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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Walzwerke. Scheren.

Die grösste Verbreitung erhielt die Anwendung des Walzens
durch die Erfindung des Puddelprozesses. Die Verwendung von
Walzen bildete einen wesentlichen Teil von Corts Verfahren; auch
war sie eine Neuerung gegen früher, die als eine neue Erfindung
bezeichnet werden kann. Diese bestand darin, dass man die rohen
Luppen, nachdem sie nur ganz schwach gezängt und gedrückt waren,
sehr heiss auswalzte und ebenso die Schweisspakete in grosser Hitze
unter die Walzen brachte. Bis dahin hatte man das Eisen vor dem
Walzen sorgfältig vorgeschmiedet und die vorgeschmiedeten Stangen
oder Platten nur rotglühend zum Walzen gegeben. Der Hammer
hatte immer noch die Hauptarbeit der Formgebung leisten müssen,
während die Walzen nur das Fertigmachen besorgten. Durch Corts
neuen Prozess wurde umgekehrt dem Hammer nur die Vorarbeit
zugewiesen, während das Walzwerk die ganze Streckarbeit und die
Formgebung besorgte. Cort hat keine Neuerungen an den Walzen
selbst erfunden und auch das von ihm angewendete Verfahren scheinen
andere vor ihm angewendet zu haben, sein grosses Verdienst besteht
nur darin, dass er dieses Verfahren mit seinem neuen Frischprozess
in praktische Verbindung brachte. Das Hauptverdienst um das
Walzen gebührt wohl John Purnell, welcher s. Z. das erste Patent
auf das Walzen von Rundeisen 1766 erhalten hatte. William
Purnell
erhielt "auf eine Mitteilung von Purnell", wie es in der
Specifikation heisst, am 5. Juni 1787 ein Patent "auf das Herstellen,
Zängen und Schweissen von Eisen mit Steinkohlen aus Erz, Roh- oder
Gusseisen mittels einer Maschine". Der erste Teil des Patents ist
nichts anderes als eine Wiederholung von Corts Prozess, der 1783
und 1784 bereits patentiert war. Dann heisst es weiter, die Luppen,
welche ungefähr 14 Pfund wiegen, sollten nacheinander unter einem
Stabhammer in keilförmige Stücke geschmiedet und diese in der-
selben Hitze
(while still heated) durch ein nahegelegenes Walzen-
paar durchgewalzt werden, worauf sie in eine Kufe mit Wasser fielen.
Beim Walzen würden die Stücke der Reihe nach auf eine eiserne
Platte (den Walztisch), welche vor den Walzen befestigt war, gelegt,
und von da aus mit dem dünnen Ende nach vorn zwischen diese
gedrückt, oder die Walzen könnten nebeneinander laufen und die
Eisenstücke (von oben) zwischen ihnen durchfallen. Das Verbringen
des Eisens von den Öfen zu den Walzen sollte mit Schippen und
Haken geschehen. Durch das Walzen würde die Schlacke ausgepresst
und das Metall für den Schweissofen vorbereitet anstatt durch einen
Hammer.


Walzwerke. Scheren.

