Er stellte diese Versuche an einem der Hochöfen des Devon- Eisenwerks bei Alloa in Schottland in den Jahren 1795 und 1796 an und erzielte durch Einlegen weiterer Formen eine Steigerung der Produktion von 20 auf 33 Tonnen in der Woche, wobei er weniger Brennmaterial, weniger Eisenstein und weniger Kalkstein auf das gleiche Quantum Eisen verbrauchte 1).
Er leitete daraus die Regel ab, dass bei einer gegebenen Kraft eine grosse Luftmenge, die mit einer mässigen Geschwindigkeit in den Ofen geblasen wird, den grössten Vorteil im Schmelzen des Eisensteins gewährt. Doch müsse das richtige Verhältnis zwischen Geschwindig- keit und Menge der Luft erst durch Erfahrung festgestellt werden.
Wichtige Maschinenteile waren die Wellfüsse, Kammen oder Daumen, welche die Kraft vom Motor auf das Gebläse, also bei der alten Einrichtung vom Wasserrad auf den Blasebalg zu übertragen hatten. Das Haupterfordernis war, dass die Bewegung gleichmässig übertragen wurde, weiter kamen in Betracht geringe Reibung und solide Verbindung mit der Welle.
Viele hervorragende Mechaniker beschäftigten sich mit der Lösung dieser Aufgabe. Olaus Römer hatte schon im 17. Jahrhundert die epicykloidische Gestalt der Kammen bei den Zahnrädern als die theoretisch richtigste ermittelt und dieses mechanische Problem war dann von de la Hire, Johann Bernouilli, Euler und Kästner weiter behandelt und theoretisch entwickelt worden. Besonders aber war es der schwedische Mathematiker Peter Elvius, welcher die epicykloidische Form bei den Wellfüssen in Anwendung brachte und seine theoretischen Ermittelungen übertrug Sven Rinman, der sich sehr eingehend mit der Konstruktion der Wellfüsse beschäftigte, in die Praxis. Rinman war es auch, der zuerst die alten hölzernen Hebearme durch eiserne Daumen ersetzte, indem er nachwies, dass deren Reibung eine geringere sei. Man hatte schon früher die Streich- späne der Blasebälge, auf welche die Wellfüsse drückten, mit Eisen- blech überzogen, sowohl der grösseren Haltbarkeit als auch der geringeren Reibung wegen.
Eine sehr gründliche Untersuchung über die beste Form der Wellfüsse für Gebläse veröffentlichte v. Baader in Anschluss an seine Beschreibung und Theorie des englischen Cylindergebläses. Er fand, dass die beste Krümmung der Wellfüsse, um den gleichförmigsten Wechsel des Gebläses hervorzubringen, nach einer krummen Linie zu
1) S. Journal der Physik. Bd. IX, S. 45.
Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
Er stellte diese Versuche an einem der Hochöfen des Devon- Eisenwerks bei Alloa in Schottland in den Jahren 1795 und 1796 an und erzielte durch Einlegen weiterer Formen eine Steigerung der Produktion von 20 auf 33 Tonnen in der Woche, wobei er weniger Brennmaterial, weniger Eisenstein und weniger Kalkstein auf das gleiche Quantum Eisen verbrauchte 1).
Er leitete daraus die Regel ab, daſs bei einer gegebenen Kraft eine groſse Luftmenge, die mit einer mäſsigen Geschwindigkeit in den Ofen geblasen wird, den gröſsten Vorteil im Schmelzen des Eisensteins gewährt. Doch müsse das richtige Verhältnis zwischen Geschwindig- keit und Menge der Luft erst durch Erfahrung festgestellt werden.
Wichtige Maschinenteile waren die Wellfüſse, Kammen oder Daumen, welche die Kraft vom Motor auf das Gebläse, also bei der alten Einrichtung vom Wasserrad auf den Blasebalg zu übertragen hatten. Das Haupterfordernis war, daſs die Bewegung gleichmäſsig übertragen wurde, weiter kamen in Betracht geringe Reibung und solide Verbindung mit der Welle.
