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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
Reckhämmer waren dagegen meist Schwanzhämmer, ebenso die
Nagel- und Tiefhämmer.

Die Stirnhämmer (Fig. 148) zum Schmieden schwerer Luppen
und Pakete kamen in England zuerst auf.

Wir haben bei der Beschreibung der Ankerschmieden kennen
gelernt, dass man bei diesen, die in den grossen Seehäfen sich befanden,
sich schwerer Hämmer bediente, die nicht durch Wasserkraft, sondern
von Menschenhand bewegt wurden. Dieselben wurden durch Seile
gezogen und in Schwingung versetzt. Der Schlag wurde durch Federn
verstärkt. Die Abbildungen französischer Hämmer dieser Art finden
sich in den Descriptions des arts et metiers 1). Die plumpe Fall-
keule, Herkules genannt, haben wir ebenfalls bereits beschrieben 2).
Compaguot brachte einen schweren Hammer von 500 bis 750 kg
Gewicht mit Handbetrieb in Vorschlag 3), doch ist seine Erfindung

[Abbildung] Fig. 148.
Besson entnom-
men, in dessen
Theatre des Instru-
ments mathemati-
ques et mecaniques
er bereits 1569 ab-
gebildet wurde.

Oberschläch-
tige Hammer-
räder
hatten meist 3,20 m Durchmesser und 0,36 m Schaufelbreite.
Man machte den Radkranz schwer und die Arme leicht, damit sie als
Schwungrad wirken konnten.

Den Aufwerfhämmern gab man ein Gewicht von 4 bis 5 Centner
und keine grössere Geschwindigkeit als 80 bis 90 Schläge in der
Minute. Die höchste Hubhöhe betrug 0,60 bis 0,75 m.

Schwanzhämmer waren leichter, doch von sehr verschiedenem
Gewicht; die schwersten, die man auch zum Verschmieden nicht zu
schwerer Luppen verwendete, hatten 3 bis 31/2 Centner Gewicht,
0,47 bis 0,52 m Hubhöhe und machten 150 bis 180 Schläge in der
Minute.

Das Schwanzhammergerüst war viel einfacher; es bestand in der
Hauptsache nur aus zwei Büchsensäulen, welche mit dem Grundwerk
fest verbunden waren.


1) S. Schauplatz der Künste und Handwerke, Bd. I, Tab. V, Fig. 1, 2 und 5.
2) Abbildung davon findet sich ebendaselbst Tab. V, Fig. 10.
3) Machines et inventions etc. de l'Academie, V, p. 101.

Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
Reckhämmer waren dagegen meist Schwanzhämmer, ebenso die
Nagel- und Tiefhämmer.

Die Stirnhämmer (Fig. 148) zum Schmieden schwerer Luppen
und Pakete kamen in England zuerst auf.

Wir haben bei der Beschreibung der Ankerschmieden kennen
gelernt, daſs man bei diesen, die in den groſsen Seehäfen sich befanden,
sich schwerer Hämmer bediente, die nicht durch Wasserkraft, sondern
von Menschenhand bewegt wurden. Dieselben wurden durch Seile
gezogen und in Schwingung versetzt. Der Schlag wurde durch Federn
verstärkt. Die Abbildungen französischer Hämmer dieser Art finden
sich in den Descriptions des arts et métiers 1). Die plumpe Fall-
keule, Herkules genannt, haben wir ebenfalls bereits beschrieben 2).
Compaguot brachte einen schweren Hammer von 500 bis 750 kg
Gewicht mit Handbetrieb in Vorschlag 3), doch ist seine Erfindung

[Abbildung] Fig. 148.
Besson entnom-
men, in dessen
Théâtre des Instru-
ments mathemati-
ques et mécaniques
er bereits 1569 ab-
gebildet wurde.

Oberschläch-
tige Hammer-
räder
hatten meist 3,20 m Durchmesser und 0,36 m Schaufelbreite.
Man machte den Radkranz schwer und die Arme leicht, damit sie als
Schwungrad wirken konnten.

Den Aufwerfhämmern gab man ein Gewicht von 4 bis 5 Centner
und keine gröſsere Geschwindigkeit als 80 bis 90 Schläge in der
Minute. Die höchste Hubhöhe betrug 0,60 bis 0,75 m.

Schwanzhämmer waren leichter, doch von sehr verschiedenem
Gewicht; die schwersten, die man auch zum Verschmieden nicht zu
schwerer Luppen verwendete, hatten 3 bis 3½ Centner Gewicht,
0,47 bis 0,52 m Hubhöhe und machten 150 bis 180 Schläge in der
Minute.

Das Schwanzhammergerüst war viel einfacher; es bestand in der
Hauptsache nur aus zwei Büchsensäulen, welche mit dem Grundwerk
fest verbunden waren.


1) S. Schauplatz der Künste und Handwerke, Bd. I, Tab. V, Fig. 1, 2 und 5.
2) Abbildung davon findet sich ebendaselbst Tab. V, Fig. 10.
3) Machines et inventions etc. de l’Academie, V, p. 101.
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[575/0589] Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer. Reckhämmer waren dagegen meist Schwanzhämmer, ebenso die Nagel- und Tiefhämmer. Die Stirnhämmer (Fig. 148) zum Schmieden schwerer Luppen und Pakete kamen in England zuerst auf. Wir haben bei der Beschreibung der Ankerschmieden kennen gelernt, daſs man bei diesen, die in den groſsen Seehäfen sich befanden, sich schwerer Hämmer bediente, die nicht durch Wasserkraft, sondern von Menschenhand bewegt wurden. Dieselben wurden durch Seile gezogen und in Schwingung versetzt. Der Schlag wurde durch Federn verstärkt. Die Abbildungen französischer Hämmer dieser Art finden sich in den Descriptions des arts et métiers 1). Die plumpe Fall- keule, Herkules genannt, haben wir ebenfalls bereits beschrieben 2). Compaguot brachte einen schweren Hammer von 500 bis 750 kg Gewicht mit Handbetrieb in Vorschlag 3), doch ist seine Erfindung [Abbildung Fig. 148.] Besson entnom- men, in dessen Théâtre des Instru- ments mathemati- ques et mécaniques er bereits 1569 ab- gebildet wurde. Oberschläch- tige Hammer- räder hatten meist 3,20 m Durchmesser und 0,36 m Schaufelbreite. Man machte den Radkranz schwer und die Arme leicht, damit sie als Schwungrad wirken konnten. Den Aufwerfhämmern gab man ein Gewicht von 4 bis 5 Centner und keine gröſsere Geschwindigkeit als 80 bis 90 Schläge in der Minute. Die höchste Hubhöhe betrug 0,60 bis 0,75 m. Schwanzhämmer waren leichter, doch von sehr verschiedenem Gewicht; die schwersten, die man auch zum Verschmieden nicht zu schwerer Luppen verwendete, hatten 3 bis 3½ Centner Gewicht, 0,47 bis 0,52 m Hubhöhe und machten 150 bis 180 Schläge in der Minute. Das Schwanzhammergerüst war viel einfacher; es bestand in der Hauptsache nur aus zwei Büchsensäulen, welche mit dem Grundwerk fest verbunden waren. 1) S. Schauplatz der Künste und Handwerke, Bd. I, Tab. V, Fig. 1, 2 und 5. 2) Abbildung davon findet sich ebendaselbst Tab. V, Fig. 10. 3) Machines et inventions etc. de l’Academie, V, p. 101.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/589>, abgerufen am 29.06.2024.