Die gröſste Verbreitung erhielt die Anwendung des Walzens
durch die Erfindung des Puddelprozesses. Die Verwendung von
Walzen bildete einen wesentlichen Teil von Corts Verfahren; auch
war sie eine Neuerung gegen früher, die als eine neue Erfindung
bezeichnet werden kann. Diese bestand darin, daſs man die rohen
Luppen, nachdem sie nur ganz schwach gezängt und gedrückt waren,
sehr heiſs auswalzte und ebenso die Schweiſspakete in groſser Hitze
unter die Walzen brachte. Bis dahin hatte man das Eisen vor dem
Walzen sorgfältig vorgeschmiedet und die vorgeschmiedeten Stangen
oder Platten nur rotglühend zum Walzen gegeben. Der Hammer
hatte immer noch die Hauptarbeit der Formgebung leisten müssen,
während die Walzen nur das Fertigmachen besorgten. Durch Corts
neuen Prozeſs wurde umgekehrt dem Hammer nur die Vorarbeit
zugewiesen, während das Walzwerk die ganze Streckarbeit und die
Formgebung besorgte. Cort hat keine Neuerungen an den Walzen
selbst erfunden und auch das von ihm angewendete Verfahren scheinen
andere vor ihm angewendet zu haben, sein groſses Verdienst besteht
nur darin, daſs er dieses Verfahren mit seinem neuen Frischprozeſs
in praktische Verbindung brachte. Das Hauptverdienst um das
Walzen gebührt wohl John Purnell, welcher s. Z. das erste Patent
auf das Walzen von Rundeisen 1766 erhalten hatte. William
Purnell
erhielt „auf eine Mitteilung von Purnell“, wie es in der
Specifikation heiſst, am 5. Juni 1787 ein Patent „auf das Herstellen,
Zängen und Schweiſsen von Eisen mit Steinkohlen aus Erz, Roh- oder
Guſseisen mittels einer Maschine“. Der erste Teil des Patents ist
nichts anderes als eine Wiederholung von Corts Prozeſs, der 1783
und 1784 bereits patentiert war. Dann heiſst es weiter, die Luppen,
welche ungefähr 14 Pfund wiegen, sollten nacheinander unter einem
Stabhammer in keilförmige Stücke geschmiedet und diese in der-
selben Hitze
(while still heated) durch ein nahegelegenes Walzen-
paar durchgewalzt werden, worauf sie in eine Kufe mit Wasser fielen.
Beim Walzen würden die Stücke der Reihe nach auf eine eiserne
Platte (den Walztisch), welche vor den Walzen befestigt war, gelegt,
und von da aus mit dem dünnen Ende nach vorn zwischen diese
gedrückt, oder die Walzen könnten nebeneinander laufen und die
Eisenstücke (von oben) zwischen ihnen durchfallen. Das Verbringen
des Eisens von den Öfen zu den Walzen sollte mit Schippen und
Haken geschehen. Durch das Walzen würde die Schlacke ausgepreſst
und das Metall für den Schweiſsofen vorbereitet anstatt durch einen
Hammer.


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[590/0604] Walzwerke. Scheren. Die gröſste Verbreitung erhielt die Anwendung des Walzens durch die Erfindung des Puddelprozesses. Die Verwendung von Walzen bildete einen wesentlichen Teil von Corts Verfahren; auch war sie eine Neuerung gegen früher, die als eine neue Erfindung bezeichnet werden kann. Diese bestand darin, daſs man die rohen Luppen, nachdem sie nur ganz schwach gezängt und gedrückt waren, sehr heiſs auswalzte und ebenso die Schweiſspakete in groſser Hitze unter die Walzen brachte. Bis dahin hatte man das Eisen vor dem Walzen sorgfältig vorgeschmiedet und die vorgeschmiedeten Stangen oder Platten nur rotglühend zum Walzen gegeben. Der Hammer hatte immer noch die Hauptarbeit der Formgebung leisten müssen, während die Walzen nur das Fertigmachen besorgten. Durch Corts neuen Prozeſs wurde umgekehrt dem Hammer nur die Vorarbeit zugewiesen, während das Walzwerk die ganze Streckarbeit und die Formgebung besorgte. Cort hat keine Neuerungen an den Walzen selbst erfunden und auch das von ihm angewendete Verfahren scheinen andere vor ihm angewendet zu haben, sein groſses Verdienst besteht nur darin, daſs er dieses Verfahren mit seinem neuen Frischprozeſs in praktische Verbindung brachte. Das Hauptverdienst um das Walzen gebührt wohl John Purnell, welcher s. Z. das erste Patent auf das Walzen von Rundeisen 1766 erhalten hatte. William Purnell erhielt „auf eine Mitteilung von Purnell“, wie es in der Specifikation heiſst, am 5. Juni 1787 ein Patent „auf das Herstellen, Zängen und Schweiſsen von Eisen mit Steinkohlen aus Erz, Roh- oder Guſseisen mittels einer Maschine“. Der erste Teil des Patents ist nichts anderes als eine Wiederholung von Corts Prozeſs, der 1783 und 1784 bereits patentiert war. Dann heiſst es weiter, die Luppen, welche ungefähr 14 Pfund wiegen, sollten nacheinander unter einem Stabhammer in keilförmige Stücke geschmiedet und diese in der- selben Hitze (while still heated) durch ein nahegelegenes Walzen- paar durchgewalzt werden, worauf sie in eine Kufe mit Wasser fielen. Beim Walzen würden die Stücke der Reihe nach auf eine eiserne Platte (den Walztisch), welche vor den Walzen befestigt war, gelegt, und von da aus mit dem dünnen Ende nach vorn zwischen diese gedrückt, oder die Walzen könnten nebeneinander laufen und die Eisenstücke (von oben) zwischen ihnen durchfallen. Das Verbringen des Eisens von den Öfen zu den Walzen sollte mit Schippen und Haken geschehen. Durch das Walzen würde die Schlacke ausgepreſst und das Metall für den Schweiſsofen vorbereitet anstatt durch einen Hammer.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/604>, abgerufen am 22.11.2024.