Viele hervorragende Mechaniker beschäftigten sich mit der Lösung dieser Aufgabe. Olaus Römer hatte schon im 17. Jahrhundert die epicykloidische Gestalt der Kammen bei den Zahnrädern als die theoretisch richtigste ermittelt und dieses mechanische Problem war dann von de la Hire, Johann Bernouilli, Euler und Kästner weiter behandelt und theoretisch entwickelt worden. Besonders aber war es der schwedische Mathematiker Peter Elvius, welcher die epicykloidische Form bei den Wellfüſsen in Anwendung brachte und seine theoretischen Ermittelungen übertrug Sven Rinman, der sich sehr eingehend mit der Konstruktion der Wellfüſse beschäftigte, in die Praxis. Rinman war es auch, der zuerst die alten hölzernen Hebearme durch eiserne Daumen ersetzte, indem er nachwies, daſs deren Reibung eine geringere sei. Man hatte schon früher die Streich- späne der Blasebälge, auf welche die Wellfüſse drückten, mit Eisen- blech überzogen, sowohl der gröſseren Haltbarkeit als auch der geringeren Reibung wegen.
Eine sehr gründliche Untersuchung über die beste Form der Wellfüſse für Gebläse veröffentlichte v. Baader in Anschluſs an seine Beschreibung und Theorie des englischen Cylindergebläses. Er fand, daſs die beste Krümmung der Wellfüſse, um den gleichförmigsten Wechsel des Gebläses hervorzubringen, nach einer krummen Linie zu
1) S. Journal der Physik. Bd. IX, S. 45.
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Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
Er stellte diese Versuche an einem der Hochöfen des Devon-
Eisenwerks bei Alloa in Schottland in den Jahren 1795 und 1796 an
und erzielte durch Einlegen weiterer Formen eine Steigerung der
Produktion von 20 auf 33 Tonnen in der Woche, wobei er weniger
Brennmaterial, weniger Eisenstein und weniger Kalkstein auf das
gleiche Quantum Eisen verbrauchte 1).
Er leitete daraus die Regel ab, daſs bei einer gegebenen Kraft
eine groſse Luftmenge, die mit einer mäſsigen Geschwindigkeit in den
Ofen geblasen wird, den gröſsten Vorteil im Schmelzen des Eisensteins
gewährt. Doch müsse das richtige Verhältnis zwischen Geschwindig-
keit und Menge der Luft erst durch Erfahrung festgestellt werden.
Wichtige Maschinenteile waren die Wellfüſse, Kammen oder
Daumen, welche die Kraft vom Motor auf das Gebläse, also bei der
alten Einrichtung vom Wasserrad auf den Blasebalg zu übertragen
hatten. Das Haupterfordernis war, daſs die Bewegung gleichmäſsig
übertragen wurde, weiter kamen in Betracht geringe Reibung und
solide Verbindung mit der Welle.
Viele hervorragende Mechaniker beschäftigten sich mit der Lösung
dieser Aufgabe. Olaus Römer hatte schon im 17. Jahrhundert die
epicykloidische Gestalt der Kammen bei den Zahnrädern als die
theoretisch richtigste ermittelt und dieses mechanische Problem war
dann von de la Hire, Johann Bernouilli, Euler und Kästner
weiter behandelt und theoretisch entwickelt worden. Besonders aber
war es der schwedische Mathematiker Peter Elvius, welcher die
epicykloidische Form bei den Wellfüſsen in Anwendung brachte und
seine theoretischen Ermittelungen übertrug Sven Rinman, der sich
sehr eingehend mit der Konstruktion der Wellfüſse beschäftigte, in
die Praxis. Rinman war es auch, der zuerst die alten hölzernen
Hebearme durch eiserne Daumen ersetzte, indem er nachwies, daſs
deren Reibung eine geringere sei. Man hatte schon früher die Streich-
späne der Blasebälge, auf welche die Wellfüſse drückten, mit Eisen-
blech überzogen, sowohl der gröſseren Haltbarkeit als auch der
geringeren Reibung wegen.
Eine sehr gründliche Untersuchung über die beste Form der
Wellfüſse für Gebläse veröffentlichte v. Baader in Anschluſs an seine
Beschreibung und Theorie des englischen Cylindergebläses. Er fand,
daſs die beste Krümmung der Wellfüſse, um den gleichförmigsten
Wechsel des Gebläses hervorzubringen, nach einer krummen Linie zu
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/586>, abgerufen am 23.11.2024.
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