Bei den horizontalen Bänken war es eine Hauptsache, dass die Kanone richtig eingespannt wurde, damit die Achse der Seele genau mit der Achse des Stückes zusammenfiel. Die Kanone lief dabei wie in einem Drehstuhl um. Diese Bänke hatten den weiteren Vorteil, dass sich die Kanonen auf ihnen auch sehr leicht äusserlich abdrehen liessen, was dadurch erst allgemein geworden ist. Die Schiffskanonen bohrte man, so lange sie über den Kern gegossen wurden, in der Regel überhaupt nicht aus, indem man behauptete, durch Entfernung der inneren Gusshaut verliere die Kanone ihre Festigkeit. Nachdem man auch bei den eisernen Kanonen zum Vollguss und Bohren der Seele übergegangen war, musste man hiervon absehen, hielt aber lange Zeit an demselben Vorurteil in Bezug auf das Abdrehen fest, indem man behauptete, die Kanone würde wesentlich geschwächt durch Entfernung der äusseren Gusshaut. Die Franzosen hatten im vorigen Jahrhundert ihre Geschütze noch vielfach aus Schweden bezogen. Als aber der Revolutionskrieg ausbrach und die junge französische Republik isoliert und, mit den monarchischen Staaten Europas in Krieg verwickelt, auf ihre eigene Kraft allein angewiesen war, wurde die nationale Bewaffnung organisiert und die Waffenfabrikation erhielt hierdurch einen mächtigen Aufschwung. Hassenfratz, Monge und Perrier wurden von dem Wohlfahrtsausschuss berufen, um die Geschützfabrikation zu organisieren. Der Mathematiker Monge warf sich mit besonderem Eifer auf die Sache und ihm verdanken wir eine ausführliche Beschreibung der Geschützfabrikation mit vortrefflichen Abbildungen, welche im Auftrage des Wohlfahrtsausschusses gedruckt wurde 1).
Diesem Werke entnehmen wir, dass man in den alten Geschütz- giessereien zu Douai, Strassburg, Rochefort und Ruelle noch an dem früheren Verfahren fest hielt, das Kaliber durch eine Anzahl auf- einander folgender Bohrer zu bohren, von denen jeder folgende die Seele um 6 bis 8 Linien erweiterte, bis man zuletzt den Schlicht- bohrer anwendete. In den neu eingerichteten Werkstätten bohrte man die ganze Seele bis auf den Schlichtbohrer mit einem einzigen Bohrer. Dies war namentlich in der Bohrwerkstätte von Chaillot der Fall. Eine Dampfmaschine setzte vier gleich grosse Zahnräder, welche ineinander griffen, in Bewegung, von denen jedes eine Bohrbank bediente, so dass also immer vier Kanonen gleichzeitig ausgebohrt
1) Description de l'art de fabriques les canons, faite en execution de l'arrete du Comite de Salut public, au 18 pluviose de l'an 2 de la Republique francaise, une et indivisible, par Gaspard Monge. Paris, an 2 de la republique francaise.
Werkzeugmaschinen. Öfen.
Bei den horizontalen Bänken war es eine Hauptsache, daſs die Kanone richtig eingespannt wurde, damit die Achse der Seele genau mit der Achse des Stückes zusammenfiel. Die Kanone lief dabei wie in einem Drehstuhl um. Diese Bänke hatten den weiteren Vorteil, daſs sich die Kanonen auf ihnen auch sehr leicht äuſserlich abdrehen lieſsen, was dadurch erst allgemein geworden ist. Die Schiffskanonen bohrte man, so lange sie über den Kern gegossen wurden, in der Regel überhaupt nicht aus, indem man behauptete, durch Entfernung der inneren Guſshaut verliere die Kanone ihre Festigkeit. Nachdem man auch bei den eisernen Kanonen zum Vollguſs und Bohren der Seele übergegangen war, muſste man hiervon absehen, hielt aber lange Zeit an demselben Vorurteil in Bezug auf das Abdrehen fest, indem man behauptete, die Kanone würde wesentlich geschwächt durch Entfernung der äuſseren Guſshaut. Die Franzosen hatten im vorigen Jahrhundert ihre Geschütze noch vielfach aus Schweden bezogen. Als aber der Revolutionskrieg ausbrach und die junge französische Republik isoliert und, mit den monarchischen Staaten Europas in Krieg verwickelt, auf ihre eigene Kraft allein angewiesen war, wurde die nationale Bewaffnung organisiert und die Waffenfabrikation erhielt hierdurch einen mächtigen Aufschwung. Hassenfratz, Monge und Perrier wurden von dem Wohlfahrtsausschuſs berufen, um die Geschützfabrikation zu organisieren. Der Mathematiker Monge warf sich mit besonderem Eifer auf die Sache und ihm verdanken wir eine ausführliche Beschreibung der Geschützfabrikation mit vortrefflichen Abbildungen, welche im Auftrage des Wohlfahrtsausschusses gedruckt wurde 1).
