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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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James Watt und die Dampfmaschine.
Watt selbst ausgeführt, viele wurden von andern erdacht. Für die
Anwendung als Motor der wichtigsten Maschinen für die Eisenindustrie,
für Gebläse, Hämmer und Walzen hat John Wilkinson hervorragendes
Verdienst, andere Übersetzungen, namentlich zur Bewegung von Fuhr-
werken und Fahrzeugen werden wir später erwähnen, wenn wir von
den Dampfschiffen und Lokomotiven handeln werden, deren Anfänge
noch in das 18. Jahrhundert, deren praktische Ausführungen aber
erst in das 19. Jahrhundert fallen.

Nachdem der Erfolg der Wattschen Dampfmaschine anerkannt
und bekannt geworden war, machte man auch in den übrigen Industrie-
ländern Europas, besonders in Deutschland, Frankreich und Russland
Versuche, ebenfalls Dampfmaschinen zu bauen. Die ersten Versuche
in Frankreich fielen nicht besonders glücklich aus. Dagegen bediente
man sich in Frankreich schon früher wie in Deutschland englischer
Maschinen. 1778 war der französische Mühlenbauer Perrier in Soho,
um mit Boulton und Watt wegen einer Dampfmaschine für das Pariser
Wasserwerk zu Passy zu verhandeln. 1779 schickten Boulton und
Watt eine Maschine nach Challiot in Frankreich. 1781 trieb d'Arnal
zu Nimes eine Kornmühle mit zwei Dampfmaschinen, welche das
Wasser auf zehn oberschlächtige Räder pumpten. Auf dem Eisen-
werk Creuzot waren Dampfmaschinen vor 1785 in Anwendung.

In Russland wurde die erste Dampfmaschine 1787 von Engländern
erbaut. 1786 hatte Gascoigne, welcher technischer Leiter der Carron-
Eisenwerke nach Dr. Roebuck gewesen war, eine Kolonie schottischer
Mechaniker in St. Petersburg etabliert, welche die erwähnte Maschine
bauten; dieselbe fiel aber sehr plump aus und war weit schlechter
als die englischen.

In Deutschland wurde die erste Dampfmaschine nach Watts
Grundsätzen in Preussen auf Veranlassung Friedrichs des Grossen
gebaut. Es ist bekannt, wie sehr der grosse König für die industrielle
Entwickelung seines Landes besorgt war. Mit ihm zusammen wirkte
der vortreffliche Minister v. Heinitz. Beide verstanden es, die besten
Leute zu finden; dies bestätigt sich in der Ernennung zweier noch
junger Männer zu Bergräten, des Freiherrn v. Stein, den der König
nach Westfalen entsendete, und des Grafen v. Reden, der 1779
an die Spitze der neugegründeten Bergdeputation in Tarnowitz in
Oberschlesien gesetzt wurde. Um diese Zeit gelangten die ersten
Nachrichten von dem Erfolg der neuen Dampfmaschine nach Preussen.
Friedrich entsandte alsbald zwei erfahrere Hüttenbeamte nach Eng-
land, um Watts Dampfmaschine an Ort und Stelle zu studieren.


James Watt und die Dampfmaschine.
Watt selbst ausgeführt, viele wurden von andern erdacht. Für die
Anwendung als Motor der wichtigsten Maschinen für die Eisenindustrie,
für Gebläse, Hämmer und Walzen hat John Wilkinson hervorragendes
Verdienst, andere Übersetzungen, namentlich zur Bewegung von Fuhr-
werken und Fahrzeugen werden wir später erwähnen, wenn wir von
den Dampfschiffen und Lokomotiven handeln werden, deren Anfänge
noch in das 18. Jahrhundert, deren praktische Ausführungen aber
erst in das 19. Jahrhundert fallen.

Nachdem der Erfolg der Wattschen Dampfmaschine anerkannt
und bekannt geworden war, machte man auch in den übrigen Industrie-
ländern Europas, besonders in Deutschland, Frankreich und Ruſsland
Versuche, ebenfalls Dampfmaschinen zu bauen. Die ersten Versuche
in Frankreich fielen nicht besonders glücklich aus. Dagegen bediente
man sich in Frankreich schon früher wie in Deutschland englischer
Maschinen. 1778 war der französische Mühlenbauer Perrier in Soho,
um mit Boulton und Watt wegen einer Dampfmaschine für das Pariser
Wasserwerk zu Passy zu verhandeln. 1779 schickten Boulton und
Watt eine Maschine nach Challiot in Frankreich. 1781 trieb d’Arnal
zu Nimes eine Kornmühle mit zwei Dampfmaschinen, welche das
Wasser auf zehn oberschlächtige Räder pumpten. Auf dem Eisen-
werk Creuzot waren Dampfmaschinen vor 1785 in Anwendung.

