Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
konstruieren sei, welche weder Cykloide noch Epicykloide ist. Er
empfiehlt dabei die einfachen Wellfüsse, wie sie in England gebräuch-
lich waren, gegenüber den in Deutschland gebräuchlichen doppelten
Kämmen, bei welchen zwei Hube bei einem Umgang des Rades
gemacht wurden, infolgedessen das Rad aber auch soviel langsamer
laufen musste.

v. Baader legt seiner Konstruktion folgende Erwägungen zu
Grunde. Um eine ununterbrochene Wirkung eines Cylindergebläses
mit zwei Kolben zu erreichen, muss der eine Hub dem andern etwas
voreilen, denn im Augenblick des Wechsels findet nicht gleich ein
Ansaugen statt, weil die Luft im schädlichen Raume erst verdünnt
werden muss. Hieraus folgen zwei wesentliche Bedingungen für den
Gang der Maschine:

1. Der Rückzug oder der einsaugende Hub eines jeden Kolbens
muss in einer kürzeren Zeit vollendet werden als der ausdrückende Hub.

2. Jeder Kolben wird also am Ende seines Hubes von dem darauf
folgenden Hube des anderen Kolbens eingeholt, und am Anfang und
Ende eines jeden Hubes müssen einige Augenblicke lang beide Kolben
zusammen arbeiten oder zu gleicher Zeit miteinander Luft ausdrücken.

Um an der Ausströmungsöffnung gleichbleibende Ausflussgeschwin-
digkeit zu erhalten, muss:

1. Jeder Kolben während derjenigen Zeit seines Hubes, die er
ganz allein arbeitet, mit vollkommen gleichförmiger Geschwindigkeit
bewegt werden.

2. Zu Anfang und Ende eines jeden Hubes, da beide Kolben
miteinander arbeiten, die Summe ihrer Wirkungen und Widerstands-
momente, sowie die von beiden miteinander ausgedrückte Luftmenge
ebenso gross werden als diejenige, welche ein einzeln arbeitender Kolben
in gleicher Zeit ausdrückt.

Die Geschwindigkeit eines jeden Kolbens muss also vom Anfang
seines Hubes beschleunigt, während der Zeit, da er arbeitet, gleich-
förmig und am Ende, sobald der zweite Kolben seinen Hub beginnt,
verzögert sein.

Baader konstruierte nebengezeichneten einhubigen Wellfuss
(Fig. 147, a. f. S.), welcher diesen Anforderungen entsprach.

War das Gebläse die wichtigste Maschine in der Hochofenhütte,
so war dies der Hammer in der Frischhütte und in allen Arten von
Hammerhütten, welche ihre Benennung von diesen hatten.

Der Hammer als Werkzeug hat keine grossen Veränderungen und
Verbesserungen im Laufe des 18. Jahrhunderts erfahren. Diese

Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
konstruieren sei, welche weder Cykloide noch Epicykloide ist. Er
empfiehlt dabei die einfachen Wellfüſse, wie sie in England gebräuch-
lich waren, gegenüber den in Deutschland gebräuchlichen doppelten
Kämmen, bei welchen zwei Hube bei einem Umgang des Rades
gemacht wurden, infolgedessen das Rad aber auch soviel langsamer
laufen muſste.

v. Baader legt seiner Konstruktion folgende Erwägungen zu
Grunde. Um eine ununterbrochene Wirkung eines Cylindergebläses
mit zwei Kolben zu erreichen, muſs der eine Hub dem andern etwas
voreilen, denn im Augenblick des Wechsels findet nicht gleich ein
Ansaugen statt, weil die Luft im schädlichen Raume erst verdünnt
werden muſs. Hieraus folgen zwei wesentliche Bedingungen für den
Gang der Maschine:

1. Der Rückzug oder der einsaugende Hub eines jeden Kolbens
muſs in einer kürzeren Zeit vollendet werden als der ausdrückende Hub.

2. Jeder Kolben wird also am Ende seines Hubes von dem darauf
folgenden Hube des anderen Kolbens eingeholt, und am Anfang und
Ende eines jeden Hubes müssen einige Augenblicke lang beide Kolben
zusammen arbeiten oder zu gleicher Zeit miteinander Luft ausdrücken.