Diesem Werke entnehmen wir, daſs man in den alten Geschütz- gieſsereien zu Douai, Straſsburg, Rochefort und Ruelle noch an dem früheren Verfahren fest hielt, das Kaliber durch eine Anzahl auf- einander folgender Bohrer zu bohren, von denen jeder folgende die Seele um 6 bis 8 Linien erweiterte, bis man zuletzt den Schlicht- bohrer anwendete. In den neu eingerichteten Werkstätten bohrte man die ganze Seele bis auf den Schlichtbohrer mit einem einzigen Bohrer. Dies war namentlich in der Bohrwerkstätte von Chaillot der Fall. Eine Dampfmaschine setzte vier gleich groſse Zahnräder, welche ineinander griffen, in Bewegung, von denen jedes eine Bohrbank bediente, so daſs also immer vier Kanonen gleichzeitig ausgebohrt
1) Description de l’art de fabriques les canons, faite en exécution de l’arrété du Comité de Salut public, au 18 pluviôse de l’an 2 de la République française, une et indivisible, par Gaspard Monge. Paris, an 2 de la republique française.
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Werkzeugmaschinen. Öfen.
Bei den horizontalen Bänken war es eine Hauptsache, daſs die
Kanone richtig eingespannt wurde, damit die Achse der Seele genau
mit der Achse des Stückes zusammenfiel. Die Kanone lief dabei wie
in einem Drehstuhl um. Diese Bänke hatten den weiteren Vorteil,
daſs sich die Kanonen auf ihnen auch sehr leicht äuſserlich abdrehen
lieſsen, was dadurch erst allgemein geworden ist. Die Schiffskanonen
bohrte man, so lange sie über den Kern gegossen wurden, in der
Regel überhaupt nicht aus, indem man behauptete, durch Entfernung
der inneren Guſshaut verliere die Kanone ihre Festigkeit. Nachdem
man auch bei den eisernen Kanonen zum Vollguſs und Bohren der
Seele übergegangen war, muſste man hiervon absehen, hielt aber
lange Zeit an demselben Vorurteil in Bezug auf das Abdrehen fest,
indem man behauptete, die Kanone würde wesentlich geschwächt
durch Entfernung der äuſseren Guſshaut. Die Franzosen hatten im
vorigen Jahrhundert ihre Geschütze noch vielfach aus Schweden bezogen.
Als aber der Revolutionskrieg ausbrach und die junge französische
Republik isoliert und, mit den monarchischen Staaten Europas in
Krieg verwickelt, auf ihre eigene Kraft allein angewiesen war, wurde
die nationale Bewaffnung organisiert und die Waffenfabrikation erhielt
hierdurch einen mächtigen Aufschwung. Hassenfratz, Monge und
Perrier wurden von dem Wohlfahrtsausschuſs berufen, um die
Geschützfabrikation zu organisieren. Der Mathematiker Monge warf
sich mit besonderem Eifer auf die Sache und ihm verdanken wir eine
ausführliche Beschreibung der Geschützfabrikation mit vortrefflichen
Abbildungen, welche im Auftrage des Wohlfahrtsausschusses gedruckt
wurde 1).
Diesem Werke entnehmen wir, daſs man in den alten Geschütz-
gieſsereien zu Douai, Straſsburg, Rochefort und Ruelle noch an dem
früheren Verfahren fest hielt, das Kaliber durch eine Anzahl auf-
einander folgender Bohrer zu bohren, von denen jeder folgende die
Seele um 6 bis 8 Linien erweiterte, bis man zuletzt den Schlicht-
bohrer anwendete. In den neu eingerichteten Werkstätten bohrte
man die ganze Seele bis auf den Schlichtbohrer mit einem einzigen
Bohrer. Dies war namentlich in der Bohrwerkstätte von Chaillot der
Fall. Eine Dampfmaschine setzte vier gleich groſse Zahnräder, welche
ineinander griffen, in Bewegung, von denen jedes eine Bohrbank
bediente, so daſs also immer vier Kanonen gleichzeitig ausgebohrt
1) Description de l’art de fabriques les canons, faite en exécution de l’arrété
du Comité de Salut public, au 18 pluviôse de l’an 2 de la République française,
une et indivisible, par Gaspard Monge. Paris, an 2 de la republique française.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/618>, abgerufen am 22.11.2024.
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