu bohren.
Dies gab die Veranlassung, wieder zu der früheren Bohrweise auf
horizontalen Bänken zurückzukehren. Die vertikalen Bohrer, welche
keine ordentliche Führung hatten, bohrten zu leicht schief, namentlich
dadurch, dass sie sich drehten, während das Bohrstück still stand.
Den horizontalen Bohrern konnte man leichter Halt und Führung
geben.

Dem Schweizer Maritz aus Murten gebührt das Verdienst der
Einführung der horizontalen Bohrmaschinen, welche man in der Regel
als seine Erfindung bezeichnet, obgleich es, wie wir gezeigt haben,
nur eine Rückkehr zu dem ursprünglichen Bohrverfahren war. Aller-
dings waren seine Bohrbänke besser ausgestattet als die einfachen
Vorrichtungen Biringuccios. Maritz baute seine horizontalen Bohr-
bänke zuerst 1713 zu Bern. Dann ging er nach Spanien, wo er sich
lange aufhielt und viele Bohrbänke errichtete. Um 1740 berief ihn
der König von Frankreich, machte ihn zum Inspektor des Geschütz-
wesens und in dieser Stellung reorganisierte er die französischen
Artilleriewerkstätten, indem er das Giessen ohne Kern und das Bohren
aus dem Vollen mit horizontalen Bänken einführte. Seine eisernen
Kanonen waren anfangs schlecht, weil er zu weichen Guss nahm, was
Montalembert nachwies, der die richtige Eisensorte für den Kanonen-
guss durch Versuche in Perigord ermittelte. Nachdem dessen Ver-
fahren angenommen war, wurden auch gute eiserne Geschütze in
Frankreich gegossen. Ebenso ging man in England und Schweden,
welche Länder die meisten gusseisernen Kanonen lieferten, zu den
horizontalen Bänken über.

In früherer Zeit wurden die Bohrbänke vielfach nur mit Tret-
rädern betrieben, doch hatte man in Ulm schon im 16. Jahrhundert
Bohrmühlen, also Wasserbetrieb. Die Horizontalbohrmaschinen fanden
im vorigen Jahrhundert mehr und mehr Verbreitung, obgleich man
auch in manchen Anstalten die vertikale Bohrung beibehielt, wie z. B.
zu Ehrendal in Schweden, wo aber durch einen langen Trilling die
Kanone gedreht wurde, während der Bohrer fest stand. Dagegen
erbaute man noch 1775 auf der Stückgiesserei zu Hällefors in Schweden
eine Bohrmaschine nach dem alten System, welche aber nach 10 Jahren
wieder abgelegt wurde.


Werkzeugmaschinen. Öfen.
Getriebes. Diese Art zu bohren wendete man an, als man noch aus-
schlieſslich die Geschütze über einen Kern goſs, das Bohren also nur
ein Nachbohren der eingegossenen Seele war.

Im Anfang des 18. Jahrhunderts ging man aber dazu über, die
Kanonen massiv zu gieſsen und die Seele aus dem Vollen zu bohren.
Dies gab die Veranlassung, wieder zu der früheren Bohrweise auf
horizontalen Bänken zurückzukehren. Die vertikalen Bohrer, welche
keine ordentliche Führung hatten, bohrten zu leicht schief, namentlich
dadurch, daſs sie sich drehten, während das Bohrstück still stand.
Den horizontalen Bohrern konnte man leichter Halt und Führung
geben.

Dem Schweizer Maritz aus Murten gebührt das Verdienst der
Einführung der horizontalen Bohrmaschinen, welche man in der Regel
als seine Erfindung bezeichnet, obgleich es, wie wir gezeigt haben,
nur eine Rückkehr zu dem ursprünglichen Bohrverfahren war. Aller-
dings waren seine Bohrbänke besser ausgestattet als die einfachen
Vorrichtungen Biringuccios. Maritz baute seine horizontalen Bohr-
bänke zuerst 1713 zu Bern. Dann ging er nach Spanien, wo er sich
lange aufhielt und viele Bohrbänke errichtete. Um 1740 berief ihn
der König von Frankreich, machte ihn zum Inspektor des Geschütz-
wesens und in dieser Stellung reorganisierte er die französischen
Artilleriewerkstätten, indem er das Gieſsen ohne Kern und das Bohren
aus dem Vollen mit horizontalen Bänken einführte. Seine eisernen
Kanonen waren anfangs schlecht, weil er zu weichen Guſs nahm, was
Montalembert nachwies, der die richtige Eisensorte für den Kanonen-
guſs durch Versuche in Perigord ermittelte. Nachdem dessen Ver-
fahren angenommen war, wurden auch gute eiserne Geschütze in
Frankreich gegossen. Ebenso ging man in England und Schweden,
welche Länder die meisten guſseisernen Kanonen lieferten, zu den
horizontalen Bänken über.