Um an der Ausströmungsöffnung gleichbleibende Ausfluſsgeschwin-
digkeit zu erhalten, muſs:

1. Jeder Kolben während derjenigen Zeit seines Hubes, die er
ganz allein arbeitet, mit vollkommen gleichförmiger Geschwindigkeit
bewegt werden.

2. Zu Anfang und Ende eines jeden Hubes, da beide Kolben
miteinander arbeiten, die Summe ihrer Wirkungen und Widerstands-
momente, sowie die von beiden miteinander ausgedrückte Luftmenge
ebenso groſs werden als diejenige, welche ein einzeln arbeitender Kolben
in gleicher Zeit ausdrückt.

Die Geschwindigkeit eines jeden Kolbens muſs also vom Anfang
seines Hubes beschleunigt, während der Zeit, da er arbeitet, gleich-
förmig und am Ende, sobald der zweite Kolben seinen Hub beginnt,
verzögert sein.

Baader konstruierte nebengezeichneten einhubigen Wellfuſs
(Fig. 147, a. f. S.), welcher diesen Anforderungen entsprach.

War das Gebläse die wichtigste Maschine in der Hochofenhütte,
so war dies der Hammer in der Frischhütte und in allen Arten von
Hammerhütten, welche ihre Benennung von diesen hatten.

Der Hammer als Werkzeug hat keine groſsen Veränderungen und
Verbesserungen im Laufe des 18. Jahrhunderts erfahren. Diese

