hunderts in England errichtet wurde. Bader schreibt, "die Vorteile der Dampfmaschine, dass man einen Platz für ein Unternehmen wählen kann, wo man will und ohne von einem Wassergefälle abhängig zu sein und dass der Betrieb ohne Unterbrechung und unabhängig von der Jahreszeit das ganze Jahr geführt werden kann, werden in Eng- land und Schottland so hoch geachtet, dass man bei dem Bau eines Hüttenwerkes, wenn man hierzu eine günstige Stelle gefunden hat, lieber die kostbarsten Dampfmaschinen zum Betriebe aller Gebläse, Hammer- und Walzwerke errichtet, als dass man in einer Entfernung von einer Stunde das reichlichste Aufschlagwasser und Gefälle, wo übrigens jene Vorteile nicht in demselben Masse vereinigt werden könnten, zu dieser Absicht benutzte. Man trifft daher auch in jenen Ländern überall wenigstens zehn mit Dampfmaschinen betriebene Werke gegen eins, das mit Wasserkraft betrieben wird, an." So war in England das Verhältnis am Schlusse des Jahrhunderts.
Die eisernen Cylindergebläse hatten den grossen Vorzug geringerer Reibung, geringeren Windverlustes und dass sich ein viel höher gespannter Wind in ihnen erzeugen liess. Diese Vorteile waren so augenfällig, dass die englischen Cylindergebläse auch auf dem Kon- tinent rasche Verbreitung fanden, rascher im Verhältnis als die Dampfmaschinen. Für den Kokshochofenbetrieb waren sie geradezu unentbehrlich geworden, aber auch für den Holzkohlenbetrieb erwiesen sie sich jeder anderen Art von Gebläse überlegen.
Das älteste Cylindergebläse auf dem Kontinent war das zu Creusot in Frankreich erbaute.
Dieses englische Cylindergebläse, welches dort um 1778 errichtet wurde, ist in Fig. 144 abgebildet. Die Stange a wurde durch eine Feuermaschine bewegt und trieb mittels des Balanciers b den Kolben des Gebläsecylinders D, welcher unten offen war. Beim Niedergang trat die Luft durch die geöffneten Klappen e e ein, während sie beim Aufgang durch die Klappen h h in die beiden Regu- latoren E E gedrückt wurde. Die Luft aus den Regulatoren gelangte durch die Leitungen o o in die Trommel oder den Sammelkasten P, von wo aus sie beliebig durch Ableitungsrohre den Hochöfen zugeführt werden konnte. Diese Leitungen lagen in Creusot unterirdisch und traten dicht vor dem Ofen aus der Hüttensohle hervor. Man blies mit einer eisernen Düse durch den rohen Formstein, welcher mit feuerfestem Thon ausgeschmiert wurde, in den Ofen. Das Gebläse hatte eine so gewaltige Kraft, wie Ferber es niemals bei einem andern Gebläse gesehen hatte.
Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
hunderts in England errichtet wurde. Bader schreibt, „die Vorteile der Dampfmaschine, daſs man einen Platz für ein Unternehmen wählen kann, wo man will und ohne von einem Wassergefälle abhängig zu sein und daſs der Betrieb ohne Unterbrechung und unabhängig von der Jahreszeit das ganze Jahr geführt werden kann, werden in Eng- land und Schottland so hoch geachtet, daſs man bei dem Bau eines Hüttenwerkes, wenn man hierzu eine günstige Stelle gefunden hat, lieber die kostbarsten Dampfmaschinen zum Betriebe aller Gebläse, Hammer- und Walzwerke errichtet, als daſs man in einer Entfernung von einer Stunde das reichlichste Aufschlagwasser und Gefälle, wo übrigens jene Vorteile nicht in demselben Maſse vereinigt werden könnten, zu dieser Absicht benutzte. Man trifft daher auch in jenen Ländern überall wenigstens zehn mit Dampfmaschinen betriebene Werke gegen eins, das mit Wasserkraft betrieben wird, an.“ So war in England das Verhältnis am Schlusse des Jahrhunderts.
Die eisernen Cylindergebläse hatten den groſsen Vorzug geringerer Reibung, geringeren Windverlustes und daſs sich ein viel höher gespannter Wind in ihnen erzeugen lieſs. Diese Vorteile waren so augenfällig, daſs die englischen Cylindergebläse auch auf dem Kon- tinent rasche Verbreitung fanden, rascher im Verhältnis als die Dampfmaschinen. Für den Kokshochofenbetrieb waren sie geradezu unentbehrlich geworden, aber auch für den Holzkohlenbetrieb erwiesen sie sich jeder anderen Art von Gebläse überlegen.