In Ruſsland wurde die erste Dampfmaschine 1787 von Engländern
erbaut. 1786 hatte Gascoigne, welcher technischer Leiter der Carron-
Eisenwerke nach Dr. Roebuck gewesen war, eine Kolonie schottischer
Mechaniker in St. Petersburg etabliert, welche die erwähnte Maschine
bauten; dieselbe fiel aber sehr plump aus und war weit schlechter
als die englischen.

In Deutschland wurde die erste Dampfmaschine nach Watts
Grundsätzen in Preuſsen auf Veranlassung Friedrichs des Groſsen
gebaut. Es ist bekannt, wie sehr der groſse König für die industrielle
Entwickelung seines Landes besorgt war. Mit ihm zusammen wirkte
der vortreffliche Minister v. Heinitz. Beide verstanden es, die besten
Leute zu finden; dies bestätigt sich in der Ernennung zweier noch
junger Männer zu Bergräten, des Freiherrn v. Stein, den der König
nach Westfalen entsendete, und des Grafen v. Reden, der 1779
an die Spitze der neugegründeten Bergdeputation in Tarnowitz in
Oberschlesien gesetzt wurde. Um diese Zeit gelangten die ersten
Nachrichten von dem Erfolg der neuen Dampfmaschine nach Preuſsen.
Friedrich entsandte alsbald zwei erfahrere Hüttenbeamte nach Eng-
land, um Watts Dampfmaschine an Ort und Stelle zu studieren.


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[540/0554] James Watt und die Dampfmaschine. Watt selbst ausgeführt, viele wurden von andern erdacht. Für die Anwendung als Motor der wichtigsten Maschinen für die Eisenindustrie, für Gebläse, Hämmer und Walzen hat John Wilkinson hervorragendes Verdienst, andere Übersetzungen, namentlich zur Bewegung von Fuhr- werken und Fahrzeugen werden wir später erwähnen, wenn wir von den Dampfschiffen und Lokomotiven handeln werden, deren Anfänge noch in das 18. Jahrhundert, deren praktische Ausführungen aber erst in das 19. Jahrhundert fallen. Nachdem der Erfolg der Wattschen Dampfmaschine anerkannt und bekannt geworden war, machte man auch in den übrigen Industrie- ländern Europas, besonders in Deutschland, Frankreich und Ruſsland Versuche, ebenfalls Dampfmaschinen zu bauen. Die ersten Versuche in Frankreich fielen nicht besonders glücklich aus. Dagegen bediente man sich in Frankreich schon früher wie in Deutschland englischer Maschinen. 1778 war der französische Mühlenbauer Perrier in Soho, um mit Boulton und Watt wegen einer Dampfmaschine für das Pariser Wasserwerk zu Passy zu verhandeln. 1779 schickten Boulton und Watt eine Maschine nach Challiot in Frankreich. 1781 trieb d’Arnal zu Nimes eine Kornmühle mit zwei Dampfmaschinen, welche das Wasser auf zehn oberschlächtige Räder pumpten. Auf dem Eisen- werk Creuzot waren Dampfmaschinen vor 1785 in Anwendung. In Ruſsland wurde die erste Dampfmaschine 1787 von Engländern erbaut. 1786 hatte Gascoigne, welcher technischer Leiter der Carron- Eisenwerke nach Dr. Roebuck gewesen war, eine Kolonie schottischer Mechaniker in St. Petersburg etabliert, welche die erwähnte Maschine bauten; dieselbe fiel aber sehr plump aus und war weit schlechter als die englischen. In Deutschland wurde die erste Dampfmaschine nach Watts Grundsätzen in Preuſsen auf Veranlassung Friedrichs des Groſsen gebaut. Es ist bekannt, wie sehr der groſse König für die industrielle Entwickelung seines Landes besorgt war. Mit ihm zusammen wirkte der vortreffliche Minister v. Heinitz. Beide verstanden es, die besten Leute zu finden; dies bestätigt sich in der Ernennung zweier noch junger Männer zu Bergräten, des Freiherrn v. Stein, den der König nach Westfalen entsendete, und des Grafen v. Reden, der 1779 an die Spitze der neugegründeten Bergdeputation in Tarnowitz in Oberschlesien gesetzt wurde. Um diese Zeit gelangten die ersten Nachrichten von dem Erfolg der neuen Dampfmaschine nach Preuſsen. Friedrich entsandte alsbald zwei erfahrere Hüttenbeamte nach Eng- land, um Watts Dampfmaschine an Ort und Stelle zu studieren.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/554>, abgerufen am 23.11.2024.