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0587" n="573"/><fw place="top" type="header">Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.</fw><lb/>
konstruieren sei, welche weder Cykloide noch Epicykloide ist. Er<lb/>
empfiehlt dabei die einfachen Wellfü&#x017F;se, wie sie in England gebräuch-<lb/>
lich waren, gegenüber den in Deutschland gebräuchlichen doppelten<lb/>
Kämmen, bei welchen zwei Hube bei einem Umgang des Rades<lb/>
gemacht wurden, infolgedessen das Rad aber auch soviel langsamer<lb/>
laufen mu&#x017F;ste.</p><lb/>
                <p>v. <hi rendition="#g">Baader</hi> legt seiner Konstruktion folgende Erwägungen zu<lb/>
Grunde. Um eine ununterbrochene Wirkung eines Cylindergebläses<lb/>
mit zwei Kolben zu erreichen, mu&#x017F;s der eine Hub dem andern etwas<lb/>
voreilen, denn im Augenblick des Wechsels findet nicht gleich ein<lb/>
Ansaugen statt, weil die Luft im schädlichen Raume erst verdünnt<lb/>
werden mu&#x017F;s. Hieraus folgen zwei wesentliche Bedingungen für den<lb/>
Gang der Maschine:</p><lb/>
                <p>1. Der Rückzug oder der einsaugende Hub eines jeden Kolbens<lb/>
mu&#x017F;s in einer kürzeren Zeit vollendet werden als der ausdrückende Hub.</p><lb/>
                <p>2. Jeder Kolben wird also am Ende seines Hubes von dem darauf<lb/>
folgenden Hube des anderen Kolbens eingeholt, und am Anfang und<lb/>
Ende eines jeden Hubes müssen einige Augenblicke lang beide Kolben<lb/>
zusammen arbeiten oder zu gleicher Zeit miteinander Luft ausdrücken.</p><lb/>
                <p>Um an der Ausströmungsöffnung gleichbleibende Ausflu&#x017F;sgeschwin-<lb/>
digkeit zu erhalten, mu&#x017F;s:</p><lb/>
                <p>1. Jeder Kolben während derjenigen Zeit seines Hubes, die er<lb/>
ganz allein arbeitet, mit vollkommen gleichförmiger Geschwindigkeit<lb/>
bewegt werden.</p><lb/>
                <p>2. Zu Anfang und Ende eines jeden Hubes, da beide Kolben<lb/>
miteinander arbeiten, die Summe ihrer Wirkungen und Widerstands-<lb/>
momente, sowie die von beiden miteinander ausgedrückte Luftmenge<lb/>
ebenso gro&#x017F;s werden als diejenige, welche ein einzeln arbeitender Kolben<lb/>
in gleicher Zeit ausdrückt.</p><lb/>
                <p>Die Geschwindigkeit eines jeden Kolbens mu&#x017F;s also vom Anfang<lb/>
seines Hubes beschleunigt, während der Zeit, da er arbeitet, gleich-<lb/>
förmig und am Ende, sobald der zweite Kolben seinen Hub beginnt,<lb/>
verzögert sein.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Baader</hi> konstruierte nebengezeichneten einhubigen Wellfu&#x017F;s<lb/>
(Fig. 147, a. f. S.), welcher diesen Anforderungen entsprach.</p><lb/>
                <p>War das Gebläse die wichtigste Maschine in der Hochofenhütte,<lb/>
so war dies der <hi rendition="#g">Hammer</hi> in der Frischhütte und in allen Arten von<lb/>
Hammerhütten, welche ihre Benennung von diesen hatten.</p><lb/>
                <p>Der Hammer als Werkzeug hat keine gro&#x017F;sen Veränderungen und<lb/>
Verbesserungen im Laufe des 18. Jahrhunderts erfahren. Diese<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[573/0587] Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer. konstruieren sei, welche weder Cykloide noch Epicykloide ist. Er empfiehlt dabei die einfachen Wellfüſse, wie sie in England gebräuch- lich waren, gegenüber den in Deutschland gebräuchlichen doppelten Kämmen, bei welchen zwei Hube bei einem Umgang des Rades gemacht wurden, infolgedessen das Rad aber auch soviel langsamer laufen muſste. v. Baader legt seiner Konstruktion folgende Erwägungen zu Grunde. Um eine ununterbrochene Wirkung eines Cylindergebläses mit zwei Kolben zu erreichen, muſs der eine Hub dem andern etwas voreilen, denn im Augenblick des Wechsels findet nicht gleich ein Ansaugen statt, weil die Luft im schädlichen Raume erst verdünnt werden muſs. Hieraus folgen zwei wesentliche Bedingungen für den Gang der Maschine: 1. Der Rückzug oder der einsaugende Hub eines jeden Kolbens muſs in einer kürzeren Zeit vollendet werden als der ausdrückende Hub. 2. Jeder Kolben wird also am Ende seines Hubes von dem darauf folgenden Hube des anderen Kolbens eingeholt, und am Anfang und Ende eines jeden Hubes müssen einige Augenblicke lang beide Kolben zusammen arbeiten oder zu gleicher Zeit miteinander Luft ausdrücken. Um an der Ausströmungsöffnung gleichbleibende Ausfluſsgeschwin- digkeit zu erhalten, muſs: 1. Jeder Kolben während derjenigen Zeit seines Hubes, die er ganz allein arbeitet, mit vollkommen gleichförmiger Geschwindigkeit bewegt werden. 2. Zu Anfang und Ende eines jeden Hubes, da beide Kolben miteinander arbeiten, die Summe ihrer Wirkungen und Widerstands- momente, sowie die von beiden miteinander ausgedrückte Luftmenge ebenso groſs werden als diejenige, welche ein einzeln arbeitender Kolben in gleicher Zeit ausdrückt. Die Geschwindigkeit eines jeden Kolbens muſs also vom Anfang seines Hubes beschleunigt, während der Zeit, da er arbeitet, gleich- förmig und am Ende, sobald der zweite Kolben seinen Hub beginnt, verzögert sein. Baader konstruierte nebengezeichneten einhubigen Wellfuſs (Fig. 147, a. f. S.), welcher diesen Anforderungen entsprach. War das Gebläse die wichtigste Maschine in der Hochofenhütte, so war dies der Hammer in der Frischhütte und in allen Arten von Hammerhütten, welche ihre Benennung von diesen hatten. Der Hammer als Werkzeug hat keine groſsen Veränderungen und Verbesserungen im Laufe des 18. Jahrhunderts erfahren. Diese

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/587
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/587>, abgerufen am 23.11.2024.