In früherer Zeit wurden die Bohrbänke vielfach nur mit Tret-
rädern betrieben, doch hatte man in Ulm schon im 16. Jahrhundert
Bohrmühlen, also Wasserbetrieb. Die Horizontalbohrmaschinen fanden
im vorigen Jahrhundert mehr und mehr Verbreitung, obgleich man
auch in manchen Anstalten die vertikale Bohrung beibehielt, wie z. B.
zu Ehrendal in Schweden, wo aber durch einen langen Trilling die
Kanone gedreht wurde, während der Bohrer fest stand. Dagegen
erbaute man noch 1775 auf der Stückgieſserei zu Hällefors in Schweden
eine Bohrmaschine nach dem alten System, welche aber nach 10 Jahren
wieder abgelegt wurde.


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[603/0617] Werkzeugmaschinen. Öfen. Getriebes. Diese Art zu bohren wendete man an, als man noch aus- schlieſslich die Geschütze über einen Kern goſs, das Bohren also nur ein Nachbohren der eingegossenen Seele war. Im Anfang des 18. Jahrhunderts ging man aber dazu über, die Kanonen massiv zu gieſsen und die Seele aus dem Vollen zu bohren. Dies gab die Veranlassung, wieder zu der früheren Bohrweise auf horizontalen Bänken zurückzukehren. Die vertikalen Bohrer, welche keine ordentliche Führung hatten, bohrten zu leicht schief, namentlich dadurch, daſs sie sich drehten, während das Bohrstück still stand. Den horizontalen Bohrern konnte man leichter Halt und Führung geben. Dem Schweizer Maritz aus Murten gebührt das Verdienst der Einführung der horizontalen Bohrmaschinen, welche man in der Regel als seine Erfindung bezeichnet, obgleich es, wie wir gezeigt haben, nur eine Rückkehr zu dem ursprünglichen Bohrverfahren war. Aller- dings waren seine Bohrbänke besser ausgestattet als die einfachen Vorrichtungen Biringuccios. Maritz baute seine horizontalen Bohr- bänke zuerst 1713 zu Bern. Dann ging er nach Spanien, wo er sich lange aufhielt und viele Bohrbänke errichtete. Um 1740 berief ihn der König von Frankreich, machte ihn zum Inspektor des Geschütz- wesens und in dieser Stellung reorganisierte er die französischen Artilleriewerkstätten, indem er das Gieſsen ohne Kern und das Bohren aus dem Vollen mit horizontalen Bänken einführte. Seine eisernen Kanonen waren anfangs schlecht, weil er zu weichen Guſs nahm, was Montalembert nachwies, der die richtige Eisensorte für den Kanonen- guſs durch Versuche in Perigord ermittelte. Nachdem dessen Ver- fahren angenommen war, wurden auch gute eiserne Geschütze in Frankreich gegossen. Ebenso ging man in England und Schweden, welche Länder die meisten guſseisernen Kanonen lieferten, zu den horizontalen Bänken über. In früherer Zeit wurden die Bohrbänke vielfach nur mit Tret- rädern betrieben, doch hatte man in Ulm schon im 16. Jahrhundert Bohrmühlen, also Wasserbetrieb. Die Horizontalbohrmaschinen fanden im vorigen Jahrhundert mehr und mehr Verbreitung, obgleich man auch in manchen Anstalten die vertikale Bohrung beibehielt, wie z. B. zu Ehrendal in Schweden, wo aber durch einen langen Trilling die Kanone gedreht wurde, während der Bohrer fest stand. Dagegen erbaute man noch 1775 auf der Stückgieſserei zu Hällefors in Schweden eine Bohrmaschine nach dem alten System, welche aber nach 10 Jahren wieder abgelegt wurde.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/617>, abgerufen am 24.11.2024.