Das älteste Cylindergebläse auf dem Kontinent war das zu Creusot in Frankreich erbaute.
Dieses englische Cylindergebläse, welches dort um 1778 errichtet wurde, ist in Fig. 144 abgebildet. Die Stange a wurde durch eine Feuermaschine bewegt und trieb mittels des Balanciers b den Kolben des Gebläsecylinders D, welcher unten offen war. Beim Niedergang trat die Luft durch die geöffneten Klappen e e ein, während sie beim Aufgang durch die Klappen h h in die beiden Regu- latoren E E gedrückt wurde. Die Luft aus den Regulatoren gelangte durch die Leitungen o o in die Trommel oder den Sammelkasten P, von wo aus sie beliebig durch Ableitungsrohre den Hochöfen zugeführt werden konnte. Diese Leitungen lagen in Creusot unterirdisch und traten dicht vor dem Ofen aus der Hüttensohle hervor. Man blies mit einer eisernen Düse durch den rohen Formstein, welcher mit feuerfestem Thon ausgeschmiert wurde, in den Ofen. Das Gebläse hatte eine so gewaltige Kraft, wie Ferber es niemals bei einem andern Gebläse gesehen hatte.
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Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
hunderts in England errichtet wurde. Bader schreibt, „die Vorteile
der Dampfmaschine, daſs man einen Platz für ein Unternehmen wählen
kann, wo man will und ohne von einem Wassergefälle abhängig zu
sein und daſs der Betrieb ohne Unterbrechung und unabhängig von
der Jahreszeit das ganze Jahr geführt werden kann, werden in Eng-
land und Schottland so hoch geachtet, daſs man bei dem Bau eines
Hüttenwerkes, wenn man hierzu eine günstige Stelle gefunden hat,
lieber die kostbarsten Dampfmaschinen zum Betriebe aller Gebläse,
Hammer- und Walzwerke errichtet, als daſs man in einer Entfernung
von einer Stunde das reichlichste Aufschlagwasser und Gefälle, wo
übrigens jene Vorteile nicht in demselben Maſse vereinigt werden
könnten, zu dieser Absicht benutzte. Man trifft daher auch in jenen
Ländern überall wenigstens zehn mit Dampfmaschinen betriebene
Werke gegen eins, das mit Wasserkraft betrieben wird, an.“ So war
in England das Verhältnis am Schlusse des Jahrhunderts.
Die eisernen Cylindergebläse hatten den groſsen Vorzug geringerer
Reibung, geringeren Windverlustes und daſs sich ein viel höher
gespannter Wind in ihnen erzeugen lieſs. Diese Vorteile waren so
augenfällig, daſs die englischen Cylindergebläse auch auf dem Kon-
tinent rasche Verbreitung fanden, rascher im Verhältnis als die
Dampfmaschinen. Für den Kokshochofenbetrieb waren sie geradezu
unentbehrlich geworden, aber auch für den Holzkohlenbetrieb erwiesen
sie sich jeder anderen Art von Gebläse überlegen.
Das älteste Cylindergebläse auf dem Kontinent war das zu Creusot
in Frankreich erbaute.
Dieses englische Cylindergebläse, welches dort um 1778 errichtet
wurde, ist in Fig. 144 abgebildet. Die Stange a wurde durch
eine Feuermaschine bewegt und trieb mittels des Balanciers b den
Kolben des Gebläsecylinders D, welcher unten offen war. Beim
Niedergang trat die Luft durch die geöffneten Klappen e e ein,
während sie beim Aufgang durch die Klappen h h in die beiden Regu-
latoren E E gedrückt wurde. Die Luft aus den Regulatoren gelangte
durch die Leitungen o o in die Trommel oder den Sammelkasten P,
von wo aus sie beliebig durch Ableitungsrohre den Hochöfen zugeführt
werden konnte. Diese Leitungen lagen in Creusot unterirdisch und
traten dicht vor dem Ofen aus der Hüttensohle hervor. Man blies
mit einer eisernen Düse durch den rohen Formstein, welcher mit
feuerfestem Thon ausgeschmiert wurde, in den Ofen. Das Gebläse
hatte eine so gewaltige Kraft, wie Ferber es niemals bei einem
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/578>, abgerufen am 23.11.2024.
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